Darko, aber nicht Donnie

von Siegfried Hornecker
02.01.2022 – Der serbische Name "Darko" kommt von "Dar" für "Geschenk". Gute Wünsche werden oftmals in Vornamen unseren Kindern anvertraut. "Ben Oni", der "Sohn des Kummers", ist der Name einer bekannten Schacheröffnung. Das Gegenteil hiervon ist "der Sohn des Glücks", "Benjamin". Im Falle des Namens "Darko" ist es das Geschenk des Talents - im Englischen ergibt sich hier eine Doppelbedeutung von "gifted", der Bedeutung des Namens. In der Tat wurde Darko ein spezieller Kompositionsstil geschenkt. Einige Beispiele seiner Arbeit und ein übersetztes Mini-Interview möchte ich - der "Sieger und Beschützer" Siegfried - heute präsentieren.

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Darko, aber nicht Donnie

Ich dachte, es wäre eine gute Idee, einen Fragebogen per E-Mail an Darko zu senden, den ich 2013 in Serbien kennengelernt hatte und dessen Enthusiasmus für Endspielstudien und meinen Besuch ich sehr mochte. Statt direkter Antworten auf die Fragen sandte er seine Antworten in separaten E-Mails, sodass die mit "D:" beginnenden Zeilen für seine Antworten von der Übersetzung des Fragebogens entfernt wurden. Bezüglich der ersten Studie war ich zunächst fehlinformiert, da eine frühere Aufgabe nicht in der sechten Auflage der Datenbank von Harold van der Heijden steht. Wo nötig, habe ich nachträglich in eckigen Klammern Anmerkungen eingefügt, diese waren nicht im gesendeten Fragebogen.

S: Vielen Dank, dass Du dem Interview zustimmst! Deine ersten Studien sind 2007 im damals neu wiederveröffentlichten Magazin "MatPlus" erschienen. Kannst Du unseren Lesern bitte etwas über Dich erzählen? Wie alt warst Du damals, und wie ging es mit der Studienkomposition los?

S: Mein Eindruck ist, dass Belgrader Schachkomponisten recht oft in ihrem Schachklub zusammenkommen. Hast Du auch oft an diesen Treffen teilgenommen?

S: Dein internationaler Durchbruch war der Spezialpreis im "Harold van der Heijden 50 JT 2011" [Jubiläumsturnier zum 50. Geburtstag]. Weiß will Schwarz wirklich nicht groß rochieren lassen, opfert zunächst die Dame und dann später noch den Turm auf b8. Ich hatte ein paar Studien mit der Idee komponiert, wobei ich von Tim Krabbés Büchern inspiriert war. Dazu ein paar Fragen. Zunächst: Was war die Inspiration für die Studie, hast Du Tim Krabbés Bücher oder Website gelesen? [Bei "der Idee" meinte ich generell rochadeverhindernde Opfer auf b8, nicht nur Damenopfer oder Turmopfer.]

S: Wie fühlte sich ein großer internationaler Erfolg an?

S: Dein Stil ist gewöhnlich einer von eher erzwungenen Studien [gemeint ist erzwungenes Spiel], d.h. mit hohem Flow [Spielfluss nach der Theorie von "Secrets of Spectacular Chess" von Levitt und Friedgood] und oft auch hohem Materialeinsatz. Es scheint, dass Du eine Balance zwischen Materialeinsatz und anderen Ideen gefunden hast, um das taktische Spiel in die Richtung zu lenken, die Du haben willst und die von Preisrichtern angenommen wird, wie etwa beim 1. Preis im FIDE World Cup 2020? [Siehe den Text später zu der Turnierserie.]

S: Dieser Stil ermöglicht einige interessante Stellungsbilder am Ende, Schachmatts mit vielen Selbstblocks, gewöhnlich aktiv. Dennoch wir die Evolution deiner Fähigkeiten durch den Vergleich älterer Aufgaben (MatPlus#1446) mit modernen sichtbar. Kannst Du erklären, wie diese Entwicklung geschah, also wie Dein Stil verfeinert wurde? [In der hier benutzten Terminologie: "Selbstblock": Ein Stein blockiert den eigenen König. - "Aktiv": Der Stein bewegt sich im Lauf der Lösung zum Blockadefeld. - "Passiv": Der Stein steht bereits am Anfang der Aufgabe auf dem Blockadefeld. Dies muss nicht notwendigerweise korrekte Problemterminologie sein, die ich hier verwendet hatte. Die Aufgabe "MatPlus#1446" von 2009 hatte ich nicht im Artikel zitiert, sie wird der deutschen Übersetzung ohne Bearbeitung angefügt.]

S: 2013 verstarb unser gemeinsamer Freund Milan Velimirović. Zu seiner Ehre gab es ein Treffen [in Belgrad], dem ich beiwohnte, [unter anderem,] da ich seine MatPlus-Website seit den frühen Tagen nutzte, ich denke seit Anfang 2007. Kannst Du uns über Deine persönliche Verbindung zu Milan etwas erzählen?

S: Information für die Leser: Das [online kostenlos herunterladbare] MatPlus-Heft, und die Subskriptions-Zeitschrift "MatPlus Review" [die Milan wiederbelebt bzw. neu eingeführt hatte] waren zu dieser Zeit wieder eingestellt worden, doch die Website mit Forum blieb als Treffpunkt für Schachkomponisten weiter bestehen. Seit seinem Tod führen seine Freunde die Internetpräsenz weiter.

S: Der WCCC - Weltkongress für Schachkomposition - wurde 2016 in Belgrad gefeiert. Ich flog dreimal nach Belgrad, zweimal für lokale Veranstaltungen [der Schachproblemfreunde] und letztmalig 2016 zum Kongress. Was war Deine Erfahrung mit dem WCCC 2016? Wie war es, internationale Komponisten zu treffen. Warst Du dort? Ich erinnere mich grade nicht. [Er war dort, aber ich war mehr mit der Politik und Studienrunden beschäftigt und Darko war bereits so sehr eine normale Gesellschaft in Belgrad geworden, dass ich ihn nicht mehr separat im Gedächtnis behalten hatte.]

S: Erzähle uns hier noch, was immer Du willst. Bitte keine Politik oder Religion, das führt nur zu Streit.

Darko Hlebec

Vor den E-Mails, die er als Antwort sendete, noch etwas Hintergrundinformation zu den Fragen, die für die Leser willkommen sein dürfte. Die Studien unten sind am Ende des Artikels nachspielbar.

In der Datenbank von Harold van der Heijden beginnen seine Endspielstudien im Jahr 2007, zunächst in MatPlus (Archivlink). Seine allererste Studie dort erhielt eine ehrende Erwähnung.

 

Darko Hlebec, MatPlus, Heft 25 (Frühling 2007). Ehrende Erwähnung. Weiß zieht und gewinnt.

1.Sd4 Sb5+ 2.S:b5 c2 3.Sc3+ L:c3 4.Tb6+ Lb4+ 5.T:b4+ Ka1

Soweit hatte ich es damals gelöst, wenn meine Erinnerung nicht trügt.

6.Tb1+! K:b1 7.Ld2 c1D+ 8.L:c1 K:c1 9.h5 d4 10.h6 d3 11.h7 d2 12.h8D d1D 13.Db2 matt

Diese Studie hat eine Idee, die an eine bekannte Afek-Aufgabe erinnert, interessanterweise auch eine frühe von ihm. Der Rest ist jedoch komplett unterschiedlich. Diese Studie gehört zu denen, die ich in der ersten und einer weiteren Frage meinte. Darko schrieb (jeweils von mir aus dem Englischen übersetzt):

Zunächst, vielen Dank, Siegfried, für die Einladung zum Interview. Betreffend meiner Studie im Mat-Plus-Magazin 2007, das war meine erste Studie, die an einem Wettbewerb teilnahm, aber meine [insgesamt] erste Studie erschien 2003. Ich war 18 Jahre alt und neuerdings sehr an Schachstudien interessiert. Ich wurde ein Mitglied der jugoslawischen, später serbischen, Gesellschaft für Problemschach [original: Society of Problem Chess of Yugoslavia, and now Serbia - Eigenname?]. Was Treffen angeht, habe ich 2002 begonnen, zu ihnen zu gehen, nachdem ich durch die Schachföderation mit Marjan Kovačević in Kontakt kam, der mich einlud. Die Treffen waren damals im Club C22 in Neu-Belgrad ["Novi Beograd" ist ein Stadtteil von Belgrad], und als ich 2007 wieder hinkam, waren sie in der Mitte Belgrads im Schachklub Belgrad. Die Treffen waren wöchentlich, einmal im Jahr gab es ein Problemschachfestival. Wegen Corona[virus] sind die Treffen ausgedünnt, aber es gibt mehrmals im Jahr Lösewettbewerbe. Ich habe niemals das Buch [von Tim Krabbé] gelesen, meine Inspiration für die Studie, die den Spezialpreis beim Harold van der Heijden 50 JT gewann, kam von der Betrachtung einer Studie von Smyslow, einem ehemaligen Schachweltmeister. Während einer von ihm teilgenommenen Schacholympiade zeigte er den Anwesenden eine einer Studien, in der Weiß einen Läufer zur Ausschaltung der schwarzen Rochade opfern musste. Die Idee interessierte mich. Ich hatte die Idee, ein doppeltes Opfer zu versuchen, und am Ende gelang es mir. Ich denke, Smyslow hätte meine Studie gemocht. Natürlich fühlt es sich nett an, wenn man Erfolg erreicht hat, da der Weg zum Erfolg niemals einfach ist. Am Anfang meiner Karriere schuf ich Studien mit vielen Steinen, aber später reduzierte ich deren Anzahl. Ich liebe den scharfen Kampf, effektive Opfer, und nette Schlussbilder wie ein Matt oder Patt. Studien können nicht gewöhnliche, langweilige Endspiele aus praktischen Partien sein; die echte Schönheit des Schachs kommt in Studien zur Geltung.

Die Smyslow-Studie kann ebenfalls unten nachgespielt werden. Ihr Autor ist übrigens weiterhin von Smyslows großem Gesangstalent beeindruckt, doch von seinen Musikwerken scheint jedoch - mit dem Suchbegriff Interpolis Vasily Smyslov - nur ein traditionelles Lied über Stenka Rasin (wo nur ein Teil der Strophen auf der Aufnahme gesungen wird) leicht auffindbar. Darkos Bearbeitung der Studienidee mit zwei Opfern folgt nun.

 

Darko Hlebec, Harold van der Heijden 50 JT 2011, Spezialpreis. Weiß zieht und gewinnt

1.Db8+! L:b8 2.g:h7 Sd4+! 3.c:d4 Lb3+ 4.T:b3 Le5 5.Tb8+! T:b8 6.d:e5 Kd8 7.Kd6! Kc8 8.K:c6! Tb6+ 9.K:b6 a1D 10.h8D+ Kd7 11.e6+ und 12.D:a1 gewinnt

Darkos zweite Antwort betraf unseren gemeinsamen Freund, der 2013 verstarb. Die Trauer darüber verarbeitete ich durch Schreiben meines in der Autoreninformation verlinkten Buches und durch den Beusch in Belgrad. Milan hatte mich sehr beeinflusst, indem er "an mich glaubte". Darko schreibt:

Ich traf Milan Velimirović 2007, als er erneut eine der besten Zeitschriften im Problemschach druckte - Mat Plus; und ich war geehrt, dort meine Studien zu veröffentlichen. Milan war ein großer Fan von Schachkomposition, er war Großmeister im Problemschach, seine besten Werke waren Zweizüger (Matt in 2), aber er liebte auch Studien. Er war ein guter Mann, und ging leider zu bald.

In der dritten E-Mail geht es um den Weltkongress der Schachkomposition (WCCC) 2016:

Der Weltkongress im Problemschach in Belgrad 2016 war der erste Kongress in meiner Heimatstadt. Ich habe nur gute Erinnerungen an diese Veranstaltung. Ich habe dort erstmals einige wirklich gute Studienkomponisten wie Martin Minski und Steffen Slumstrup Nielsen getroffen. Ich hoffe, Belgrad wird nochmals einen Weltkongress ausrichten.

In der vierten, letzten, E-Mail dankte Darko einem anderen Belgrader Schachaufgabenverfasser:

Ich kann es nicht auslassen, den Mann zu erwähnen, dem ich großen Dank für meine Erfolge schulde - mein Freund und Sekundant Branislav Djurasević. Branko ist ein großer Liebhaber von Schachstudien, seit unserem ersten Treffen hat er mir auf jede erdenkliche Weise geholfen, von der Übersendung von Studien bis zur Installation von studienbasierten und Schachprogrammen. Er gab mir immer die richtigen Ratschläge, dank ihm habe ich meinen größten Erfolg erreicht - den Gewinn des FIDE World Cup [für Schachaufgaben]. Er ist der beste Sekundant der Welt!

Brankos Arbeit ging auch darüber hinaus, so fuhr er mich von und zum Flughafen bei meinen Besuchen in Belgrad. Zusammen mit Borislav Gadjanski (Präsident der serbischen Schachproblemgesellschaft), Marjan Kovačević (der auch in der Zeitung "Politika" eine Schachkolumne betreut), und Anderen (Milomir Babić fällt mir spontan ein) gibt es einen Kern guter Schachproblemfreunde in der serbischen Hauptstadt. Nun könnte ich über meine persönlichen Erfahrungen berichten, aber diesen Monat ist Darkos Erfahrung das Thema:

 

Darko Hlebec, FIDE World Cup 2020, 1. Platz. Schwarz zieht, Weiß gewinnt

1.-f1S+ 2.Th:f1 S:f1+ 3.Ke2 Ta:d5 4.Se5 Sg3+ 5.Kf3 Lf6 6.Db4+ T7d6 7.Db7+ Ke6 8.Dc8+ K:e5 9.D:f5+ S:f5 10.Te4 matt

Vier aktive Selbstblocks, also während des Spiels auf ihre finalen Felder ziehende Figuren, die Fluchtfelder des Königs blockieren, haben Preisrichter Yochanan Afek beeindruckt, der die Einträge anonymisiert erhalten hatte. Die folgende Anmerkung ist vom Preisbericht; ich habe sie übersetzt. Der komplette Preisbericht ist als PDF-Datei bei der ARVES-Website erhältlich (der Link führt zum Preisberichte-Archiv):

Vor 11 Jahren hatte ich das Privileg, einen geteilten Sieg in einem großen Turnier an ein Studienjuwel zu vergeben, in der nach einer Unterverwandlung in einen Springer ein Matt mit vier aktiven Selbstblocks entsteht (Yuri Bazlov, 1st-2nd prize, Corus-70 JT, 2009). Hier werden wir Zeugen einer gleichartigen Magie, von einem einzelnen Turm (nicht durch Umwandlung...), der 4 aktiven Selbstblocks folgend mattsetzt! Das flüssige und natürliche Einleitungsspiel mit allen Einheiten in aktiven Kampfhandlungen wird durch ein Damenopfer gekrönt, sodass die Abwesenheit eines weißen Schlüssels leicht zu vergessen ist.

Der FIDE World Cup für Kompositionen ist ein jährliches Turnier, in dem viele Genres der Schachaufgaben in unterschiedlichen Sektionen eigene Wettbewerbe haben. Der Weltschachbund FIDE ist Sponsor der Veranstaltung, und Andrei Seliwanow der Organisator. Statistiken existieren für die Anzahl der Teilnehmer zwischen 2018 und 2020 auf Seliwanows Internetseite. So waren beispielsweise, was hier relevant ist, im Jahr 2020 bei Endspielstudien 56 Aufgaben eingegangen. Meines Wissens darf pro Teilnehmer nur eine Aufgabe pro Sektion eingereicht werden.

Da ich keine weiteren E-Mails erhielt - am 25. Dezember ging eine von Branko ein, dazu kommen wir später - und noch einige Informationen fehlen, liefere ich diese noch hinterher: Darko hat 76 Studien in der Datenbank von Harold van der Heijden, datierend Oktober 2020. Diese Werke sind aus dem Zeitraum 2007 bis 2020. Im FIDE World Cup 2021 wurde Darko Hlebec nicht ausgezeichnet.

Während der Fertigstellung des englischsprachigen Artikels sandte mir Darko Hlebec noch seine Studie von 2003. Nach Redaktionsschluss dort ging eine E-Mail von Branislav Djurasević ein, der Darkos Studie von 2003 verbessert. Ich habe also der deutschen Fassung zwei Studien angefügt, die nicht in der englischen Fassung enthalten waren: Mat Plus, Studie 1446, direkt aus der Datenbank unverändert übernommen, und Brankos Verbesserung von Darkos Studie.

Weil mir noch etwas Text in der englischen Fassung fehlte, habe ich noch eine kleine Feier für zwei Belgrader Spieler angefügt gehabt, die ich hier übernehme. Milan Velimirović hatte bekannte Namensvettern bei separat Vor- und Nachname, die Großmeister im praktischen Spiel waren: GMs Dragoljub Velimirović und Milan Matulović beispielsweise waren starke serbische Spieler. In der Vergangenheit gab es absolute Topspieler aus dem Land, etwa Ljubomir Ljubojević und Svetozar Gligorić. Doch für mich ist eine Geschichte interessant, ein faszinierender Fakt. Natürlich gibt es starke Schwesterpaare im Schach, aber nur ein Zwillingspaar, bei dem beide den Titel des WGM halten.

Serbien hat noch immer Wunden vom postjugoslawischen Krieg. Daher hatte es einen ernsteren Hintergrund, als ich Darko einschränkte, nicht ins Politische zu driften. Er ist meines Wissens auch nicht sehr politisch. Aber in der serbischen Politik gibt es dennoch etwas, was hervorzuheben ist, und was vielleicht das Ansehen des Schachs beschreibt: Tatsächlich war das Sportministerium vor einigen Jahren unter der Leitung einer Schachgroßmeisterin: WGM Alisa Marić.

Persönlich freue ich mich, wenn Schachmeister in politischen Ämtern dem dienen, was ich das "Greater Good" nenne - ich weiß nicht, wie man das übersetzen kann. In diesem Fall ist es durch die Entwicklung von Schach in dem ohnehin begeisterten Land. Der Einfluss dieses "Superstars", der bekannten Schachmeisterin im ehemaligen politischen Amt, dauert an. Im Internet las ich, dass sie eine Fernsehsendung hat, die "Alisa im Wunderland des Schachs" heißt, wenn man den Namen übersetzt. Das klingt sehr nach einer Anspielung auf Lewis Carrolls "Alice im Wunderland", und dieser Roman hat eine starke Verbindung zum Schach. Ein großes Verdienst hat dabei, dass der Nachfolgeroman "Through the Looking-Glass, and What Alice Found There" mit einem Schachdiagramm beginnt. Jefferson Airplanes "White Rabbit" nennt weitere Schachverbindungen.

Alisa hält also übrigens laut Wikipedia diesen besonderen, einzigartigen Rekord, natürlich zusammen mit ihrer 20 Minuten später geborenen Schwester Mirjana: In der Geschichte des modernen Schachs sind sie das einzige Zwillingspaar, das den WGM-Titel hält. Auch die formale Ausbildung der Schwestern ist interessant: Alisa hat in Wirtschaftswissenschaften promoviert, ihre Schwester Mirjana hat an der Universität von Belgrad die Promotion in Mathematik absolviert.

Photo: Alisa Maric

Es ist faszinierend, dass ein kleines Ländchen wie Serbien, dessen Hauptstadt schon 15 Prozent der Bevölkerung fasst, so ein vitales und schönes Schachleben hat, sowohl im Kunst- als auch im Partieschach. Habe ich etwas vergessen? In der Tat, auch literarisch ist die Stadt an der Spitze: Ein weiterer Name, der den Lesern bekannt sein dürfte, ist nämlich ein Verlag in Belgrad, der ein Periodikum des gleichen Namens herausgibt: Šahovski Informator. Nach dem Redaktionsschluss der englischen Ausgabe habe ich dann noch gelesen, dass die FIDE eines der Grand-Prix-Turniere 2022 in Belgrad abhalten wird. Nach meiner Meinung ist Belgrad also nicht nur die Hauptstadt Serbiens, sondern auch eine der Hauptstädte des Schachs.

 

Links:


Siegfried (*1986) ist ein deutscher Schachkomponist und Mitglied der World Federation for Chess Composition, Unterkomitee für Endspielstudien. Sein autobiographisches Buch "Weltenfern" (nur in Englisch) kann auf der ARVES-Website gefunden werden. Jeden Monat stellt er eine interessante Endspielstudie mit detaillierten Erklärungen vor.

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