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Von Frank Bicker (VSC Plauen 1952 e.V,)
Der Beitrag erschien auf Chess-Science, dort zweisprachig in deutsch und russisch. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung
Die Sehnsucht der Menschen nach Frieden ist so alt wie die Geschichte der Menschheit. Im Jahr 1877 wurde in einer russischen Wochenzeitung der Wunsch nach Frieden mit den Mitteln des Schachs kundgetan. Mit der vorgestellten Schachstudie wurde an die Vernunft der Politiker appelliert und gefordert, alles zu tun, dass der Berliner Kongress (13. Juni 1878 – 13. Juli 1878) erfolgreich die Balkankriege beendet und stabile Friedensverträge aushandelt. Sein Appell ist aktueller denn je!
Wer mehr zu den Balkankriegen erfahren möchte, schaut einfach bei Wikipedia nach. Danach wird man viele Entwicklungen im heutigen Europa und der Welt mit anderen Augen sehen und den Artikel zu den Gasvorkommen im Schwarzen Meer „Why the Black Sea could emerge as the world’s next great energy battleground“ besser einordnen können.
Ilya Shumov, ein fantasiereicher russischer Schachkomponist, veröffentlichte am 11. März 1878 als verantwortlicher Schachredakteur in der russischen Wochenzeitschrift „Vsemirnaja illjustracija“ folgende Schachstudie mit dem Titel „Dauerhafter Frieden“:
Erklärung für wenig geübte Schachfreunde:
Endspiele mit ungleichfarbigen Läufern enden sehr oft unentschieden, vor allem wenn die Bauern sich auf den Feldern des eigenen Läufers befinden:
Bauern auf den schwarzen Feldern bei schwarzfedrigem Läufer
Bauern auf weißen Feldern bei weißfeldrigem Läufer
Die ungleichfarbigen Läufer können sich nicht gegenseitig angreifen, weil der eine auf den weißen Feldern schreitet und der andere auf den schwarzen Feldern. Sie koexistieren friedlich miteinander.
Wenn sich auch noch die Bauern auf einer Feldfarbe aufhalten, die vom gegnerischen Läufer nicht attackiert werden können, so können sich die Bauern in Sicherheit wiegen, da der feindliche Läufer ihnen kein Haar krümmen kann.
Einzig der König kann Bauern aus dem Weg räumen. Doch im vorliegenden Fall haben die Könige geringe Chancen, einen feindlichen Bauern zu vernichten, weil bei achtsamer Spielweise der Läufer jederzeit seine Bauern schützen kann.
Zum Beispiel kann in der vorliegenden Stellung, wenn Weiß als erster zieht, der schwarze König dauerhaft mit 1. bf5 auf den Feldern a8 und b8 eingesperrt bleiben, wenn der weiße Läufer die Diagonale h3-c8 nicht mehr verlässt. Im Extremfall wird der schwarze König auf b8 festgesetzt, wenn der weiße Läufer sich auf dem Feld b7 einnistet.
Bei wachsamen Spiel kann keine Seite das bestehende Gleichgewicht zerstören. Deshalb ist die Einigung auf einen dauerhaften Waffenstillstand (Remis) die logische Folge.
Dazu verfasste er folgendes Gedicht:
(Altrussisch) Начинать кому угодпо. Кто оружіе положптъ? Если-бъ всѣ на томъ конгрессѣ
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(Deutsch) Irgendwer beginne. Wer wird die Waffen niederlegen? Wenn alle auf dem Kongress |
Ilya Stepanovich Shumov ( Ilja Stepanowitsch Schumow) wurde am 16. Juni 1819 in Archangelsk geboren und starb im Juli 1881 in Sewastopol am Schwarzen Meer. Er war ein russischer Schachmeister. 1830 wurde Ilya Shumov als Kadett im Marinekorps aufgenommen. Die Lehrer achteten sehr darauf, wie ihre Schüler die Freizeit verbringen. Jeder, der wollte, bekam Schachunterricht. So lernte der elfjährige Ilya Shumov die Grundregeln des Schachspiels.
Er diente bis 1847 als Offizier in der russischen Marine. Am 5. März 1847 wechselte er in das Marineministerium. Ilya Shumov trainiert bei Carl Jänisch, einer der damals stärksten russischen Schachspieler. Die Popularisierung des Schachspiels lag ihm am Herzen. Mit seiner Hilfe wurde 1869 in St. Petersburg ein Schachklub eröffnet Im gleichen Jahr übernahm er die Leitung der Schachspalte in der illustrierten Wochenzeitung „Vsemirnaja illjustracija“(Всемирная иллюстрация), die in St. Petersburg herausgegeben wurde. Nach seinem Tod 1881 übernahm Michail Tschigorin die Leitung der Schachspalte.
Viele Schachaufgaben widmete Ilya Shumov den Kriegen mit der Türkei: die Gefangennahme von Osman Pascha, die Überquerung des Balkans durch russische Truppen, die Eroberung von Kars während des türkisch-russischen Krieges 1877/1878. Oft wurden die Schachkompositionen durch poetische Erklärungen zur Zeitgeschichte ergänzt.
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