Daniel King: Powerplay 5: Bauern
Rezension von FM Matthias Krallmann
Der englische Großmeister Daniel King erläutert auf seiner
neuesten DVD die Vor- und Nachteile der wichtigsten Bauernstrukturen. Zu diesem
Zweck analysiert er vor allen Dingen klassische Partien. Die zwölfte
Weltmeisterschaftspartie zwischen Lasker und Capablanca 1921 nutzt er um die
Nachteile des d4-Isolanis zu erklären. Anhand des Sieges von Capablanca gegen Golombek
in Margate 1939 führt er einen typischen Minoritätsangriff vor.
Der Nachteil, den ein Doppelbauer darstellt, wird mittels einer weiteren
Partie des großen Kubaners, nämlich seines Erfolges gegen Janowski in New York
1913 deutlich gemacht.Wie man eine Bauernmehrheit im Zentrum verwertet, zeigt er anhand der
Partie Sämisch gegen Aljechin (Dresden 1926). Die Bauernmehrheit am Damenflügel
ist das Leitmotiv der Partie Marshall-Capablanca. Daniel King ist jedoch ein
Fan der Königsflügel-Mehrheit. Bei der häufig anzutreffenden Konstellation von
vier Bauern am Königsflügel und zwei Bauern am Damenflügel gegen die gleichmäßige
Verteilung von drei und drei Bauern, nimmt er regelmäßig Partei für die Vier-plus-zwei-Seite
ein. Dabei führt er mehrere Partien vor, in denen der stärkere Spieler die
ungleich verteilte Bauernkonstellation entlang der offenen d-Linie besitzt.
Wenn
der stärkere Spieler gewinnt, wird suggeriert, dass die Königsflügelmehrheit
per se besser ist. Um eine größere Objektivität zu erzielen, hätte man hier
weitere klassische Partien aufnehmen können, in denen die Damenflügelmehrheit
sich durchsetzt (z.B. Symslow – Szabó (Hastings 1954/55).
Klicken Sie hier und
schauen Sie sich einen Ausschnitt zu Pfleger - Karpov (1976) an...
King bleibt jedoch nicht bei der Analyse der klassischen
Partien stehen. Er sucht nach Parallelen und Weiterentwicklungen in modernen
Partien. Besonders interessant sind Andersson-Hübner (Johannisburg 1981) und Kramnik-Leko
aus ihrem Schnellschachmatch in Ungarn 2007.
Die DVD wird vervollständigt durch zahlreiche Aufgaben zum
Selbststudium.
Fazit. Eine gelungene Trainings-DVD für Spieler, die ihr
Positionsverständnis verbessern wollen. Schachlich hat alles, was Daniel King erzählt, Hand und Fuß.
Sprachlich ist es allerdings manchmal gewöhnungsbedürftig. King spricht
sicherlich besser Deutsch als die meisten Deutschen Englisch, aber es
überrascht schon, dass er nicht einmal das deutsche Wort „remis“ zu kennen
scheint und dafür regelmäßig das holländische „remise“ verwendet. Gewisse
Formulierungen haben allerdings auch unbestritten Unterhaltungswert, wie z.B.
„Ich kann das streng empfehlen.“ „Dworetski hat eine Schwäche geschafft.“ „Es
gibt nicht viel los.“ “Lass mich Ihnen überzeugen”
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