Sie sind stutzig geworden? Zurecht!
Da gibt es tatsächlich noch eine Reihe weiterer Unwahrheiten im Text: Schach
stammt nämlich doch nicht aus Ägypten.
Der Scherz wurde durch eine Meldung inspiriert, die im Juli letzten Jahres durch
die Gazetten eilte. "Schach in Europa viel älter?" hieß es auch in den
ChessBase-Nachrichten.
Der Historiker und Balkan-Experte Nicole Petrin hat uns bald danach darauf
aufmerksam gemacht, dass es reine Spekulation sei, eine Skulptur, die in Butrint
in Albanien gefunden wurde, als Schachfigur zu deuten. In Spektrum der
Wissenschaft erschien im Dezember 2002 ein Hinweis von Manfred Eder vom
Fördekreis Schachgeschichtsforschung, dass die Meldung zur "Dame von Butrin" von
Reuters schon veröffentlicht wurde, bevor Dr. Irving L. Finkel, Keeper of the
Department of Western Asiatic Antiques vom British Museum seine abschlägige
Stellungsnahme dazu abgeben konnte. Diese "Wahrheit" erreichte die breite
Öffentlichkeit allerdings nicht.
Wir bekamen damals schon von Skeptikern und Witzbolden Bilder zugeschickt, die
suggerieren könnten, dass das Abgebildete sehr alt sei und etwas mit Schach zu
tun haben könnte.
Auf diesem Bild sieht man einen Stein. Mehr nicht. Wenn man seiner Behauptung
einen wissenschaftlichen Anstrich gibt, kann man aber alles mögliche behaupten
und manche werden es glauben Und je mehr Details berichtet werden, desto besser.
Also:
Archaische Schachfigur,
Nil-Oberlauf
Mittleres 2 Jt. v.Chr., Museum of early board and card games, Kairo
Ein solches Museum gibt es nicht, immerhin könnte es
ein solches geben. Wer weiß: Im Altertum wurde gewürfelt, vielleicht auch Karten
gespielt. Auf dem Bilde kann man übrigens nicht erkennen, wie groß der Stein
ist. Vielleicht ist er zwei Meter groß? Dann wäre die Deutung einer Schachfigur
recht unglaubwürdig. Bilder zeigen nicht alles und lassen sich beliebig
interpretieren und auch manipulieren.
Hier sieht man das authentische Bild eines Ägypter an einem Tisch sitzen, auf dem
kleine...- ja, was eigentlich? - stehen. Wen man darüber hinwegsieht, dass zu viele
Türme auf dem Brett sind, könnte es tatsächlich ein Schachspiel sein.
Wahrscheinlich handelt es sich aber eher um Parfümfläschchen.
Eine manipulierte Version des gleichen Bildes sähe
übrigens so aus:
Nun steht im Hintergrund des "Schachbrettes" auch noch eine "Schachuhr". Diese
Manipulation stammt von Mig Greengard. Weil hier doch etwas dick aufgetragen
wurde, haben wir dieses Bild nicht verwendet.
Es ist schwer, Unwahrheiten zu
erkennen, besonders auf Gebieten, auf denen man sich nicht so auskennt, wenn
Tatsachen und Erfundenes mit einander vermengt wird. In unserem
(harmlosen) Aprilscherz stimmen alle Fakten zum Thema Qumran, die Bilder sind
als solche authentisch. Die Behauptung, dort sei jetzt ein Text in bestimmter
Form neu übersetzt worden und alle Schlüsse daraus, sind erfunden. Einen Prof.
On Ekoj-dab gibt es nur, wenn man den Namen rückwärts liest (bad joke=
schlechter Scherz) . Für seinen Sohn
Esneson gilt das gleiche (no sense =
sinnlos). Die Details zu Hebräern, Ägyptern und Hethitern und die zeitliche
Einordnung stimmt, nur alle Verweise auf Schach sind erfunden. Das ägyptische
Senet-Spiel gab es allerdings.
Der abgebildete ägyptische Spieltisch ist authentisch.
Das Bild oben zeigt ein unscharfe Vergrößerung eines authentischen
Qumran-Fundstückes. Die Deutung eines Teils als Datum ist Unsinn. Auch konnte
ein Datum 1359 B.C. in jenem Jahr nicht so notiert werden, da die
damaligen Bewohner nicht wussten, dass sie 1359 Jahr Before Christ (vor
Christus) leben.
Dr. Robert Hübner gab den Hinweis,
dass "alles geglaubt" wird, wenn ein Computer es heraus gefunden hat. Die Idee,
dass also ein Computer bei der (erfundenen) Neu-Übersetzung eines Textfragments
geholfen hatte, stammt also eigentlich von ihm.
Ein Aprilscherz dient dazu, dem Autor desselben
eine Freude zu machen, indem man das Behauptete glaubt. In dem Sinne danken wir
allen, die uns diesen Gefallen getan haben. Aber Vorsicht! Wir alle werden
ständig mit den Methoden Weglassung, Hinzudichtung und mit Teilwahrheiten
manipuliert, um bestimmte Dinge zu glauben. Gerade jetzt!