Unverschämt attraktiv

von ChessBase
16.06.2015 – Die Reti-Eröffnung 1.Sf3 d5 2.c4 hat ihre Wandlung vom hypermodernen System zum Stammgast in allen Klassen längst hinter sich. Ihre Attraktivität zieht sie u.a. aus ihrer Flexibilität und ihrem dynamischen Potential. Dennis Calder hat sich Breutigams Repertoire-DVD angesehen und ist sich unsicher, ob dessen Spielvorschläge nicht schon zu gut für Weiß sind. Am besten, Sie schauen sich das selbst an! Mehr...

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Martin Breutigam: Reti Eröffnung – ein modernes Repertoire

Rezension von Dennis Calder, FIDE-Instructor

IM Martin Breutigam (sein Elo Rating liegt seit einiger Zeit bei ca. 2400) hat schon einige Werke veröffentlicht. Seine neue DVD behandelt die Reti Eröffnung (1. Sf3 d5 2. c4) aus weißer Sicht.

Nach eingehender Prüfung der 20 Videos und 15 interaktiven Testaufgaben habe ich entschieden, keine klare Bewertung abzugeben, sondern überwiegend nur zu beschreiben, was mir aufgefallen ist. Warum? Weil Schachfreund Breutigam ein paar Dinge gemacht hat, die nicht meinem persönlichen Geschmack entsprechen, aber von anderen Schachfreunden geschätzt werden. Für meinen Geschmack kann er nichts. Daher zunächst die Auffälligkeiten in der Reihenfolge ihres Erscheinens:

Die DVD mit einer Gesamtlaufzeit von über 5,5 Stunden ist systematisch nach den naheliegenden schwarzen Antwortzügen gegliedert: Zunächst behandelt Breutigam die Damengambit-artige Antwort 2. … e6, danach die Slawisch-artige Antwort 2. … c6, um danach die außergewöhnlicheren Varianten 2. … d4 und 2. … dxc4 zu bearbeiten. Im Anschluss an die Theorievideos gibt es noch 15 sehr gut gemachte interaktive Testaufgaben, die näher erläutert werden. Weiterhin gibt es einen Link auf sogenannte Modellpartien, die die einzelnen Abspiele mit ihren Stärken und Schwächen beleuchten sollen. Diese Systematik gefällt mir sehr gut.

In einem Video hustet / hüstelt Schachfreund Breutigam so oft, dass ich eine Wiederholungsaufnahme mit geölter Stimme besser gefunden hätte. Ansonsten allerdings kommt er gut in Schwung und beschreibt mit hanseatischer Ruhe (er hat seine Wurzeln bei der altehrwürdigen Bremer Schachgesellschaft) und sachlich die Vorzüge und Nachteile der einzelnen relevanten Abspiele. Dabei stellt er auch immer wieder gelungen dar, warum bestimmte Varianten gerade nicht - oder nicht mehr - geeignet sind, um weißen Vorteil herauszuspielen. Er veranschaulicht seine Erläuterungen nur selten mit den graphischen Möglichkeiten, die ChessBase bietet, z. B. Pfeilen oder farblich markierten Feldern. Stattdessen zeigt er die Abspiele bis zur „Auflösung“ der jeweiligen Variante, dem Ende der kritischen Abspiele, sozusagen. Beide Darstellungsformen haben ihre Fans, so dass es meines Erachtens in diesem Punkt kein besser oder schlechter gibt.

Einleitungsvideo asehen


Je weiter ich die Videos durchgesehen hatte, desto irritierter wurde ich: Breutigam bietet konsequent keine Empfehlung für Schwarz, was ich persönlich als großen Nachteil bei Eröffnungsabhandlungen ansehe. Und er landet immer wieder bei für Weiß vorteilhaften Varianten, obwohl es auch unklarere oder spannendere Abspiele geben muss, sonst würden viel mehr Super-GMs Reti mit Weiß spielen... Andererseits brauchen viele Spieler beim Lernen von Eröffnungen das Gefühl, dass eine Eröffnung rundum gut geeignet ist, um dann in der Praxis die kritischen Abspiele zu erleben und zu bearbeiten - vom Selbstbewussten zum Realistischen sozusagen. Auch hier kenne ich Anhänger beider „Philosophien“, so dass ich mich darauf beschränken möchte, auf den von Martin Breutigam gewählten Aufbau hinzuweisen.

Die ausgewählten Beispielpartien sind in jedem Fall sehr gut ausgesucht, weil ich das Gefühl bekam, dass alle halbwegs einleuchtenden Züge in der frühen Eröffnung besprochen worden sind.

Fazit:

Wer als Schwarzspieler ein geeignetes Abspiel gegen Reti sucht, sollte an anderer Stelle suchen. Für Spieler, die eine positionell geprägte Weißeröffnung suchen, ist diese DVD ein angenehmer, weil sehr übersichtlicher Einstieg, um sich in die Eröffnung einzuarbeiten.
 

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