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Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat vielfach negative Auswirkungen auf die Schachwelt insgesamt und die russische Schachgemeinde im Besonderen mit sich gebracht. Von der einstigen Dominanz sowjetischer und in der Nachfolge russischer Schachspieler ist nicht mehr viel übrig geblieben. Die russischen Sportverbände, auch die Russische Schach Föderation, sind sanktioniert und dürfen nicht mehr an internationalen Sportveranstaltungen teilnehmen. In Russland finden keine offiziellen internationalen Turnier mehr statt. Die russischen Spieler dürfen bei offiziellen Turnieren nicht unter der Flagge Russlands spielen. Viele Spieler haben sich gleich zu Beginn gegen den Krieg ausgesprochen und persönliche Konsequenzen gezogen. Viele sind ins Ausland abgewandert und haben offiziell den Verband gewechselt. Einige arrangieren sich mit den Verhältnissen, so gut es geht. In der FIDE-Top 100-Weltrangliste sind gerade noch sechs Spieler unter russischer Flagge aufgeführt. Der Verband selber ist von der Europäischen Schachunion in den Schachverband von Asien gewechselt, weil man dort gegen Russland weniger restriktiv ist.
Umso erfreulicher waren aus russischer Sicht die Ergebnisse russischer Spieler bei der Schnellschach-und Blitzweltmeisterschaft in New York, im Herzen der US-amerikanischen Finanzwelt. In Nepomniachtchi und Magnus Carlsen teilten sich den Titel bei der Blitzweltmeisterschaft. Zuvor hatte der Russische Verband im Schnellschach einen noch größeren Erfolg verbucht. Mit Volodar Murzin, Alexander Grischuk und Ian Nepomniachtchi hatten drei russische Spieler die Podiumsplätze belegt. Alle drei gehören zu den wenigen Spielern, die ihrer Heimat bisher nicht den Rücken zugekehrt hatten. In den russischen Medien wurde der Erfolg natürlich gebührend gefeiert.
Mit dem neuen Schnellschachweltmeister Volodar Murzin hat sich nun aber ein Streit entwickelt, denn der junge Großmeister, das derzeit größte Talent im russischen Schach, und sein Trainer Mikhail Kobalia haben sich öffentlich kritisch über den russischen Schachverband geäußert. Kobalia trainiert Murzin seit 2017. Bis 2023 hatte er noch als Trainer für den FSR gearbeitet, ist dann aber im Streit mit dem Verband ausgeschieden.
Murzin und Kobalia | Foto: Sport.ru
Nach dem Gewinn des Schnellschachweltmeister-Titels durch seinen Schützling hatte Murzins Trainer Kobalia in einem Interview mit Sport.ru die fehlende Unterstützung durch die Russische Sportföderation (FSR) beklagt. Murzins Erfolge seien stattdessen das Ergebnis privater Bemühungen durch die Familie und persönlicher Sponsoren. Fehlende Einladungen zu Rundenturnieren aufgrund der politischen Situation seien laut Kobalia ein Grund, warum sich Murzin nicht so schnell entwickelt, wie es eigentlich sein müsste. Stattdessen muss Volodar Murzin viele Open spielen.
In einer scharfen Reaktion auf Kobalias Äußerungen beschuldigte der Geschäftsführer der FSR, Alexander Tkachev, Kobalia der Sabotage und bezeichnete ihn als "Schädling". Die Vorwürfe von Kobalia wies Alexander Tkachiev zurück.
Kobalia berichtete über die hohen Kosten für die Teilnahme seines Schützlings bei der Schnellschach-und Blitzweltmeisterschaft (eine Million Rubel) und die Schwierigkeiten bei der Visum-Beschaffung. Der Verband hätte nur zum Teil geholfen. Kobalia beklagte auch fehlende Einladungen zu den großen offiziellen russischen Turnieren. Beispielsweise war Murzin nicht zum Finale der Russischen Einzelmeisterschaft 2024 eingeladen.
Nach dem Gewinn der Schnellschachweltmeisterschaft hat sich der Status von Volodar Murzin verbessert. Wäre er nicht derzeit durch seine russische Staatsbürgerschaft gehandicapt, könnte er sich über eine Reihe von Einladungen freuen. Nachdem der russische Schachverband schon viele seiner Spitzenspieler und Talente an andere Länder abgegeben hat, befürchtet man im Verband einen weiteren Ausverkauf von Topspielern. Murzin wurde beispielsweise offenbar ein Stipendium in den USA angeboten, was er bisher aber nicht angenommen hat. Der Verband versucht, durch langfristige Unterstützungsverträge seine jungen Spieler zu binden und hatte auch Murzin einen Vertrag angeboten. Dieser hatte aber das Angebot nicht angenommen. Offenbar wollte der FSR Murzin zudem zu einem Trainerwechsel zwingen.
Murzin selber sagte in einem Interview, dass er keine Pläne habe, den Verband zu wechseln, solange er noch Unterstützung findet. Allerdings wolle er mit dem FSR auch nichts zu tun haben.
Neben diesen aktuellen öffentlichen Problemen musste der junge russische Großmeister auch privat in seiner Kindheit einiges erleiden. In einem Interview mit der russischen Seite Championat hatte Murzin über seinen gewalttätigen Vater berichtet. Dieser hatte regelmäßig seine Kinder auf brutale Weise geschlagen und misshandelt und hatte seltsame Ideen. So wusch er seinen Kindern die Haare regelmäßig mit rohen Eiern, weil er das für gesund hielt.
Schließlich war Murzins Mutter Ekaterina mit ihrem damals elfjährigen Sohn und ihren vier Töchtern über 1000 km weit weg von ihrer Heimatstadt Nizhny Tagil nach Moskau gezogen, um dem Zugriff ihres gewalttätigen Ehemanns zu entkommen. Die sechsköpfige Familie lebt in dem Vorort von Moskau nun in einer 50 Quadratmeter großen Zwei-Zimmer-Wohnung.
Interview mit Mikhail Kobalia...
Interview mit Alexander Tkachiev, FSR...
"Du kannst nicht in den Brunnen spucken, aus dem du trinkst."
Volodar Murzin: "Ich möchte nichts mit der Führung der Russischen Föderation zu tun haben..."