In Kürze (10. Februar bis 5. März 2017) beginnt die Weltmeisterschaft der Frauen, diesmal in Form eines K.o.-Turniers.
Eigentlich hätte das Turnier schon im Herbst 2016 stattfinden sollen, doch es fand sich kein Ausrichter. Bei der letzten Präsidiumssitzung der FIDE am Rande der Schacholympiade in Baku erklärte sich schließlich der Iranische Schachverband zur Ausrichtung bereit. Im Iran müssen Frauen jedoch aus religiösen Gründen in der Öffentlichkeit ein Kopftuch tragen. Aus diesem Grund, aber auch wegen der politischen Gegebenheiten, Spannungen zwischen dem Iran, den USA und Israel, haben eine Reihe von eigentlich qualifizierten Spielerinnen ihre Teilnahme abgesagt.
Die Pflicht zum Tragen eine Kopftuches in der Öffentlichkeit, also auch während des Turniers, gilt im Iran auch für nicht-muslimische Frauen. Diese und weitere Einschränkungen - so darf eine Spielerin sich nicht alleine mit einem "fremden" Mann in einem Zimmer aufhalten, was die Zusammenarbeit der Spielerinnen mit ihren männlichen Trainer stark beeinträchtigt - wurde von einigen Spielerinnen und in der Folge auch von der allgemeinen Presse thematisiert und kritisiert. Andere Spielerinnen sehen die Angelegenheit jedoch pragmatisch und halten sich einfach an die "ortsüblichen Gepflogenheiten".
Der Radiosender Deutschlandradio Kultur hat sich kürzlich in einem Beitrag mit dieser Angelegenheit beschäftigt und interviewte drei betroffene Spielerinnen der Frauen-Bundesligamannschaft des Hamburger Schachklubs, Sarasadat Khademalsharie, Atousha Pourkashian, beide aus dem Iran, und die polnische WGM Monika Socko, sowie Mannschaftsführer Andreas Albers.
Sarasadat Khadelmalsharie berichtet, dass das Leben in ihrem Heimatland viel besser sei, als es anderswo in den Medien dargestellt wird. Für sie sei das Tragen eines Kopftuches ganz normal. Und beim Schach, wo man sich nicht bewege, behindere es auch nicht wie etwa in anderen Sportarten.
Auch Atousha Pourkashian meint, es gäbe einen Unterschied zwischen der Realität des Lebens im Iran und dem, was die Medien hier davon zeigten.
Andreas Albers vom Hamburger Schachklub betont in seinem Statement, dass es sehr schwierig sei, den Sport aus der Politik heraus zu halten, dass die Entscheidungen der Sportverbände bei der Vergabe von Offiziellen Turnieren allerdings manchmal sehr unglücklich sei.
Monika Socko sieht die Anforderung als Profi ganz pragmatisch: Wenn in einem Land das Tragen von Kopftüchern üblich sei, dann erfülle sie eben diese Auflage.
Zudem wurde ein Interview mit dem ehemaligen Basketballbundestrainer Dirk Bauermann geführt , der auch Nationaltrainer in Griechenland, Russland und dem Iran war und über die Unterschiede in den verschiedenen Ländern spricht.
Zum Beitrag bei Deutschlandradio Kultur