12.09.2016 – Die USA haben die besten Chancen auf die Goldmedaille bei der Schacholympiade. Vor der morgigen Schlussrunde weisen das US-Team und die Ukraine die gleiche Punktzahl auf, aber mit der besseren Zweitwertung für die USA. Bei der Frauenolympiade führt China mit zwei Punkten Vorsprung und spielt morgen gegen Verfolger Russland. Die deutschen Mannschaften stürzten nach Niederlagen gegen Usbekistan und Bulgarien ab, besonders das Männerteam. Carlsen hat keinen Grund für Grimassen, sein Team steht gut da. Die Schlussrunde beginnt schon um 9 Uhr. Mehr...
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Spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen um die Goldmedaille bei der Schacholympiade in Baku zwischen den USA und der Ukraine. Beide Teams gingen heute punktgleich in die zehnte und vorletzte Runde und lösten ihre Aufgaben. Das US-Team gewann gegen Georgien, dank der Siege von Wesley So und Samuel Shankland, die Hikaru Nakamuras Weißniederlage gegen Mikhei Mchedlishvili mehr als egalisierten.
Nakamura-Mchedishvili
Der Sieg der Ukraine gegen die überraschend starken Tschechen fiel mit 3:1 deutlicher aus. Pavel Eljanov und Andrej Volokitin holten die Siegpunkte gegen David Navara und Vlastimil Babula.
Die beiden Spitzenreiter haben nun schon zwei Punkte Vorsprung auf Russland, das heute gegen Indien Federn ließ und einen Mannschaftspunkt abgab. Sergey Karjakin erwischte es gegen Harikrishna. Vladimir Kramnik glich gegen Adhiban aus.
Russland, mal wieder kein Gold
Die USA liegen in der hier angewandten Zweitwertung, Sonneborn-Berger mit Streichresultat, gegenüber der punktgleichen Ukraine vorne und haben damit die besten Chancen auf Gold. Morgen treffen die US-Amerikaner gegen den etwas sperrigen nördlichen Nachbarn Kanada, nun mit Evgeny Bareev an Brett eins. Die Ukraine hat mit Slowenien den nominell etwas leichteren Gegner. Russland spielt an Tisch drei gegen Italien.
Shirov schlug Bareev, aber Lettland verlor gegen Kanada. Foto: Maria Emelianova
Tipp: Die USA gewinnen Gold, die Ukraine Silber, Russland gewinnt Bronze. Der Sieg der USA wird dem Schach dort weiteren Auftrieb geben und ist auch gut für den WM-Kampf im November.
Foto: Paul Truong
Interessante Frage: Wann spielten die vielleicht kommenden Olympiasieger eigentlich jeweils ihre erste Schacholympiade?
Fabiano Caruana - 2008 in Dresden an Brett 1 für Italien, im Alter von 16 Jahren. Ergebnis 7,5 aus 11.
Hikaru Nakamura - 2006 in Turin an Brett 3 für die USA (Bronze), im Alter von 18 Jahren. 7 aus 11.
Wesley So - 2006 in Turin, zweites Reservebrett für die Philippinen, im Alter von 12 Jahren (!). 3 aus 5.
Samuel Shankland - 2014 in Tromsø, Reservebrett für die USA, 22 Jahre. 9 aus 10.
Ray Robson - 2012 in Istanbul, Reservebrett für die USA, im Alter von 17 Jahren. 5,5 aus 8.
Die deutsche Mannschaft ist bei dieser Schacholympiade vom Lospech gebeutelt. In den ersten sechs Runden gewann das Team viermal, verlor nur gegen die Top-Mannschaften Russland und Ukraine. Später gab es ein 2:2 gegen Weißrussland - hier wäre ein Sieg sicher besser gewesen, aber China erreichte heute auch nicht mehr. Dann wurden die deutschen Männer gegen Frankreich gelost, eigentlich Nummer acht der Setzliste. Aber nach einigen Aussetzern spielten die Franzosen in der "falschen" Tabellenregion. Es gab eine weitere Niederlage, danach ein Sieg gegen Finnland. Heute reichte es nur zu einer 1:2-Niederlage gegen Usbekistan. Die Bretter drei und vier gingen verloren.
Die deutsche Mannschaft ist nun 54ster und es droht das schlechteste Abschneiden eines deutschen A-Teams überhaupt (In Khanty-Mansiysk 2010 trat Deutschland mit einem C -Team an und wurde 64ster.). Morgen spielt Deutschland gegen Estland und kann mit einem Sieg noch Plätze gut machen.
Matthia Blübaum gewann, aber es nutzte nichts
Besser als die Deutschen liegt die Schweiz nach einem Sieg über Tadschikistan, auf Rang 29. Österreich gewann gegen Irland und belegt Platz 35. Die beiden südlichen Nachbarländer haben jeweils zwei Mannschaftspunkte mehr als Deutschland.
Zu den positiven Überraschungen gehört die Mannschaft von Norwegen. Norwegen belegt dank der sehr hohen Elozahl von Magnus Carlsen den 12. Platz in der Setzliste, aber auch ein Weltmeister kann pro Wettkampf nur einen Punkt erzielen. Mit 15 Punkten liegen die Norweger aber nach der 10. Runde nur einen Punkt hinter Russland. Carlsen hat bisher 7 Punkte erzielt und ist damit nach Punkten an Brett Eins zumindest drittbester Spieler der Olympiade. Hammer fungierte an Brett zwei als Blitzableiter und musste bisher "-2" einstecken, aber Aryan Tari und Frode Urkedal liegen mit 1,5 im Plus und irgendwie passten die Ergebnisse gut zusammen. Heute wurde der Iran mit 3,5:0,5 klar bezwungen.
Angeblich solle Magnus Carlsen gerade an die Partie von Jon Ludvig Hammer denken. Fotos Maria Emelianova
Gut unterwegs ist auch die englische Mannschaft. Die Chemie im Team scheint zu stimmen. Es wird gekämpft und wenn eine Partie verloren geht, holen die anderen die Kastanien aus dem Feuer. Adams, Jones und Short sind die Top-Punktejäger in der Mannschaft. Im Verlauf des Turniers gab es ein paar fiese Niederlagen, aber auch schöne Bigpoints, zum Beispiel gegen China und heute gegen Aserbaidschan.
Damit sind auch schon zwei Mannschaften genannt, die von ihrem Abschneiden sicher enttäuscht sind. Der Gastgeber hatte insgeheim vielleicht von einer Goldmedaille bei der Heimolympiade geträumt, ist aber als Vierter der Setzliste nun nur 19ter. China kam heute gegen Weißrussland nicht über ein 2:2 hinaus. Der Titelverteidiger ist damit nur 20ster.
Auch für die Niederlande läuft es nach gutem Beginn nicht mehr optimal. Erwin l'Ami und Loek van Wely sind trotzdem gut gelaunt.
Partien
Maurice Ashley und Daniel King
Das ChessBase-Studio in Baku. Alejandro Ramirez, Daniel King, Pascal Simon
Frauenturnier
Für die deutschen Frauen lief es bisher besser als für die Männer. Vor der heutigen Runde lagen die Frauen mit 13 Punkten auf dem 9. Platz, erhielten aber mit Bulgarien einen starken Gegner zugelost. Am Ende stand es 2;5:1,5 für die Bulgarinnen und das deutsche Team fiel auf Platz 19 zurück. In der morgigen Schlussrunde heißt der Gegner Frankreich. Bulgarien spielt stattdessen um Bronze.
Eisabeth Pähtz, vor der Runde noch guter Dinge. Foto: Eteri Kublashvili
Im Spitzenspiel der Runde traf Tabellenführer China (16 P.) aud Verfolger Polen (15). Mit 2,5:1,5 gingen die Chinesinnen vom Tisch und liegen vor der Schlussrunde mit zwei Punkten Vorsprung vor Russland in Führung. Morgen kommt es zu einem echten Finale zwischen China und Russland. China reicht ein 2:2. Gewinnt Russland, dann entscheidet die Zweitwertung. Hier lag Russland heute vorne.
Die Entscheidung über die dritte Medaille fällt in den Begegnungen zwischen Ungarn und Polen beziehungsweise Ukraine gegen Bulgarien.
Partien
Eteri Kublashvili, Anastasiya Karlovich, Schiedsrichterin Anastasiya Sorokina. Foto: Paul Truong
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