
„Wir spielen eine Sprache“
Rezension zum offiziellen Turnierbuch der Schacholympiade 2008
Die 38. Schacholympiade, die vom 12. bis 25.November 2008 in Dresden im
Internationalen Congress Center direkt am Elbufer stattfand, ist Geschichte.
Geblieben sind vor allem zwei Dinge:
Zum einen die lebendigen Erinnerungen derjenigen, die direkt dabei sein
durften. Ob als einer der 1.270 Olympioniken aus fast 150 Nationen, ob als
aktiver Teilnehmer an einem der zahlreichen Begleitturniere oder als einer
der aus Nah und Fern angereisten schachbegeisterten Besucher.
Und zum anderen das offizielle Turnierbuch „Schacholympiade Dresden 2008“.
Für diejenigen, die in Dresden dabei waren, ist es eine nochmalige
Illustration des Erlebten. Für diejenigen, die nicht dabei sein konnten, ist
es eine einmalige Lektüre. Sie vermittelt den Eindruck, als ob man doch
dabei gewesen wäre. Herausgegeben vom Deutschen Schachbund, repräsentiert
von seinem Präsidenten, Prof. Robert von Weizsäcker, und seinem
Stellvertreter, Dr. Matthias Kribben - gleichzeitig Präsident des Berliner
Schachverbandes -, entstand unter der Gesamtleitung von Dagobert Kohlmeyer
ein bemerkenswertes Buch. Es ist jedem Schachfreund nur wärmstens zu
empfehlen. Das herausragende Engagement von Dagobert Kohlmeyer, der das Buch
mit 28 kurzweiligen und inhaltsreichen Textbeiträgen und zahlreichen
hochwertigen Farb- und Schwarz-Weiß-Fotos selbst maßgeblich mitprägte, hat
ihn ein weiteres Mal als begnadeten Schachjournalisten und Fotografen
ausgewiesen.
Einleitend erfährt der Leser, was die Schachmetropole Dresden ausmacht und
welcher Weg zurückgelegt werden musste, um Olympiastadt zu werden.
Der Hauptteil des Buchs schließt sich an. Die elf Runden im offenen Turnier
der Nationen (Herren) und im Damenturnier sind mit interessanten und
spannenden Partien illustriert und kommentiert. Unterhaltsames und
Lehrreiches zu Spielern, Partien und Nationen wechseln sich kurzweilig ab
und lockern den Turnierverlauf auf.
Ein geschichtlicher, aber nicht trockener Rückblick auf die
Schacholympiaden, die bisher auf deutschem Boden stattfanden, weitet den
Blick für das Historische. Hamburg 1930, München 1958, Leipzig 1960, Siegen
1970. Beim Nachzeichnen der langen Traditionen muss man nicht bis zum ersten
deutschen Schachweltmeister Emanuel Lasker zurückgehen. Zu allen Olympiaden
(außer der Hamburger, die fast 80 Jahre zurückliegt) hat Dagobert Kohlmeyer
Zeitzeugen befragt, darunter die Schachlegenden Boris Spasski, Wolfgang
Uhlmann und Andreas Dückstein.
Auf 22 Seiten am Ende des Buches findet der Leser alle Ergebnisse und
Statistiken der Olympiade präzise und übersichtlich zusammengefasst.
Als zusätzlicher Kick gehört zum Olympiade-Buch eine begleitende DVD-ROM.
Das ist zeitgemäß und bisher für ein solches Buch einmalig. Der
Informationsgehalt der DVD ist überwältigend. Neben vielem anderem
Wissenswerten enthält sie alle im Verlaufe der Olympiade 2008 gespielten
Partien zum Nachspielen und Analysieren. Darüber hinaus sind auch noch die
Partien der Schacholympiaden von 1930, 1958, 1960 und 1970 enthalten. Die
DVD ist mit umfangreichen Suchfunktionen ausgestattet, was nach kurzer
Eingewöhnung ein bequemes Navigieren durch die Inhalte ermöglicht.
Um sich den opulenten Inhalt des Buchs „Schacholympiade Dresden 2008“ voll
erschließen zu können, braucht man jedoch etwas Zeit.
Die technische Ausfertigung des kartonierten Bandes ist hochwertig und
tadelsfrei.
Den Kauf des Werkes, der mit 24,95 € zu Buche schlägt, wird bei diesem
ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis garantiert kein Schach-Enthusiast
bereuen.
Dr. Helmut Pöltelt
JugendSchachverlag Dresden
ISBN 978-3-00-024594-7
Stimmen:
Das Buch ist sehr schön geworden und enthält viele
interessante Informationen. Diese Chronik des großartigen Ereignisses
gefällt mir u.a. deshalb, weil sie lebendige Einblicke in das olympische
Turnier in Dresden gibt und durch schöne Fotos glänzt. Ich glaube, so muss
heute ein Turnierbuch aussehen. Auch die historischen Rückblicke auf die
Schacholympiaden in Deutschland sind gelungen. Das waren echte Highlights,
die aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet wurden. Es ist auch gut, dass
verschiedene Generationen wie Wolfgang Uhlmann und Elisabeth Pähtz mit ihren
Erinnerungen zu Wort kommen. Es war eine Freude für mich, an dem Buch als
Kommentator mitzuwirken und auch eine eigene Partie aus meiner „olympischen
Schachpraxis“ beizusteuern.
Großmeister Artur Jussupow
Olympiade-Botschafter
Professor Christian Hesse schrieb am 11. Februar, zwei Wochen nach
Erscheinen des Buchs, in einer Mail:
Ich habe inzwischen das
Olympiabuch bekommen. Vielen Dank dafür. Ich hab schon etwas drin
geschmökert, und deine Texte gefallen mir sehr gut. Ich kann nur ahnen,
unter welch erschwerten Zeitnotbedingungen das Buch zustande gekommen sein
muss. Als du mir in Dresden sagtest, es solle schon wenige Wochen nach
der Olympiade im Handel erscheinen, dachte ich: Dafür brauchst du ein oder
zwei Wunder. Auch so ist es schon schnell.
Christian Hesse