Laut der Nachrichtenagentur AFP hat die Taliban-Regierung in Afghanistan das Schachspiel bis auf Weiteres verboten. Nach dem Verständnis der Taliban ist Schach nicht nur ein Glückspiel wie zum Beispiel Würfel- oder Kartenspiel, und verstoße somit gegen den Koran, sondern es halte die Anhänger des Spiels auch davon ab, an Allah zu denken.
Im Verlauf der Geschichte war das Schachspiel in der Vergangenheit bereits in mehreren Kulturen verboten. Zu Anfang des 2. Jahrtausend wurde das Schachspielen in Ägypten untersagt. Auch die Orthodoxe Kirche wandte sich gegen das Schach, da sie in dem Spiel ein heidnisches Relikt sah. Der byzantinische Gelehrte Johannes Zonaras sorgte im frühen 12. Jahrhundert dafür, dass Schachspielen mit der Exkommunikation bestraft wurde.
In Frankreich wurde Schach im 13. Jahrhundert unter König Ludwig IX. verboten. Zuwiderhandlungen wurde mit einer Geldstrafe bestraft. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhundert existierte auch in Deutschland ein Schachverbot, das von der Kirche durchgesetzt wurde. In Russland soll Ivan der Schreckliche 1551 das Schachspielen verboten haben, nicht aus religiösen Gründen, sondern möglicherweise weil er selber ein leidenschaftlicher Schachfreund war.
In den islamischen Kulturen wurde und wird das Schach von den religiösen Sachwaltern immer wieder mit Misstrauen betrachtet.
Der schiitische Kleriker Ali al-Sistani erklärte später, das Schachspiel sei deshalb mit dem islamischen Glauben nicht vereinbar, weil man beim Schach wetten könne und wetten sei im Islam untersagt.Der saudische Religionsgelehrte Großmufti Scheich Abdulaziz Al al-Sheikh verbot 2014 das Schachspiel im Rahmen einer Fatwa. Das Schachspiel mache süchtig, lautete diesmal die Begründung, und sei ein Werk des Satan. Außerdem fördere das Schachspiel Rivalität und Feindschaft und sei zudem Zeitverschwendung. Während der "Kulturrevolution" (1966-1976) war das Schachspiel auch in China verboten, da es "ein Spiel der Bourgeoisie" sei.
Tatsächlich war Schach aber in einigen islamischen Ländern zumindest geduldet und nahm mit regelmäßig durchgeführten Schachturnieren und der Förderung von jungen Spielern einen gewissen Aufschwung, eine Zeitlang im Iran, in den letzten Jahren mit regelmäßigen Turnieren in den Vereinigten Arabischen Ländern.
Im radikal-islamischen Afghanistan existierte ein kleiner Schachverband, mit 18 männlichen Spielern und sogar einer Frau in der Rangliste. In den Cafés und Teehäusern des Landes gibt es eine lange Tradition, sich dort die Zeit mit dem Schach oder Backgammon zu vertreiben. Doch schon 1996 hatten die Taliban das Schachspiel verboten. 2001 untersagte die damalige afghanische Taliban-Bewegung den Import von 30 Spielen, darunter auch das Schachspiel. Nun sprach das Tugendministerium erneut bis auf Weiteres ein Verbot aus und will im Zuge einer Untersuchung feststellen, inwieweit das Schachspielen mit den Vorschriften des Korans vereinbar ist.
Die Schriftgelehrten des Korans sind sich bei der Beurteilung nicht ganz einig. Nach allgemeiner Auffassung gebe es drei Arten, Schach zu spielen. Wird um einen materiellen Vorteil gespielt, ist Schach ein Glücksspiel und gehört verboten. Wenn das Schachspielen die Gläubigen von seinen Pflichten abhält, dazu gehört Verlassen der Gebete oder beispielsweise die Vernachlässigung der Rechte der Eltern, dann ist es ebenfalls verboten. Wenn das Schach weder um materiellen Vorteil gespielt wird, noch vom rechten Leben abhält, dann ist es vielleicht erlaubt, vorausgesetzt, das Spielen mache nicht süchtig.
Neben dem Schach sind auch viele andere Sportarten in Afghanistan verboten, aber zum Beispiel auch Musik und Musikinstrumente. Frauen sind in Afghanistan generell vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen.