ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Der alte ist der neue Weltmeister
Levon Aronian beweist seine Extraklasse im
Chess960
Harry Schaack
Anand, hier Kasimdzhanov, und
Aronian, hier gegen Bacrot, qualifizierten sich für das Finale
Auch der im Moment weltbeste Schachspieler Vishy Anand konnte den amtierenden Chess960 Champion Levon Aronian nicht entthronen.
Kurz vor Mitternacht hatte der Armenier in der Mainzer Rheingoldhalle seinen FiNet Chess960 World Championship Titel in einem dramatischen Match erfolgreich verteidigt.
Die zunächst angesetzten vier Partien reichten nicht aus, um eine Entscheidung zwischen den beiden Ausnahmespielern herbeizuführen. In der ersten Partie unterlief Anand, der gemeinhin als der schnellste Spieler der Welt gilt, ein außergewöhnliches Missgeschick. Jeder Spieler hat 20 Minuten pro Partie zur Verfügung und erhält für jeden Zug eine Gutschrift von 5 Sekunden. Damit sollte eine Zeitüberschreitung ausgeschlossen sein. Doch Anand war so in seine Stellung vertieft, dass er die Uhr vergaß. Das Publikum hielt den Atem an, als Anand mit noch wenigen verbleibenden Sekunden seine Figur anfasste und einen Augenblick verharrte. Just in dem Moment, als er den Zug ausgeführt und die Uhr gedrückt hatte, war seine Zeit abgelaufen und Aronian reklamierte den Gewinn. In seiner 20-jährigen Karriere ist dies dem Inder erst ein einziges Mal passiert: gegen Kamsky im Kandidatenfinale 1995 in Las Palmas. Dabei hatte er eine aussichtsreiche Stellung erreicht und lange einen Zeitvorteil gegenüber Aronian behaupten können.
In der zweiten Partie baute Anand mit den weißen Steinen erneut eine Druckstellung auf. Seine Vorteile verflüchtigten sich jedoch mehr und mehr, als die Stellung im Endspiel weitgehend zugeschoben war.
In der dritten Runde sahen die zahlreichen Zuschauer eine kuriose Partie. Aronian erspielte sich große Vorteile und es schien, als könne er vorzeitig die Entscheidung in diesem Zweikampf herbeiführen.
Mehrfach ließ der Armenier klare Gewinnfortsetzungen aus, vielleicht auch weil er sich in Zeitnot befand. Schließlich gelang es dem findigen Inder, wie mit Zauberhand aus seiner prekären Lage zu entweichen und die Punkteteilung sicher zu stellen.
Die vierte Partie begann erneut furios. Nach nur vier Zügen opferte Aronian einen Bauern, um mit einem Damenschach Anands König nach d2 zu treiben. Anand gelang es jedoch in der Folge, den schwarzen König zu belagern und den schwarzfeldrigen Läufer Aronians auszusperren. Aronian baute seinerseits seine Initiative am Damenflügel aus und verpasste an einer Stelle das Remis. Schließlich griff er in komplizierter Stellung fehl und Anand glich das Match auf der Schlussgeraden aus.
Die Entscheidung mussten nun zwei Blitzpartien im Tiebreak herbeiführen. Die Kraftanstrengung der letzten Partie ging an Anand offenbar nicht spurlos vorbei, denn durch einen Konzentrationsfehler gewann Aronian die Qualität und kurz darauf die Partie. Die letzte Blitzpartie verflachte recht schnell, da Anand voreilig das Zentrum verriegelte. Um 23:30 stand endlich der Sieger fest. Levon Aronian hatte seinen Titel erfolgreich verteidigt.
Den dritten Rang belegte Etienne Bacrot, der seinen Kontrahenten Rustam Kasimdzhanov mit 3-1 bezwang.
Im Partnerlook: Etienne Bacrot
und Rustam Kasimdzhanov
Nachdem der Franzose an den ersten beiden Tagen des Turniers glücklos agierte, entschloss er sich, am Chess960 Open teilzunehmen.
„Ich brauche Praxis“, sagte er, und sah kein Problem in der selbstaufgebürdeten Doppelbelastung. Seine Strategie zahlte sich aus. Am Abend zeigte er eine überzeugende Leistung. Vielleicht gelingt ihm das Kunststück des Vorjahres, als er das bärenstark besetzte FiNet Open für sich entscheiden konnte. Dann gäbe es im nächsten Jahr ein Wiedersehen mit dem Franzosen, denn der erste Platz berechtigt zur Teilnehme an der Weltmeisterschaft im nächsten Jahr.
Vishy wird nun die kommenden drei Tage in der GrenkeLeasing Rapid World Championship alles daran setzen, seinen Schnellschachtitel zu verteidigen. Der Inder, der seit Jahren als der beste Schnellschachspieler der Welt gilt, könnte seine Spezialdisziplin zum insgesamt zehnten Mal gewinnen.
Weltelite misst sich bei den Chess
Classic im Chess960
Rekordbeteiligung im FiNet Open
Von Harry Schaack
Die zweitägige Veranstaltung hat mit fast 280 Teilnehmern einen neuerlichen Rekord erzielt. Insgesamt befinden sich 116 Titelträger im Feld. Der Gewinner qualifiziert sich für die nächstjährige FiNet Chess960 World Championship. Ein attraktives Ziel, dem alleine 59 Großmeister nachstreben. Drei Spieler haben nach dem ersten Tag noch eine weiße Weste.
Die Chess Classic haben dazu beigetragen, Chess960 populär zu machen. Zum sechsten Mal wird in der Mainzer Rheingoldhalle ein großes Open ausgetragen, bei dem die Weltelite teilnimmt. Wie nicht anders zu erwarten, setzen sich auch in dieser Schachart die routinierten Großmeister durch, obwohl die Profis nicht auf ihr theoretisches Eröffnungswissen zurückgreifen können. Denn vor jeder Partie wird die Position der Figuren auf der ersten Reihe ausgelost. Insgesamt können 960 verschiedene Grundaufstellungen entstehen.
Elo-Favorit ist der Weltranglistenvierte Vassily Ivanchuk, der schon Erfahrung in einem Turnier mit dieser Schachart sammelte.
Ob er auch im Chess960 so erfolgreich sein kann, wie in den letzten Monaten im Normalschach, bleibt abzuwarten. In der vierten Runde musste er jedenfalls gegen den besten Deutschen, Arkadi Naiditsch, eine empfindliche Niederlage hinnehmen.
Die Nr. 21 der Setzliste trägt einen bekannten Namen: Tigran Petrosjan. Der Armenier ist zwar nicht mit dem ehemaligen Weltmeister verwand, spielt aber trotzdem recht stark. Er ist der Sieger des ICC- Internetschachturniers. Auf dem größten Schachspielserver der Welt wurde vor einigen Wochen im Chess960 ein Teilnehmer ermittelt, der nun im Mainzer Hilton-Hotel freie Kost und Logis genießt.
Etienne Bacrot sorgte für einen Paukenschlag, als er sich kurz vor Beginn noch in die Anmeldeliste eintrug. Der Franzose, der das Turnier letztes Jahr für sich entscheiden konnte, ist auch an der Abendveranstaltung beteiligt. Jetzt spielt er am Nachmittag das Open und am Abend mit Anand, Aronian und Kasimdzhanov um die Weltmeisterschaft. Sein schlechtes Abschneiden hat ihn zu dieser „Schach total“-Variante bewogen. Als prominentes Vorbild. stand Alexander Grischuk Pate. Als der Russe 2005 einen schlechten Start im Match gegen Anand hatte, holte er sich Motivation im offenen Turnier, das er fast gewonnen hätte.
Auch Gata Kamsky ist ein großer Chess960-Fan.
Als er am Mittwoch in Mainz eintraf, konnte er den Beginn kaum abwarten. Er bedauert, dass es in den USA keine Chess960 Turniere gibt. „Die würde ich jedes Wochenende mitspielen“, sagt Kamsky. Das verwundert nicht. Der gebürtige Russe zog sich Mitte der Neunziger Jahre vom aktiven Schach zurück, nachdem er Anatoly Karpov im WM-Match klar mit 10,5-7,5 unterlag. Danach absolvierte er ein Jura Studium und erst seit 2004 spielt er wieder professionell Schach. Trotz seiner langen Abstinenz schaffte er rasch wieder den Sprung in die erweiterte Weltspitze. Ein Manko sind aber seitdem seine mangelnden Eröffnungskenntnisse. Daher ist Chess960 für den Wahl-Amerikaner die ideale Form der Auseinandersetzung. Der erste Tag bewies dies eindrucksvoll, denn er gewann all seine fünf Partien.
Neben Kamsky konnten auch Zoltan Almasi, der das Turnier 2004 schon einmal gewinnen konnte, und der letztjährige Zweite, Shakhriyar Mamedyarov eine blütenweiße Weste behalten.
Die Entscheidung fällt morgen in den
abschließenden sechs Runden.
Bologan gewinnt bärenstarkes FiNet Open
Ein Hauen und Stechen im Chess960
Von Harry Schaack
Viktor Bologan heißt der Überraschungssieger des FiNet Opens. Der moldawische Großmeister konnte in der letzten Runde den Führenden Vassily Ivanchuk besiegen. Mit 9,5 Punkten aus 11 Partien ist er der alleinige Chess960-Dominator vor einem Pulk von Spielern mit 9 Punkten.
Die über 100 Titelträger schenkten sich nichts. Am Ende des Turniers blieb niemand mehr ohne Niederlage. Das überaus harte Feld, bestückt mit Spielern der absoluten Schachelite, dominierten zunächst die „üblichen Verdächtigen“. Gata Kamsky setzte sich am zweiten Tag an die Spitze des Feldes. Sein härtester Konkurrent vom Vortag, Shakhriyar Mamedyarov, hatte gegen den Amerikaner im Spitzenduell einen Aussetzer. Der ehemalige aserbaidschanische Juniorenweltmeister, dem zuweilen unerklärliche Fehler unterlaufen, unterlag gegen Kamsky in nur 8 Zügen und brach danach völlig ein. Solche Unfälle gehören beim Chess960 allerdings dazu. Selbst bei den Besten sieht man teils grobe Versehen, weil jede Anfangsstellung eigene Anforderungen stellt. Ein Moment der Unaufmerksamkeit kann fatale Folgen haben.
Sergey Karjakin
Penteala Harikrishna
Marie Sebag
In Runde 9 strauchelte dann auch Kamsky. Etienne Bacrot opferte eine Figur und siegte in einer schönen Angriffspartie. Danach sah es so aus, als könne Bacrot seinen Vorjahreserfolg wiederholen. Doch gegen Ivanchuk kam er in der vorletzten Runde mit den weißen Steinen nach wenigen Zügen unter die Räder. Ivanchuk, der sich nach seiner frühen Niederlage wieder an die Spitze gearbeitet hatte, sah nun seinerseits schon fast wie der Sieger aus. Er führte das Feld schon mit einem halben Punkt Vorsprung an und ein Remis hätte ihm den ersten Platz garantiert. Doch mit den weißen Steinen verlor er gegen Viktor Bologan und musste dem als Open-Spezialist bekannten moldawischen Großmeister den Vortritt lassen.
Auf den Plätzen folgten punktgleich Kamsky, Ivanchuk, Volokitin und Navarra mit einem halben Punkt Rückstand. Im geschlagenen Feld finden sich klangvolle Namen wie Shirov, Grischuk oder Akopian.
Insgesamt nahmen 279 Spieler am 6. FiNet Open teil, darunter Prominenz wie der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel, der es sich nicht nehmen lässt, sich als Schirmherr der Veranstaltung auch spielend einzubringen. Die Teilnehmerzahl stellt einen neuen Rekord dar, der zeigen mag, dass Chess960 immer populärer wird. Die Spitzenspieler dieser Welt haben gezeigt, wie spannend diese Schachart sein kann. Und auch die Amateure kamen Dank zahlreicher gutdotierter Spezialpreise für Schüler, Jugendliche, Frauen und Senioren in mehreren Ratingklassen auf ihre Kosten.
Mit dem FiNet Open sind die Chess960 Veranstaltungen der Chess Classic beendet. Ab jetzt wird in Mainz nur noch klassisches Schnellschach gespielt.
Die drei Besten: Bologan, Kamsky, Ivanchuk
Rnk | Player | Rtn | Nat | W | D | L | Pts | TB1 | TB2 |
1. | GM Bologan,Victor | 2650 | MDA | 9 | 1 | 1 | 9.5 | 57.5 | 66.0 |
2. | GM Kamsky,Gata | 2717 | USA | 8 | 2 | 1 | 9.0 | 59.5 | 69.0 |
3. | GM Ivantschuk,Vassili | 2766 | UKR | 9 | 0 | 2 | 9.0 | 57.0 | 66.0 |
4. | GM Volokitin,Andrej | 2698 | UKR | 8 | 2 | 1 | 9.0 | 55.5 | 69.5 |
5. | GM Navara,David | 2656 | CZE | 8 | 2 | 1 | 9.0 | 52.0 | 61.5 |
6. | GM Grischuk,Alexander | 2726 | RUS | 7 | 3 | 1 | 8.5 | 54.0 | 67.5 |
7. | GM Sasikiran,Krishnan | 2674 | IND | 8 | 1 | 2 | 8.5 | 54.0 | 65.5 |
8. | GM Gashimov,Vugar | 2655 | AZE | 8 | 1 | 2 | 8.5 | 53.5 | 64.0 |
9. | GM Sargissian,Gabriel | 2667 | ARM | 7 | 3 | 1 | 8.5 | 53.0 | 65.5 |
10. | GM Bacrot,Etienne | 2703 | FRA | 7 | 2 | 2 | 8.0 | 57.0 | 70.5 |
11. | GM Almasi,Zoltan | 2682 | HUN | 7 | 2 | 2 | 8.0 | 56.5 | 68.5 |
12. | GM Karjakin,Sergey | 2678 | UKR | 8 | 0 | 3 | 8.0 | 54.0 | 66.0 |
13. | GM Petrosian,Tigran L. | 2613 | ARM | 8 | 0 | 3 | 8.0 | 52.0 | 67.5 |
14. | GM Jussupow,Artur | 2583 | 7 | 2 | 2 | 8.0 | 51.5 | 65.0 | |
15. | GM Akopian,Vladimir | 2708 | ARM | 7 | 2 | 2 | 8.0 | 51.0 | 63.5 |
16. | GM Moiseenko,Alexander | 2641 | UKR | 7 | 2 | 2 | 8.0 | 50.0 | 62.0 |
17. | GM Tregubov,Pavel | 2599 | RUS | 7 | 2 | 2 | 8.0 | 49.5 | 61.5 |
18. | GM Burmakin,Vladimir | 2592 | RUS | 8 | 0 | 3 | 8.0 | 46.0 | 54.0 |
19. | GM Ruck,Robert | 2563 | HUN | 7 | 2 | 2 | 8.0 | 45.5 | 59.5 |
20. | GM Pentala,Harikrishna | 2664 | IND | 6 | 3 | 2 | 7.5 | 51.0 | 63.0 |
21. | GM Shirov,Alexey | 2735 | ESP | 6 | 3 | 2 | 7.5 | 50.5 | 66.0 |
22. | GM Döttling,Fabian | 2537 | 7 | 1 | 3 | 7.5 | 49.5 | 67.0 | |
23. | GM Iljin,Artem | 2569 | RUS | 7 | 1 | 3 | 7.5 | 49.5 | 61.0 |
24. | GM Drozdovskyy,Yuriy | 2572 | UKR | 7 | 1 | 3 | 7.5 | 48.5 | 59.0 |
25. | GM Meier,Georg | 2552 | 7 | 1 | 3 | 7.5 | 48.5 | 58.5 | |
26. | GM Gyimesi,Zoltan | 2607 | HUN | 7 | 1 | 3 | 7.5 | 48.0 | 61.5 |
27. | GM Mchedlishvili,Mikhail | 2624 | GEO | 7 | 1 | 3 | 7.5 | 48.0 | 59.5 |
28. | GM Landa,Konstantin | 2669 | RUS | 7 | 1 | 3 | 7.5 | 47.5 | 60.0 |
29. | GM Vaganjan,Rafael Agred | 2596 | ARM | 6 | 3 | 2 | 7.5 | 47.5 | 59.5 |
30. | GM Bischoff,Klaus | 2535 | 6 | 3 | 2 | 7.5 | 47.5 | 58.5 | |
31. | GM Medvegy,Zoltan | 2512 | HUN | 6 | 3 | 2 | 7.5 | 45.5 | 62.0 |
32. | GM Al-Modiahki,Mohamad | 2563 | QAT | 6 | 3 | 2 | 7.5 | 45.5 | 59.5 |
33. | GM Jenni,Florian | 2527 | SUI | 7 | 1 | 3 | 7.5 | 45.0 | 57.0 |
34. | GM Farago,Ivan | 2501 | HUN | 7 | 1 | 3 | 7.5 | 44.5 | 58.5 |
35. | GM Ubilava,Elizbar | 2540 | ESP | 7 | 1 | 3 | 7.5 | 44.5 | 57.5 |
36. | IM Boidman,Yuri | 2444 | 7 | 1 | 3 | 7.5 | 44.0 | 57.0 | |
37. | GM Meijers,Viesturs | 2483 | LAT | 7 | 1 | 3 | 7.5 | 42.5 | 55.0 |
Rybka ist neuer Chess960 Computerschach Weltmeister
Von Eric van Reem
Im Finale der Livingston-Computer-Weltmeisterschaft im Chess960 schlug das
amerikanische Programm Rybka von Vasik Rajlich den Titelverteidiger Shredder von
Stefan Meyer-Kahlen mit 2,5 zu 0,5 Punkten.
Rybka gewann vor wenigen Monaten bereits in Amsterdam den Titel im „Normalschach“ und ist somit Doppelweltmeister. Im Spiel um den dritten Platz gewann der Weltmeister von 2005, die Freeware Spike von Volker Böhm und Ralf Schäfer gegen das ebenfalls kostenlos erhältliche Programm Jonny von Johannes Zwanzger das kurze Match mit dem gleichen Ergebnis.
Livingston Chess960 Rapid Computer WCS (pgn)...
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