Schachboxen: Berlin-London 1:2

von ChessBase
29.06.2011 – Der Vergleich zwischen dem Berliner Schachbox Verein und dem London Chess Boxing Club endete mit 1:2 zugunsten der Gäste. Am vergangenen Freitag wurden im Berliner Tape Club drei Kämpfe ausgetragen, die allesamt im Schach entschieden wurden. Nach den Vorkämpfen stand es 1:1. Tim Bendfield, nach schönem Läuferopfer auf h6, und Nils Becker mit überlegener Schachtechnik hatten je einmal für London und Berlin gepunktet. Im entscheidenden Hauptkampf war die boxerische Überlegenheit des Berliners Lukasz Kosowski so groß, dass ein technisches K.O. in der Luft lag. Doch in der 7. (Schach-)Runde setzte sich der Londoner durch und entschied den Kampf für sich und seinen Verein. Am späteren Abend traf man sich erneut bei der Afterfight-Party, zu der auch die B.Z. eine Reporterin schickte. Arno Nickel hat sich die Kämpfe angeschaut und einen Bericht geschickt. Offizielle Seite... Rita Bond in der BZ...Bericht, Partien, Videos..

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Presskonferenz

In der Pressekonferenz sorgten die Engländer für Aufregung, als die behaupteten, Schachboxen sei schon in den 1970er Jahren in London erfunden worden.

Ergebnisse

1. Kampf:  Tim Bendfield (London) gegen Alex "The Snake" Troll 1-0 (Schach),
2. Kampf: Nils Becker (Berlin) gegen Nick Cornish (1-0 (Schach),
Hauptkampf: Lukasz "Frog" Kosowski (Berlin) gegen Daniel Rivas Lizarraga 0-1 (Schach)


London schlägt Berlin
Von Arno Nickel

In der Schachpartie des ersten Vorkampfs kam es am Schluss zu einer sehenswerten Kombination des Engländers Tim Bendfield (mit Weiß), der mit einem Läufer-Scheinopfer auf h6 (24.Lh6+) den schwarzen König von g7 dort hinlockte und ihm dann mit der Dame auf f6 (25.Dxf6) den Rückzug abschnitt.

In diesem Kampf gegen den Berliner Alex "The Snake" Troll dominierte London eindeutig im Schach, während der Boxkampf relativ ausgeglichen war. Seinen entscheidenden Vorteil erreichte der Engländer am Ende der 5. Runde mit dem erwähnten Läuferopfer. Der Berliner hätte in der 6. Runde durch K.o. im Boxen gewinnen müssen, was nicht ganz unmöglich erschien, aber ihm trotz verzweifelter Anstrengungen nicht gelingen wollte.

Der zweite Wettkampf zeigte einen im Schach überlegenen Nils Becker (mit Weiß), der es zunächst mit der Englischen (!) Eröffnung sehr ruhig anging, aber dennoch einen großen Zeitvorteil herausholte.

 

Nach der 5. Runde hatte Nils in deutlich besserer Stellung (aber ohne greifbaren Vorteil) noch 8 Minuten auf der Uhr, sein Gegner leicht unter 4 Minuten. Der im Boxen stärkere und aggressivere Nick Cornish, dem der Ruf eines brutalen Kneipenboxers vorauseilte, setzte Nils in der 6. (Box-)Runde stark unter Druck, und obwohl dieser sich tapfer mit Kontern wehrte und nicht versteckte, wirkte er doch körperlich leicht angeschlagen. 

 

Zu seinem Glück und etwas überraschend verlor nun aber der Engländer in der 7. (Schach-)Runde zunehmend den Durchblick, seine bis dahin zähe Verteidigungsstellung brach zusammen und seine Uhr zeigte am Ende nur noch 39 Sekunden an gegenüber 7 Minuten auf Nils' Uhr. Nick Cornish versuchte alles, um den Berliner auszuknocken, der sich jedoch heroisch wehrte und in der nachfolgenden 9. (Schach-)Runde mit leichter Hand, wenn auch schwindender Kraft gewann.

Im Hauptkampf geriet Lukasz "Frog" Kosowski durch grob fehlerhaftes Spiel (Verlust von Springer auf f3 und Turm auf h1) gleich in der ersten Runde unter die Räder, was auf übergroße Nervosität und absoluten Konzentrationsmangel hindeutete. In der 2. (Box-)Runde dominierte er erwartungsgemäß seinen Gegner, Daniel Rivas Lizarraga, der schon bald zu klammern anfing. In der 3.(Schach-)Runde unterlief dem Engländer, der sehr schnell spielte, ein horrender Flüchtigkeitsfehler, indem er die Dame auf h6 einstellte. Das Material war danach wieder einigermaßen ausgeglichen bei bleibendem Stellungsvorteil von Schwarz mit den aktiveren Figuren. Der für London spielende Spanier spielte danach sehr konzentriert und setzte den gebürtigen Polen, der nun auch deutlich in Zeitnachteil geriet, immer mehr unter Druck.

In der 4. (Box-)Runde war die Überlegenheit von Lukasz Kosowski so groß, dass ein technischer Knockout bereits in der Luft lag. Doch in der 5. (Schach-)Runde verlor er völlig den Überblick und lief am Ende sogar in eine einzügige Mattfalle, die in der nächsten Schachrunde zur Exekution auf ihn wartete. Die 6. (Box-)Runde bildete den dramatischen Box-Höhepunkt des Abends, als der rein defensive Engländer nur noch versuchte, irgendwie - gelegentlich auch durch Unterlaufen des Gegners mit geducktem Kopf - über die Runden zukommen. Die Zuschauer forderten vehement einen Abbruch durch den Kampfrichter, der es jedoch bei Ermahnungen beließ, so dass die Klammertaktik von Daniel Lizarraga letztlich aufging. 

Durch seinen Gewinn in der 7. (Schach-)Runde siegte der Londoner Schachbox-Verein mit 2 : 1 gegen die Berliner Schachboxer. Als äußerst faire und versöhnende Geste trug Daniel Lizarraga seinen unglücklich gescheiterten Gegner, Lukasz Kosowski, anschließend unter Publikumsbeifall durch den Ring und um den Schachtisch herum. Ein guter Übergang zur "After Fight Party"... 

 

 

 

 

 


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