Schach in Nachitschewan

von ChessBase
10.05.2012 – In der letzten Woche fand in Nahitschewan ein recht gut besetztes Open statt, an dem sich knapp 50 Spieler und Spielerinnen vornehmlich aus der Region und aus Aserbaidschan, aber auch aus einigen anderen ehemaligen Sowjetrepubliken beteiligten. Die Zugehörigkeit der von Armenien und Aserbaidschan beanspruchten Region wurde 1921 in den sowjetisch-türkischen Verträgen zugunsten Aserbaidschans geregelt. Nach den Ende der Sowjetunion wurde allerdings die Lage als Exklave außerhalb Aserbaidschans wieder deutlich und wegen der Spannungen zwischen Armenien und Aserbaidschan kann die Stadt nur per Flugzeug erreicht werden. Zusammen mit Spielern wie Alexander Khalifman und Boris Grachev gehörte Sergey Tiviakov zu den Favoriten - der Niederländer wurde am Ende Fünfter und hat zudem Zeugnisse der viele tausend Jahre langen Kulturgeschichte des umkämpften Gebietes in einigen Bildern dokumentiert. Als Sieger reiste Viorel Icordachesu aus Nachitschewan ab. Tabelle, Partien, Land und Leute...

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Schach in Nahitschewan
Fotos: Sergey Tviakov


Das Schachzentrum


Schwatz vor der Runden




Alexander Khalifamn


Grachev


Iorachescu


Erster Preis für den Sieger des Turniers: Iordachescu


Esen Baris


Fillipov-Guseinov


Guliyeva


Isganderova


Turkan Gasanova


Azaladze

Endstand:

Rg.   Name FED Elo Pkt. Wtg1 Wtg2 Wtg3
1 GM Iordachescu Viorel MDA 2644 6.5 2592 4 0.0
2 GM Zhigalko Sergei BLR 2649 6.5 2580 4 0.0
3 GM Safarli Eltaj AZE 2645 6.5 2491 5 0.0
4 GM Guseinov Gadir AZE 2616 6.0 2515 3 0.0
5 GM Tiviakov Sergei NED 2673 6.0 2417 3 0.0
6 GM Grachev Boris RUS 2705 5.5 2564 3 0.0
7 GM Mamedov Rauf AZE 2624 5.5 2530 2 0.0
8 GM Mirzoev Azer AZE 2560 5.5 2527 2 0.0
9 GM Esen Baris TUR 2555 5.5 2526 3 0.0
10 GM Shanava Konstantine GEO 2586 5.5 2479 4 0.0
11 GM Khalifman Alexander RUS 2649 5.5 2476 2 0.0
12   Iskandarov Misratdin AZE 2305 5.5 2471 5 0.0
13 GM Filippov Anton UZB 2637 5.5 2471 4 0.0
14 GM Durarbayli Vasif AZE 2543 5.5 2416 3 0.0
15 GM Guliev Sarhan AZE 2498 5.5 2356 5 0.0
16 GM Rasulov Vugar AZE 2526 5.0 2493 2 0.0
17 IM Azaladze Shota GEO 2419 5.0 2490 2 0.0
18 IM Mammadov Zaur AZE 2378 5.0 2439 4 0.0
19 GM Aleksandrov Aleksej BLR 2604 5.0 2408 4 0.0
20 IM Mammadov Ayaz AZE 2404 5.0 2403 4 0.0
21 IM Guliev Logman AZE 2409 5.0 2382 4 0.0
22   Javakhadze Zurab GEO 2418 5.0 2380 4 0.0
23 IM Heydarli Kanan AZE 2329 5.0 2351 2 0.0
24 IM Firat Burak TUR 2405 5.0 2229 4 0.0
25 IM Abdulov Orkhan AZE 2387 4.5 2375 3 0.0
26   Sevdimaliyev Urfan AZE 2196 4.5 2319 3 0.0
27 GM Volkov Sergey RUS 2623 4.5 2310 4 0.0
28 WIM Mammadova Gulnar AZE 2324 4.5 2310 3 0.0
29   Rzayev Bahruz AZE 2360 4.5 2246 3 0.0
30   Aghayev Nijat AZE 2318 4.0 2437 3 0.0
31   Asgarov Mushfig AZE 2257 4.0 2428 3 0.0
32 FM Babayev Talib AZE 2344 4.0 2257 3 0.0
33   Musayev Eldar AZE 2189 4.0 2181 1 0.0
34 WGM Mamedjarova Zeinab AZE 2321 4.0 2177 2 0.0
35   Idrisov Tabriz AZE 2262 3.5 2398 3 0.0
36 WIM Isgandarova Khayala AZE 2203 3.5 2362 2 0.0
37   Orujov Shujaat AZE 2220 3.5 2349 2 0.0
38 WIM Abdulla Khayala AZE 2246 3.5 2285 1 0.0
39   Guliyeva Sabina AZE 1994 3.5 2193 0 0.0
40 WFM Ismayilova Parvana AZE 2068 3.5 2186 2 0.0
41   Hasanova Turkan AZE 2113 3.0 2345 2 0.0
42   Aghasiyev Kamal AZE 2238 3.0 2326 2 0.0
43 WGM Mamedjarova Turkan AZE 2284 3.0 2314 1 0.0
44 WIM Kazimova Narmin AZE 2253 3.0 2206 1 0.0
45 WIM Umudova Nargiz AZE 2220 3.0 2159 1 0.0
46   Bayramov Vugar AZE 2234 3.0 2155 1 0.0
47   Aliakbarov Anar AZE 2200 2.5 2274 1 0.0


Organisator Faik Gasanov

Partien:

 

Bilder aus Nakhchivan

Nachitschewan ist die Hauptstadt der gleichnamigen autonomen Republik Aserbaidschans. Als Exklave ist Nachitschewan vollständig von Armenien umgeben und kann wegen der Spannungen zwischen den beiden Ländern nur per Flugzeug erreicht werden. Die Bevölkerungszahl beträgt ca. 370.000 Einwohner.











Besiedlungsspuren können schon aus dem 2.-1 Jahrtausend vor Chr. mit vielen Bezügen zu den Hochkulturen im Nahen Osten nachgewiesen werden.

Erste Erwähnungen von Nachitschewan gibt es Flavius Iosephus (1 Jh. v. Chr.) und Claudius Ptolomäus, dort als Naksuana. In arabischen und persischen Quellen des Mittelalters (Bin Khordadbeh, Al-Biruni, Bakuvi und weitere) wird Nahitschewan als Nashave bzw. Nagchuvan erwähnt, anderswo (Mohamed Nakhichevani, Hamdullah Gazvini, Ovliya Chelebi) heißt es bereits wie heute Nachitschewan, was als "Land des Noah" gedeutet wird.

Nahitschewan gehörte zum zum Staat Urartu (Ararat) und war seit 521 v. Chr. persische Provinz. Als Stützpunkt auf den großen Karawanenrouten besaß es eine gewisse Bedeutung. Ab 189 v. Chr. war das Gebiet vom armenischen Königshaus der Artaxiden regiert. Nach der Sassanideninvasion wurde Nachitschewan im 4. Jh. n.Chr., wieder persisch. 625 wurde die Stadt im Zuge des Krieges zwischen Persien und Byzanz vom byzantinischen Herrscher Flavios Herakleios vollständig zerstört, später wieder aufgebaut. und fiel bald danach (654) an die Araber unter Emir Habip İbn Mesleme. In der Folge wurde Nahitschewan abwechselnd von Armeniern oder Seldchuken regiert.


Denkmal des Ajami Nakhichevani

Ajami Nakhichevani war ein islamischer Architekt des 12.-13 Jh. und Begründer der Architektenschule von Nachitschewan. Von ihm stammen eine Reihe von Mausoleen in Nahitschewan.


Die Hauptstraße


Heute kein Stau




Ein Frauenzentrum des 19. Jahrhunderts.


Im 12. Jahrhundert erlebte es eine Blütezeit mit einer Bevölkerungszahl von 150.000 bis 200.000 Menschen, die durch den Einfall der Mongolen unter Cengiz  ab1221 beendet wurde. Im Zuge des Mongolensturms wurde das Land größtenteils verwüstet. Nach 1221 wechselte es innerhalb der Mongolenstämme mehrfach den Besitzer. Nach er Eroberung der Stadt durch Timur Lenk 1386 verlor Nahitschewan als Handels- und Militärstützpunkt seine bis dahin bedeutende Stellung.


Cubra Mausoleum


Das Yusuf ibn Quseir Mausoleum

1162 gebaut vom Architekten Ajami ibn Abu Bakr





Im 12. Jahrhundert waren die Leute deutlich kleiner als heute


Das Noah Mausoleum




Antikes Denkmal: Eine Herde aus Steinschafen

Im 16. jh. übernahm der Stamm der Sefevi die Kontrolle über Nahitschewan. Das Gebiet von Aserbaidschan wurde in der Folge von 20 Stämmen in einzelne Khanate aufgeteilt. Mitte des 18.Jh. war der Führer der Kengerli Khan von Nahitschewan, der von hier auch die Staaten Şerur, Ordubad, Mehri, Qafan und weitere regierte.


Palast des Khan


Palast mit Panorama


Blick über die Stadt in die Berge

Nach dem ersten Krieg zwischen Russland und Persien (1805-1813) kam Nahitschewan durch den Vertrag von Gülistan zu Persien. Im zweiten Krieg zwischen Russland und Persien (1826-28) wurde Nahitschewan von den Russen belagert und die Angliederung an Persien durch den Vertrag von Türkmençay (1828) aufgehoben. Mitte des 18 Jh. kam es zu Spannungen zwischen Armenien und Aserbaidschan, da Armenien Ansprüche auf Nahitschewan stellte. 1905 und 1917 wurde deshalb unter den beiden Ländern Krieg geführt.


Heldenfriedhof

Nach der russischen Oktoberrevolution entschieden die Bolschewiki den Regionalstreit über das von der Türkei unterstützte Nahitschewan mit Rücksicht auf Atatürk zugunsten Aserbaidschans.


Denkmal der Aserbaidschanisch-türkischen Freundschaft

Dies wurde in Verträgen von 1921durch die sowjetisch-türkischen Verträge von Moskau und Kars festgeschrieben.



Zum Ende der Sowjetunion kam es in Nahitschewan zum Wiedererwachen der nationalen Bewegung und Aufständen, die von Moskau blutig niedergeschlagen wurden. Nahitschewan erklärte dann als erste Sowjetrepublik die Absicht aus der UdSSR austreten zu wollen.

Nach seiner Degradierung durch Gorbatschow fand Heidar Alijew 1990 in seiner Heimat Nachitschewan Zuflucht.




Dort verschaffte er sich als neuer Vorsitzender des Regionalparlaments und Oberhaupt der Exklave (1990-1993) eine Machtbasis für seinen Sprung nach Aserbaidschan, wo er ein Jahrzehnt (1993-2003) als Präsident des Landes amtierte. Seit Alijews Wechsel in die Hauptstadt Baku hielt Vasif Talibov für ihn die Stellung: seit 1993 ist er ununterbrochen Oberhaupt Nachitschewans in seiner Funktion als Präsident der Ali Medschlis (Parlament).


Weniger prachtvoll: Die Altstadt


Haus aus der Sowjetzeit


Hier mit Anbauten


Gruß aus Nachitschewan: Sergey Tviakov
 

Quelle: http://www.azerbaijans.com/content_763_de.html
und
http://de.wikipedia.org/wiki/Autonome_Republik_Nachitschewan



 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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