Mit dem Sieg von Deep Fritz über den amtierenden Weltmeisterin in richtigen Turnierpartien war das Thema "Mensch gegen Maschine" in sportlicher Hinsicht eigentlich erledigt. Es gab noch ein paar Experimente danach, aber eigentlich war klar, dass der Mensch als dominante Spezies im Schach von den Rechnern abgelöst werden würde.
Die Rechner wurden immer besser und die Engines damit immer schneller - und besser wurden sie auch. Die absolute Spielstärke war aber nur noch für Spitzenprofis oder Fernschachspieler wirklich interessant.
"Wenn du gegen ein Schachprogramm spielst, dann ist das so, als ob du mit deinem Auto gegen eine Mauer fährst - und dann ist es egal, ob du mit 200 km/h oder mit 220 km/h aufprallst", formulierte ein Programmierer, der geistreiche Chrilly Donninger, einmal etwas drastisch die Situation.
Andere Entwicklungsziele rückten nun in den Vordergrund, Entertainment und Spaß beispielsweise. Schon vor dem Sieg gegen Kramnik hatte Fritz sprechen gelernt. Mit der Stimme von Matthias Deutschmann verwandelte sich Fritz auf Wunsch in einen typischen Kaffeehausspieler, der seine Partien und die Züge des Gegners etwas spöttisch kommentierte.
Deutschmann eröffnet eine Runde beim Kandidatenturnier in Berlin 2018
Matthias Deutschmann, im Hauptberuf Kabarettist, ist selber ein guter Schachspieler, war in seiner Jugend sogar Kaderspieler, bevor er als Künstler sein Geld zu verdienen begann. Matthias Deutschmann kann kenntnisreich über Schach sprechen und dabei auch noch geistreiche Scherze machen. Er hat dem Programm eine Stimme gegeben. Die Entwicklung dieser Routine war damals alles andere als trivial, denn das Programm spielt nicht etwa nach Zufallsprinzip irgendeinen Spruch ab, sondern schaut immer ganz genau auf die Situation auf dem Brett und holte dann einen passenden Spruch aus dem richtigen Regal.
Fritz wurde auch optisch immer anspruchsvoller und erhielt im Laufe der Zeit immer aufwändigere 3D-Bretter und sogar ganze 3D-Räume.
Außerdem gab es schon früh eine Reihe von Begleitwicklungen, die direkt mit dem Fritz-Programm verbunden waren oder bei denen Routinen aus dem Fritz-Programm Verwendung fanden. Schon 2001 war der Fritz-Server entstanden, ein Internet-Spielserver, auf dem man auch mit seiner Engine gegen andere Engines antreten aber vor allem selber gegen andere Menschen spielen konnte. Der Fritz-Server verband Menschen auf der ganzen Welt miteinander - beim Schachspielen.
Einer der ersten Besucher des Fritz-Servers war damals natürlich Garry Kasparov. Zu Testzwecken spielte er beispielsweise einmal ein Simultan gegen die ChessBase-Mitarbeiter, Kasparov saß in Moskau, die ChessBase-Mitarbeiter in Hamburg im Büro. Später war Kasparov regelmäßiger Nutzer des Servers und trug hier inoffizielle Matches gegen andere Weltklassespieler aus.
Als Kasparov in Hamburg zu Besuch war, konnte er auch hier vom Serverblitz nicht lassen
Immer mehr Partien und Turniere wurden von den Verbänden oder Turnierorganisatoren live ins Internet übertragen und konnten auf dem Fritz-Server in einem Zuschauerraum komfortabel verfolgt, analysiert und diskutiert werden. Bald gab es auch Radio- und dann TV-Unterhaltungssendungen rund ums Schachgeschehen, als Trainingskurse oder als Live-Kommentierungen von Turnieren oder Wettkämpfen.
In der Unterrichtsreihe "Fritztrainer", erstmals 2003 erschienen, nahmen Spitzenspieler und Trainer Videokurse zu allen Schachthemen auf. Die Videokurse und lassen sich auch im Fritzprogramm abspielen.
Daniel King war einer der ersten und der fleißigste Autor. Er nahm fast 60 Fritztrainer auf.
Auch das legendäre Schachlern-Programm "Fritz&Fertig" enthält Routinen aus dem Fritz-Programm.
Und die Entwickler dachten immer auch darüber nach, wie man das Fritz-Programm zu einem immer besseren Schachlehrer machen kann. So wurden Funktionen zum systematischen Taktiktraining oder zur Pflege des Eröffnungsrepertoires entwickelt und in die fortschreitenden Fritz-Versionen eingebaut. Die Einführung eines Fritz-Cockpits erlaubt den Zugriff auf die Web-Apps, die nach 2012 entwickelt wurden.
Das Fritz18-Cockpit - der Startbildschirm
Auf der Seite schach.de kann man Schach von Anfang an lernen und gegen "schwache Fritze" trainieren.
Der neueste Ansatz ist die Funktion "Geführt-Berührt" im neuen Fritz 18, der in wenigen Tagen erscheint. Hier erlaubt die Engine dem menschlichen Gegner sie zu besiegen und gibt auch noch Tipps wie das klappen kann.
Weiß kann Mattsetzen
Fritz’ Lebenslauf und seine Sporterfolge |
November 1991 |
Hamburg: Das erste Fritz Schachprogramm erscheint! |
Dezember 1992 |
Köln: Garry Kasparov testet Fritz im Blitzschach und gewinnt mit 26:9 |
Mai 1993 |
München: Fritz siegt gemeinsam mit Kasparov beim stärksten Blitzturnier der Welt |
Mai 1994 |
Mainz: Fritz besiegt Garry Kasparov im „Aktuellen Sportstudio“ in einer Blitzpartie |
Januar 1995 |
Bad Godesberg: Fritz erreicht in einem internationalen Großmeister-Open 5,5 Pkt. aus 11 Partien und damit eine ELO Performance 2452 |
Mai 1995 |
Katowice (PL): Fritz im int. Großmeister-Open erzielt ELO Performance von 2554 |
Mai 1995 |
Hongkong: Fritz siegt gegen Deep Blue und wird Computerschach-Weltmeister! |
September 1995 |
NRW-Cup in Münster: im Großmeister-Open erzielt Fritz 5,5 Pkt. aus 8 Partien und eine ELO-Performance von 2570 |
Dezember 1995 |
London: Fritz vs. Garry Kasparov 0,5 : 1,5 |
April 1996 |
Amsterdam: Fritz vs. Anatoli Karpov 0,5 : 1,5 |
April 1996 |
Amsterdam: Fritz erreicht beim AEGON-Turnier den 5. Platz |
Juni 1996 |
Baden (CH) Fritz spielt remis gegen Victor Kortchnoi und Weltmeisterin Z. Polgar |
November 1996 |
Bled: Fritz vs. slowenische Olympia-Mannschaft 8 : 2! ELO-Performance: 2727 |
Januar 1997 |
Korfu (GR): TV Live-Match Fritz gegen GM Skembris 2,5:1,5 |
Dezember 1997 |
Köln: Fritz belegt beim internationalen IMPULS – Großmeisterturnier den 3. Platz mit 10 Pkt. aus 13 Partien. ELO-Performance: 2700 |
Mai 1998 |
Kuppenheim: Fritz – GM Epishin 2:1 |
Juni 1998 |
Frankfurt: Fritz gewinnt das Open der „Frankfurt Chess Classic’98“ mit einer Elo Performance 2780 vor den Weltklassespielern Ivanchuk, Beliavski, Kortchnoi und Hübner. |
März 1999 |
Hannover: CeBit Messe-Match Fritz gegen Garry Kasparov 1:1 |
April 1999 |
Budapest: Fritz gewinnt 5,5:2,5 gegen Judit Polgar (Elo Performance 2810) |
Juli 1999 |
Frankfurt: Fritz gewinnt das Masters der „Chess Classic 99“ mit einer Elo-Performance von 2825. Die Gegner: Weltklasse-Großmeister Leko, Topalov, Svidler, Polgar, Lutz, Morosevich und Adams. |
Mai 2000 |
Rotterdam: Fritz nimmt als erstes Schachprogramm an einer offiziellen Ländermeisterschaft (der Menschen!) teil und belegt in Holland den dritten Platz. |
2001
September 2001 |
Der Fritz-Server geht ans Netz
Herning (DK) Fritz spielt auf der dänischen Industriemesse HI-2000: In einem Industrieroboter wurde Fritz installiert und der Roboter führt Schachzüge aus. |
Oktober 2002 |
Bahrein: Weltmeister Vladimir Kramnik vs. Deep Fritz 4:4 |
Oktober 2002 |
19.10.2002: Das ZDF „heute journal“ berichtet direkt aus dem ChessBase Büro Hamburg |
November 2002 |
New York: Garry Kasparov vs. X3D Fritz 2:2 |
2003
November 2003 |
Die ersten Fritztrainer-DVDs erscheinen
3.11.2003: Das ZDF „heute journal“ berichtet aus New York über das Match zwischen Deep Fritz und Kasparov. |
Oktober 2004 |
Bilbao: Mannschaftweltmeisterschaft Mensch vs. Maschine. Das Computerteam gewinnt mit 8,5:3,5. Fritz spielte auf einem Notebook gegen die Weltklassegroßmeister. |
November 2006 |
Bonn: Deep Fritz gewinnt gegen Weltmeister Vladimir Kramnik mit 4:2 |
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In Kürze erscheint Fritz 18!
30 Jahre Fritz - eine Erfolgsstory (I)...
30 Jahre Fritz - eine Erfolgsstory (II)...
30 Jahre Fritz - eine Erfolgsstory (III)...