Wei Yi
Nomineller Favorit ist Wei Yi, der mit einer aktuellen Elo-Zahl von 2753 auf Platz 11 der Weltrangliste liegt. Der 26-Jährige wurde am 2. Juni 1999 geboren und ist damit der älteste der vier Halbfinalisten. Allerdings galt er einmal als Wunderkind: Den Großmeistertitel holte er im Alter von 13 Jahren und mit 15 übersprang er als jüngster Spieler aller Zeiten die Marke von 2700 Elo, diesen Rekord hat bislang noch niemand gebrochen.

Wei Yi | Foto: Michal Walusza
Für Aufsehen sorgte Wei Yi zu Beginn seiner Karriere auch durch sein spektakuläres Angriffsschach. So spielte er 2015 beim Hainan Danzhou Turnier gegen Lázaro Bruzón eine legendäre Angriffspartie.
Doch in den Top Ten konnte sich Wei Yi trotz seiner zahlreichen frühen Erfolge noch nicht etablieren, unter anderem auch, weil er von 2018 bis 2024 erfolgreich Wirtschaftswissenschaften an der renommierten Tsinghua University studiert hat. Während seines Studiums und aufgrund der Corona-Epidemie spielte Wei Yi von 2019 bis 2022 keine internationalen Turniere, aber 2024 gewann er das prestigeträchtige Tata Steel Turnier in Wijk aan Zee.
In der Weltrangliste vom Oktober 2024 kam Wei Yi auf eine Elo-Zahl von 2763 Punkten, besser war er im Laufe seiner gesamten Karriere nicht. In der aktuellen Live-Weltrangliste ist er mit 2757,4 Punkten von dieser Zahl allerdings nicht weit entfernt. Wei Yis Erfolge nach seiner Rückkehr in die Turnierarena deuten darauf hin, dass er sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft hat. Alles in allem hat er gute Chancen, den World Cup zu gewinnen oder zumindest ins Kandidatenturnier zu kommen - und auch da könnte er eine gute Figur abgeben.
Javokhir Sindarov
Auf Platz 2 der virtuellen Setzliste des Halbfinales beim World Cup liegt der usbekische Großmeister Javokhir Sindarov. Wie Wei Yi ist er ein Wunderkind, und er holte den Großmeistertitel sogar schneller als der Chinese – im Alter von 12 Jahren, 10 Monaten und 8 Tagen. Sindarov ist auch der jüngste der vier Halbfinalisten: Am 8. Dezember 2025 feiert er seinen 20. Geburtstag.

Javokhir Sindarov | Foto: Michal Walusza
Wie bei Wei Yi zeigt auch Sindarovs Leistungskurve nach oben, wobei sie noch etwas steiler verläuft als die des Chinesen. Mit einer Elo-Zahl von 2721 liegt Sindarov aktuell auf Rang 25 der Weltrangliste, und mit dieser Zahl ist er nur einen Punkt von seiner offiziellen Bestmarke von 2722 entfernt, die er im Juli 2025 erreicht hat. Virtuell hat er seinen eigenen Rekord jedoch bereits gebrochen, denn in der Live-Weltrangliste kommt er durch seine Erfolge im World Cup zurzeit auf 2725,8 Punkte.
Nodirbek Yakubboev
So geht Sindarov auch als nomineller Favorit in die Halbfinalbegegnung mit seinem 23-jährigen Landsmann Nodirbek Yakubboev, der am 23. Januar 2002 geboren wurde. Allerdings weist auch Yakubboevs Leistungskurve stark nach oben. Er hat beim World Cup bislang 12 Elo-Punkte gewonnen und kommt damit in der Live-Weltrangliste mit einer Zahl von 2701 erstmals in seiner Karriere auf über 2700 Punkte.
In den letzten Jahren konnte Yakubboev außerdem in einer Reihe starker Turniere überzeugen: 2023 gewann er das Qatar Masters, 2024 das UzChess Cup Masters zusammen mit Nodirbek Abdusattorov und landete dabei einen ganzen Punkt vor Sindarov. Und im Frühjahr dieses Jahres gewann er das Challengers beim Prager Schachfestival, wo er im Februar 2026 im Masters spielen wird.

Nodirbek Yakubboev | Foto: Michal Walusza
Andrey Esipenko
Der nominell schwächste der vier Halbfinalisten ist Andrey Esipenko, der auf eine aktuelle Elo-Zahl von 2681 kommt und damit auf Platz 41 der Weltrangliste liegt. Allerdings hatte Esipenko im März 2022 schon einmal 2723 Punkte, und nicht nur das zeigt sein Potenzial.
Esipenko, der am 22. März 2002 geboren wurde, feierte bereits als Jugendlicher Erfolge: 2012 wurde er U10 Europameister und 2017 gewann er die U16-Europameisterschaften und wurde auch noch U16-Weltmeister.
Im World Cup schaltete er mit Nijat Abasov, Teilnehmer des Kandidatenturniers 2024, Pouya Idani, Vincent Keymer, Aleksey Grebnev und Sam Shankland eine ganze Reihe starker Spieler aus.

Andrey Esipenko | Foto: Michal Walusza
Doch egal, wie die beiden Halbfinalbegegnungen ausgehen und wer im Finale um den World Cup Sieg spielen wird – anders als in den sechs bisherigen Runden des World Cups scheiden die Verlierer nicht aus, sondern bekommen eine zweite Chance. Sie spielen um Platz 3, und wer hier gewinnt, darf zum Kandidatenturnier fahren.
Unter diesen vier einen klaren Favoriten auf den Gesamtsieg auszumachen, ist schwer. Alle vier verfügen über enormes Potenzial, alle vier sind noch jung und haben den Höhepunkt ihrer Karriere noch nicht erreicht. Ebenso schwierig ist es, die drei Spieler zu benennen, die die größten Chancen haben, sich für das Kandidatenturnier zu qualifizieren. Denn bei den Mini-Wettkämpfen, die in Goa gespielt werden, kommt viel auf Nerven, Tagesform und das entscheidende Quäntchen Glück im richtigen Moment an.
Wie Matthias Blübaum, der sich beim Grand Swiss in Samarkand für das Kandidatenturnier qualifiziert hat, haben allerdings auch die vier World Cup Halbfinalisten noch nie das Kandidatenturnier erreicht. Im Gegensatz dazu sind Fabiano Caruana und Anish Giri bereits qualifiziert, und Hikaru Nakamura sowie Praggnanandhaa haben ihren Platz praktisch sicher.
Man wird sehen, wie gut sich Blübaum und die drei World Cup Qualifikanten im Kandidatenturnier gegen die etablierten Weltklassespieler Caruana, Nakamura, Giri und Praggnanandhaa schlagen – und was das für den aktuellen Modus der Qualifikation für das Kandidatenturnier bedeutet.
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