Schacholympiade: Zweimal Gold für China

von André Schulz
05.10.2018 – Zweimal Gold für China bei der Schacholympiade 2018. China, die USA und Russland kamen bei der Schacholympiade punktgleich ins Ziel. Mit dem Rechenschieber wurde das Endergebnis errechnet. China gewann Gold, die USA Silber, Russland holte Bronze. Auch bei bei der Frauenolympiade holte China Gold. Silber ging an die Ukraine. Georgien gewann Bronze.| Fotos: Gerd Densing (wenn nicht anders angegeben)

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China gewinnt Gold im Fotofinish

Eine spannendere Schlussrunde kann man sich als Organisator wohl nicht wünschen. Die Entscheidung über Gold in der heutigen Schlussrunde der 43. Schacholympiade fiel zum einen im direkten Vergleich der beiden führenden Mannschaften, China und USA, die beide mit 17 Mannschaftspunkten in den letzten Wettkampf gingen. Sollte dieser Wettkampf remis enden, hatten aber auch die Verfolgerteams noch Chancen mit einem Sieg gleichzuziehen.

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Der neue FIDE-Präsident Arkady Dvorkovich macht den ersten Zug | Foto: David Llada

Am ersten Brett  des Spitzenkampfes zwischen China und den USA endete die Partie zwischen Fabiano Caruana und Ding Liren schon im 23. Zug mit der Punkteteilung, nachdem der Chinese mit Schwarz spielend nach einem Turmopfer Dauerschach erzwang.

 

Caruana spielte 18.Sxc6. Ding erzwang daraufhin mit 18... Txg3 19.hxg3 Dxg3 Dauerschach.

Auch die Partie zwischen Li Chao und Sam Shankland endete mit der Punkteteilung in einem Endspiel Turm gegen Springer und Bauer. Und die Partien zwischen Yu Yangyi und Wesley So sowie Hikaru Nakamura gegen Bu Xiangzhi fanden ebenfalls keinen Sieger. Endergebnis 2:2. 

Hinter den beiden führenden Mannschaften gingen Frankreich, Russland und Polen mit einem Punkt weniger ins Rennen um die letzte Medaille, wobei die Farbe noch offen war. Frankreich spielte dabei gegen Russland, Polen traf auf Indien, das noch einen Punkt weniger auf dem Konto hatte.

Den Wettkampf zwischen Russland und Frankreich konnte dann die russische Mannschaft für sich entscheiden. Matchwinner war Ian Nepomniachtchi, der seine Partie gegen Etienne Bacrot gewann.

 

Schwarz stand unter Druck, aber noch Ok. Der Franzose beging nun aber mit 16...f5 (besser 16...Ld6) Selbstmord. Nach 17.exf6 S7xf6 18.Sg5 zeigte sich, dass Schwarz nun eine Menge weißer Felderschwächen am Königsflügel hat. Die Partie dauerte nur noch wenige Züge.

Mit dem 2,5:1,5-Sieg über Frankreich zog die russische Mannschaft mit China und den USA nach Mannschaftspunkten gleich. Im Wettkampf zwischen Indien und Polen waren unterdessen drei Partien mit einem unentschieden beendet. Tomcak und Adhiban kämpften noch in einem Turmendspiel, in dem Adhiban mit Schwarz einen Springer weniger, aber fünf gegen zwei Bauern hatte. Hier war noch alles möglich.

 

Doch auch diese Partie endete Remis. Polen verpasste damit den Sprung aufs Treppchen. Es wäre die erste Medaille seit 1939 gewesen.

Damit war klar, das die Medaillen an China, die USA und Russland gehen würden. Aber in welcher Verteilung? Die bei den Schacholympiaden angewandte Zweitwertung - Sonnerborn-Berger mit einem Streichresultat  sorgte dafür, dass noch lange nach dem Ende der Spitzenkämpfe offen wer, welche Mannschaft  wie viele Punkte in der Zweitwertung erhlten würde. Da nämlich das Ergebnis des schwächsten Gegners gestrichen wird, weiß man das Endergebnis erst, wenn alle Matches der jeweiligen Gegner beendet sind. Schon bei der letzten Schacholympiade in Baku sorgte dieses Verfahren für kontroverse Diskussionen. Erst nach langem Rechnen wurde vor zwei Jahren klar, dass die USA Gold vor der Ukraine gewannen. Diesmal war es mit drei punktgleichen Teams am Ende auch nicht einfacher.

Nachdem die Spitzenspiele beendet waren, begann die Rechnerei:

 

Schließlich war klar, dass China Gold gewonnen hatte, zum zweiten Mal nach 2014. Silber für die USA.

 

Russland gewinnt nach der FIDE-Präsidentschaft auch noch eine Bronzemedaille.

Am vierten Tisch spielte die deutsche Mannschaft gegen Armenien. Mit 15 Punkten hatten beide Teams allerdings keine Medaillenchance mehr. Am Ende des Tages standen auch hier vier Remis und ein 2:2 zu Buche. Das deutsche Team bleibt unbesiegt und belegt den 5. bis 14. Platz, 13ter nach Zweitwertung.

Deutschland gegen Armenien

Ergebnisse

Team Team Pts. MP Res. : Res. MP Pts. Team Team
USA United States of America 27 17 2 : 2 17 26½ China CHN
FRA France 27 16 : 16 26½ Russia RUS
IND India 27 15 2 : 2 16 26 Poland POL
GER Germany 25 15 2 : 2 15 25½ Armenia ARM
UKR Ukraine 24 15 2 : 2 15 25½ Czech Republic CZE
ENG England 24 15 : ½ 15 25½ Kazakhstan KAZ
PHI Philippines 25½ 14 1 : 3 14 27½ Vietnam VIE
CRO Croatia 25 14 1 : 3 14 26 Sweden SWE
AUT Austria 24½ 14 : 14 26½ Norway NOR
MDA Moldova 24 14 1 : 3 13 27½ Uzbekistan UZB
SRB Serbia 23 13 0 : 4 13 25½ Azerbaijan AZE
GRE Greece 24 13 : 13 26 Israel ISR
GEO1 Georgia 1 24½ 13 2 : 2 13 27 Spain ESP
MGL Mongolia 24½ 13 : 13 26½ Netherlands NED
GEO2 Georgia 2 24 13 : 13 26 Iran IRI

Partien

 

Endstand

Rk. Team Team
1 China CHN
2 United States of America USA
3 Russia RUS
4 Poland POL
5 England ENG
6 India IND
7 Vietnam VIE
8 Armenia ARM
9 France FRA
10 Ukraine UKR
11 Sweden SWE
12 Czech Republic CZE
13 Germany GER
14 Austria AUT
15 Azerbaijan AZE

 

Frauenolympiade

Während bei den Männern schon alle Messen gelesen waren, wurde bei der Frauenolympiade noch einige Zeit erbittert gekämpft. China lag vor der Runde mit 17 Punkten und einem Punkt Vorsprung in Führung, verfolgt von der Ukraine, den USA und Armenien, und musste die Führung gegen Russland verteidigen. Für Russland ging es noch um eine Medaille. Aleksandra Goryachkina brachte die Russinnen in Front. Zwei Partien endeten Remis. Ju Wenjun kämpfte gegen Alexandra Kosteniuk um den Sieg und den Ausgleich im Match. Zwischenzeitlich reklamierte Kosteniuk eine dreifache Stellungswiederholung und Remis, doch die Reklamation erwies sich als falsch. Ju Wenjun erhielt zwei Extraminuten auf der Uhr. Am Ende schaffte Ju Wenjun den Sieg zum Ausgleich im Wettkampf. Das reichte für China zum Gewinn der Goldmedaille. Das russische Team ging leer aus.

Den Wettkampf der Verfolger entschied die Ukraine mit 3:1 gegen die USA für sich. Anna und Mariya Muzychuk gewannen ihren Partien. Natalia Zhukova machte den dritten Punkt für die Ukraine. Tatev Abrahamyan sorgte für den US-Ehrenpunkt. Die Ukraine zog damit nach Punkten mit China gleich und gewann mit der schlechteren Zweitwertung Silber.

Georgien gewann den Wettkampf gegen Armenien mit 3:1 und holte sich damit die Bronzemedaille.

Das deutsche Team spielte seinen letzten Wettkampf gegen Rumänien remis. Elisabeth Pähtz und Sarah Hoolt holten in einem umkämpften Match die Punkte für Deutschland. Mit 14 Punkten landet das deutsche Team auf Platz 28.

Deutschland gegen Rumänien

Ergebnisse

Team Team Pts. MP Res. : Res. MP Pts. Team Team
RUS Russia 28½ 15 2 : 2 17 28½ China CHN
USA United States of America 26½ 16 1 : 3 16 27 Ukraine UKR
VIE Vietnam 28½ 14 2 : 2 15 26½ Azerbaijan AZE
HUN Hungary 26 14 : ½ 14 23 Slovenia SLO
POL Poland 27 14 2 : 2 14 25½ Spain ESP
ARM Armenia 26 16 1 : 3 15 25 Georgia 1 *) GEO1
MGL Mongolia 26 14 1 : 3 14 26½ India IND
CZE Czech Republic 27½ 14 : 14 26 Georgia 2 GEO2
SRB Serbia 24½ 14 : 14 26 Kazakhstan KAZ
CUB Cuba 25½ 14 : 14 26½ France FRA
IRI Iran 25 13 3 : 1 13 23½ Georgia 3 GEO3
UZB Uzbekistan 24 13 : 13 28 Switzerland SUI
ISR Israel 23½ 13 : 13 26 Belarus BLR
ROU Romania 23 13 2 : 2 13 25 Germany GER
AUT Austria 23½ 13 : 13 25½ Slovakia SVK

Partien

 

Endstand

Rk. Team Team
1 China CHN
2 Ukraine UKR
3 Georgia 1 GEO1
4 Russia RUS
5 Hungary HUN
6 Armenia ARM
7 United States of America USA
8 India IND
9 Georgia 2 GEO2
10 Azerbaijan AZE
11 Kazakhstan KAZ
12 France FRA
13 Spain ESP
14 Iran IRI
15 Vietnam VIE

151 Teams

 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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