07.07.2022 – Die Schacholympiade in Chennai wird mit 188 Teams im Offenen Turnier und 162 Teams im Frauenturnier einen neuen Teilnehmerrekord feiern. Zwei Verbände sind jedoch nicht am Start. Der russische Verband wurde wegen des Überfalls von Russland auf die Ukraine mit seinen beiden Teams vom Turnier ausgeschlossen. Der chinesische Verband hat ebenfalls auf eine Teilnahme verzichtet, offenbar als Schutz gegen die Pandemie. | Foto: FIDE
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FDie All-Indian Chess Federation ist kurzfristig für den russischen Schachverband als Organisator der 44. Schacholympiade eingesprungen. Ursprünglich sollte die Schacholympiade 2020 in Khanty-Mansijsk stattfinden und wurde wegen der Pandemie verschoben. Dann war Moskau als Austragungsort für 2022 vorgesehen, doch mit dem Angriff auf die Ukraine hat Russland die friedliche Völkergemeinschaft verlassen. Die Organisation der Schacholympiade, ein großes völkerverbindendes friedliches Sportfest, wurde dem russischen Schachverband daraufhin entzogen und der indische Schachverband sprang kurzfristig ein.
Der russische Verband ist auch nicht als Teilnehmer vertreten. Das Männer- und das Frauenteam waren in der Vergangenheit immer Mitfavoriten auf die Goldmedaille und wären es auch hier gewesen. Doch die russischen Sportverbände wurden von der Teilnahme an internationalen Sportveranstaltungen ausgeschlossen.
Etwas überraschend findet man aber auch die chinesischen Teams nicht in der Teilnehmerliste, weder im offenen Wettbewerb, noch im Frauenturnier. Auch China wäre in beiden Wettbewerben Mitfavorit gewesen und hatte bei der letzten Schacholympiade 2018 in Batumi in beiden Turnieren die Goldmedaille gewonnen. China hat sich aber angesichts der anhaltenden Pandemie völlig abgeschottet und erlaubt seinen Bürgern nur ausnahmsweise, das Land zu verlassen.
So ist nun das Team der USA der hohe Favorit in der Offenen Olympiade.
Fabiano Caruana, Wesley So, erstmals Levon Aronian und Leinier Dominguez und Sam Shankland bringen ein Kampfgewicht von 2771 im Schnitt auf die Elowaage. Zwar war es vor vier Jahren sogar noch ein Punkt mehr, aber ohne Russland und China ist der Abstand zum nächsten Team gewaltig. Das ist Aserbaidschan mit einem Schnitt von 2705, deutlich weniger als vor vier Jahren.
Hinter Aserbaidschan kommt schon Indien, ohne Anand, aber mit Vidt, Harikrishna und Erigaisi.
Sagar Shah (ChessBase India) stellt die indischen Teams vor:
Norwegen nimmt dem Eloriesen Magnus Carlsen Platz vier in der Setzliste ein, wird vermutlich aber schlechter abschneiden. Auch der Weltmeister kann, egal wie hoch sein Eloüberschuss ist, immer nur einen Punkt machen.
Die junge deutsche Mannschaft hat sich in der Setzliste nach Elo gegenüber der letzten Olympiade von Platz 15 auf Platz neun vorgearbeitet. Die Abstände zum folgenden englischen Team und zu den Niederlanden und der Ukraine vor den Deutschen sind nur gering. Es wird spannend sein zu sehen, wie die vier jungen deutschen Großmeister Keymer, Blübaum, Svane und Kollars und der erfahrene Routinier Nisipeanu sich hier schlagen werden.
Das Team wird von Jan Gustafsson als Coach unterstützt.
Hinter England auf Rang neun folgte schon Indien zwei auf zehn, ebenfalls mit einem Mix aus vornehmlich sehr jungen und einigen erfahreneren Spielern. Indien 2 ist die Perspektivmannschaft mit den Wunderkindern Praggnanandhaa, Nihal und Gukesh.
Als Ausrichter stellt Indien noch eine dritte Mannschaft, die sich aus Spielern aus der "zweiten Reihe" zusammensetzt, angeführt von Ganguly. Natürlich haben alle diese Spieler auch Elozahlen über 2600 und belegen immerhin noch Platz 17 in der Setzliste.
Massive Probleme scheint es hingegen in der französischen Mannschaft beziehungsweise im französischen Verband zu geben. Hier fehlen die Topspieler Alireza Firouzja, Maxime Vachier-Lagrave, Etienne Bacrot und auch Christian Bauer. Frankreich nimmt mit einer "B-Mannschaft" nur Platz 15 In der Setzliste ein.
Frauenolympiade
Bei der Frauenolympiade fällt das Fehlen der beiden Topteams aus Russland und China noch mehr ins Gewicht. Bei den vergangenen elf Schacholympiaden der Frauen seit 1998 haben China und Russland zusammen neunmal die Goldmedaille gewonnen.
In der Setzliste der 44. Schacholympiade nimmt nun aber keines der klassischen Frauenschachländer den ersten Platz ein, sondern Indien. Humpy Koneru und Harika Dronavalli besetzen nehmen die ersten Bretter. Außerdem spielen Vaishali, Tania Sachdev und Kulkarni Bhakti.
Die Ukraine mit den beiden Muzychuk-Schwestern an den Spitzenbrettern, ohne Zweifel einer der Topfavoriten auf die Goldmedaille, folgt erst auf Platz zwei. Hinter dem schlagkräftigen georgischen Team mit vielen bekannten Namen kommt schon Kasachstan, das besonders im Frauenschach einen gewaltigen Leistungssprung gemacht hat.
Das polnische Team wird nun von Alina Kashlinskaya angeführt. Die Ehefrau von Radoslaw Wojtaszek ist vom russischen in den polnischen Verband gewechselt. Monika Socko vertritt Brett zwei. An den übrigen drei Brettern gibt der polnische Verband jüngeren Spielerinnen eine Chance.
Das französische Team mit Marie Sebag an Eins nimmt Platz fünf in der Setzliste ein.
Der Deutsche Schachbund tritt mit Elisabeth Pähtz, Hanna Marie Klek, Dinara Wagner, Josefine Heinemann und Jana Schneider an und belegt Platz neun der Setzliste.
Begleitet und unterstützt wird das Team vom Frauen-Bundestrainer Yury Yakovich.
Auf Platz zwölf der Setzliste folgt aber auch hier schon wieder das zweite indische Frauenteam.
Der Startschuss zur 44. Schacholympiade im Mutterland des Schachs fällt am 29. Juli. Bis zum 9. August werden elf Runden nach Schweizer System gespielt. Austragungsort ist der Badeort Mahabalipuram in der Nähe von Chennai. Es wird eine heiße Schacholympiade. Die Temperaturen im Juli bewegen sich zwischen 30 und 35 Grad.
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