Schachunterricht bei Capablanca: María Teresa Mora Iturralde

von ChessBase
09.02.2021 – Der Erfolg der Netflix-Serie "Das Damengambit" hat die Aufmerksamkeit auf das Leben vieler fast vergessener Schachspielerinnen gelenkt. Eine davon ist die Kubanerin María Teresa Mora Iturralde, die einzige Schülerin, die José Raúl Capablanca je hatte, und die erste Frau, die den Copa Dewar, die inoffizielle kubanische Meisterschaft, je gewann. | Fotoquelle: https://www.ecured.cu/Mar%C3%ADa_Teresa_Mora_Iturralde

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Eine kubanische Spitzenspielerin: María Teresa Mora Iturralde

María Teresa Mora Iturralde wurde am 15. Oktober 1902 in Havanna geboren. Ihr Vater machte sie früh mit dem Schachspiel vertraut, und 1913 spielte sie im Alter von elf Jahren im Schachklub von Havanna ihr erstes Turnier, das sie gleich gewann. 1915 gewann sie die College-Meisterschaften von Havanna und auch danach erzielte sie zahlreiche Erfolge.

Kubas Spitzenspieler, der spätere Weltmeister José Raúl Capablanca, war beeindruckt, und bot an, Iturralde Schachunterricht zu geben – und tatsächlich ist Iturralde die einzige Person, die je direkt von Capablanca unterrichtet wurde. In seinem 1920 veröffentlichten Buch My Chess Career schreibt er:

In Havanna gab es ein junges Mädchen, die zwischen zwölf und vierzehn Jahren alt war, die mein Interesse geweckt hatte. Sie war nicht nur intelligent und in jeder Hinsicht bescheiden, aber vor allem hat sie ziemlich gut Schach gespielt (obwohl sie erst fünfzehn oder siebzehn ist, halte ich sie für die zur Zeit stärkste Spielerin der Welt). Ich bot an, ihr vor meiner Abreise etwas Schachunterricht zu geben. Mein Angebot wurde angenommen, und ich beschloss, ihr etwas über Prinzipien des Spiels in Eröffnung und Mittelspiel zu zeigen, die im Einklang mit gewissen Theorien standen, die ich bereits seit einiger Zeit im Kopf gehabt, aber die ich noch nie jemandem dargelegt hatte. Um meine Theorien zu erklären und zu unterrichten musste ich selber lernen, und so kam es, dass ich das erste Mal in meinen Leben eine gewisse Zeit auf das Eröffnungsstudium verwandt habe. Zu meiner großen Befriedigung konnte ich feststellen, dass meine Ideen, so weit ich sehen konnte, doch recht korrekt waren.

So geschah es, dass ich tatsächlich mehr lernte als meine Schülerin, obwohl ich hoffe, dass meine junge Freundin von den etwa ein Dutzend Lektionen, die ich ihr erteilt habe, profitiert hat.

Die junge Maria Teresa | Foto: "Revista Cubana de Ajedrez", September-October 1923, S. 15. Quelle: Chesshistory.com

Maria Teresa interessierte sich nicht nur für das Schach, sie hatte auch eine große Leidenschaft für Musik und spielte Geige und Mandoline. Nach erfolgreichem Studium arbeitete sie im Ministerium für Erziehung, und spielte dort in der Schachmannschaft in lokalen Turnieren am ersten Brett.

1922 gewann Maria Teresa den Copa Dewar, das stärkste Turnier Kubas und die inoffizielle kubanische Meisterschaft. 1938 wurde sie außerdem Kubanische Frauenmeisterin und diesen Titel verteidigte sie 22 Jahre lang erfolgreich, bis sie sich in den 60er Jahren schließlich vom Turnierschach zurückzog – bis dahin war sie klare Nummer eins im kubanischen Frauenschach.

 

Maria Teresa und Capablanca (Mitte) in Buenos Aires 1939 | Quelle: Ajedrezpinal.com

1939 nahm sie an der Frauenweltmeisterschaft in Buenos Aires teil, die parallel zur Schacholympiade stattfand.

Schach: Eine lebenslange Leidenschaft | Quelle: Ajedrezpinal.com

Bei der Frauenweltmeisterschaft 1939 gingen 20 Teilnehmerinnen an den Start und mit 11.0/19 landete Maria Teresa auf dem siebten Platz. Vera Menchik gewann das Turnier mit 18.0/19, zwei Punkte dahinter folgte Sonja Graf, die mit 16.0/19 Zweite wurde.

 

Maria Teresa mit Mikhail Botvinnik und Teilnehmerinnen an der Frauenweltmeisterschaft 1950 | Quelle: Ajedrezpinal.com

Im Verlauf der Schacholympiade 1939 in Buenos Aires brach der Zweite Weltkrieg aus und die nächsten zehn Jahre fand keine Frauenweltmeisterschaft statt. Doch dann wurde Maria von der FIDE eingeladen, an der Frauenweltmeisterschaft 1950 in Moskau teilzunehmen, einem Rundenturnier mit 16-Spielerinnen. Liudmilla Rudenko aus der Sowjetunion gewann mit 11.5/15.

Mit 6.0/15 landete Maria Teresa auf dem elften Platz und für diese Leistung erhielt sie nach dem Turnier den WIM-Titel. In der folgenden Partie spielt Maria gegen Elisaveta Bykova, die bei der Frauen-WM 1950 Dritte wurde, doch sich drei Jahre später, bei der Frauen-WM 1953, den Titel sichern konnte.

 

1962 nahm Maria Teresa an einem internationalen Radiowettkampf teil und gewann dabei gegen die Kolumbianerin Anita Sanchez. Das war Maria Teresas letzter offizieller Wettkampf, bevor sie sich vom Turnierschach zurückzog.

Maria Teresa Mora Iturralde starb am 3. Oktober 1980 in Havanna.

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