Schifffahrt und Schachreise

von Martin Fischer
06.08.2014 – Die meisten Teilnehmer der Schacholympiade kamen mit dem Flugzeug. Praktisch, wenn auch nicht immer bequem. Schöner, idyllischer und langsamer ist die Anfahrt per Schiff durch die Fjorde Norwegens. Das kann wunderbar sein - vor allem, wenn viel Schach dabei ist. Eine Gruppe junger Hamburger Nachwuchsspielerinnen hat sich auf die Reise gemacht. Mehr...

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Tromsö vs Hamburg Match, Part 2

Nachdem Ende Juni eine Mannschaft junger Nachwuchsspielerinnen aus Tromsö nach Hamburg gefahren war, stand noch ein Revanchewettkampf aus. Dank der Unterstützung der Vestland Classic Reederei wurde dieser Rückkampf eingebettet in eine Schiffreise von Trondheim nach Tromsö, wo das Schiff einen Tag vor Beginn der Schach-Olympiade, am 01. August ankam. Das Schiff wurde während der Reise durch die vielen Schachbegeisterten an Bord zu einem Schachschiff umgerüste - mit eigenem Blitz-Grand-Prix, jeder Menge Blitzpartien, Fun-Chess sowie Gesprächen über Thema Nummer eins: Schach.

Das Schiff war die "Nordstjernen"...

Die Nordstjernen

...ein 1956 bei der Hamburger Werft Blohm & Voss gebautes Passagier- und Postschiff, das von den norwegischen Auftraggebern auf den legendären Hurtigruten eingesetzt wurde. Das Schiff selbst verfügt über einen angenehmen und bequemen Bereich für Passagiere, in dem es auch Schachspieler gut ausgehalten haben.

Clubraum im Schiff

Der Schlafbereich hatte mit seinem 50er-Jahre Ambiente (Etagenbetten) seinen eigenen Charme, aber eine solche Reise entlang den Lofoten und der Fjorde Norwegens macht man schließlich nicht um in der Kabine zu sein. Während draußen die legendären Landschaften Norwegens vorbeirauschten, malerische Sonnenuntergänge für Stimmung sorgten, wurde sowohl tagsüber, aber vor allem abends, nicht vergessen, dem Schach zu huldigen.

Norwegische Dämmerung

Kurz vor Mitternacht

Norwegische Küste

Reine

Am ersten Abend gab es ein "come-together-Blitzturnier", bei dem alle Teilnehmer in einer Gruppe spielten.

Dieses Turnier wurde eine Beute des norwegischen Mannschaftskapitäns, Thomas Robertsen.

An den folgenden drei Tagen kam der "Nordstjernen-Cup" in zwei Gruppen zur Austragung - jeden Abend ein Blitzturnier. Wobei das mit dem Abend für alle Nicht-Nord-Norweger ein Problem war. Denn in einer Umgebung, in der die Sonne nahezu 24 Stunden am Tag scheint, geht das Zeitgefühl schnell verloren. Der Nordstjernen-Cup wurde am Ende von Edit Machlik gewonnen, die zur Zeit auch für Norwegen bei der Schacholympiade spielt.

Zur Mitte der Reise, nachdem man das kleine Fischerdorf Reine verlassen hatte und inmitten wundervoller Landschaften weiter nach Haenningsfaern fuhr, begann der schachliche Höhepunkt - das Match zwischen dem ChessBase Team und norwegischen Nachwuchstalenten. Für das ChessBase-Team bzw. Hamburg waren am Start:

Fiona Siebert

Die Deutsche Meisterin U 14 besetzte das Brett 1. Sie spielt sehr ruhig und konzentriert und man merkt ihr an, dass ihr Schach Spass macht, wichtig ist und sie systematisch trainiert wird.

Carina Brandt

Die 20-jährige Studentin der Physik, die kurz vor dem Abschluss ihrer Bachelorarbeit steht, beendete dieses Jahr ihre Laufbahn als Jugendspielerin, hat aber durchaus Ehrgeiz sich schachlich weiter zu entwickeln.

Berfin Lemke

Sie gehört zu den Nachwuchs-Hoffnungen im Hamburger Jugendschach und ist schachlich beim SC Königsspringer zu Hause, der für seine gute Jugendarbeit auch über die Grenzen der Hansestadt hinaus bekannt ist. Berfin hatte im Hinkampf in Hamburg als einzige punkten können und so die "Hamburger Ehre" gerettet.

Lucie Sadewasser

Der sympathische Wirbelwind vom SV Gryps aus Greifswald war kurzfristig in das Team gekommen. Sie steckt voller Energie und hat einen nahezu unbändigen Appetit auf Schach in allerlei Formen.

Gespielt wurde gegen ein Team aus Tromsö, bestückt mit drei Olympioniken und der nicht minderstarken Elise Forsa. Dieses Team hatte bereits den Hinkampf in Hamburg mit 3,5:0,5 gewonnen und wollte sich noch steigern. Unter reger Anteilnahme der Gäste an Bord, viele davon Schachspieler, die zur Olympiade nach Tromsö führen, dauerte der Wettkampf mehr als vier Stunden, bevor der 3:1 Sieg der Norwegerinnen feststand.

Am frühen Abend nach dem Wettkampf wurde der Polarkreis überquert und am späten Abend gab es dann wieder "Fun-Chess".

Tandem um Mitternacht

Wer es etwas ernsthafter wollte, der hatte die Möglichkeit sich während der gesamten Reise vom Kapitän des ChessBase/Hamburg Teams, Martin Fischer, sich in der Handhabung des ChessBase 12 - Programms unterrichten zu lassen und Trainingstipps zu bekommen. Auch dieses Angebot wurde angenommen.

Martin Fischer

Alles in allem eine wundervolle Reise durch die Schönheit Norwegens,verbunden mit dem schönsten aller Spiele.

Sonnenuntergang

Morgengrauen

Berge

Trollfjord

Schach

Die Reise endete am Morgen des 1. August 2014 in Tromsö, wo die Nordstjernen während der Schacholympiade als Hotelschiff vor Anker liegt. Bei einem kleinen Rundgang durch Tromsö konnte sich die Mannschaft davon überzeugen, dasss die Stadt dem Schachfieber verfallen war. Sogar die Seelöwen im Polaria-Aquarium mussten, bevor sie ihre Häppchen bekamen, Schachaufgaben lösen.

Polaria Schach

Blickt man auf die kräftigen und wohlgenährten Körper dieser Tiere, so liegt der Schluss nahe, als wäre bei der Schacholympiade im wenige hundert Meter entfernten Spielsaal für diese Spezies der eine oder andere Punkt drin, ließe man sie denn mitspielen. Das aber machen nach der Reise die jungen Norwegerinnen , während das ChessBase/Hamburg Team die Rückreise nach Hamburg antreten musste.

Vestland Classic Reederei

Informationen über die Nordstjernen

Bericht über den Hinkampf


Martin Fischer, Jahrgang 1962, ist ChessBase-Mitarbeiter. Unter anderem organisiert er und hält Seminare über ChessBase und ist Turnierleiter auf playchess.com. Für ChessBase stellt er das vierteljährliche Taktik-Heft „Schach-Problem – Die rätselhaften Seiten von Fritz” zusammen. Er lebt in Hamburg und spielt Schach beim Schachklub Johanneum Eppendorf.

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