World Cup, Halbfinale: Drama im Tiebreak

von Michael Kotyk
23.11.2025 – Drama pur im World Cup! Sindarov ringt seinen Landsmann Yakubboev in hartem Kampf nieder und löst das Kandidatenturnier-Ticket. Wei Yi entgeht der Niederlage nur dank eines fatalen Einstellers von Esipenko, der Turm auf g2 kostet den Russen alles. Das Finale steht: Wei Yi gegen Sindarov, beide bereits im Kandidatenturnier! | Foto: Michal Walusza

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Halbfinale

Beide Halbfinalmatches endeten bereits nach den ersten beiden Rapid Partien. Während Wei Yi und Esipenko mal wieder Petroff und Italienisch diskutierten, ging es bei Sindarov und Yakubboev deutlich hitziger her.

Esipenko- Wei Yi

Partie 1

Das erste Spiel wiederholte die Petroff Verteidigung von gestern mit dem seltener gespielten 7.Lf4, aber diesmal hatte Wei Yi eine verbesserte Vorbereitung und wählte eine etwas andere Zugfolge. Esipenko versuchte sich erneut an der sehr soliden Verteidigung, bekam sogar etwas Vorteil, musste dann aber doch ein Endspiel verteidigen.

27.Lg5 wäre stark gewesen. Denn 28.Kb1 Ld2! 29.Te2 Lxc3 würde einen Bauern gewinnen

Nach dem Läufertausch wäre die Stellung für Schwarz sehr angenehm, da nun f2 schwach wird und auch die Mobilisierung deutlich einfacher fallen würde. 

Diese Möglichkeit ergab sich bei der Zugwiederholung sogar nochmal! Anscheinend war der Matchplan sehr klar darauf ausgelegt mit Schwarz möglichst Remis zu machen.

33.Te3?? erlaubt Ld6, wonach Weiß tauschen muss, da sonst c5 nebst d4 mit Tempo kommt

Stattdessen wurden mit Lf4 Te2 Le5 Te3 die Züge wiederholt.

 Foto: Michal Walusza

Partie 2

Esipenko musste im Italiener mit Schwarz lange weißen Druck aushalten, Wei Yi überpresste jedoch etwas. 

Der c6 Bauer scheint mehr eine Schwäche als eine Stärke zu sein.

Weiß verlor diesen Bauern nach einigen Komplikationen und sah sich am Rande einer Niederlage.

55.Ta2 hätte langfristig den e4 gewonnen oder die Bauern wären losgelaufen. Stattdessen kam aber Kb6.

Laut Computer sei die Stellung nun haltbar, bei so wenig Zeit hätte ich da weiterhin meine Zweifel gehabt.

Esipenko, der wohl noch geschockt von 56.Se3 war, da diesen Wei Yi nur mit 1 Sekunde (!) ausführte, machte einen "Mouseslip" auf dem Brett (er rechnete wohl mit einem Turm Schach) und spielte c6??

Sxg2 und Wei Yi sammelt den Turm ein.

Schaut euch die Szene noch mal live in an:

J. Sindarov vs N. Yakubboev

Partie 1

In der ersten Partie zahlte sich Sindarovs Vorbereitung aus. Er gewann ein Endspiel mit den schwarzen Figuren. In einer verkrüppelten Struktur aus dem Carlsbad heraus machte Weiß, der bereits die ganze Partie über in Zeitnot war, mehrere ungenaue Züge, die Schwarz erlaubten zu übernehmen. Sindarov nutzte die Flexibilität seines Springers und manövrierte ihn auf starke Felder am Damenflügel.

Dies erzwang schließlich den Abtausch Läufer gegen Springer und ließ Schwarz mit einer überlegenen Bauernstruktur zurück. Mit weniger als einer Minute auf der Uhr musste Yakubboev sich verteidigen. Sindarov fand keinen sofortigen Gewinnzug.

35. Ke7 Kd6 Kc5 wäre wohl am präzisesten gewesen.

Er sicherte sich aber dennoch zwei verbundene Freibauern am Damenflügel, die die Partie entschieden!

Foto: Michal Walusza

Partie 2

Sindarov reichte nun ein Remis mit Weiß. Er ließ sich aber auf eine unglaublich scharfe Sizilianisch Variante im Najdorf ein. Jugendlicher Leichtsinn? Der Erfolg gibt ihm Recht.

Es wird in einigen Beispielen erklärt, wann und weshalb das Opfer auf c3 funktioniert und wie sich der schwarze Angriff gegen den oftmals schwachen weißen König entwickeln kann.

Stattdessen kam 12.Dc7 und Schwarz geriet unter die Räder. Yakubboev kämpfte sich aber zurück und hatte praktisch in dem erreichten Endspiel sogar noch eine Gelegenheit.

So war Sindarov mit dem Remis sehr zufrieden und spielt nun bereits am Montag um den Titel. Esipenko und Yakkubboev spielen beim Match um Platz 3 um den letzten verbliebenen Kandidatenturnierspot.

Hier noch die Interviews nach den Matches:

Links


CM Michael Kotyk (Jahrgang 2004) ist Hamburger Schachspieler und Trainer. 2020 wurde er mit dem HSK Deutscher Vereinsmeister in der U10, 2023 betreute er einen Schüler bei der WM. Er spielt bei der Schachvereinigung Blankenese, studiert dual BWL und bleibt gespannt auf seine weitere schachliche Entwicklung.
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