Zunächst eine Frage:
Sind Sie bereit? Bereit für das Unbekannte? Für einen neuen Artikel, der alles in Frage stellen könnte, was Sie zu wissen glauben? Was Sie jetzt sehen werden, wird Ihr Schachbewusstsein verändern, denn hinter der vertrauten Komposition lauert das Nachspielbare. Hinter dem Diagramm verbergen sich geheimnisvolle Züge. Hinter dem Augenscheinlichen liegt noch eine tiefe Kombination.
Der nächste Artikel versetzt Sie in eine Welt jenseits aller Vorstellungskraft. Sie überschreiten die Grenze in... die Studie des Monats.
Durch alle Legenden moderner Völker - Eurasier, Amerikaner, Australier, Afrikaner - zieht sich die Sage eines ewigen Spiels, der unsterblichen 64 Felder. In verschiedenen Zeiten verschieden benannt, doch heutzutage bekannt als Schach, das Spiel, das niemals Langeweile geschmeckt hat, in dem heldenhafte Köpfe in Jahrhunderten immer neue Entdeckungen machen.
Frankenstein
Am 18. Dezember 1839 wurde Edward Nathan Frankenstein geboren. Sein 1887 erschienenes Buch "The Chess Problem" enthielt eine Auswahl bestehend aus 400 Schachaufgaben, darunter eine von ihm komponierte Endspielstudie. Wie in Mary Shelleys Roman schuf Frankenstein ein Monster, das hier der komplette Titel des Buches ist: "The chess problem; text-book with illustrations containing four hundred positions selected from the works of H. J. C. Andrews, E. N. Frankenstein, B. G. Laws and C. Planck."
Edward Nathan Frankenstein, "The Chess Problem" 1887. Weiß zieht und gewinnt.
Die Lösung zu dieser Studie und den anderen in diesem Artikel sind an dessen Ende nachspielbar. So können Sie Lösungsversuche anstellen, falls gewünscht, oder die Lösung einfach betrachten. Wir haben in der deutschen Fassung die Endposition besser erklärt, da von unserem Leser Michael Jones angeregt wurde, die möglicherweise nicht allen Lesern bekannte Ponziani-Stellung aufzuzeigen.
Ein weiterer Komponist, J. Frankenstein, hat drei Studien zwischen 1893 und 1906 in der Datenbank, wovon zwei nebenlösig bzw. dualistisch sind, und die verbleibende recht uninteressant scheint. Die Originalquellen der Aufgaben lassen darauf schließen, dass Frankenstein im damaligen Deutschland lebte. Als Beispiel seines Schaffens ist nur eine dualistische Aufgabe folgend gezeigt.
Ich hatte mich im englischsprachigen Artikel geirrt, als ich beschlossen hatte, die Aufgabe nicht bei den nachspielbaren Studien einzufügen, sodass sie am Ende des Artikels hier doch nachspielbar ist. Ich dachte erst, ich würde nur die ersten beiden Züge zeigen, hatte dann beschlossen, doch die ganze Aufgabe zu zeigen, aber dann im Kopf nicht umgestellt auf "doch nachspielbar aufnehmen":
J. Frankenstein. Rigaer Tageblatt 1895. Lob. Weiß zieht und gewinnt
1.Sg4! Sf7 2.S:e5! sind die einzigen Gewinnzüge, Stellungswiederholungen außen vor gelassen. Danach bricht die geplante Lösung zusammen. Das wohl krasseste Beispiel ist, dass der Autor nach 2.-Sh8 3.K:h8 e3 4.Kg7 e2 nicht 5.Sd3 or 5.Sf3 betrachtet hatte (Dual berichtet in Baltische Schachblätter, Juni 1898), aber den taktischen Damengewinn 5.h8D e1D 6.De8+ Kd5 7.Dc6+ Kd4 8.Sf3+ berechnet hat. Dass 6.Dc8+ gleichartig gewinnt, ist da schon nicht mehr relevant, und wäre wohl nur ein zu vernachlässigender Minor-Dual, wenn alles sonst wie gewollt funktionieren würde. Hier ist also die Lösung ein kleines Monster.
Relevanter für uns ist, dass 6.Dc8+ von Paul Wiereyn 2011 entdeckt wurde, der mit seinen heute 85 Jahren nicht nur selbst Schachaufgaben verfasst, sondern auch ein bekannter Programmierer von Schach- und Sudoku-Löseprogrammen ist. So schrieb er die grafische Benutzeroberfläche (GUI) APWin für Alybadix, dem Lösemonster von Ilkka Blom.
Garri Kasparow wurde in seinen besten Zeiten von einem Gegner nach einer Partie als "alles sehendes Monster mit acht Augen" charakterisiert. Große taktische Schachspieler können so als "Taktikmonster" bezeichnet werden. Vor kurzem hat Wesley So in seiner Partie gegen Maxime Vachier-Lagrave mich an diesen Spruch erinnert, als er in einer Chess960-Partie den Zug 10.Sf6+ auspackte. Die Kommentatoren haben unschuldig vermutet, dass So 10.Se7+ mit Qualitätsrückgewinn spielen wollte, der technische Fehler werde aber bald repariert. Der verlinkte Artikel enthält die komplette Partie zum Nachspielen.
Wesley So - Maxime Vachier-Lagrave, Champions Showdown (Chess960). Weiß am Zug (mit Rochaderecht am Königsflügel).
10.Sf6+!! war nicht nur hinter dem Horizont der Engines, sonderna uch der Kommentatoren und von MVL. Ein Zug für ein "alles sehendes, achtäugiges Monster".
Endspielstudien haben offensichtlich keine Definition, was ein "Monster" sein sollte. Vor etwa 15 Jahren wurde eine Anekdote geprägt, dass eine Miniatur gewöhnlich eine Position mit sieben Steinen auf dem Schachbrett ist, bei einem Komponisten (Taskspezialist Gady Costeff) ist es eine Position mit sieben fehlenden Steinen auf dem Brett. Mit diesem Scherz kann in der Tat eine seiner Ideen als Monster gezählt werden, was die Anzahl der Steine auf dem Brett betrifft. Unter dieser Definition ist die folgende Studie keine Miniatur.
Gady Costeff, Variantim, August 2018. Schwarz zieht, Weiß gewinnt.
Ein kleines Interludium: Schach ist eine universelle Sprache. Andere solcher "Sprachen" sind wissenschaftliche Ideen wie Mathematik und Physik. Monster werden dort für Gedankenexperimente verwendet, wie Laplaces Dämon oder Schrödingers Katze - man muss schon ein Monster sein, eine Katze einem solchen Experiment auszusetzen, wenn es wirklich geschehen wäre.
Einige Monstrositäten zeigen uns große Schönheit, und wenn wir lange ungelöste Probleme als Monster ansehen wollen, ist Lisa Piccirillo eine Zähmerin, die nicht verstand, was an Conways Knoten so schwierig sein sollte, und das ein halbes Jahrhundert ungelöste mathematische Rätsel an einem Wochenende löste. Der spezifische Knoten wurde von John Horton Conway entwickelt und war der letzte ungelöste seiner Art.
John Horton Conways "Game of Life" sah den Amateur-Mathematiker Richard K. Guy als einen der größten Fans. Guy war auch ein erfolgreicher Studienkomponist, der mit Versionen und Korrekturen insgesamt 238 Einträge in der Studiendatenbank von Harold van der Heijden von 2020 hat. Er hatte auch eine der längsten Kompositionspausen ohne eine veröffentlichte Studie von 1955 bis 1995 (und auch keine weiteren Studien nach seinem 1996 erschienenen Buch). Das heißt, 230 seiner 238 Studien datieren zwischen 1936 und 1954.
Das Game of Life ist selbst ein Monster, durch das ich 2020 von einem Artikel über Guy abgehalten wurde, und ich kann seine Beiträge dort einfach nicht ausreichend erklären, sodass ich sein bedeutendstes spielerisches Schaffen außerhalb des Schachs übergehen muss, wenn ich über ihn schreiben sollte. Es gibt heute noch jährliche Wettbewerbe für neue Entdeckungen, Foren mit Spezialisten, die über zeitlich oder räumlich ausgedehnte selbsterhaltende Figuren und deren exakte Größe bzw. noch nicht entdeckte zeitliche und räumliche Größen solcher Figuren diskutieren. Die so gefundenen Informationen über das zunächst simpel scheinende Spiel sind ohne ein tieferes Studium der Spielideen und -mechaniken für mich nicht mehr begreifbar. So kann hier auch nur ein kleiner Edelstein des schachlichen Gesamtwerks in die nachspielbaren Aufgaben eingefügt werden.
Lassen Sie uns über etwas Anderes reden:
Meine Kindheit, die 1990er Jahre, waren eine goldene Ära für Videospiele. Ich habe einige der Klassiker gespielt, und auf meiner Konsole gab es viele großartige JRPGs (das sind japanische Rollenspiele). Eines dieser Rollenspiele hatte einen "Bruder", der später in den Vereinigten Staaten programmiert wurde, auf dem ein Bosskampf auf einem Schachbrett gegen einen Springer vorkam. Der Bosskampf war nichts Besonderes, aber die Idee, Schach mit anderen Videospielmechaniken zu kombinieren, war spaßig. Das Action-Rollenspiel mit dem Bosskampf ist heutzutage meines Wissens nicht irgendwo legal digital erhältlich, aber die "ältere Schwester" erhielt ein Remake und ist in den einschlägigen digitalen Geschäften verfügbar. Auch dort kam ein, besser erkennbarer, Springer vor, aber als normaler Gegner. Das verlinkte Bild ist vom Remake.
Gegner in solchen Spielen wurden gewöhnlich auch als "Monster" bezeichnet. So haben wir hier eine andere Art von Schachmonstern. Falls unter unseren Lesern Entwickler von Videospielen sind, besonders von Rollenspielen, möchte ich anregen, kreativ Schachfiguren als Gegner einzusetzen.
Eine Studie von Kubbel wird in diesem Monat 100 Jahre alt - hier ist der weiße Springer der Endgegner für die gesamte schwarze Armee. Versuchen Sie sich an der Lösung, wenn Sie wollen. Die Aufgabe sollte mit dem Tipp zu schaffen sein.
Leonid Kubbel, Listok Kruzhka Petrogubkomunni, 20. November 1921. Weiß zieht und gewinnt.
Einige der Studien von Otto Titusz Bláthy, die wie Uhrwerke ablaufen, könnten auch als Monster betrachtet werden. Einige sind über 200 Züge lang, sodass es einfach ist, diese als unrealistisch anzusehen, was den Partiestandpunkt angeht. Frederic Friedel schrieb einst, dass ein Asteroid nach Bláthy benannt wurde. Dies fand ich durch eine kurze Suche heraus.
Andere Recherche für die Artikel bleibt manchmal fruchtlos. Ich hatte das FSB-Archiv angeschrieben und KGB-Akten über Ernest Pogosjanz zu erhalten, doch wurde mir nie geantwortet. Dennoch sind die Artikel hier für mich kein bürokratisches Monster, da fast jede Recherche Resultate erzielt. Diese wird nicht nur von mir vorgenommen: Aufmerksame Leser zeigen mir auf, dass manche Dinge, die ich guten Gewissens verbreitet hatte - irgendwann gelesen, aber weiterverbreitet, ohne mich an die genaue Quelle zu erinnern -, nicht der Realität entsprechen. Eine solche Korrektur ist am Ende des Artikels. Fehlinformationen sind ein Monster im Gehirn, das jederzeit zuschlagen kann.
Ob Bláthys Studie ein Monster ist, überlasse ich den Lesern.
Otto Titusz Bláthy, Deutsches Wochenschach 1889. Weiß zieht und gewinnt (illegale Stellung, ohne 50-Züge-Regel)
Wegen Dualen sollte die geplante Lösung jedoch bereits nach 266(!) Zügen aufhören.
Wir kehren nun nochmals vom Schach ab in den Bereich des Horrors, den man im letzten Monat, dem "Spooktober", und an Halloween frönt. Oder vielleicht auch nicht, denn die Geister, die wir nun rufen, sind nicht solche von Menschen, sondern von Partikeln.
Zeitreisegeschichten faszinieren mich, und ich lese diese gerne auf Englisch, Verschiedene Genres mit dem Thema sind für mich interessant, seien es Geschichten wie "Red Letter Day" von Kristine Kathryn Rusch, bei denen moralische Fragen aufgeworfen werden: Sollte man Kindern die Möglichkeit geben, an einer darauf angelegten Feier an Schulen einen Brief von ihnen selbst aus der Zukunft zu erhalten, der strengen Regeln unterliegt, etwa einem bestimmten Alter beim Versand des Briefes? Wenn ja, was wird impliziert, wenn kein solcher Brief erhalten wird? Könnte man sich selbst davon abhalten, einen Fehler zu begehen, oder würde man diesen erst auslösen?
Seien es epische Novellas wie "Palimpsest" von Charles Stross, die ein interessantes Universum kreieren, in dem eine Art Zeitkrieg von Spezialagenten tobt.
Seien es Klassiker wie "Brooklyn Project" von William Tenn.
Viele dieser Geschichten haben Monster in ihnen, und sicherlich sind es Menschen, wenn es nicht die Zeitreise selbst ist. Während Zeitreisen, insbesondere in die Vergangenheit, in der Menschheitsgeschichte rein theoretisch geblieben sind, wurden in den 2010ern Durchbrüche geschafft, die beweisen, dass Zeitreisen auch in die Vergangenheit Realität sind:
Die Verschränkung von Photonen, die nicht gleichzeitig existieren, wurde entdeckt. Klingt dies nicht furchteinflößend? Dann vielleicht ein israelisches Experiment: Can a future choice affect a past measurement's outcome? (Kann eine zukünftige Entscheidung den Ausgang einer vergangenen Messung beeinflussen?) Die offensichtliche Antwort ist, dass das unmöglich ist. Aber dann ist auch alles unmöglich, was wir über Quantenphysik wissen. Daher ist es vielleicht nur logisch, dass in der Tat die zukünftige Entscheidung den Ausgang der vergangenen Messung beeinflussen kann.
Manchmal frage ich mich, ob es Hinweise in der Vergangenheit geben würde, wenn Menschen sie gezielt beeinflussen könnten. Damit meine ich nicht den Mandela-Effekt, sondern Endspielstudien, die zu dieser Zeit noch nicht existieren sollten. Nehmen wir die erste Allumwandlung in der Endspielstudie. Harold Lommer war 1933 der Erste, der die Umwandlung des Bauern in alle vier Steine korrekt darstellte. Aber sechs Jahre zuvor versuchte Sigurd Clausen diese Idee. Seine Studie schien zunächst korrekt, doch wurde offenbar 1984 widerlegt. Alexander Hildebrands Korrektur ist unten nachspielbar. Im englischen Artikel hatte ich Stephen Rothwells Korrektur eingefügt, doch einer unserer Leser fand einen Dual. Oops! Inkorrektheiten in Studien sind auch Monster.
Wir schließen mit einer Kuriosität, die zu Halloween passt: Ein Kreuz, gemacht aus Knochen (Bone) vom Grab. Wie geht das auf dem Schachbrett? Nun, sehen Sie selbst...
Am Ende des Artikels bleibt uns nur eine Nachricht an Sie:
Leben Sie! Vor allem leben Sie, so wie das Schachspiel lebt! Die Geschicke beider Seiten, das Schicksal selbst, liegt in Ihrem Kopf und Ihrer Hand!
Korrekturen
Unsere Leser haben zwei Korrekturen zum "Schwalbe"-Artikel letzten Monat benannt.
Am 24. September 2021 hat brian8871 einen Dual in der Studie von Jürgen Fleck gefunden, die 1995 den zweiten Preis in "Schach" erhielt. Ich schrieb selbst, dass ich den Anfang der Studie nicht verstehe. Dies war wohl, weil diese nicht korrekt ist. Sehen Sie:
Jürgen Fleck, "Schach" 1995, 2. Preis. Analysediagramm.
Diese Stellung ergibt sich in der Variante 2.Sd2 Lf6, wo Schwarz gewinnen soll. Hier möchte brian8871 einfach mit 3.Kb4 abwarten, und Schwarz hat tatsächlich keinen Gewinnweg. Weiß rennt in eine Gabel, die Schwarz keinen Vorteil bringt. Frits Fritschy schlug 3.-Tc3 vor, aber 4.Lf4 mit der Idee 5.Le3 (Abschirmung des Bf3 vom Turm) und 6.S:f3 ist relativ einfach für Weiß.
Das Qualitätsopfer 3.-Lc3+ 4.Kh5 L:d2 5.K:c6 führt ebenfalls zum Remis.
Es scheint also, dass (nach 2.Sd2 Lf6) 3.Kb4! Tc3 4.Lf4 Td3 5.Kc5(!) Lh4 6.Kc4 die beiderseits beste Variante ist und remisiert. Leser können gerne Verbesserungen für Schwarz finden, aber derzeit ist Flecks Studie wohl dualistisch.
Während wir brian8871 für den schachlichen Beitrag danken, danken wir auch Aloys Schweighofer, der seiner Namensnennung zustimmte, für wichtige historische Informationen. Leider - um beim "Monster-Thema" zu bleiben - sind falsche Geschichten, wie oben angesprochen, schwer zu besiegende Monster, und ich wurde leider von einem solchen besiegt. Daher habe ich eine sehr falsche historische Darstellung vorgenommen, für die ich mich entschuldigen möchte.
Die "Versicherung an Eides Statt" oder eidesstattliche Versicherung wird verwendet, wenn ohne einen Eid Informationen so wichtig sind, dass deren absichtliche Fälschung wie ein Meineid zu bestrafen wäre. Die "Entnazifizierung" nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte eidesstattlich versicherte Aussagen, die angaben, dass Ado Kraemer und Erich Zepler zwischen 1935 und 1948 nicht befreundet waren. Herr Schweighofer führt aus:
Die Quelle über die Darstellung der Freundschaft Kraemer – Zepler stammt ausschließlich aus Kraemers Entnazifizierungsprozess. Die Angaben zum Zusammenhang Statthalterei Posen und Vernichtungslager Kulmhof habe ich dem Buch „Kulmhof / Ein vergessener Ort des Holocaust?“ von Manfred Struck (2001) entnommen.
Mit diesem Wissen reproduzieren wir Erich Zeplers eidesstattlich versicherte schriftliche Aussage:
„I have known Dr. A. Krämer for several years and have been all the time with him on very friendly terms. Although our common chess interest formed a large part of our conversation, we often spoke of the political events in Germany, especially after the Nazis had come to power.
Dr. Krämer always knew, because I had told him so, that I was a Jew of race, but this fact had never influenced him in any way. When the persecution of the Jews began in April 1933, he was deeply ashamed of it, and he frankly told me so. He continued his friendship with me so openly that I repeatedly warned him not to jeopardize his position unnecessarily, but he would never listen. He considered it his task to exert a moderating influence within the Nazi circles and to help those who were persecuted as much as possible.
In November 1935 I left Germany very suddenly because I knew I was in danger. Since that time I have lost contact with Dr. Krämer, but I am convinced that he has remained the same decent man I knew him to be and that he has taken no part in those atrocious things which have shocked the world.”
Die Passage "all the time" wurde von Zepler durchgestrichen. Schweighofer nannte weitere Informationen, die beweisen, dass zwischen 1935 und 1948 kein Kontakt zwischen Kraemer und Zepler vorhanden war.
Kraemer arbeitete zwischen 1941 und 1945 als Ressortleiter für landwirtschaftliches Schulwesen in der Reichsstatthalterei Posen unter Gauleiter Arthur Greiser. Es gibt keine Dokumentation oder neutrale Quellen über diese Zeit Kraemers. Seine Kontakte machen es wahrscheinlich, dass Kraemer von NS-Verbrechen wissen konnte, insbesondere der Ermordung von etwa 150.000 Sinti und Roma sowie Juden, jedoch selbst nicht an Gewalt, Krieg oder Verbrechen teilgenommen hat nnd auch ohne die Macht blieb, den Völkermord zu verhindern oder abzuschwächen, etwa durch die Rettung von Opfern. Kramer, der niemals über diese Zeit redete, wäre vermutlich ein wichtiger Zeitzeuge gewesen.
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