07.02.2022 – "Für alle darbenden SchachfreundInnen, die zur Zeit weder in der Liga noch im Vereinsheim ihrem Sporte frönen können, ist die DSOL eine wunderbare Möglichkeit, ein Pflaster des Trostes – endlich wieder Turnierschach!" DSOL-Reporter Olaf Steffens blickt auf die erste Turnierwoche und stellt Bezüge zur übrigen Welt her. | Foto: Warten auf besseres Internet: Lasker, Tschigorin, Steinitz, Pillsbury in St Petersburg 1895 (Bild: Public Domain)
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It‘s fun to play in the DSOL
Und – da ist sie wieder!
Young man, there's no need to feel down. I said, young man, pick your chess off the ground. I said, young man, 'cause you're in a new town There's no need to be unhappy.
Young man, there's a place you can go. I said, young man, when you're short on your ELO. You can play there, and I'm sure you will find Many ways to have a good time.
It's fun to play in the D.S.O.L. It's fun to play in the D.S.O.L.
(Village People, D.S.O.L. - bekannter wurde die gecoverte Version mit dem Titel Y.M.C.A.)
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Die weltweite Deutsche Schach Online Liga geht in ihre dritte Staffel und öffnet erneut ihre virtuellen Turnierräume.
Für alle darbenden SchachfreundInnen, die zur Zeit weder in der Liga noch im Vereinsheim ihrem Sporte frönen können, eine wunderbare Möglichkeit, ein Pflaster des Trostes – endlich wieder Turnierschach!
Wie läuft sie ab, so eine DSOL-Saison? Nach Spielstärke sortiert, gibt es zehn Ligen mit jeweils vier Staffeln, in denen jeder Club mit dem eigenen Vereinsvierer gegen Teams aus dem gesamten Bundesgebiet antritt.
Von jeweils acht Clubs in jeder Staffel qualifizieren sich am Ende zwei für das Viertelfinale. Dort ist es vorbei mit dem netten Gens Una Sumus!, denn von da an geht es weiter im strengen K.O.-System. Und raus bist Du!
Spannung also, Qualifikation, Matt und Turmendspielpatzer? So halten wir das noch ein wenig aus ohne unsere handfesten Bretter und Figuren, und gehen schachspielend einem besseren Frühling entgegen – hoffentlich. Wenn wir anschließend auch noch den Lebensraum des Orang-Utan retten könnten, und Wale, Schmetterlinge, Bienen, Elefanten, Regenwald … es wäre vieles gewonnen, und wir müssten uns – als Menschen – nicht mehr ganz so schlecht fühlen. Oder ganz durchdrehen.
Die letzten … ihrer Art (Ölbild von Emese Kazár)
Was bisher geschah – Kleine Geschichte der DSOL
Als im Mai 1343 die ersten Schachspieler über die Alpen nach Deutschland kletterten, trugen sie auch ein Reiseschach am Gürtel – es war der Anfang einer großen Schachtradition zwischen Ems und Elbsandsteingebirge.
„Von einem, der auszog, das Fianchetto zu lernen“ der Gebrüder Grimm, der bekannte „Auerbachs Schachkeller“ in Goethes Faust, oder „Ich war noch niemals beim New York Open“ von Udo Jürgens - wer kennt sie nicht, diese kulturellen Referenzen, tief eingebrannt in das kollektive Schachgedächtnis?
Das eher neuzeitliche „Schuster, bleib bei Deinem Live-Stream“ trug diese Idee nur weiter in das Zeitalter des Internets.
Schach in der frühen Neuzeit
Doch ging es früh nicht nur um das Gewinnen von Schachpartien im Einzelwettkampf. So konzipierte Johannes Kepler schon 1588 ein Modell einer „Teutschen Liga im Gleychgewicht“. Deutschlandweite Schachbegegnungen, Mannschaften, die von Ort zu Ort reiten und kaffeetrinkend über Randbauernzüge sinnieren – so stellte sich der Astronom und starke Tübinger Amateurspieler die friedensstiftende Wirkung des Schachsportes vor.
Johannes Kepler (1571 – 1630): Ein Leben für den Schachsport. Und die Astronomie. Bild: Public Domain
Ein Testlauf für einen schwäbischen Ligabetrieb indes scheiterte 1590 daran, dass Kepler mit TeutoniaTübingen und der OSG Baden-Baden II nur zwei Mannschaften zusammenbekam – für eine aussagekräftige Wintersaison war das nicht ausreichend, und die Idee wurde für die nächsten dreihundert Jahre beiseite gelegt.
Im ausgehenden 19. Jahrhunderts kam es vermehrt zum spielerischen Kräftemessen zwischen den ersten Schachvereinen im Lande, historisch belegt sind Begegnungen der Bremer SG beim Hannoverschen SK im Jahre des Herrn 1900, sowie der Hamburgischen Gesellschaft vereinigter Schachfreunde.
Wenngleich es bereits damals kritische Stimmen gab, dass das frühe Aufstehen für Auswärtsspiele wirklich nicht jedermanns Sache sei - das Interesse an Mannschaftskämpfen war geweckt.
Hier entlang zum Mannschaftskampf
Grund genug für den Deutschen Schachbund (DSB), mit Beginn des 20. Jahrhunderts einen ebensolchen Ligabetrieb auf die Beine zu stellen – und alsbald durchmaßen die Apologeten des königlichen Spieles zu früher sonntäglicher Stunde das Land, um rechtzeitig zum Auswärtsspiel in Garmisch, Gera oder Großhansdorf am Tisch zu sitzen.
Dies gefiel bei weitem nicht allen – viele Schachfreunde hätten nach wie vor lieber den Sonntag im Bett verbracht oder beim Fußball. Zumindest schien dies so manchem deutlich attraktiver, als stundenlang über die Chausseen jagen zu müssen, und spätabends dann auch noch wieder zurück.
Dennoch entwickelte sich das Ligaspiel zu einem großen überregionalen Erfolg. Nach der Kreis- und Bezirksklasse erfand man 1952 auch die Verbandsliga, und in diesem Tempo ging es weiter bis zur Gründung der viergleisigen Bundesliga 1974, in der selbst Weltmeister Spassky um Punkte spielte.
Die Bundesliga im Zahlenspiegel
So war es nur folgerichtig, dass Ende des Jahrhunderts der nächste Schritt gegangen wurde. Auf Antrag des DSB erfand die NASA das Internet, und nur wenig später wurde ein Traum Wirklichkeit – die digitale Liga DSOL wurde erschaffen: Online-Sport, man konnte wieder Schach spielen, ohne in aller Herrgottsfrühe über die Autobahn fahren zu müssen!
Schachsport und Schachsportler, sie waren wieder versöhnt miteinander.
Und hier sind wir nun im Jahre 2022, abendliches Schach in der dritten Staffel, und überbrücken den pandemischen Stillstand des analogen Ligabetriebs.
Exzellenz trotz Inzidenz – starke Züge lassen sich schließlich auch online spielen!
„Über allen Wipfeln ist Ruh‘, ich zieh‘ den Springer, was ziehest Du?“ (Wanderers Schachlied, Goethe/ Franz Schubert, 1827)
DSOL – What‘s in a name?
Ausgesprochen hört man den Liganamen von einigen als D-S-O-L, mit vier einzeln genannten Buchstaben – dies erfordert jedoch eine gewisse Kraftanstrengung.
Andere, darunter auch die Mitglieder des phänomenalen Orga-Teams, neigen eher zu dem zweisilbigen „D-Sol“ (wenn auch sicherlich nicht in Anspielung an „d-sol-at“, wie zum Beispiel in „eine desolate Mannschaftsleistung der Berliner Hertha“).
Beide Versionen klingen gut, und sind gewiss eleganter als hieße die Liga DSchOL. Indes – Puristen würde dieses Akronym freuen, bildet es doch charmant und stilecht die Auftaktbuchstaben der Deutschen Schach Online Liga ab.
Sollte die Liga die Bundesgrenzen einmal als Exportartikel verlassen, käme die Bezeichnung DSOL möglicherweise anderen Platzhirschen des weltweiten Netzes ins Gehege. Denn hier finden wir:
DSOL - Design Solutions – you only get one chance to make a good first impression www.dsol.us
Auch das Lok RawCottbus übermittelt wieder seine Züge, wobei der Vereinsname sicherlich eine Referenz ist an Chief Magnus Carlsen und seinen langjährigen Modepartner G-Star Raw?
Wie wir hörten, mag es aber auch eine griffige Abkürzung sein für Eisenbahnersportverein Lokomotive Reichsbahnausbesserungswerk Cottbus.
Verwackelt, aber doch fast eindeutig Magnus Carlsen, Schnellschach-Open des SK Bremen-West, ca. 2013
Wir freuen uns auch über die SG Porz und die sehr sehr starken SF Deizisau, die zwei Finalisten der 1.Liga 2021.
Und das gilt natürlich ebenso und vor allem auch für die Tigerli PP Aachen in der 5C, und die Schleispringer aus Kappeln in der 5A, die in der Auftaktrunde gegen den SC Umkirch mit einem 3,5 : 0,5 – Sieg gleich eine starke Ansage machten. (It‘s fun to play in the D.S.O.L. …? Ja, aber eigentlich nur, wenn man nicht hoch verliert. Nächstes Mal dann besser, liebe Umkircher!)
Gleichfalls wiederzufinden sind der FC Bayern und die Hamburgische Gesellschaft vereinigter Schachfreunde (vielen besser bekannt als HSK), letztere mit einmal mehr zehn über die Ligen verteilten hanseatischen Gesandtschaften (wow!).
Die roten Teufel aus München mischen wieder mit
Weiterhin dabei zu unser aller Freude ist die Berolina aus Berlin, ebenso wie der Hamelner SV – beide Delegationen allerdings etwas weniger prominent besetzt als in der Vorsaison.
Erste Runde am Mittwoch in Köln: Lasker gegen Uelzen 2 - 2
Ebenso wie das geheimnisvolle Bad Salzdetfurth rücken sie alle wieder aus zu Einsätzen im gesamten Sendegebiet des Deutschen Schachbundes – schön, dass Ihr wieder dabei seid!
Alle Clubs bzw. alle 320 Mannschaften kann man hübsch geordnet finden in dieser phantastischen Übersicht:
Wir bemerken mit Bedauern, dass der Lübecker SV nicht mehr dabei ist, Liga 2 beim letzten Mal, ebensowenig die SF Hamburg, Vorjahressieger der 2.Liga.
Auch die Dinslakener rund um IM Chess Explained Christoph Sielecki lassen sich leider nicht mehr orten – noch im 2021 hatten sie in der 1.Liga groß aufgespielt. Sie fehlen ebenso wie die Blauen Springer aus Paderborn, die ehemals mit zahlreichen Vertretungen am Start waren und sogar die dreizehnte sowie - mit Niklas Schlangenotto! - die vierte Liga gewannen.
Schade – wo sind sie alle hin?
Wir Bremer von Werder 2 tummelten uns in 2021 noch in Liga 3, und sind nunmehr mit einem ähnlichen Kader in der 2.Etage einquartiert. Das ist sehr schön natürlich – und es mag täuschen, aber vielleicht sind die oberen Ligen insgesamt etwas weniger stark besetzt als im Vorjahr. Macht aber nichts!
Und dann sind da ja noch die prominenten Neuzugänge in der DSOL 3.0 – stellvertretend für viele andere seien hier genannt der PostSV Uelzen, die fuß brothers aus Jena, der VfB Vacha (Tor zur Rhön) und die SG Kaiserslautern aus der Pfalz!
Als Kapitän von Werderzwo stecke ich selber natürlich ganz tief mit drin in der DSOL. Darum, um ganz sicherzugehen, dass alle über die Abläufe gut Bescheid wissen – hier ein kleines Regularien-Quiz!
Die erste Ligarunde wurde in der vergangenen Woche über die Bretter gebracht. Nun heißt es ein paar Tage Durchschnaufen, die Online-Bretter justieren, alles nochmal abklopfen – und dann geht es weiter in der dritten Februar-Woche, beginnend mit dem 14.Februar.
Wer mal vorbeischauen möchte im schmucken Zuschauerraum:
Bayern München - SF Berlin am Dienstag, 15.02.
SG Kaiserslautern – SK Ludwigshafen, am Mittwoch 16.02. (Lokalderby, da brennt die Hütte)
Olaf SteffensOlaf Steffens, Diplom-Handelslehrer, unterrichtet an einer Bremer Berufsschule. FIDE-Meister seit 1997, ELO um die 2200, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Spielte für den Schleswiger Schachverein von 1919, den MTV Leck, den Lübecker Schachverein, die Bremer Schachgesellschaft und nun für Werder Bremen. Von 2012 bis 2021 Manager des Schachbundesliga-Teams des SV Werder Bremen. Bloggt seit 10 Jahren auf www.schach-welt.de und VeganeSchachkatzen.de.
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Alles basiert auf Konzepten und Verständnis, nicht auf Auswendiglernen. Wenn du das Konzept einer Festung einmal verstanden hast, wirst du es nie wieder vergessen. Lasst uns jetzt dieses Geheimnis lüften!
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