Russisches Superfinale in Satka – Nach sechs Runden sechs Führende
Gastgeber des Superfinales ist die 45.000-Einwohner-Stadt Satka im Südlichen Ural. Weder bei den Herren noch bei den Damen fanden sich alle Spitzenleute der russischen Elo-Liste ein, doch sind beide Turniere sehr stark besetzt und spannende Kämpfe fanden bisher statt und weiteres Spitzenschach ist für die folgenden fünf Runden zu erwarten.
Sergei Karjakin und Alexander Grischuk mussten absagen, da sie Verpflichtungen beim vor zwei Tagen beendeten Sinquefield-Cup in Saint Louis hatten, wo sich überraschenderweise auch Titelverteidiger Peter Svidler aufhielt - allerdings nicht als Spieler sondern als Kommentator des russischsprachigen Live-Streams. Neben diesen Dreien sagte auch Vladimir Kramnik ab.
Indessen hat das russische Schach aber noch zahllose andere Größen zu bieten und der Elodurchschnitt von 2685 spricht Bände. Insgesamt nehmen sechs Spieler mit einer Elo-Zahl über 2700 an der diesjährigen Meisterschaft teil. Doch nach sechs Runden finden sich die Favoriten Ian Nepomniachtchi (2768), Dmitry Jakovenko (2748) und Nikita Vitiugov (2730) überraschenderweise in der unteren Tabellenhälfte wieder. Weder Nepomniachtchi noch Vitiugov haben bislang eine Partie gewinnen können, Letztgenannter verlor eine, Erstgenannter schon zwei.
Bislang läuft's nicht so gut für Ian Nepomniachtchi | Foto: Russischer Schachverband
An der Spitze liegt ein Pulk von sechs Spielern, die alle 3½ Punkte auf ihrem Habenkonto vorweisen können. Daniil Dubov (2691), der sich nach zwei Siegen in Folge (Runde 3 und 4) abzusetzen schien, wurde in der sechsten Runde von Evgeny Tomashevsky (2702) geschlagen und eingeholt.
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Ebenfalls zwei Siege und eine Niederlage hat Ernesto Inarkiev (2690) zu verbuchen. Neben Dmitry Andreikin (2710) gehören noch Grigoriy Oparin (2609) und Alexey Sarana (2613) zu den Spielern auf dem geteilten ersten Platz.
Dubov hat schon im letztjährigen Superfinale bewiesen, dass er zu den heißesten Anwärtern auf den Landesmeistertitel zählt. Sein scharfer Spielstil kostet ihn zwar hin und wieder eine Partie, aber er lässt sich von solchen Kleinigkeiten nicht irritieren.
Scheut kein Risiko: Daniil Dubov | Foto: Russischer Schachverband
Der solide Tomashevsky wartet geduldig auf die Chancen, die seine Gegner ihm bieten. Inarkiev erholt sich gerade von seiner kürzlich erlittenen Match-Niederlage gegen Wei Yi und würde diese am liebsten mit einem hervorragenden Ergebnis beim Superfinale wettmachen.
Besonders gespannt ist man auf das Abschneiden des erst 18-jährigen Geologie-Studenten Sarana, der Anfang Juli vor Oparin die Higher League, das Qualifikationsturnier zum Superfinale, in Jaroslawl gewonnen hatte.
Alexey Sarana | Foto: Russischer Schachverband
Für den jungen Großmeister ist das Superfinale die erste Bewährungsprobe, er hat zuvor nie an einem vergleichbar stark besetzten Turnier teilgenommen. Wie seine Konkurrenten feststellen mussten, ist er nicht ohne weiteres zu bezwingen. Er konnte schlechtere Stellungen gegen Andreikin und Vladimir Fedoseev (2707) retten, der mit 3/6 noch alle Chancen auf den ersten Platz hat. In der letzten Runde drehte Sarana eine glatt verlorene Partie gegen Mikhail Kobalia (2619) noch zum Sieg.
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Das überraschende Formtief der Elo-Favoriten führt dazu, dass sich noch nicht abzeichnet, wessen Chancen auf den Turniersieg am besten stehen. Möglicherweise hat Andreikin noch die besten Aussichten, da er noch die meisten Begegnungen mit den Führenden vor sich hat, gegen welche er mit Siegen besonders profitieren würde.
Dmitry Andreikin | Foto: Russischer Schachverband
Auch wenn Nepomniachtchi und Vitiugov außer Form zu sein scheinen, so muss mit jederzeit mit einer Wiederbelebung ihrer normalen Kräfte gerechnet werden – und die meisten der sechs Führenden müssen gegen die beiden noch antreten. Ein sehr spannendes Finish steht bevor!
Stand nach sechs Runden (Open)
Partien
Damenturnier
Im Damenturnier fehlt nur Ekaterina Lagno, die aus familiären Gründen abgesagt hat. Ex-Weltmeisterin Alexandra Kosteniuk (2559), die zweifache Europameisterin und dreimalige Landesmeisterin Valentina Gunina (2528) und Titelverteidigerin Aleksandra Goryachkina (2535) sind die erklärten Elo-Favoritinnen.
Ähnlich wie im Herrenturnier führen allerdings nach sechs Runden andere Spielerinnen: WGM Olga Girya (2462) und IM Alina Kashlinskaya (2440) stehen mit 4 aus 6 an der Spitze der Tabelle. Die Elo-Favoritinnen liegen allerdings dicht dahinter und der Ausgang des traditionell äußerst scharf umkämpften Championats der russischen Damen ist noch völlig offen. Gunina hat überraschend viele Partien remis gespielt, was ihrem scharfen Stil eigentlich nicht entspricht und hat 3½ Punkte gesammelt, ebenso wie Goryachkina; Kosteniuk wird vermutlich nicht lange bei 50 Prozent verharren.
Chancen auf den Titel dürfen sich sicherlich auch noch die amtierende Vizemeisterin WGM Natalija Pogonina (2469) und IM Alisa Galliamova (2424) ausrechnen, die über viel Erfahrung im kämpferischen Damenschach verfügen. Eine positive Überraschung hat bislang WFM Oksana Gritsayeva (2391) bereitet, die nach sechs Runden mit 3½ Punkten auf dem geteilten dritten Platz liegt.
Tabellenstand (Frauen)
Partien
Turnierseite beim Russischen Schachverband