TV ChessBase im Weserstadion
von André Schulz

Bremer Pin-up Almira Skripchenko
Am vergangenen Freitag packten die TV ChessBase Moderatoren das ChessBase
Ü-Notebook ein und fuhren zum vorgezogenen Bundesliga-Einzelkampf der
Reisepartner Werder Bremen und Hamburger Schachklub. Der Hamburger Schachklub
ist zu recht stolz auf sein vereinseigenes Klubhaus in der Hamburger
Schellingstraße. Für Bundesligawettkämpfe ist dieses jedoch zu klein. Da haben
es die Bremer besser.
Der SV Werder hat auch ein eigenes Klubgebäude und dieses ist sogar so großzügig
angelegt, dass man dort problemlos mehrere Schachwettkämpfe austragen könnte und
auch Zuschauern großzügig unterbringen kann, selbst dann dann, wenn es mal ein
paar mehr werden.

Das Bremer Weserstadion

Viel Platz, auch für Zuschauer
Die Schachabteilung des SV Werder Bremen
darf immer dann das Weserstadion für seine Wettkämpfe nutzen, wenn dort nicht
gerade Fußball gespielt wird. Dann können sich die Schachspieler im weiten Rund
der VIP-Lounge ausbreiten. Diese nimmt einen Teil der oberen Ränge ein und ist
vom Rest durch Glasscheiben getrennt. Man sitzt also drinnen und hat es auch im
Winter warm. Außer auf den gemütlichen Sitzreihen kann man auch an Tischen
Platz nehmen, an der Bar einen Kaffee holen und über Fußball fachsimpeln oder
eben Schachbundesliga spielen.

Links drinnen, rechts draußen

Die Sitze der VIP-Lounge
Die Idee, TV ChessBase nach Bremen zu
locken, hatte die Mannschaftsführerin der Hamburger Mannschaft Eva Maria
Zickelbein. Da die nötige Infrastruktur vorhanden war, Internetanschluss, Licht,
etc., ließ sich diese auch verwirklichen. Außerdem wollte das HSK Team einmal
wechseln und war so in der Lage, ihren Leistungsträger Oliver Reeh trotz
Bundesliga für die Moderation zur Verfügung stellen.

André Schulz, Oliver Reeh

Für die Technik sorgte Benjamin Bartels. Und
anders als bei der berühmten ARD-Liveübertragung zum Saisonauftakt in der
letzten Saison zwischen Werder und Schalke gab es genug Strom und alle Leitungen
hielten. Schon um 16 Uhr, zum Beginn der Runde fing auch die Übertragung an. Das
mobile Studio war in Sichtweite, aber außerhalb der Hörweite der Spieler
aufgebaut worden. Erster Gast war der Chefredakteur des Bundesligaportals Stefan
Löffler, der sich gleich als veritabler Kenner der Feinheiten in einer
Fianchettovariante der Grünfeldverteidigung zu erkennen gab.

Schulz und Reeh staunen. Stefan Löffler klärt die Zuschauer über
die Feinheiten auf.
Im weiteren Verlauf der Sendung waren die
beiden Kapitäne, Eva Maria Zickelbein und Till Schelz-Brandenburg, Leiter der
Schachabteilung des SV Werder, zu Gast und berichteten über verschiedene
Entwicklungen ihrer Mannschaften. Etwas neidisch musste Evi Zickelbein zur
Kenntnis nehmen, wie sehr die Schachabteilung des SV Werder von der Arbeit des
Dachvereins profitiert. Till Schelz-Brandenburg erläuterte die Prinzipien der
Schachabteilung, die gemäß Bremer Tradition auf Solidität und Konstanz gegründet ist.


Nach der ersten Stunde gab es eine kleine
Pause, doch dann lief der zweite Teil der Sendung ohne Unterbrechung bis zum
Ende durch. Nachdem die ersten Partien beendet waren, kamen die ersten Gäste aus
den Reihen der Aktiven vorbei, allen voran die beiden TV ChessBase-Dauerbrenner
Jan Gustafsson und Merijn van Delft. Jan erläuterte die Ideen seiner Neuerung
Dd1-Dc1 im Katalanen, die "wie alle meine Ideen von Peter-Heine Nielsen stammt."
Für einen Bauern hatte er reichlich Kompensation, die sich aber nach einer zu
wenig ehrgeizigen Abwicklung verflüchtet hatte und zum Remis führte. Merijn van
Delft wollte seine kleine Remispartie gegen Schandorff nicht zeigen, konnte aber
mit dem Ergebniss natürlich zufrieden sein. Später kamen Lubo Ftacnik und
Dorian Rogozenko. Lubo zeigte sein solides Unentschieden gegen Areschenko.




Dorian Rogozenko, Autor vieler ChessBase-CDs
und Bücher blieb zum Analysieren. Nach vier Stunden waren alle Partien ohne
große Aufreger mit Remis zum Zwischenstand von 3,5:3,5 beendet. Nur am letzten
Brett kämpften noch Dirk Sebastian (HSK) und Almira Skripchenko (Werder). Das
erinnerte ein bisschen an den Kampf zweier Heere, der - um weniger Blut zu
vergießen - stellvertretend durch einen Zweikampf der beiden Heerführer oder
besten Einzelkämpfer entschieden werden soll. Auch hier hatten alle Spieler
sowohl von Werder als auch von Hamburg das "Blutvergießen" vermieden, mehr oder
weniger früh remis gemacht und überließen es nun ihren achten Brettern, den
Kampf zu entscheiden.
Die beiden Spieler mussten dabei ein
Wechselbad der Gefühle durchleben. In der ersten Zeitnotphase verpasste der
Hamburger beste Möglichkeiten und hatte schließlich ein verlorenes Endspiel.
Die Bremer Spielerin revanchierte sich dann und ließ die Überleitung in ein
Remisendspiel Turm und Läufer gegen Turm zu. Da man das, besonders in der
Zeitnot des Gegners, noch gut auf Gewinn spielen kann, versuchte der Hamburger, es
zu vermeiden, und stellte dabei die Partie noch schneller ein.
Zu dieser Zeit, um ca. 22 Uhr, hatte TV
ChessBase allerdings schon zusammengepackt und die Zuschauer mit der Partie
alleine gelassen, um den letzten Zug von Bremen nach Hamburg noch zu erreichen.
Findige Zuschauer der Sendung auf dem Fritzserver fanden allerdings heraus, dass
es noch zwei Stunden später eine allerletzte Zugverbindung gegeben hätte. Die
beiden Faulpelze vom einzigen deutschen Schach-TV-Sender, André und Ben - Oliver
blieb bei seiner Mannschaft -, wollten es nicht riskieren, "mit der letzten
Zugverbindung bei Tostedt zum Betriebsschluss wegen eines Maschinenschadens auf
freier Strecke stehen zu bleiben", so die Ausrede.

Axel Fritz con schach.com besorgte die Internetübertragung der
Partien. Stefan Löffler schaut zu.

Bremer und Hamburger schauen auf die laufenden Partien

Till Schelz-Brandenburg zufrieden, Evi Zickelbein nicht.

Spielertische, Matchwinner Almira Skripchenko

Weserstadion im Halbdunkel