Veteranen blitzen in Moskau
von Misha Savinov
Der Zentralschachklub ist ein wirklich aktiver Ort. Ganz gewiss fiel er nicht
in Winterschlaf, nachdem das Superfinale vorbei war. Der Veteranenverband des
Russischen Schachverbands, namentlich dessen Kopf, Großmeister Evgeny Vasiukov
organisierte ein Turnier, das dem 65. Jahrestag des Kampfs um Moskau 1941 gewidmet
war. Neben Kriegsveteranen luden die Organisatoren 'Gaststars' ein - einige
Großmeister, darunter Sergey Shipov, ehemals 2650+ und Igor Glek, aber auch
einflussreiche Politiker - Alexander Zhukov, Vizepremierminister und Präsident
des Russischen Schachverbands, und Arkady Dvorkovich, Vorsitzender des Expertenrats
der Regierungsbehörde.
Neun Runden waren zu spielen und die Bedenkzeit betrug 11 Minuten pro Spieler,
wobei sich Vasiukov allerdings ein interessantes Handicap-System ausgedacht
hatte. Für Extra-Ratingpunkte wurden Minuten abgezogen, während die Teilnehmer
über 60 pro Dekade eine Minute zusätzlich bekamen. So spielte der Spieler mit
der höchsten Elo-Zahl, Sergey Shipov, oft mit 3 Minuten gegen 13 seines Gegners.
Eine leichte Aufgabe für den erfahrenen Blitzspieler, wenn Sie meine Meinung
hören wollen, aber 'einfache' Großmeister, die sich nicht aufs Blitz spezialisiert
haben, hatten gelegentlich mit Schwierigkeiten zu kämpfen.
Viele Veteranen legten ihre Orden an
Yury Averbakh im Gespräch mit Lyudmila Belavenets, der Tochter von Meister Sergey
Belavenets, der im Krieg umgekommen ist und für Generationen von Kindern ein
Schachlehrer mit Hingabe war.
Die Preisliste beschränkte sich nicht auf die 1.000 USD für den ersten Platz.
Fast jeder erhielt eine Trophäe, da es viele Bücher, Schachspiele usw. gab.
Alexander Zhukov erhielt ein Borodino Schachspiel, Symbol der siegreichen russischen
Armee. Vielleicht hätte man es Schachspiel der Napoleonischen Kriege oder so
ähnlich nennen sollen - schließlich mussten sich die Russen nach der Schlacht
aus Borodino und Moskau zurückziehen.
Alexander Zhukov erhält die Trophäe
Der Kampf begann. Zhukov und Dvorkovich spielten zwei ganze Runden, und erzielten
1,5 bzw. 0,5 Punkte. Der Präsident des Russischen Schachverbands ist für einen
Amateur sehr stark, vielleicht etwa zwischen 2300-2350. Der Sohn des berühmten
Schiedsrichters Vladimir Dvorkovich ist ein Spieler der 1. Kategorie, aber spielt
leidenschaftlich gern Schach. Beim vor kurzem ausgetragenen Tal-Gedenkturnier
war er an den Wochenenden oft Zuschauer.
VIPs in Runde 1
Im Turniersaal konnte man viele bekannte Gesichter sehen. Hier ein paar Schnappschüsse.
Großmeister Igor Zaitsev
Meister Oleg Stetsko, Mitglied des Redaktionskomitees von 64-Chess Review
Doktor Krylov (aus dem Kramnik-Team) spielt gegen Karpovs Helfer Petelin
IM Boris Arkhangelsky, 75
WIM Rimma Bilunova, 66, die Mutter von Denis Bilunov - vor nicht langer Zeit
an der Spitze von Kasparovchess und augenblicklich Garrys politischer Waffenbruder
Meister Evgeny Gik, 63, produktiver Schachautor
Sergey Shipov übernahm mit einer Reihe von Siegen die Führung. Eigentlich hatte
man damit gerechnet, dass auch seine Großmeisterkollegen Glek und Smagin in
den Kampf um den Titel eingreifen würden, aber sie taten sich gegen den hartnäckigen
Widerstand der Meister sowjetischer Prägung schwer. Sergey Smagin zum Beispiel
erlitt zum Auftakt zwei Niederlagen in Folge.
Beugt sich …Bh3+
GM Smagin verfolgt die Partie von FM Stanislav Zhelesny, 72, Redakteur einer
Schachkolumne in der Militärzeitung
Roter Stern
GM Shipov holte weiter Punkte und war zu allen freundlich
Nach zwei Runden im Turnier wandten sich Zhukov und Dvorkovich dem Blitz zu,
da die erwarteten Gegner eingetroffen waren …
Vasiukov: 'Dieser junge Mann wird nicht zum Turnier zugelassen'
Bareev: 'Von dieser Eröffnung habe ich überhaupt keine Ahnung, stecke ich bereits
in Schwierigkeiten?'
Die Show beginnt!
Karpov hatte sich im Tal-Cup warm gespielt
Bareev: 'Ich bin sicher, du hast zwei Mal gezogen!'
Sergey Shipov saß das ganze Turnier an Tisch 1, umgeben von Zuschauern und Rivalen.
In der Mitte des Turniers litt er unter leichten gesundheitlichen Problemen
und ein Doktor wurde gerufen.
Sergey erhielt ein Medikament gegen Bluthochdruck und blieb mit einem perfekten
Ergebnis bis zum Schluss an der Spitze. 9/9, zweieinhalb Punkte Vorsprung vor
den Spielern, die sich Platz zwei teilten.
Smagin und Glek machten mit FM Zhelesny, NM Kryukov (Vorsitzender des Zentralschachklubs;
siehe Photo 24) und Zilbert, der für den russischen Schachverband arbeitet,
den Tie-Break unter sich aus.
Glek (vorne) und Shipov (hinten)
NM Kryukov
Am Tag darauf sah man im Zentralschachklub schließlich eine Veranstaltung, die
nichts mit Schach zu tun hatte. Es gab ein großes Go-Festival mit Massensimultanveranstaltungen
von Spielern des Russischen Go-Verbands mit höherem Dan. Es muss gut tun, gelegentlich
eine Schachpause einzulegen.