Schacholympiade: Caruanas Team auf Kurs

von André Schulz
26.09.2018 – Nach drei Runden der Schacholympiade weisen noch 18 Teams die maximale Punktzahl auf. Frankreich liegt mit der besten Zweitwertung vorne. Im Frauenturnier führen China und Armenien vor zehn anderen Teams mit maximaler Punktzahl. Die deutschen Teams spielten heute beiden unentschieden, die Männer gegen Serbien, die Frauen gegen Israel. | Foto: David Llada

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Deutschland zweimal Unentschieden

Das US-Team mit Fabiano Caruana, Wesley So, Hikaru Nakamura, Samual Shankland und Ray Robson ist nicht nur Titelverteidiger bei der Schacholympiade in Batumi, die Mannschaft ist aufgrund der hohen Durchschnitts-Elozahl auch der Top-Favorit auf die Goldmedaille. Caruana, So und Nakamura gehören allesamt zur absoluten Weltspitze mit Zahlen über oder etwas unter 2800. Sam Shankland möchte ebenfalls dorthin. In der heutigen 3. Runde trafen die USA auf die Niederlande, die mit Anish Giri an Brett eins aber sicher nicht zur normalen Laufkundschaft gehören.

Vor der Runde hatte sich Anish Giri gegenüber Sagar Sah von ChessBase India über die Chancen ausgelassen und sah Sam Shankland als das schwächste Glied in der US-Kette.

 

Die Begegnung zwischen Anish Giri und Fabiano Caruana war dann allerdings nur dem Namen nach eine Spitzenpartie. Sie endete in der Berliner Verteidigung doch recht ereignislos mit der raschen Punkteteilung. Während Loek van Wely an Brett drei mit den weißen Steinen Hikaru Nakamura gut unter Kontrolle hielt, kämpfte Erwin L'Ami an Brett zwei gegen Wesley So mit großen Schwierigkeiten. 

Aus der Spanischen Partie heraus war eine Struktur entstanden, die für die Königsindische Verteidigung typisch ist.

 

Der US-Großmeister opferte erst auf c5 und später auf d6 zwei Bauern und drang dann hässlich über die offene d-Linie in die schwarze Stellung ein. l'Ami wehrte sich nach Kräften, stand aber auf verlorenem Posten, auch wenn er mit Minusqualität noch lange ums Remis kämpfte - am Ende allerdings ohne Erfolg.

 

In der Partie zwischen Samuel Shankland und Jorden van Foreest war eine völlig ausgeglichene Position entstanden, in der man sich bald die Hände zum Remis hätte reichen können. Doch der junge Niederländer verspürte Unternehmungslust und begann zu kombinieren.

 

Nach 37...f6 oder 37...Lb4 ist nichts los. Stattdessen spielte Schwarz 37...Lb2, um sich den Läufer nach 38.Lxb2 mit 38...Sc4 zurückzuholen. Doch nach dem Schlagen auf b2 spielte Weiß 40.Lb3 und der Rückzug des Springers kostete einen entscheidenden Bauern. Schwarz opferte stattdessen die Figur auf a4, erzielte damit aber auch kein besseres Ergebnis als eine Niederlage.

Eine hochklassige Begegnung gab es am ersten Brett des Wettkampfes zwischen Ungarn und Usbekistan. Dort trafen der Vizeweltmeister von 2004, Peter Leko, und der FIDE-Weltmeister des gleichen Jahres, Rustam Kasimdzhanov, aufeinander. Der Vergleich endete zugunsten des Ungarns, nachdem die schwarze Stellung in der Italienischen Partie plötzlich in sich zusammen fiel.

 

Zu viele Probleme in der Schwarzen Stellung.

Anand und Harikrishna  | Foto: ChessBase India

Indien, angeführt von Viswanathan Anand, hatte es mit Kanada zu tun. Mit Eric Hansen und Evgeny Bareev an den Spitzenbrettern ist Kanada inzwischen ein durchaus ernst zu nehmender Gegner. Am Spitzenbrett durfte /musste Eric Hansen gegen den 15. Weltmeister ran. Anand wählte gegen die Spanische Partie die trendige Variante mit 3...g6 (Aronian-Variante) und überspielte seinen jungen Gegner dann auf sehr überzeugende Weise.

 

Hier folgte das Manöver 30...Le4 und 31...Ld3. Weiß war völlig paralysiert und gab bald danach auf.

Aronian-Variante - Ein modernes Repertoire gegen Spanisch

Ausgangspunkt der Aronian-Variante in der spanischen Partie (1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5) ist der Zug 3...Sge7, der nach Carlo Cozio benannt wurde, einem italienischen Schachmeister aus dem 18. Jahrhundert.

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Harikrishna und Sasikiran erhöhten. Bareev holte gegen Vidit ein Remis.

Russland gewann gegen Georgien 2 recht knapp, aber ausreichend mit 2,5:1,5. An den Brettern zwei bis vier endeten die Partien der russischen Super-GMs gegen die weniger bekannten Georgier remis. Vladimir Kramnik machte an Brett drei den Siegpunkt.

Ein anderer Mitfavorit, China, gewann gegen Peru mit 3:1, wobei allerdings Jorge Cori seine Partie gegen Wei Yi gewann. Glatte Favoritensiege feierten außerdem Frankreich gegen Algerien und Aserbaidschan gegen Slowenien, während Polen gegen Portugal "nur" mit 2,5:1,5 gewann, weil Duda am Spitzenbrett gegen Galego verlor. Auch England konnte Brasilien nur mit 2,5:1,5 besiegen. Hier holte David Howell den Siegpunkt - die übrigen Partien endeten remis. 

Nach zwei leichten Gegnern, Syrien und Myanmar, hatte die deutsche Mannschaft heute mit Serbien die erste echte Herausforderung, war aber natürlich auf dem Papier der Favorit. Georg Meier beendete gegen Milos Roganovic als Erster seine Partie - mit der Punkteteilung. Rasmus Svane musste sich gegen Velimir Ivic, ebenfalls mit Schwarz, in der Caro-Kann-Verteidigung ein Figurenopfer gefallen lassen. Das Ergebnis war eine offene Königsstellung bei gleichzeitiger Unterentwicklung.

 

Die lange weiße Rochade war ein neuer Versuch in dieser Stellung. Während Weiß zum Angriff blies, nutzte der Lübecker die nächste Gelegenheit, um mit der Dame auf a2 einzubrechen und dann Dauerschach zu geben. Matthias Blübaum und Liviu-Dieter Nisipeanu standen in ihren Weißpartien etwas besser, doch auch hier wurde schließlich der Punkt geteilt. Endergebnis: 2:2.

Ergebnisse der 3. Runde

Team Team Pts. MP Res. : Res. MP Pts. Team Team
FRA France 8 4 : ½ 4 7 Algeria ALG
POR Portugal 7 4 : 4 8 Poland POL
NED Netherlands 8 4 1 : 3 4 United States of America USA
PER Peru 8 4 1 : 3 4 China CHN
AZE Azerbaijan 4 : ½ 4 8 Slovenia SLO
BRA Brazil 8 4 : 4 England ENG
VIE Vietnam 4 : ½ 4 8 Bangladesh BAN
ISL Iceland 4 ½ : 4 Israel ISR
GER Germany 4 2 : 2 4 Serbia SRB
PHI Philippines 4 1 : 3 4 Croatia CRO
BIH Bosnia & Herzegovina 4 : 4 Argentina ARG
UKR Ukraine 6 4 : 4 Romania ROU
ARM Armenia 6 4 : 4 Turkey TUR
IRI Iran 4 3 : 1 4 6 Belarus BLR
MDA Moldova 6 4 2 : 2 4 Spain ESP

...

Partien

 

Stand nach drei Runden

Rk. Team Team
1 France FRA
2 Israel ISR
3 India IND
4 Iran IRI
5 Azerbaijan AZE
6 China CHN
7 Croatia CRO
8 Greece GRE
  Vietnam VIE
  Sweden SWE
11 England ENG
12 Ukraine UKR
  Armenia ARM
14 Poland POL
15 Argentina ARG
16 United States of America USA
  Russia RUS
  Czech Republic CZE
19 Germany GER

...

Frauenturnier

Die Rückkehr von Anand in die indische Olympiamannschaft ist sehr erfreulich - 2006 hatte er zuletzt dort gespielt. Eine echte Sensation ist jedoch die Teilnahme von Humpy Koneru. Es schien ja fast, als hätte die indische Topspielerin und frühere Nummer zwei in der Frauenrangliste sich ganz vom Schach zurückgezogen. Nun ist sie also wieder da und mit Koneru ist das indische Frauen-Team ein echter Mitfavorit auf eine der Medaillen. Mit und ohne Koneru - sie setzte in Runde zwei aus - gewannen die Inderinnen bislang alle Partien. Zweimal 4:0 stand vor der Runde zu Buche. Heute hieß der Gegner Serbien. 

Koneru traf mit Schwarz auf Jovana Rapport und kam in einer recht kräftig geführten Partie schnell zu einem vollen Punkt.

 

Nach 27...Th1 gab Weiß auf.

Humpy und Harika | Foto: Niklesh Jain

Doch an den hinteren Brettern unterlagen Eesha Karavade und Rout Padmini gegen Adela Velikic und Teodora Injac. Harika war nun gefordert. Sie schaffte den Sieg gegen Jovana Eric und glich wenigstens für Indien zum 2:2 aus. Auch Polen kam gegen die Türkei nicht über ein 2:2 hinaus.

Die deutschen Frauen hatten in der 2. Runde gegen das dritte georgische Team zumindest in der Partie von Elisabeth Pähtz reichlich Pech und spielten am Ende 2:2. In der 3. Runde wartete nun das Team von Israel -  nicht unbedingt der ideale Aufbaugegner. 

Elisabeth Pähtz spielte gegen Yuliya Schvayger remis. Sarah Hoolt gewann gegen Masha Klinova, aber Zoya Schleining verlor gegen Olga Gutmakher. So hing das Ergebnis an der Partie von Filiz Osmanodja (mit Schwarz) gegen Marsel Efroimski. Die Partie endete remis und somit auch der Wettkampf.

Zoya Schleining | Foto: David Llada

Ergebnisse der 3. Runde

Team Team Pts. MP Res. : Res. MP Pts. Team Team
SRB Serbia 7 4 2 : 2 4 8 India IND
ENG England 7 4 1 : 3 4 8 Azerbaijan AZE
LTU Lithuania 7 4 ½ : 4 8 Vietnam VIE
ROU Romania 8 4 1 : 3 4 Ukraine UKR
CUB Cuba 8 4 ½ : 4 China CHN
TUR Turkey 8 4 2 : 2 4 Poland POL
GRE Greece 8 4 ½ : 4 Armenia ARM
ARG Argentina 8 4 2 : 2 4 Hungary HUN
GEO2 Georgia 2 4 2 : 2 4 Spain ESP
CZE Czech Republic 4 : 4 Italy ITA
SVK Slovakia 4 ½ : 4 Iran IRI
FRA France 6 4 : 4 7 Georgia 1 GEO1
USA United States of America 7 4 : 4 Canada CAN
SLO Slovenia 6 4 : 4 7 Netherlands NED
MGL Mongolia 7 4 : 4 6 Belarus BLR
UZB Uzbekistan 4 3 : 1 4 Indonesia INA
GER Germany 6 3 2 : 2 4 Israel ISR

...

185 Teams

Partien

 

Stand nach 3 Runden

Rk. Team Team
1 China CHN
  Armenia ARM
3 Mongolia MGL
4 Georgia 1 GEO1
  United States of America USA
6 Italy ITA
7 Iran IRI
8 Vietnam VIE
9 Ukraine UKR
  Uzbekistan UZB
11 Azerbaijan AZE
12 Slovenia SLO
13 Georgia 2 GEO2

... 151 Teams

Turnierseite...

Ergebnisse bei Chess-results...

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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