"Ich werde versuchen, einfach mein bestes Schach zu spielen": Ein Interview mit GM Matthias Blübaum
Von Matthias Krallmann
Herr Blübaum, Sie haben für Ostern eine Einladung für die Grenke Chess Classic in Karlsruhe und Baden-Baden erhalten. Das Turnier ist mit Weltmeister Magnus Carlsen, Fabiano Caruana, Maxime Vachier-Lagrave und Levon Aronian fantastisch besetzt. Wie sehen Sie Ihre Chancen in diesem Weltklassefeld?
Gerade da es mein erstes Turnier dieser Stärke ist, wird es natürlich sehr schwer für mich und es fällt mir auch schwer meine Chancen einzuschätzen. Ich werde einfach versuchen so viele Punkte wie möglich zu erzielen.
Eine besondere Herausforderung ist natürlich Ihre erste Partie gegen Magnus Carlsen. Geht da ein Kindheitstraum in Erfüllung gegen den Weltmeister zu spielen?
Es ist auf jeden Fall etwas Besonderes für mich gegen Magnus Carlsen zu spielen, ich bin gespannt wie die Partie läuft. Ich hoffe, diese Partie zeigt mir, wie groß der Spielstärkeunterschied ist.
Ist einer der Spieler, auf die Sie bei den Chess Classics treffen werden, früher einmal ein Vorbild für Sie gewesen? Und welcher der vier Topspieler gefällt Ihnen vom Stil her am besten?
Ich habe kein eindeutiges Vorbild. Und ich denke, jeder der vier Topspieler hat seine eigenen Stärken und so fällt es mir schwer zu sagen, wer von den Vieren mir vom Stil her am besten gefällt.
Das letzte Jahr verlief für Sie sehr erfolgreich: Sie haben die stark besetzten Open in Karlsruhe und Helsingör gewonnen und eine sehr gute Performance bei der Schacholympiade erzielt. Allerdings haben Sie noch nie an einem Rundenturnier teilgenommen, das so stark besetzt ist, wie die Grenke Classic. Spielt man in einem Open und in einem Rundenturnier anders?
Natürlich muss man immer gut Schach spielen, aber in offenen Turnieren kommt es darauf an, möglichst viele Punkte zu holen und gegen schwächere Spieler zu gewinnen. Bei diesem Rundenturnier kommt es eher darauf an, solide zu spielen und zu versuchen, nicht zu verlieren.
Spieler mit einer Elozahl von über 2700 werden gemeinhin der Weltklasse zugeordnet. Sie haben bisher gegen dreizehn „2700er“ gespielt und vier Punkte aus diesen Partien geholt. Einem Sieg gegen Anton Korobov und sechs Remis stehen sechs Niederlagen gegenüber. Wie bewerten Sie diese Bilanz?
Offensichtlich sind Spieler mit einer Elo über 2700 sehr gut, aber ich war bei einigen dieser Partien noch deutlich schwächer, als ich es heute bin. Wenn ich eines Tages eine Elo von 2700 haben möchte, muss mein Score gegen solche Spieler deutlich besser werden.
Matthias Blübaum gegen Anton Korobov
Ihre bislang stärksten Gegner waren Maxime Vachier-Lagrave, Pentala Hariskrishna und Peter Svidler. Sie haben alle drei Partien verloren. Hatten Sie den Eindruck, diese Gegner spielen außergewöhnlich stark?
Mein Hauptproblem in diesen Partien war, dass ich zu viel Respekt vor meinen Gegnern hatte. Das hat dazu geführt, dass ich nicht mein bestes Schach gespielt habe. Ich hoffe, ich kann diesen Respekt vor den Grenke Classic ablegen – aber auch dann wird es natürlich schwer für mich.
Wie bereiten Sie sich auf das Turnier vor?
Ich versuche, mein Eröffnungsrepertoire noch einmal genau anzusehen, da einige der Spieler sehr gut vorbereitet sind. Ansonsten versuche ich mich mental auf das Turnier einzustellen. Ich werde versuchen, einfach mein bestes Schach zu spielen.
Vor kurzem haben Sie in Moskau das Aeroflot-Open gespielt und gegen den Weltklassemann Yu Yangyi Yu problemlos remisiert. Spielen Sie noch ein weiteres „Vorbereitungsturnier“, um in Form zu kommen?
Ich spiele vom 23.3 bis 31.3 das 1. Sharjah Masters, ein stark besetztes Open in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Vielen Dank für das Gespräch!
(Dieses Gespräch fand vor dem Turnier in Sharjah statt. Allerdings begann das Sharjah Open für Matthias Blübaum unglücklich. Er verlor in der ersten Runde eine spannende und kämpferische Partie gegen das 12-jährige indische Nachwuchstalent Nihal Sarin.)