„Magnus – Der Mozart des Schachs“: Ein Film über ein Phänomen

von Johannes Fischer
22.07.2016 – Die scheinbare Leichtigkeit, mit der Carlsen auch seine stärksten Rivalen besiegt, verblüfft immer wieder. Aber was ist das Geheimnis von Carlsens Erfolg? Wie ist er so gut geworden, wie bewahrt er sich die Leichtigkeit? In seinem Dokumentarfilm „Magnus – Der Mozart des Schachs“ ist der 25-jährige norwegische Regisseur Benjamin Ree diesen Fragen nachgegangen. Beim 34. Münchner Filmfest, das vom 23. Juni bis 2. Juli stattfand, feierte „Magnus“ Europapremiere. Mehr...

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Filmplakat

Vielen Journalisten gilt Carlsen als maulfaul und verschlossen, als jemand, der in Interviews gerne einsilbig antwortet und wenig von sich preis gibt. In anderen Interviews ist er dann wieder erstaunlich offen und plaudert entspannt und witzig über alle möglichen Themen. In „Magnus“ zeigt er sich offen – sehr offen. Denn er gab Benjamin Ree erhielt die Erlaubnis, Carlsen auf Schritt und Tritt zu folgen und zu filmen, auch in vertraulichen Situationen.

Benjamin Ree und Magnus Carlsen

Neben diesen Aufnahmen konnte Ree für seine Dokumentation über 500 Stunden Archivmaterial auswerten. Alte Familienfilme, die einen sehr jungen Carlsen im Kreise seiner Familie zeigen, Dokumentationen über die Schachweltmeisterschaft 2013 in Chennai oder Fundstücke aus dem ChessBase-Archiv. Dieses Material hat Ree zu einem nicht ganz 80-minütigen Film gemacht, der Einblicke in die Entwicklung und die Schachkarriere von Carlsen gibt.

Der Film beginnt mit Carlsens Kindheit und endet mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2013 und erlaubt berührende Einblicke in das Leben und die Kindheit Magnus Carlsens, aber wirkt dabei nie voyeuristisch. Man begreift, wie wichtig seine Familie für Carlsen war und ist, aber je mehr man über Carlsen erfährt, desto größer wird das Staunen über seine Schacherfolge. Denn Ree verzichtet darauf, das Phänomen Carlsen erklären zu wollen. Stattdessen zeigt er es. Entstanden ist so ein sehenswerter und berührender Film über den norwegischen Schachweltmeister.

Wann genau „Magnus“ in die deutschen Kinos kommt, steht noch nicht fest. „Im Herbst“ lautet die offizielle Ankündigung.

MAGNUS - Der Mozart des Schachs

Regie   Benjamin Ree
Protagonisten   Magnus Carlsen, Garry Kasparov, Viswanathan Anand
Drehbuchautoren   Linn-Jeanethe Kyed, Benjamin Ree
Produzent   Sigurd Mikal Karoliussen
Produktionsleitung   Øyvind Asbjørnsen, Aage Aaberge
Produktionsfirma   Moskus Film
(Ko-)Produzenten    GTV, Main Island Production, Nordisk Film
Kamera   Magnus Flåto, Benjamin Ree, Øyvind Asbjørnsen
Schnitt   Perry Eriksen, Martin Stoltz
Komponist   Uno Helmersson
Tongestaltung   Fredric Vogel
Herstellungsland / -jahr   Norwegen / 2015
Laufzeit   76 Minuten
Format   1:1,85
Ton   5.1
Sprache   Englisch, Norwegisch mit dt. Untertiteln / Voice-over

 

Verleih

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Über Benjamin Ree

Benjamin Ree

Benjamin Ree ist ein norwegischer Dokumentarfilmemacher. Er studierte Journalismus an der Hochschule
Oslo und arbeitete im Anschluss für Reuters und frei für die BBC. Später begann er, preisgekrönte
Kurzdokumentarfilme zu drehen, welche auf dem internationalen Dokumentarfilmfestival in Amsterdam
und auf dem Chicago International Children’s Film Festival Premiere feierten. Momentan arbeitet er als
Koproduzent für VGTV.
MAGNUS ist das Porträt des weltbesten Schachspielers Magnus Carlsen und Rees erster Dokumentarfilm
in Spielfilmlänge.

(Quelle: Presseheft "Magnus")

Benjamin Ree über seinen Film

„Schach wird als Prüfstein des Intellekts betrachtet, der ultimative Kampf der Köpfe. Magnus Carlsen
wurde innerhalb der letzten 15 Jahre zum bestplatziertesten Spieler aller Zeiten. Mich fasziniert, dass
niemand zu verstehen scheint, wie Magnus Carlsen so gut werden konnte - nicht einmal er selbst! Er
hat sich das Spiel auf eine komplett andere Art und Weise als die erfolgreichsten Schachspieler in
der Geschichte angeeignet. Anstelle von Disziplin und Struktur wird er von einer spielerischen Art und
Neugier getrieben. Ich wollte verstehen, wie Magnus Geist funktioniert und dabei auch herausfinden,
wer er auf einer tieferen menschlichen Ebene ist.“

(Quelle: Presseheft "Magnus")


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".

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