Burkhard Starke: Sächsische Schachschule
Rezension von Dr. Georg Mondwurf
Mit dem so genannten „Chess-Media-System“ hat die Hamburger
Firma ChessBase vor nunmehr fünf Jahren einen gelungenen Brückenschlag
zwischen ihrem gleichnamigen Schach-Datenbankprogramm und den audiovisuellen
Möglichkeiten des Computers vollzogen. Auch für Otto Normalverbraucher ist es
seitdem kein Problem mehr - einen einigermaßen potenten Rechner vorausgesetzt
- , sich eine Unterrichtsstunde bei einem Großmeister zu gönnen oder einfach
eine kleine und feine Analyse von schachgeschichtlich bedeutsamen Partien zu
genießen.

Während der Fachmann auf einem Videobild am rechten Bildschirmrand
erläuternde Kommentare gibt, behält der Lernende auf der linken Hälfte das
Spielfeld - wahlweise in zwei- oder dreidimensionaler Darstellung – fest im
Blick. Eine feine Sache! Seit geraumer Zeit gehören insbesondere die beiden ChessBase-DVDs „Weltklasseschach“ (Fritztrainer), auf denen Dr. Helmut
Pfleger sich (ganz wie zu alten WDR Zeiten) eloquent mit den schönsten
Partien der Schachgeschichte auseinandersetzt, zu den absoluten Favoriten des
hier Schreibenden. Allerdings sollte man auch nicht verhehlen, dass es in dem
mittlerweile umfangreichen Sortiment eine ganze Reihe von großmeisterlichen
Kommentatoren gibt, die zwar virtuos mit Brett und Figuren umgehen, von deren
Fachkenntnissen aber nur der routinierte Vereinsspieler profitiert.
Wie dem auch sei, mit „Burkhard Starke – Sächsische Schachschule – Starke
Bauernregeln“ wird auf jeden Fall eine weitere DVD angeboten, die von der
ersten Sekunde an auch den Laien anspricht. Die rund 150 Videoclips haben
eine Länge von durchschnittlich ca. 3-4 Minuten und werden in den in Lehrfilmen
üblichen Rubriken „Eröffnung, Mittel- und Endspiel“ angeboten. Interessant
ist die zusätzliche Rubrik „Spaßige Seite des Schachs“, die jedoch nur 3
Videoclips enthält; alternativ lassen sich alle Bauernregeln auch
alphabetisch sortieren.

Man muss Burkhard Starke wirklich ein Kompliment aussprechen. Seine gesamte
Präsentation der „Bauernregeln“ kommt kurzweilig daher, was nicht nur an den
geschickt eingesetzten und witzigen akustischen Überraschungen (Jubel,
Gelächter usw.), der interessanten Gestik und Mimik des Redners, sondern
insbesondere an den konzisen und sprachlich mit enormer Präzision
vorgetragenen Kommentaren liegt. Im Zentrum der Analyse steht stets die
gereimte Bauernregel, deren Bedeutung gleichzeitig am Brett sinnfällig
gemacht wird. Motto: Sucht der Gegner keinen Streit, mach dich in der Mitte
breit. Dass der Routinier Starke über eine jahrzehntelange Erfahrung als
Trainer in einem renommierten Leipziger Schachclub verfügt, ist für den
Betrachter ständig spürbar.
Die Idee, Lernstoff in Form gereimter
Eselsbrücken und Bauernregeln darzubieten, ist - pädagogisch gesehen -
natürlich nicht neu. Wer erinnert sich nicht gerne an die geschichtlichen
Merksätze? Dass deren Kenntnis noch keine historische Bildung garantiert,
dürfte ebenso unstrittig sein, wie der augenzwinkernde Hinweis Starkes im
Einführungstext der DVD: „Wahre Schachkunst gäb’ es nimmer, stimmten solche
Regeln immer. Starke Spieler kennen die Regel, Meisterspieler erkennen die Ausnahme.“
Auch wenn Faustregeln keinen Meisterspieler machen, sind sie doch – ähnlich
wie unsere geliebten Geschichtsdaten – wichtige Zäsuren und Eckpfeiler, die
dem Lernenden eine Orientierung bieten. Dass insbesondere auch Jugendtrainer
von dem hier dargebotenen Wissen der Sächsischen Schachschule profitieren
können, muss nicht mehr ausdrücklich erwähnt werden.
Ein dickes Lob an die Macher dieser DVD. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist
mit 29,99 € mehr als gerechtfertigt! Unbedingte Kaufempfehlung!