Dortmund beginnt mit einem Paukenschlag

von Marco Baldauf
16.07.2017 – Vladimir Kramnik ist Abonnement-Sieger in Dortmund: Ganze 10 Mal konnte er das Turnier in der Vergangenheit für sich entscheiden, sein letzter Erfolg liegt mittlerweile allerdings sechs Jahr zurück. Dennoch ging der Weltmeister von 2000-2007 und die aktuelle Nr. 2 der Welt als großer Favorit ins Turnier, seine Titelambitionen erlitten jedoch bereits in der Auftaktrunde einen herben Dämpfer. Fotos, Partien und Analysen.

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Dortmund Sparkassen Chess-Meeting 2017, Rd. 1-2

Am gestrigen Samstag starteten das 45. Dortmunder Sparkassen Turnier, welches dieses Jahr unter dem Namen Valdimir Kramnik Turnier geführt wird. Kramnik gilt zurecht als Mr. Dortmund - ganze zehn Mal konnte er das Turnier in der Vergangenheit für sich entscheiden. Nach zwei gespielten Runden scheint der elfte Triumph allerdings bereits schwer greifbar: Kramnik verlor die Auftaktrunde gegen den jungen russischen Qualifier Vladimir Fedoseev und remisierte in Runde Zwei gegen Dmitry Andreikin.

Runde 1 - Juli 15
Nisipeanu
½ - ½
Blübaum
Vachier-Lagrave
½ - ½
Wojtaszek
Wang Yue
½ - ½
Andreikin
Kramnik
0-1
Fedoseev

Der Paukenschlag der ersten Runde war mit Sicherheit der Sieg Fedoseevs über Kramnik, welchen der iranische Großmeister Elshan Moradiabadi ausführlich für Sie kommentiert hat.

Vladimir Kramnik 0-1 Vladimir Fedoseev (kommentiert von GM Elshan Moradiabadi)

Die Abtauschvariante gegen Caro-Kann

Die Abtauschvariante (1.e4 c6 2.d4 d5 3.exd5 cxd5 4.Ld3) ist eine simple und leicht zu lernende Antwort auf Caro-Kann. Durch die Klärung der Zentrumsspannung verschafft sich Weiß einen klaren Angriffsplan auf Basis der halboffenen e-Linie und des Feldes e5. Dieser Herangehensweise mit Schwarz zu begegnen, ist bei weitem nicht einfach, wie Bobby Fischer, Jan Timman, Walter Browne und andere führende Großmeister in ihren Partien gezeigt haben.

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Ein Paukenschlag zum Auftakt: Vladimir Fedoseev besiegt "Mr. Dortmund" Vladimir Kramnik

Titelverteidiger ist in diesem Jahr Maxime Vachier-Lagrave. Der Franzose gewann im vergangenen Jahr mit einer starken Leistung und 1.5 Punkten Vorsprung vor Kramnik, Caruana und Lenier Dominguez. In letzter Zeit lief es allerdings nicht allzu rund für den Franzosen: dem vierten Platz beim Grenke Chess Classic 2017 folgte ein mittelmäßiges Ergebnis beim Grand Prix in Moskau. Zuletzt folgte das schwierige Norway Chess in Stavanger, wo es MVL nicht gelang, dem Turnier seinen Stempel aufzudrücken und er letztlich mit 4.0/9 im unteren Mittelfeld landete.

Titelverteidiger Maxime Vachier-Lagrave

Die gestrige Weißpartie gegen Radoslaw Wojtaszek hätte zum Auftaktrundendesaster werden können.

 

Schwarz hat einen glatten Mehrbauern und keine wirklichen Schwächen, zudem erfüllt der starke Lb6 seine Funktion die Bauern am Damenflügel zu überdecken und gleichzeitig Druck gegen f2 auszuüben auf beste Weise. Wojtaszek verpasste es allerdings vor der Zeitkontrolle seine Stellung auszubauen und MVL konnte sich in ein recht vereinfachtes Damenendspiel retten, dass er ohne größere Probleme zu halten verstand.

Runde 2 - July 16
Nisipeanu
½ - ½
Vachier-Lagrave
Wojtaszek
1-0
Wang Yue
Andreikin
½ - ½
Kramnik
Blübaum
1-0
Fedoseev

Der Tabellenführer Fedoseev konnte seine Führung nicht in die drite Runde retten, da er relativ sang- und klanglos gegen Matthias Blübaum unterging.

 

Matthias Blübaum zeigt sich bisher in guter Form und führt nach zwei Runden die Tabelle an.

Ebenso auf 1.5/2 kommt Radoslaw Wojtaszek. Der Pole schafft es in einem Doppelturmendspiel Wang Yue stark unter Druck zu setzen, sodass dieser schließlich in objektiv ausgeglichener Stellung nicht mehr die beste Verteidigung findet und bald die Segel streichen muss.

Radoslaw Wojtaszek

Dieter-Liviu Nisipeanu steuert in seiner zweiten Weißpartie ein solides Remis bei. Nachdem der deutsche Spitzenspieler in Runde Eins gegen Blübaum etwas drücken konnte, wird er heute bereits aus der Eröffnung heraus vollständig neutralisiert und die Partie bereits mit einem Friedensschluss endet.

Alle Partien:

 

 

Fotos von Georgios Souleidis

Turnierseite


Marco Baldauf, Jahrgang 1990, spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Schach. Zwei Mal wurde er Deutscher Jugendmeister, seit 2015 spielt er für die Schachfreunde Berlin in der Bundesliga. Für Chessbase schreibt er gelegentlich auf der Homepage, kommentiert live oder versucht sich als Autor von Fritztrainern.

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