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Zum Tode von Wolfgang Unzicker
Wolfgang Unzicker wurde am 26.
Juni 1925 in Pirmasens geboren. 1931 zog die Familie nach München, da sein Vater
dort eine Tätigkeit als Gymnasiallehrer aufgenommen hatte. Als
leidenschaftlicher Schachspieler lehrte dieser seinen Söhnen Gerhard, der am
16.Januar 1945 an der Ostfront gefallen ist, und Wolfgang ebenfalls das Spiel
auf den 64 Feldern.
1939 wird Wolfgang Unzicker zu einem Lehrgang für talentierte Jugendliche
eingeladen. Unter den Teilnehmern befinden sich u.a. auch Klaus Junge (Er fiel
in den letzten Kriegstagen in den Harburger Bergen bei Hamburg) und die
17-jährige Edith Keller.
In einem Bericht in den Deutschen Schachblättern lobt der Übungsleiter Willi Schlage die beiden jüngsten Teilnehmer Junge und Unzicker und schreibt: "Während Junge bereits auf verschiedenen Mannschaftskämpfen gute Erfolge hatte, ist der eben 14 Jahre alte Unzicker eine wertvolle Neuentdeckung. Sein angriffslustiges, phantasievolles Spiel berechtigt für die Zukunft zu schönen Hoffnungen, zumal er für sein Alter über erstaunliche Theoriekenntnisse verfügt."
Nachdem Unzicker in den 40er
Jahren mehrfach die Münchner Meisterschaft gewonnen hatte, spielt er 1946 in
Regensburg sein erstes Meisterturnier mit, das er mit 6 Punkten aus 7 Runden vor
Paul Tröger als Erster beenden kann. Im September des gleichen Jahres siegt er mit 14 aus 16 (!)
in Augsburg. Bei der ersten deutschen Nachkriegsmeisterschaft in Weidenau wird Unzicker
geteilter Fünfter.
Nach seinem Sieg bei der Deutschen Meisterschaft 1948 in Essen wird Unzicker als
erster Deutscher, zusammen mit Sämisch) zu einem Turnier ins Ausland eingeladen
und gewinnt dies in Luzern.
In den folgenden Jahren Jahren
kann Unzicker mehrere Turniere für sich entscheiden, darunter das erste
international besetzte GM-Turnier 1949 in Heidelberg.
Nachdem der Deutsche Schachbund 1950 wieder in die FIDE aufgenommen wurde,
konnte eine Mannschaft an der Schacholympiade in Dubrovnik (20. August bis 10.
September 1950) teilnehmen. Wolfgang Unzicker erzielt mit 14 aus 16 das beste
Ergebnis am ersten Brett (zusammen mit Najdorf).
Unzicker gegen Euwe auf der Schacholympiade 1950
Im folgenden Jahr wurde
Unzicker hinter Gligoric Zweiter beim Zonenturnier in Bad Pyrmont und
qualifizierte sich für das Interzonenturnier in Saltsjöbaden, das er als Neunter
beendet. 1955 gewinnt Unzicker das Zonenturnier in München, erreicht aber beim
Interzonenturnier in Göteborg 1955 nur den 16. Rang. Beim Turnier in Buenos
Aires gelang es ihm Robert Fischer zu schlagen, wenn auch auf eine nicht ganz
befriedigende Weise.
"Im 12. Zug - ich traute meinen Augen nicht - fasste Fischer, der am Zuge war,
seinen h-Bauern fest an, offensichtlich, um ihn zu ziehen. Nach wenigen Sekunden
ließ er ihn wieder los. In diesem Augenblick zeigte Fischer vorbildliche
Fairness. Da er den Bauern angefasst hatte, zog er ihn, der Regel gemäß, auch,
obwohl es der Verlustzug für ihn war. Ich hatte nicht beabsichtigt, zu
protestieren, falls er einen Zug mit einer anderen Figur gemacht hätte. Ich
hätte ihm einen Verstoß gegen die Regel "berührt-geführt" kaum nachweisen können
und außerdem widerstrebt es mir in hohem Maße, mich wegen derartiger Vorfälle an
die Turnierleitung zu wenden. Fischer hat diese Partie eben auch durch seine
Fairness verloren, und mir selbst hat dieser Gewinnpunkt nie Freude bereitet,"
erinnerte sich Unzicker.
Bei der Europa-Mannschaftsmeisterschaft im Sommer 1961 in Oberhausen erzielt Wolfgang Unzicker mit 6 aus 10 das zweitbeste Ergebnis am ersten Brett (hinter Weltmeister Botvinnik).
Botvinnik gegen Unzicker, Oberhausen 1961
Zum ersten Mal schlägt er den Weltmeister und auch den Ungarn Laszlo Szabo, der seinerzeit zu den stärksten Spielern der Welt gezählt wurde.
Nach seiner Teilnahme an der Schacholympiade 1962 in Warna nahm Wolfgang Unzicker, der als reiner Amateur berufsbedingt weniger Zeit für das Schach hatte, immer seltenerer an Einzelturnieren teil. Eines seiner besten Einzelturniere spielte er aber noch 1979, wo er in Johannesburg eine Performance von 2724 erreichte. Der Nationalmannschaft bleib Unzicker noch bis 1982 treu und brachte es ziwschen 1950 und 1982 auf 386 Einsätze, was Rekord bedeutet. In der ersten und zweiten Bundesliga war er noch bis 1999 seinen Verein aktiv.
Im vergangenen Jahr veranstalteten die Chesstigers in Mainz anlässlich seines 80sten Geburtstages ein Galaturnier, an dem sich außer dem Jubilar Boris Spassky, Anatoly Karpov und Viktor Kortschnoj beteiligten.
Unzicker und Spassky
Der Statistiker Jeff Sonas hat für Wolfgang Unzicker als beste historische
Elozahl einen Wert von 2686 im Jahr 1960 errechnet und als beste Platzierung in
der Weltrangliste den 14.Rang im Jahr 1951.
Auch neben dem Brett zeichnete sich Wolfgang Unzicker als große Persönlichkeit und ausgezeichneter Repräsentant des
deutschen Schachs aus. Er war u.a. in der Lasker-Gesellschaft aktiv, wo er im
letzten Jahr noch zum Ehrenmitglied ernannt wurde.
Paul Werner Wagner gratuliert Wolfgang Unzicker
Auf vielen in- und ausländischen Schachveranstaltungen war er ein willkommener
Ehrengast, der alle mit seinem Charme und seiner Eloquenz zu bezaubern wusste.
Wolfgang Unzicker beim Keres Memorial in Talinn
Mit seinem Tod verliert das deutsche Schach einen der hervorragendsten Vertreter seiner Geschichte.
Wolfgang Unzicker in seinem Haus, 2001
André Schulz