Deutsche Schachjugend wird eigener Verein im DSB

von André Schulz
24.08.2020 – Beim außerordentlichen Bundeskongress des Deutschen Schachbundes in Magdeburg stimmte die Mehrheit der Delegierten für den Antrag der DSJ, sich als eingetragener Verein innerhalb des Schachbundes umzugründen. Der Antrag der DSj fand die erforderliche Zweidrittelmehrheit. | Foto: Niedersächsische Schachjugend (Twitter)

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Die Deutsche Schachjugend ist die Jugendorganisation des Deutschen Schachbundes und kümmert sich erfolgreich um den deutschen Schachnachwuchs. Einerseits agiert die Schachjugend unabhängig, anderseits ist sie aber innerhalb des Deutschen Schachbundes eingebunden und besonders in finanzieller Hinsicht von diesem abhängig. Die besondere Organisation hat in der Vergangenheit immer mal wieder zu Reibungspunkten der verschiedenen Funktionsträger geführt.

Im letzten Herbst kam es zu einem ernsthaften Konflikt, der sich an der Personalie von Jörg Schulz entzündete. Jörg Schulz ist seit über 25 Jahren der Geschäftsführer der Deutschen Schachjugend, hat sein Büro in den Räumen des Schachbundes und ist anerkannter Motor bei unzähligen Aktivitäten der Jugendorganisation. Nach einem offenbar irreparablen Zerwürfnis wurde Jörg Schulz vom Deutschen Schachbund als Geschäftsführer der DSJ entlassen. Das Präsidium der DSJ fühlte sich bei der Entscheidung übergangen und so weitete sich der Konflikt zwischen den beiden Organisationen aus. In zwei Interviews haben der Präsident des DSB Ullrich Krause und der Vorsitzende der DSJ Malte Ibs vor dem Kongress die Vorgänge auf der ChessBase Nachrichtenseite ausführlich dargestellt.

Zur Lösung der Unstimmigkeiten entwickelte die DSJ den Plan, sich als eingetragener Verein innerhalb des DSB umzugründen. Allerdings waren dabei in den Verhandlungen zwischen den Präsidien des DSB und der DSJ eine Vielzahl von Details zu klären, wobei die Standpunkte in einer Reihe von Fragen deutlich auseinander lagen. Auch zu den strittigen Punkten haben Ullrich Krause und Malte Ibs in ihren Interviews sehr detailliert Stellung genommen.

Über ihre Organisationsform konnte die Deutsche Schachjugend nicht selber entscheiden, sondern war auf das Votum der Delegierten des zu diesem Zweck außerordentlich einberufenen Bundeskongresses des Deutschen Schachbundes angewiesen. Für die Verwirklichung ihres Umgründungsantrages benötigte die DSJ dort eine Zweidrittelmehrheit. Der Kongress fand vergangenes Wochenende am Rande des Meisterschaftsgipfels in Magdeburg statt. Ursprünglich war nur der Samstag als Sitzungstermin vorgesehen, doch die Bedeutung der Fragestellung und die Diskussion um diese machte schließlich eine Verlängerung und Wiederaufnahme des Bundeskongresses am Sonntag erforderlich, da am Abend auch die Siegerehrung für die Sieger des Meisterschaftsgipfels auf dem Programm stand.

Der Antrag auf Umgründung der DSJ als eigener eingetragener Verein innerhalb des DSB wurde allerdings schon am Samstag entschieden. Nach ausführlichen Diskussionen und einer Reihe von Redebeiträgen wurde der Kongress am Nachmittag für zwei Stunden unterbrochen. In dieser Zeit setzten sich die führenden Vertreter des DSB und der DSJ noch einmal zusammen und fanden für verschiedene Fragen einen Modus Vivendi. So bleibt die Geschäftsstelle der DSJ in den Räumen des DSB in Berlin, wobei die DSJ-Mitarbeiter die übrigen Räume des DSB nicht nutzen sollen. Einzige Ausnahme ist die Toilette. Die Entlassung des DSJ-Geschäftsführers Jörg Schulz bleibt amtlich. Die Stelle wird neu ausgeschrieben. Jörg Schulz darf aber noch 15 Monate in anderer Funktion, als Berater, für die DSJ tätig sein. Der genaue Finanzierungsrahmen der DSJ enthält allerdings noch offene Fragen und muss in den Details noch geklärt werden.

Der außerordentliche Bundeskongress

165 Delegierte stimmten unter diesem neuen Gesichtspunkt nach Wiederaufnahme des Kongresses für den  Antrag der DSJ, der nun den Aufruck "mit dem Präsidium abgesprochen" trug. Damit erhielt der Antrag der DSJ die gewünschte und erforderliche Zweidrittelmehrheit. Auch bei der außerordentlichen Jugendversammlung, Samstag Abend in einem Hörsaal der Uni Magdeburg durchgeführt, stimmt mit 196 zu 61 Stimmen für die Umgründung der DSJ.

Auf dem außerordentlichen Bundeskongress gab es aber auch noch andere Tagesordungspunkte. So wurde Jürgen Köhlstädt für seine Jahrzehnte lange ehrenamtlich Tätigkeit im Schachbund, derzeit als Turnierleiter der Bundesligen, mit der Ehrenmitgliedschaft im DSB ausgezeichnet. Viele weitere Ehrenamtliche erhielten für ihren Einsatz die silberne Ehrennadel des Schachbundes.

Jürgen Kohlstädt

Am Sonntag sollte noch über den Antrag des Niedersächsischen Schachbund auf Abwahl von Boris Bruhn als Vizepräsident Verbandsentwicklung angestimmt werden. Zu diesem Antrag wurde jedoch ein Gegenantrag auf Nichtbehandlung gestellt. Die Satzung des Deutschen Schachbundes erlaubt diese Vorgehensweise. Der Gegenantrag fand eine knappe Mehrheit (110:104 Stimmen bei 4 Enthaltungen). Eine Abstimmung zur Abwahl des Vizepräsidenten fand also nicht statt.

 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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