Viel mit geschrieben

von ChessBase
15.10.2004 – Beim WM-Kampf zwischen Vladimir Kramnik und Peter Leko in Brissago sorgen auch die Kurzpartien für viel Schreibarbeit. Zahlreiche Schachfans lassen ihre Phantasie spielen und komponieren spannende, unterhaltsame und stimmungsvolle Kurzgeschichten. Der Verlauf der  Geschichten wird dabei vom Verlauf der Partien diktiert, denn durch die Züge werden Schlüsselworte, die sich jeweils um einen Schachweltmeister und seinen Lebenslauf ranken, in einer bestimmten Reihenfolge aktiviert. Der Literaturwettbewerb Mitschreiben zur Schach-WM wird vom Charlatan-Verlag und ChessBase durchgeführt. Inzwischen gibt es auch schon die ersten Preisträger. Regeln beim Charlatan-Verlag...Viel mehr...

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Beim Literaturwettbewerb zur Schach-WM in Brissago sollen Kurzgeschichten eingereicht werden, in denen bestimmte Worte in einer bestimmten Reihenfolge vorkommen. Aus einer vorher festgelegten Wortliste ergibt sich durch die Wettkampfpartien eine Wortreihenfolge dadurch, dass Felder, die mit Worten verknüpft sind, in einer bestimmten Reihenfolge von Figuren betreten werden. Die Geschichten selber sollen sich nicht um Schach drehen.


Liste der Partien, Wörter; Links zu den Geschichten:


1. Partie 25. September 2004 Steinitz
Wortreihenfolge: New York, Sanatorium, Moderne Schule, 1,50 m, The Field, Zentrum, Tolstoi, Romantiker, 1836, Zeitung. Kaffeehaus, Spion, Havanna, Entwicklungsvorsprung, Telegraph, Realitätsverlust, Jude, Positionsspiel, Geheimcode, Evans, Wien, London, 1886, 750 Dollar, Café Rebhuhn, Gefängnis, 1894, Kolumne, Champagner, Prag, Zukertort

Popov
Winter in New York. Pjotrec Popov liegt nun schon seit Tagen im Sanatorium. Er ist vollkommen gesund. Er langweilt sich zu Tode. Aber er muss warten. Moderne Schule der operativen Geheimdiensttätigkeit hatte Major Cresnak gemurmelt, als er ihn einschleuste. Kein Mensch vermutet dich hier. Warte auf mein Zeichen. Das war vor zwei Wochen.

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(enigma)

Geschichten zur ersten Partie...

 

2. Partie 26. September 2004 Lasker
Wortreihenfolge: Thyrow, Berlinchen, Mathematik, Lasker-Schüler, Faschismus, 1894, Jude, 1941, Menschengeschichte, unvollendbar, New York, Brettspiele, Ökonomieprinzip, Kampf, Bridge, psychologisch, Defensive, Philosophie, gesunder Menschenverstand

Dunkle Zeiten
„Thyrow? Was soll denn das heißen?“
„Zeig mal her! T - H - Y... Ach, du heiliges Berlinchen. Da hat unser elektronisches Wunder in Mathematik wohl ein paar Stromkreise locker. Wer hat gestern die Relais verdrahtet?“
„Einer der Lasker-Schüler. Du weißt schon: der neue Theoretiker aus München.“
„Der mit dem Hang zum Faschismus? Na, dann ist ja alles klar. Und wir dürfen nun die 1894 Schalter kontrollieren. Diese Nazis sind noch blöder als unser blecherner Freund hier.“
„Nichts gegen den Colossus-3! Der läuft schon recht sauber. Und wenn sie unseren alten Prof nicht weggejagt hätten, weil er Jude ist, würde das Jahr 1941 nicht nur wegen dieses beschissenen Kriegs in die Menschheitsgeschichte eingehen. Dann bräuchte schon längst niemand mehr im Kopf zu rechnen. Aber so...“
„... ist unser Projekt praktisch unvollendbar. Wohin ist der Alte übrigens geflüchtet?“
„Nach New York. Arbeitet dort an einer Maschine, die Brettspiele beherrscht.“


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Chesster

Geschichten zur zweiten Partie...



3. Partie 28. September 2004 Capablanca
Wortreihenfolge: Endspiel, New York, Prinzessin, Liebling der Götter, Salonlöwe, 1888, Kuba, 1921, 100 Felder, Havanna, St.Petersburg, Schachmaschine, Chemie, Simultan, Strategie, Wunderkind, Technik

Pruneaus Ende
Das Endspiel der amerikanischen Meisterschaft im Polo in New York wurde unterbrochen von einem lauten Knall, der sogar die robusten Polo-Pferde scheu machte. Ursache war die Ermordung von Baron Pruneau durch seine Gemahlin, Prinzessin Anjuschka, mittels einer ziemlich altertümlichen Pistole.
Der in der Presse allgemein "Liebling der Götter" genannte Baron Pruneau war ein berühmter Salonlöwe. 1888 war er als Sohn des französischen Botschafters in die Vereinigten Staaten gekommen und hatte hier sein Glück gemacht. Er besaß auch Ländereien auf Kuba, wo ich 1921 das zweifelhafte Vergnügen hatte, seine Bekanntschaft zu machen: 100 Felder feinsten Tabaks verlor ich an ihn, in einem Prozess in Havanna vor unzweifelhaft von Pruneau bestochenen Richtern.


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(Lillebjörn)

Geschichten zur dritten Partie...




4. Partie 30. September 2004 Aljechin
Wortreihenfolge: Emigration, St.-Stanislaw-Orden, Sorbonne, Jura, 1946, Spanien, Lazarett, Moskau, Kater "Check", Filmschule, „Arisches Schach“, Rotes Kreuz, Schacharbeiter, Mannheimer Turnier, chinesisches Haftsystem, 21. Partie, Kunst, impotent, Alkohol, Psyche, nervös, Internierungslager, Estoril, ältere Frauen, 1927, Todesurteil, Zeitnot

Leute ekeln
Gestern war ich mit Paul beim Italiener.
Plötzlich sagte er:
„Erinnerst du dich an den Typ in der Emigration, der mit dem St. Stanislav-Orden? Du weißt schon, die Sache mit dem Schlachterbeil ....“
„Oh ja, schrecklich.“
Ein Ehepaar am Nebentisch vergaß zu kauen.
„Und an der Sorbonne, nach dem Jura-Studium, das mit der Studentin ...“, ich machte eine bedeutungsvolle Pause, „das arme Baby. Sie fanden es erst 1946, als er schon in Spanien war.“
Ein Mann neben uns ließ seine Gabel sinken.
„Aber“, wandte Paul ein, „überleg mal, was ihm im Lazarett in Moskau passierte. Kein Wunder, dass er seinen Kater „Check“ ... . Zum Glück war das Skalpell scharf ...!“


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(Marija)

Geschichten zur vierten Partie...


 

5. Partie 2. Oktober 2004 Euwe
Wortreihenfolge: Wissenschaft, Theoretiker, Pragmatiker, Urteil und Plan, Genie der Ordnung, Mittelschullehrer, Kompromiss, Lernfähigkeit, Direktor, Mathematik, 1981, Lyzeum, elektronische Rechenmaschinen, Systematik, 1901, Strategie und Taktik, Beharrlichkeit, Holland, 1935, Doktor der Philosophie, 1937, Logik, Perle von Zandvoort, Watergraafsmeer, Computer, Ingenieur, FIDE Präsident, Bücher, Amsterdam, Autor, normal.

In der Wissenschaft gibt es sowohl Theoretiker, wie auch Pragmatiker.
Während erstere bemüht sind die zu Grunde liegenden Strukturen zu erforschen, bevor sie sich ein Urteil und Plan über ihre weitere Forschung erlauben, forschen letztere einfach drauf los. Damit dies nicht im Chaos endet, muss ein Wissenschaftler schon ein Genie der Ordnung sein. Dies ist ohne eine fundierte Ausbildung nicht zu schaffen. Eine Mischung zwischen einem Professor und einem Mittelschullehrer wäre ein guter Kompromiss. Mit ein bisschen Ausdauer und Lernfähigkeit können pragmatisch Veranlagte sogar Direktor eines Instituts für Mathematik werden.
1981 ließen Wissenschaftler Schüler des Lyzeum in Bern verschiedene Aufgaben lösen. Dabei werteten zwei elektronische Rechenmaschinen die Ergebnisse nach einer bestimmten Systematik aus. Insgesamt waren 1901 verschiedene Aufgaben zu lösen. Einige verlangten Strategie und Taktik, andere ein gewisses Ausmaß an Beharrlichkeit.


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(Rasputin)

Geschichten zur fünften Partie...
 



6. Partie 3. Oktober 2004 Botwinnik
Wortreihenfolge: Tagesrhythmus, Computerschach, Leningrad, Elektronikingenieur, Revanche, 1948, Disziplin, Elektrotechnik, Kondition, 23. Partie, 1995, dreimal, Schachschule, Kommunist, Rechenmaschine, Vorbereitung, 1963, Autor, Moskau, Kraftwerke, "Der Weg zum Erfolg", Nikotin - Attacken, Lehrer

Das Gespenst zum Fürchten
Zum Tagesrhythmus des Schülers Norman gehörte Computerschach.Ansonsten schwärmte er davon, einmal nach St.Petersburg, das alte Leningrad, zu reisen und Elektroingenieur zu werden.Auch schwebte ihm manche Revanche beim Schach vor, egal ob der Gegner Jahrgang 1990 oder 1948 sei. Natürlich voller Disziplin. Kurzum, der Wissensdurst betreffs Elektrotechnik brachte dem Schüler eine gute Kondition, ebenso wie der im Schach, wo er seine 23. Partie bereits 1995 gewann. Dreimal wollte er in eine russische Schachschule überwechseln, die ihm näher lag als dort Kommunist zu werden, ebenso wie ihm Rechenmaschinen mehr lagen als die Vorbereitung auf Prüfungen.

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(stock)

Geschichten zur sechsten Partie...



 
7. Partie 5. Oktober 2004 Smyslow
Wortreihenfolge: Flugzeugbau, Klarheit, Studien, Autor, Position, Schallplatten, Klassik, gegenseitiges Verständnis, universell, Moskau, Improvisator, einfache Lösungen, Lenin-Orden, rot, 1958, 1957

Da sitze ich nun und soll einen Artikel über Flugzeugbau schreiben. Bloß, davon habe ich überhaupt keine Ahnung. Ja, ich fliege schon mal, aber doch nur als Pauschaltourist. Ich steige ein in so ein Flugzeug, wir heben ab, irgendwann landet es dann wieder unter Klatschen und ich steige aus. Aber wie so ein Ding gebaut wird, keine Ahnung. Ich fahre also den Rechner hoch. Um über die Problematik Klarheit zu bekommen, werde ich ins Internet gehen. Da lassen sich bestimmt Studien finden, die mir das mit dem Artikel vereinfachen. Mit dem ersten Volltreffer meiner Suchmaschine lande ich dann bei diesem Autor, der etwas über die ideale Position von Schallplatten geschrieben hat, also um sie zu lagern.

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(T.Lagemann)

Geschichten zur siebten Partie...




 

8. Partie 7. Oktober 2004 Tal
Wortreihenfolge: Intuition, Krankheit, Ungeduld, Klavier, 1961, Zigaretten, 12 Stühle, 2 mal 2 gleich 5, Moskau, Organversagen, Theater, Morphium, Anekdote, unlogisch, 1960, 1992, Zauberer von Riga, Humor, Koblenz, Sorglosigkeit, 2000 Rubel, Sonnenbrille, Torwart

Elfriede Jelinek verfügt über eine unglaubliche Intuition. Wenn Schreiben eine Krankheit ist, dann hat sie diese mit ihrer Ungeduld längst in die Schranken gewiesen. Eigentlich kann sie ja sehr gut Klavier spielen, und hätte sich 1961 wohl nicht träumen lassen, dass sie nur wenige Jahre später als Autorin reüssieren könnte. Ich habe sie nie Zigaretten rauchen sehen.

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(Squire)

Geschichten zur achten Partie...


Noch nicht gespielt oder ausgewertet:
 

9. Partie 9. Oktober 2004 Petrosjan
Wortreihenfolge: Journalist, zweckmäßig, Krebs, Prawda, Prophylaxe, Armenien, Fußball, der Eiserne, Filmvorführer, 1969, Tiger, Moskau, Curacao, 1929, Georgien, Tbilisi, Defensive, Sicherheit
 
10. Partie 10. Oktober 2004 Spasski
Wortreihenfolge: letzte Partie, äußere Ruhe, Sonnenschirm, Paris, Vielseitigkeit, Ledersessel, Mathematik, Solingen, freundlich, Boykott, 1937, Frankreich, Zentralpresse, Tennis, Journalismus, Druck, Wanzen, Ural, Versagensangst, Leningrad, normal, Tragik

11. Partie 12. Oktober 2004 Fischer
Diese Partie ist freigegeben, die Reihenfolge ist wie folgt festgeschrieben.
Wortreihenfolge: 1943, 1972, Chess960, Pasadena, Abschiebehaft, Sveti Stefan, Verfolgungswahn, Technik, 60 denkwürdige Partien, Antisemitismus, Sekte, 6 zu 0, Forderungen, Feindbild, Japan

12. Partie 14. Oktober 2004 Karpow
Wortreihenfolge:
ökonomische Bedeutung der Freizeit, 1951, Friedensfonds, Moskau, Dame, Wirtschaftswissenschaften, 1975, linientreu, Sowjetunion, 1985, Kunstradfahrer, kampflos, Schach-Oscar, Ural, Joghurt, Sportler des Jahres, Dr. Suchar, Briefmarken, Positionsspieler, Kommission für auswärtige Angelegenheiten, kränklich, UNICEF-Botschafter

13. Partie 16. Oktober 2004 Kasparow
14. Partie 18. Oktober 2004 Kramnik


 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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