US-Meisterschaften: Fünf Spieler an der Spitze

von ChessBase
12.05.2009 – Wer sich die Bilder des neuen St. Louis Chess Club and Scholastic Center anschaut, muss neidisch werden. Zwar gibt es auch anderswo stilvolle Schachklubs, doch das im letzten Sommer eröffnete Schachzentrum von Saint Louis schlägt wohl alles. Der jetzt im Ruhestand lebende frühere Investment Manager Rex Sinquefield investierte Geld und viel Herzblut in diesen Schachklub, der in seinem Interieur an ein modernes Sportstudio erinnert. Hier finden nun erstmals die US-Meisterschaften statt. Der Preisfonds von 130.000 Dollar hat die meisten Spitzenspieler und einige viel versprechende Talente nach Saint Louis gelockt. So ist der Kampf um den ersten Preis (32.000 Dollar) sehr eng und nach vier Runden liegen nicht weniger als fünf der insgesamt 24 Spieler gleichauf an der Spitze. Turnierseite...Bericht, Bilder, Partien...

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2009 US Chess Championship: 24 Bewerber für 130.000 Dollar Preisgeld
Bericht nach Anagaben von Jennifer Shahade und Carol Jareci.
Bilder Zeljka Malobabic (MonRoi) und
Betsy Dynako


Die US-Meisterschaften werden in diesem Jahr erstmals in St. Louis in Missouri durchgeführt. Gastgeber ist das neue St. Louis Chess Club and Scholastic Center. Das Center wurde in einem vollständig neu renovierten Haus im "West End", einer Gegend, die New York’s "Tribeca" ähnelt, untergebracht. Der Charakter des Viertes wird durch viele Alleen, kleine Geschäfte und zahlreiche Cafés geprägt.



Der Klub selbst besitzt mehrere Steintische mit eingelassenen Schachbrettern, die vor dem Gebäude aufgestellt sind und Passanten zum Schachspiel einladen. Der Eingang erinnert eher an ein Sportstudio als einen Schachklub. Es gibt einen Empfangstresen, eine Bücherei, und einen Shop, in dem man T-Shirts, Devotionalien und natürlich auch Schachspiele kaufen kann. Im Untergeschoss gibt es Pressezentrum und einen Analyseraum, in dem zur Zeit Emil Sutovsky und Jennifer Shahade ihre Arbeit verrichten.



Die US-Meisterschaft findet im Obergeschoss statt, der im Wesentlichen aus dem großen Spielsaal besteht. Es gibt aber auch noch einen Analyseraum für die Spieler und einen Ruheraum. Der ganz Klub besticht durch seine geschmackvolle und ausgesuchte Einrichtung, wobei man an vielen Stellen auf das klassische Schwarzweiß-Motiv des Schachspiels stößt. Die Tische wurden von einem preisgekrönten jungen Mann in Handarbeit angefertigt. Der 18-Jährige gewann im letzten Jahr einen überregionalen Wettbewerb für Holzdesign.



An zwei Tresen können Spieler und Besucher sich mit Getränken erfrischen oder zu einem Plausch treffen. In allen Klubräumen gibt es drahtlosen Internetempfang. Nur wenige Gehminuten entfernt liegt das Chase Park Plaza Hotel am gleichnamigen Park, außerdem ein Kino, eine große Sporthalle und viele Restaurants.

Das Chess Club and Scholastic Center of Saint Louis, in der 4657 Maryland Avenue, wurde von Rex Sinquefield, einem früheren Investment Manager, der sich jetzt im Ruhestand befindet, gegründet und im letzten Juli eröffnet.


Rex Sinquefield, St. Louis' Bürgermeister Francis Slay, die GMs Gata Kamsky und Yury Shulman


Der Schachmentor und der Bürgermeister eröffnen die US-Meisterschaften

Das Schachzentrum wird allgemeinnützig geführt, der Jahresbeitrag beträgt 80 Dollar im Jahr für Erwachsene, 30 Dollar ermäßigt, 120 Dollar für Familien.


Die US-Meisterschaft

Seit 1845 werden in den USA Landesmeister ausgespielt, in diesem Jahr mit einem Preisfonds von 130.000 Dollar. Die 24 Teilnehmer setzen sich wie folgt zusammen:

  • die besten 12 Spieler nach Rating
  • die zwei besten Frauen nach Rating
  • der 2008 U.S. Junior Meister
  • der 2008 U.S. Open Meister
  • der 2009 U.S. "State Champion of Champions"
  • Sieben Spieler durch "Wild cards"

Gespielt werden neun Runden Schweizer System mit klassische Bedenkzeit (40 Züge in zwei Stunden, eine Stunde für den Rest) Zwischen der fünften und sechsten Runde wird ein Ruhetag eingelegt. Der Sieger erhält am Ende einen Scheck über 35.000 Dollar.


Spieler, Organisatoren und Schiedsrichter der US-Meisterschaften 2009

Schon an den ersten beiden Tagen gab es viele unerwartete Ergebnisse. So startete außer dem Favoriten Gata Kamsky auch der 17-jährige Robert Hess mit zwei Siegen.


Robert Hess

Hess, Nr. 37 der US-Rangliste schlug mit Larry Christiansen (Cambridge, Mass.) und Julio Becerra (Miami, Fla) zwei Großmeister.



Unglücklicherweise wurde eine der beiden Frauen im Feld, die amtierende US-Meisterin Anna Zatonskih, nach der zweiten Runde krank und musste im Krankenhaus behandelt werden. Da sie zur dritten Runde nicht erscheinen konnte, hätte sie diese Partie kampflos verloren, doch ihr Gegner GM Gregory Kaidanov bot sehr fair eine Verschiebung an.


M Anna Zatonskih ist mit dem deutschen Nationalspieler Daniel Fridman verheiratet

Danach hat sich jedoch heraus gestellt, dass Zatonskh wegen ihrer gesundheitlichen Probleme aus dem Turnier ausscheiden muss. Kaidanov erhält nun doch noch einen kampflosen Punkt und Zatonskih wird im weiteren verlauf durch Doug Eckert ersetzt.

Für eine weitere Überraschung sorgte Michael Brooks (Bild oben). Er schlug GM Alexander Shabalov.


Alexander Shabalov vor Beginn der Partie gegen Michael Brooks

Der jüngste Spieler im Turnier ist Ray Robson, 14, (Largo, Fla.). Er besiegte den ältesten Spieler, Boris Gulko, (Fairlawn, N.J.)


Shulman gegen Kamsky

In Runde drei kam es zum Aufeinandertreffen zweier Favoriten. Yury Shulman aus Illinois und der Setzlistenerste Gata Kamsky aus Brooklyn traten gegeneinander an. Beide hatten bis dahin noch keinen Punkt abgegeben und Chancen auf den Bobby-Fischer-Preis von 64.000 Dollar für den Spieler, der ohne Punktverlust die US-Meisterschaft gewinnen sollte, so wie einst Fischer, der 1963/64 den Titel mit sagenhaften 11 aus 11 holte.


Die Spieler werden vor den Runden mit einem Elektornik-Abtaster untersucht, hier GM Melikset Khachiyan


IM Irina Krush besiegte Veteran GM Boris Gulko in 54 Zügen in Runde Drei

Nach vier Runden liegen fünf Spieler mit je 3 Punkten an der Spitze des Turniers. Die Spitzenpaarungen der letzten Runde zwischen Gata Kamsky und Josh Friedel bzw. Yury Shulman und Hikaru Nakamura endeten remis. Dadurch hatte Varuzhan Akobian (North Hollywood, Calif.) Gelegenheit ebnfalls zur Spitze aufzuschließen. Dem gebürtigen Armenier gelang ein Sieg gegen Julio Becerra.


GM Varuzhan Akobian

Akobian genießt in den USA aufgrund seiner gewinnenden Persönlichkeit große Popularität und war im letzten Jahr einer der Stars der MTV "Real Life" Dokumentation:  "I'm A Genius . . .."


Topspielerin IM Irina Krush gegen playing GM Melikset Khachiyan in Runde Vier

Hinter den Führenden folgt eine große Gruppe mit einem halben Punkt Rückstand, in der sich die auch die zwei Teenager Robert Hess aus New York und Sam Shankland aus Kalifornien befinden. Ray Robson, der gegen Ildar Ibraigimov gewinnen konnte,  liegt nur einen Punkt hinter der Spitze.


Josh Friedel, eine der wenigen in den USA geborenen Großmeister


Schachlegende Boris Gulko


US-Meisterschaften vor US-Flaggen


Alexander Onischuk


Nakamura und Shabalov. Capablanca schaut zu

 

Stand nach vier Runden

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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