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Der zuvor in Burghausen an der bayerisch-Salzburger Landesgrenze tätige Chefredakteur, Herausgeber, vielfache Autor und Aufklärer Lorenz Hübner (1751-1807) berichtet in den Jahren 1792/93 auch vom Schachspiel in Salzburg.
Dieses war damals noch ein Fürsterzbistum, umfasste also zugleich die geistliche als auch weltliche Herrschaft. Salzburg, 1328 nach vorheriger noch loser Abhängigkeit vom Herzogtum Bayern eigenständig, kam erst endgültig nach den napoleonischen Kriegen als zweitjüngstes Bundesland 1816 zu Österreich. Den Salzburger Erzbischöfen kam nach einem früheren Machtkampf gegen Magdeburg der hohe Rang „Primas Germaniae“ zu, zählten also zu den Hervorragendsten in ganz Deutschland und trugen, obgleich eigentlich nicht Kardinäle, als einzige auch Purpur.
Lorenz Hübner war als zu aufklärerisch aus dem strengen und autoritären München quasi nach Salzburg geflüchtet, bzw. wurde er 1784 dazu eingeladen dort das Zeitungswesen aufzubauen. Er schuf das Salzburger Intelligenzblatt und die Oberdeutsche Literaturzeitung. Seine Beschreibungen sind eine der wesentlichsten Quellen zur damaligen Salzburger Zeit. 1801 wurde er, wieder in München, zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften.
Er beschreibt im Kapitel „Über die milden Stiftungen“ und die Erziehungshäuser, neben dem historisch-sozial Interessanten, dass es z. B. in Mülln zwei Waisenhäuser gab, dass konkret die Zöglinge, also Internatsschüler und Studenten des Siebenstädter Kollegiums, das 1702 gegründet wurde, in der Freizeit auch Schach spielten.
„An den Ergötzungstagen und besonders, wenn das Wetter einen Spaziergang zu machen nicht erlaubt, unterhalten sich die Herren Cavaliers mit dem Billard, Schach, tric-trac (also Backgammon), oder Volantspielen. Auch ist ihnen unter den Augen der Vorgesetzten gegen geringes Geld ein Commercespiel erlaubt.“ S 564.
Ansonst stand neben dem Unterricht auch „Zeichnen, Tanzen, Fechten, Reiten und Voltigieren“ auf dem Pflichtprogramm.
Bei diesem „Siebenstädter Kollegium“, wo Hübner das konkret beobachten konnte, waren Schüler der Städte Salzburg, Hallein, Radstadt, Laufen (Oberndorf), Tittmoning und Mühldorf (nun bayerischer Rupertiwinkel) dabei. Es ist anzunehmen, dass die Studenten in den anderen angeführten 6 Kollegien, das Virgilianische usw., ebenso gelegentlich gespielt hatten. Einige befanden sich nahe des Makartplatzes, ca. 100 m vom Mozart Wohnhaus entfernt, damals Hanibalplatz bezeichnet.
Mozarts Wohnhaus
Es waren auch Kontingente für Studenten aus armen Elternhaus durch milde Stiftungen reserviert.
Wieso allerdings im Jahr 1772, also 20 Jahre zuvor, in der Mozartzeit, der Fürsterzbischof Hyronimus von Colloredo (1732–1812) durch Patent v. 4.12. unter anderem das Schachspiel an Sonn- und Feiertagen in den Salzburger Kaffee- und Schokoladehäusern vor 4 Uhr (16.00) Uhr, also von der Früh bis nachmittags, verboten hatte ("...lassen es abbiethen..und abstellen…alles Charten,- Würfel-und Schachspiel,…sondern vorzüglich (vor allem) das Billard- und Ballspiel…"), bleibt hingegen unklar.
Fürsterzbischof Hyronimus von Colloredo
Zumal es ja dann im Winter schon bald dunkel wurde und es noch kein elektrisches Licht gab. Die Kaffeehäuser mussten von 8-10 Uhr und von 15-16.00 Uhr vollkommen sperren.
H. Colloredo galt zwar einerseits als aufklärerisch, ließ Hübner veröffentlichen, verbot aber unter anderem sogar das Abbrennen von Sonnwendfeuern, das Metzgerspringen (Wassertaufe), das Wetterläuten, Abschießen von Böllern bei Prozessionen oder die Eselsritte am Palmsonntag. 1779 kritisierte er sogar die Passionsspiele.
Dass es zur Französischen- und den bürgerlichen Revolutionen kam, mit Sympathien in allen Ländern, wird also nicht überraschen.
Quelle:
Hübner, Lorenz: Beschreibung der hochfürstlich-erzbischöflichen Haupt- und Residenzstadt Salzburg und ihrer Gegenden verbunden mit ihrer ältesten Geschichte, 2 Bde., Salzburg 1792–1793, S 564.
Fürsterzbischöfliches Patent v. 4.12.1772
Fotos: Wikipedia
Epilog:
Zwei „gemeine“ Schachbretter fanden sich 1717 im Bestandskatalog der erzbischöflichen Residenz. Zum Salzburger Schach in der Zeit der Renaissance gibt es zwar ein sehr schweres Marmorschachbrett im Archiv des Museums, aber ohne Figuren. Wahrscheinlich ein frühes Gartenschach. Zudem fehlen bislang leider konkrete Quellen zu Wettkämpfen oder anzunehmende kleine Turniere. Ein Spiel wurde meisten nur gespielt und wurde leider kam darüber etwas aufgezeichnet.