Radek Wojtaszek, geboren 1987, GM seit 2005, ist als langjähriger Spieler der Weltelite eine feste Größe im internationalen Schachzirkus. Er arbeitete in nicht weniger als sechs WM-Kämpfen als Sekundant, fünfmal für Vishy Anand und zuletzt 2024 für Gukesh, dem er zum WM-Titel verhalf. Wojtaszek ist mit der WGM und IM Alina Kashlinskaya verheiratet. Ihr Sohn Antos wurde im September 2023 geboren. Die Familie lebt in Warschau.

Radoslaw Wojtaszek nach seinem Sieg im Freestyle-Turnier | Foto: Peter A. Steffen
Wojtaszeks größte Erfolge erzielte er in Dortmund 2017, beim Bieler GMT Triathlon 2020 und beim sehr stark besetzten Isle of Man Masters 2018, einem Open, an dem nicht weniger als sechs Spieler aus den damaligen Top Ten teilnahmen! Darüber hinaus gewann er Wojtaszek dreimal den traditionellen Rilton Cup in Stockholm und zahlreiche andere prestigeträchtige Einzel- und Mannschaftswettbewerbe.
Sein erster großer internationaler Turniersieg gelang ihm beim György Marx Memorial 2011 in Paks, Ungarn. Die Siegerin der Frauenwertung in Paks 2011 war eine gewisse Alina Kashlinskaya - die beiden lernten sich bei diesem Turnier kennen und verliebten sich ineinander. Anschließend reisten sie gemeinsam zu mehreren Open-Turnieren, beispielsweise in die Schweiz zum Zürich Weihnachtsopen 2013 und zum Baseler Neujahrsopen 2014. Wojtaszek gewann beide Turniere und kam so bald auf eine Elo-Zahl von 2750, die ihm einen Platz unter den 20 besten Spielern der Welt sicherte.
Radek und Alina haben am 9. Juli 2015 in Moskau geheiratet. Vishy Anand und seine Frau Aruna waren unter den Gästen der Zeremonie. Wojtaszek arbeitet seit vielen Jahren als Sekundant für Vishy Anand, die beiden sind Freunde geworden.
Im Laufe seiner Karriere hat Wojtaszek gegen Carlsen, Caruana und viele andere Spitzenspieler gewonnen, von Nakamura bis Nepomniachtchi, von Adams bis Vachier-Lagrave, aber auch gegen Spieler wie Shirov oder Svidler oder Ivanchuk und Topalov. Diese Erfolge, und dass er seit langen Jahren zur Weltelite gehört, zeigen sein Talent und seine Stärke.
Sekundant bei sechs WM-Kämpfen
Beachtung errang er auch durch seine Arbeit als Top-Sekundant von Anand. Wojtaszek unterstützte Anand bei dessen erfolgreichen WM-Kämpfen gegen Vladimir Kramnik 2008, Veselin Topalov 2010, Boris Gelfand 2012 (die Anand alle gewann) sowie bei Anands WM-Kämpfen gegen Magnus Carlsen 2013 und 2014.
Danach arbeitete Wojtaszek als Sekundant von Gukesh D. und verhalf dem Inder 2024 zum Sieg im WM-Kampf gegen Titelverteidiger Ding Liren.

Das erfolgreiche Sekundantenteam von Gukesh beim WM-Kampf 2024: Radek Wojtaszek, sein Landsmann und guter Freund Grzegorz Gajewski (der Chefsekundant von Gukesh), in der Mitte der indische GM Pentala Harikrishna, Vincent Keymer und Gukesh selber. | Foto: Instagram Account von Gukesh
Wojtazek ist für sein tiefes theoretisches Wissen und seine Vielseitigkeit bekannt, für sein ausgeprägtes Positionsspiel und seine strategischen und kreativen Konzepte, die er durch seine Zusammenarbeit mit Anand und seine eigene umfangreiche Vorbereitung verfeinert hat. Als wichtige Inspirationsquellen für seinen Weg zur Spitze nannte Radek insbesondere Grzegorz Gajewski, Mateusz Bartel und Bartosz Socko (der während des Biel GMT Triathlon 2025 als Sekundant für Saleh Salem tätig ist).
Berühmte Partien
Im Januar 2015 gewann Wojtaszek im Tata Steel Turnier in Wijk aan Zee mit Bravour gegen den damaligen Weltmeister Magnus Carlsen, damals wie heute die Nummer 1 der Welt. Im gleichen Turnier gewann Wojtaszek auch gegen Fabiano Caruana, die Nummer 2 der Welt. Trotz seiner Niederlage gegen Wojtaszek konnte Carlsen 2015 in Wijk doch noch gewinnen - es war einer von unglaublichen insgesamt acht Turniersiegen beim Spitzenturnier in Wijk.
Vor kurzem, im Mai 2023, gewann Wojtaszek noch einmal gegen den GOAT, bei einer Schnellpartie in Warschau während des Superbet-Events der jährlichen Grand Chess Tour (GCT)-Serie. Das Publikum in seiner Heimatstadt applaudierte Wojtaszek spontan, obwohl andere Partien noch im Gange waren.
Doch wie er selber meinte, hatte sein Sieg gegen Liviu-Dieter Nisipeanu beim Turnier in Dortmund 2017 größere Bedeutung für ihn. Denn Wojtaszek musste in der letzten Runde gegen Nisipeanu unbedingt gewinnen, um sich in Dortmund den alleinigen Turniersieg zu sichern.
Siege in Dortmund 2017 und beim Bieler GMT Triathlon 2020
In Dortmund 2017 gewann Radek sein erstes Superturnier. Er wurde ungeschlagen alleiniger Erster und landete vor Fedoseev (der dieses Jahr beim Bieler Triathlon Masters dabei ist) und Vachier-Lagrave, die sich die Plätze zwei und drei teilten. Kramnik wurde Vierter, insgesamt waren acht Teilnehmer beim Turnier dabei.
2014 wurde Wojtaszek beim Bieler GMT alleiniger Zweiter, einen halben Punkt hinter dem Sieger Vachier-Lagrave, vor Giri, Harikrishna und Hou Yifan, und ein Jahr später, beim Bieler GMT 2015, wurde er erneut alleiniger Zweiter, hinter dem Sieger, dem erfolgreichen Titelverteidiger Vachier-Lagrave, aber vor Adams, Navara, Eljanov und Rapport.
Bei seiner dritten Teilnahme gewann Wojtaszek das Großmeisterturnier des Schachfestivals Biel 2020. Das Turnier wurde in Form eines Triathlons ausgetragen, bestehend aus klassischen Partien, Schnellschach und Blitzschach. Wojtaszek setzte sich vor Harikrishna (Zweiter), Adams (Dritter) und dem jungen Keymer (Vierter) durch. Insgesamt nahmen acht Spieler teil, es wurden 28 Partien gespielt: 14 Blitz-, 7 Schnellschach- und 7 klassische Partien.
Überragende Leistung beim superstarken Isle of Man Masters 2018
Beim Chess.com Isle of Man (IoM) Masters im Oktober 2018 traf Wojtaszek auf ein herausragend besetztes Teilnehmerfeld: Mit Aronian, Giri, Vachier-Lagrave, Kramnik, So und Anand waren gleich sechs Spieler aus den Top Ten der Weltrangliste vertreten. Dahinter folgten weitere Weltklassespieler wie Grischuk, Nakamura, Karjakin, Wojtaszek selbst, Rapport, Wang Hao, Naiditsch, Le Quang Liem, Adams, Gelfand, Shirov, Leko und der Turniersieger von 2016, Pavel Eljanov.
Insgesamt nahmen 165 Spieler teil – darunter vielversprechende Nachwuchstalente wie Gukesh D., Praggnanandhaa, Nihal Sarin und Vincent Keymer, aber auch erfahrene Großmeister wie Gregory Kaidanov, James Tarjan oder Nigel Short. Auch viele starke Spielerinnen waren vertreten, darunter Pia Cramling, Elisabeth Pähtz, Alexandra Kosteniuk, Nino Batsiashvili, Tania Sachdev, Ketevan Arakhamia-Grant und Alina Kashlinskaya.
Wojtaszek sicherte sich den Turniersieg durch einen Erfolg gegen Arkadij Naiditsch im entscheidenden Armageddon-Stichkampf. In der 9. und letzten Runde des Turniers hatten die beiden sich Remis getrennt, und im anschließenden Stichkampf über zwei Partien jeweils einen Sieg erzielt.

Was für ein unglaubliches Teilnehmerfeld! Die zehn höchstgesetzten Spieler beim Isle of Man Masters 2018: Sechs davon gehörten zur Top Ten der FIDE-Weltrangliste vom Oktober 2018 – Aronian, Giri, Vachier-Lagrave, Kramnik, So und Anand. Es folgten Grischuk, Nakamura, der Weltranglisten-13. Karjakin und Turniersieger Wojtaszek, der als Nummer 10 der Setzliste startete. | Fotocollage: Alina L'Ami

Ein Kuss für den Sieger – ein hübsches Foto von Alina L’Ami, aufgenommen nur wenige Sekunden nachdem Radek die entscheidende Armageddon-Partie gegen Arkadij Naiditsch gewonnen hatte
Mehrfacher Landesmeister und wichtiger Mannschaftsspieler
Radosław Wojtaszek ist seit vielen Jahren eine feste Größe im polnischen Nationalteam. Sein Debüt bei der Mannschafts-Europameisterschaft gab er 2005 in Göteborg, ein Jahr später spielte er erstmals bei der Schacholympiade in Turin.
Auch im tschechischen Verein Nový Bor gehört Wojtaszek seit Langem zu den Leistungsträgern. Mit der Mannschaft gewann er den European Chess Club Cup (ECCC) in den Jahren 2013 und 2022. Beim Sieg 2024 war er nicht dabei, da familiäre Verpflichtungen Vorrang hatten.
Teamkapitän und organisatorische Triebfeder von Nový Bor ist Petr Boleslav. Er richtet auch das renommierte Prague Chess Festival aus, das seit 2019 stattfindet. Einer der zentralen Spieler des Vereins aus der nordböhmischen Stadt Nový Bor ist David Navara. Seine große Bescheidenheit und legendäre Fairness haben ihn zu einem der beliebtesten Spieler im internationalen Schachbetrieb gemacht. Beim Schachfestival in Biel kehrt er nun zu seinem fünften Auftritt zurück, diesmal als Topgesetzter in der Challenger-Gruppe.
Wojtaszek wurde bislang sechsmal polnischer Meister: 2005, 2014, 2016, 2021, 2022 und 2024. Der Titel im Jahr 2024 war für ihn und seine Frau ein ganz besonderes Geschenk. Beide gewannen die polnische Meisterschaft – er im offenen Turnier, sie in der Frauenwertung. Dieses Kunststück gelang zuvor nur einem weiteren Ehepaar: Bartosz und Monika Socko, und das sogar zweimal, 2008 und 2013.
Eines der stärksten Schachpaare der Welt

Das Schachpaar beim FIDE World Cup 2021 | Foto: Eric Rosen via FIDE Instagram
Alina Kashlinskaya, geboren 1993 in Moskau, wechselte im Mai 2022 vom russischen zum polnischen Verband. Im Jahr 2024 gewann sie zum ersten Mal die polnische Frauenmeisterschaft und machte damit den bereits erwähnten Doppeltitel perfekt.
Im August 2024 setzte sie dann noch einen drauf: Die frischgebackene Mutter erzielte eines der besten Ergebnisse ihrer Karriere und gewann den FIDE Women’s Grand Prix in Tiflis, Georgien. Damit erfüllte sie zugleich ihre zweite Großmeisternorm.
Bereits im Oktober 2018 hatte Kashlinskaya den Preis für die beste Frau beim Isle of Man Masters gewonnen – im selben Turnier, in dem ihr Ehemann Wojtaszek den Gesamtsieg holte (siehe oben). Das hochkarätig besetzte Open umfasste sechs Spieler aus den Top Ten der Weltrangliste. Kashlinskaya traf auf zwei von ihnen, Giri und Kramnik, und spielte jeweils remis. In den letzten beiden Runden besiegte sie Rinat Jumabayev, den späteren Sieger des Biel MTO 2024 und Teilnehmer der Challenger-Gruppe 2025, sowie Samuel Sevian. Mit diesen Erfolgen erfüllte sie ihre erste Großmeisternorm. Ihre höchste Elo-Zahl hat inzwischen bereits die Marke von 2500 überschritten.

2024 - die glücklichen Eltern mit Sohn Anthony | Michał Walusza via FIDE
Gesundheit und Glück, viele weitere Einladungen und inspirierende neue Partien – die besten Wünsche für die Familie Wojtaszek-Kashlinskaya, von Biel nach Warschau.
Link:
GM Radoslaw WOJTASZEK - Schachfestival Biel (Ausführliche Biographie, unter anderem mit Berücksichtigung von Erfolgen in Jugendturnieren)