Der NDR zeigt seit einiger Zeit in seinem Regionalprogramm, spät abends, Schätze aus der Frühzeit des Fernsehens. Zu den Serien, die in Schwarz-Weiß in den 1960er Jahren vor allem in Hamburg entstanden, gehörte zum Beispiel die Serie "Hafenpolizei", mit spannenden Verfolgungsjagden mit Autos ohne Sicherheitsgurte und Airbags.
Ab 1968 produzierte der NDR zudem mit "Hafenkrankenhaus" für das Vorabendprogramm die erste deutsche Arztserie. Schwester Inge (Anneli Granget) war die Hauptfigur der Serie und kümmerte sich um die Patienten, die ins Hafenkrankenhaus in St. Pauli (auch damals schon: u.a. Patienten mit Schusswunden) eingeliefert wurden. Oft waren es aber auch private Nöte, die die Patienten bewegten und bei denen Schwester Inge Rat geben konnte. Neben den Hauptdarstellern übernahmen viele Schauspieler des Hamburger Ohnesorg-Theaters Gastrollen. Insgesamt wurden 13 Episoden à 25 Minuten produziert und ausgestrahlt.
Am 18. März 1968 wurde erstmals die Folge "Der Verkehrsunfall" erstmals gesendet und kürzlich noch einmal im NDR-Abendprogramm gezeigt.
Zwei Männer, Kaufmann Knudsen und Thilo Wellkamp, waren in einen Verkehrsunfall verwickelt.

Opel Kapitän gegen VW Pritschenbulli
Beide wurden dabei verletzt und beide sind der Auffassung, dass der andere schuld an dem Unfall sei. Nun liegen sie beide auch noch im gleichen Zimmer im Hafenkrankenhaus und giften sich an. Während Wellkampf Krimis liest, vertreibt sich Kaufmann Knudsen die Zeit mit dem Nachspielen von Schachpartien auf einem kleinen Magnetschach.

Der Stationsarzt, der das sieht, kommt schließlich mit einem Schachproblem zu Knudsen. Während die beiden Schachfreunde noch rätseln, was die Lösung ist, gibt Thilo Wellkamp vom Nebenbett aus den entscheidenden Hinweis.

In den Pausen: Schach

Wellkampf sieht weiß die Lösung
Er spielt nämlich ebenfalls Schach. Über die gemeinsame Leidenschaft vertragen sich die beiden Streithähne schließlich. Der Unfall und die erlittenen Verletzungen werden zur Nebensache, na klar!
Die beiden Streithähne werden von Walter Jokisch (Knudsen) und Martin Lüttge (Wellkamp) gespielt. Walter Jokisch, 1914 in Breslau geboren, war Theaterschauspieler. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er einige Zeit am Theater der der Freien Hansestadt Bremen aktiv, wo er auch als Regisseur tätig war. Daneben arbeitete für den Hörfunk und übernahm Sprechrollen in vielen Hörspielen. Zu Beginn der 1960er Jahre arbeitete Jokisch als freier Theater-Schauspieler und erlange 1963 mit einer Rolle in dem TV-Durbridge-Sechsteiler "Tim Frazer" große Bekanntheit. Jokisch verstarb 1984 im Alter von 69 Jahren in München und wurde auf dem Riensberger Friedhof in Bremen beigesetzt.
Der 1943 in Hamburg geborene Martin Lüttge, Sohn eines Landschaftsarchitekten, absolvierte eine Ausbildung als Landwirt in England, bevor er zunächst nebenher als Schauspieler tätig wurde. Er spielte an den Münchener Kammerspielen und wurde vom Regisseur Fritz Umgelter auch fürs Fernsehen entdeckt. Lüttge nahm Engagements an den Theatern in Stuttgart und Düsseldorf an, bevor er 1978 mit Freunden in Mehring bei Burghausen auf dem Gelände eines Bauernhofes ein frei organisiertes Zelttheater gründete.
Einem breiten Publikum wurde Lüttge mit seiner Rolle als Tatort-Kommissar Bernd Flemming bekannt, die er von 1992 bis 1997 verkörperte. Martin Lüttge starb am 22. Februar 2017 nach langer schwerer Krankheit in Plön.
Die Episode "Der Verkehrsunfall" wurde Donnerstag nachts zusammen mit einer weiteren Folge von NDR 3 ausgestrahlt, steht aber in der ARD-Mediathek leider nicht zur Verfügung. Schade! Eine DVD mit allen 13 Episoden ist ebenfalls nur noch antiquarisch erhältlich. Offenbar kann man die Serie aber noch bei Apple-TV anschauen und kostenlos bei Dailymotion.
Am kommenden Freitag (18.4) werden vom NDR weitere Folgen aus dem Hafenkrankenhaus gezeigt.
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