Eröffnungstraining mi Friz 18 – Teil 3
In den beiden ersten Folgen dieser Serie von Tutorials (Eröffnungstraining, Teil 1, Eröffnungstraining, Teil 2) hatte ich erläutert, wie man ein Eröffnungsrepertoire mit Hilfe von Fritz 18 lernen, wiederholen und durch Trainingspartien praktizieren kann. Für den wirkungsvollen Einsatz der dort gezeigten Features von Fritz 18 ist Voraussetzung, dass ein Eröffnungsrepertoire existiert. Fritz 18 macht es möglich, dass jeder Schachspieler in der Lage ist, ein individuelles, seinen eigenen Fähigkeiten und Vorlieben entsprechendes, Repertoire aufzubauen. Wie dies im Einzelnen funktioniert, das ist das Thema des jetzigen Tutorials. Fritz 18 wird Ihnen helfen, Eröffnungs-Analysen nicht nur für den Bildschirm durchzuführen, sondern mit diesen sinnvoll arbeiten zu können.
0. Einleitung
Diesem Thema werden wir uns in drei Tutorials widmen. Zunächst geht es um die Grundlagen und das „Zug-um-Zug“-Prinzip, welches für den Aufbau des Eröffnungsrepertoires mit Hilfe von Fritz 18 die Grundlage ist. Im 4. Teil der Serie erläutere ich, wie vorhandenes Material in das Fritz 18-Eröffnungsrepertoire effizient eingepflegt werden kann. Und im 5. Teil widme ich mich dann dem Einsatz der in Fritz 18 mitgelieferten Eröffnungsrepertoires sowie einigen offenen Spezialfragen.
1. Einstieg in den Repertoireaufbau
Das Feature für den Aufbau eines Eröffnungsrepertoires in Fritz 18 ist „Meine Züge“. Ein entsprechendes Feature gibt es auch in ChessBase (ab ChessBase 16). Beide Features sind über die Cloud miteinander verbunden.
1.1 Nutzung der ChessBase-Cloud
Das bedeutet, dass Züge, die ich in ChessBase über das Feature „Meine Züge“ als Eröffnungsrepertoire speichere, stehen mir in Fritz 18 zur Verfügung und umgekehrt. Voraussetzung ist nur, dass ich die entsprechenden Arbeiten unter meinem ChessBase-User-Account vornehme. Deshalb ist es sinnvoll sich in Fritz 18 mit dem User-Account anzumelden. Für den Aufbau und die Eingabe eines Eröffnungsrepertoires ist es am besten das Feature „Eingeben und Analysieren „zu wählen.
Wie beschrieben, logge ich mich mit meinem ChessBase-User-Account, hier CB-Seminare, ein und wähle die Funktion „Eingeben und Analysieren“.
1.2 „Eröffnung“ und „Meine Züge“
Im nächsten Schritt öffne ich über die Registerkarte Eröffnung das Feature „Meine Züge“.
Das Prinzip des Eröffnungsrepertoires mit Hilfe von „Meine Züge“ ist es, dass nur der Anwender selbst entscheidet, welche Züge in das Repertoire kommen und welche nicht. Jeder einzelne eigene Halbzug im Repertoire ist „handverlesen“.
Unterschieden wird zwischen einem Repertoire Weiß und einem Repertoire Schwarz. Das Programm bietet einige fertige Repertoires an, auf deren Grundlage der Anwender ein eigenes Repertoire aufbauen kann (mehr dazu in Folge 5). Sodann besteht die Möglichkeit, bereits bestehende Analysen als Ganzes in das Repertoire aufzunehmen. Natürlich können auch Datenbanken und der Inhalt von Bücher eingearbeitet werden (siehe dazu Teil 4).
2. Beispielsrepertoire
Im Laufe dieses dritten Teils der Serie werde ich einen Repertoire-Aufbau aus schwarzer Sicht vorführen. Um dieses Repertoire aufzubauen, werde ich mich auf die ausgezeichneten Bordmittel, die mit Fritz 18 zur Verfügung steht, beschränken. Auf diese Weise lernen Sie, ein Repertoire aufzubauen. Ausgerüstet mit diesen Kenntnissen wird es Ihnen leicht fallen, später den Inhalt weiterer Hilfsmittel (Bücher, Datenbanken, Videokurse) sinnvoll zu integrieren...
Ich klicke zunächst in „Meine Züge“ auf den Button „Lade Schwarz“ und in der Notation erscheint das schwarze Eröffnungsrepertoire. Da ich in diesem Beispiel noch keinerlei Arbeit in dieser Hinsicht geleistet habe, ist das schwarze Repertoire naturgemäß leer.
2.1 Eingabe der ersten Züge
Der nächste Schritt ist nun, dass ich, durch Eingabe der entsprechenden Züge und durch Aufnahme der entsprechenden Züge in „Meine Züge „ ein Grundgerüst meines Eröffnungsrepertoires als Schwarzer aufbaue.
Im obigen Bild ist zu sehen, dass ich das Grundgerüst meines Repertoires eingegeben habe. Dabei habe ich die Züge auf dem Brett ausgeführt. Um diese Züge oder Varianten in mein Repertoire aufzunehmen, muss ich diese in „Meine Züge“ speichern. Dafür habe ich zwei Buttons:
oder
Die Stellung und die Variante, die zu der Schlussstellung geführt haben, für welche ich die Eingabe vornehme, werden in „Meine Züge „ gespeichert und dadurch in mein Repertoire aufgenommen. Wichtig ist es dabei zu beachten, dass man nur schwarze Züge markieren darf, wenn man im Eröffnungsrepertoire für Schwarz arbeitet, und nur weiße Züge, wenn man im Eröffnungsrepertoire für Weiß arbeitet.
Klickt man auf „Wichtig für mich „, so wird die entsprechende Variante vom Programm als vorrangig behandelt, was zur Folge hat, dass sie beim Drill häufiger abgefragt wird und in der Hierarchie schnell weiter oben steht.
Ein besonderes speichern der eingegebenen Varianten ist nicht notwendig. Durch das Klicken auf die Buttons mit den weißen Sternchen die entsprechende Variante in das Repertoire „Meine Züge“ übernommen und entsprechend gespeichert.
2.2 Bearbeiten des Repertoires
Das Fundament des Eröffnungsrepertoires kann man jederzeit erweitern. Einfach die entsprechende Variante auf dem Bildschirm analysieren und nach der Analyse die Varianten, die man in das eigene Repertoire aufnehmen will, mit einem der beiden Sterne „speichern“.
Die Analyse gestattet es zunächst, dass man sich umfassend mit den Varianten und den entstehenden Stellungsbildern vertraut macht. Zusätzlich kann man Material sichten. Nach Abschluss der Analyse entscheidet man dann, welche Varianten in das Repertoire aufgenommen werden sollen. Dies richtet sich nach dem eigenen Interesse, der Zeit, die für die Eröffnungsarbeit zur Verfügung steht, kurz: Nach den eigenen Vorlieben und Fähigkeiten.
2.3 Der individuelle Ansatz
Für den einen ist es sinnvoll, die Varianten möglichst enzyklopädisch zu lernen, der andere fehlt wiederum besser, wenn er sich auf ein überschaubares Grundgerüst, dass er dafür sicher beherrscht, beschränken kann. Im Hinterkopf behalten sollte man auch noch, dass der sinnvolle Einsatz des Features „Drill“ auch davon abhängt, dass die Varianten, die abgefragt werden, von der Menge her zu bewältigen sind.
3. Repertoire bearbeiten - Ein Beispiel:
Die Variante 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 d5 4.Sf3 Lg7 5.h4 ist noch nicht im Repertoire.
Für die Analyse wechsele ich jetzt von der Notation zum Live-Buch. Des Weiteren aktiviere ich meine Engine, im Beispiel Fritz 18, und verbinde mich mit der Let‘s Check-Datenbank.
Das Live-Buch ist ein sehr hilfreiches Feature. Geöffnet wird das Live-Buch über das Notationsfenster, durch den Button Live-Buch. Das LiveBuch ist eine große Online-Datenbank, in der ständig aktuelle Partien gespeichert werden, aber auch Analysen, die mit Hilfe eine Engine durchgeführt worden sind. Auf diese Weise wird man auch auf Ideen aufmerksam, die noch nicht gespielt worden sind.
Angezeigt werden zunächst die tatsächlich in der jeweiligen Stellung gespielten Züge, sodann die Anzahl der Partien und das Ergebnis, in Prozent und aus der Sicht von Weiß ausgedrückt. Es folgt das Datum, die Bewertung durch eine Engine sowie die Anzahl der Besuche, d. h. wie häufig zuvor die Stellung nach dem jeweiligen Zug mit einer Engine angeschaut und analysiert wurde. Ein wichtiger Hinweis auf die Verlässlichkeit der Bewertungen.
In der Beispielsvariante fällt meine Aufmerksamkeit schnell auf 5. – dxc4. Mit diesem Zug erzielt Schwarz 50 % der Punkte, also ein überdurchschnittliches Ergebnis und auch die Engines sehen diesem Zug vorne. Ich klicke also auf diesen Zug und die Ansicht ändert sich: Angezeigt werden jetzt die Möglichkeiten, die Weiß in der entstehenden Stellung hat.
Es wird deutlich, praktische Relevanz hat nur der Zug 6.e4. Zum jetzigen Zeitpunkt ignoriere ich daher die weißen Alternativen und mache sofort mit diesem Zug weiter.
Obwohl nicht völlig alternativlos, konzentriere ich mich hier auf die am besten bewertete Möglichkeit 6. - c5.
Zusätzlich habe ich die Möglichkeit, meine im Hintergrund laufende Engine – im Beispiel Fritz 18 neuronal – mit einzubeziehen und bisherige Erfahrungen über Let’s Check mit einzubeziehen. Alle diese Hilfen sinnvoll eingesetzt ermöglichen es, eine anspruchsvolle Analyse durchzuführen und auf dieser Basis ein verlässliches Eröffnungsrepertoire aufzubauen.
3.2 Speichern in „Meine Züge“
Immer dann, wenn ich an einem Punkt angelangt bin, von dem ich der Auffassung bin, dass hier Schluss sein sollte, also genügend Informationen gesammelt wurden, die ich mich mir für mein Repertoire merken will und kann, dann markiere ich den entsprechenden Entzug der Variante als „Mein Zug „oder „Wichtig für mich“.
Dadurch wird der Zug, bzw. die dahin führende Variante, als Teil meines Repertoires gespeichert.
Ich habe aber auch die Möglichkeit, in das Fenster Notation zu wechseln und mir aus der Gesamtheit der Varianten die Stellung herauszusuchen, und mittels eines weißen Sternchen zu markieren, die ich für mein Repertoire speichern will.
Habe ich diese abschließenden Arbeiten durchgeführt, rufe dann wiederum über „Meine Züge“ und „Lade Schwarz“ mein Schwarz-Repertoire auf, so enthält es die neuen Züge, die ich gespeichert habe, aber nicht die Züge, die ich nur analysiert habe.
4. Zusammenfassung
Das Feature „Meine Züge“ gestattet es, wirklich nur die handverlesenen, selbst ausgesuchten, Varianten in das zu Lernende Repertoire aufzunehmen. So ist jeder in der Lage, ein den eigenen Mitteln und Möglichkeiten entsprechendes Repertoire aufzubauen und zu lernen. Das Live-Buch sowie die Fritz 18 Engines stellen hierbei eine wichtige Hilfe für eine effiziente Analyse dar.