16.09.2021 – Die Schachnovelle ist das bekannteste Werk des 1942 freiwillig aus dem Leben geschiedenen jüdischen Schriftstellers Stefan Zweig. 1960 wurde das Buch mit Curd Jürgens und Mario Adorf erstmals verfilmt. Nun gibt es eine Neuverfilmung, die ab 23. September in den Kinos zu sehen ist. Michael Busse sprach mit dem Regisseur Philipp Stölzl.
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Der jüdische Schriftsteller Stefan Zweig, 1881 in Wien geboren, war vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten eine gefeierter und erfolgreicher Autor. Als die faschistische Bewegung auch in Österreich um sich griff, emigrierte Zweig 1934 nach England. Später nahm er die britische Staatsbürgerschaft ein. In Deutschland und Österreich konnten seine Arbeiten nur noch unter Schwierigkeiten erscheinen oder wurden ganz verboten.
Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs fürchtete Zweig, als Österreicher und damit "feindlicher Ausländer" in England interniert zu werden und verließ das Land. Über mehrere Stationen in den USA kam er 1940 nach Brasilien. Der schon seit Jahren unter Depressionen leidende Zweig nahm sich am 23. Februar in Petropolis, in der Nähe von Rio de Janeiro, mit einer Überdosis Veronal das Leben.
Zweigs heute bekanntestes Werk ist die Schachnovelle. Er schrieb die Geschichte zwischen 1938 und 1941 in Brasilien. Das Werk erschien erst posthum im Dezember 1942 in einer limitierten Auflage von 300 Exemplaren. 1974 erschien in Deutschland eine Taschenbuchausgabe, die inzwischen weit über eine Million mal verkauft wurde.
Die Schachnovelle handelt von den Ängsten psychischen Abgründen eines ehemaligen Gefangenen der Gestapo. In der Einzelhaft hat sich Dr. B. ein Schachspiel aus Brotkrumen gebastelt und sich intensiv mit dem Schachspiel beschäftigt.
An Bord eine Reisedampfers von New York nach Buenos Aires trifft Dr. B auf den amtierenden Schachweltmeister, den bis auf seine Schachkenntnisse ungebildeten Mirko Czentovic, der als primitiver, nur an Geld interessierte Charakter beschrieben wird. Durch Zufall kommt es zu einer Partie, die remis endet. Der Ich-Erzähler des Romans erfährt von Dr. B, wie dieser nach dem Einmarsch der Nazis in Österreich in Einzelhaft psychisch gefoltert wurde. Um in der Isolation nicht wahnsinnig zu werden, begann Dr. B mit dem Schachspiel, nachdem er ein Schachlehrbuch in die Hände bekam. Er lernte die Partien des Buches auswendig und begann gegen sich selber zu spielen. Durch die Partien gegen sich selber spaltete sich seine Persönlichkeit in zwei Instanzen auf, "Ich Weiß" und "Ich Schwarz". Wegen seiner "Schachvergiftung" und Unzurechnungsfähigkeit wurde Dr. B. schließlich aus der Einzelhaft entlassen.
Nachdem er dem Passagierdampfer gegen den Weltmeister eine erste Partie remis gespielt hatte, ließ sich Dr. B zu einer zweiten Partie überreden, die er gewann. Czentovic forderte eine Revanche und da er merkte, dass ein langes Nachdenken den ungeduldigen Dr. B nervös machte, ließ er sich besonders viel Zeit. Bei Dr. B brach nun die alte Schachvergiftung wieder auf und er spielte während der Partie gegen den Weltmeister im Geiste noch schnell unzählige Partien gegen sich selber. Schließlich bemerkt Dr. B, das er sich wieder dem Wahnsinn nähert, beendet die Partie und verspricht nie wieder zu spielen.
Eine erste Verfilmung des Stoffes erfolgte 1960 unter der Regie von Gerd Oswald mit Curd Jürgens in der Rolle des Dr. B. und Mario Adorf als Mirko Czentovic. Die schachliche Fachberatung lag in den Händen von Rudolf Teschner.
Trailer 1960
Im vorletzten Jahr entstand eine neue Verfilmung der "Schachnovelle". Wegen der Corona-Pandemie wurde die Erstaufführung in das Jahr 2021 verschoben. Die Premiere ist nun am 23. September 2021. Regisseur der Neuverfilmung ist Philipp Stölzl. In den Hauptrollen spielen Oliver Masucci, Albrecht Schuch, Birgit Minichmayr und Rolf Lassgad.
Trailer 2021
Aufgenommen wurde der Film 2019 in Wien, Potsdam, Berlin und München. Die zeitgemäßen Schachuhren im Film waren Leihgaben des Berliner Schachvereins Schachfreunde Siemensstadt. Von der Kritik wurde die düstere Atmosphäre der Regie, die dazu passende Ausstattung sowie die Kameraarbeit von Thomas W. Kiennast gelobt.
Die Neuverfilmung der Schachnovelle wurde für verschiedene Filmpreise eingereicht, darunter auch für die Vorauswahl des deutschen Beitrags für die Oscarverleihung 2022.
Darüber hinaus erhielt der Film bereits eine Reihe weiterer Auszeichnungen und Nominierungen.
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