Rapid- und Blitz-Team-WM: Carlsen schlägt Ding

von Stefan Liebig
04.08.2024 – Nach der Niederlage von Carlsen gegen Rapport am Freitag konnte der Ex-Weltmeister am Samstag überzeugend gegen den bis dahin ungeschlagenen amtierenden Weltmeister Ding Liren gewinnen.

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Der zweite Tag der Rapid-Mannschaftsweltmeisterschaft in Kasachstan endete mit einem neuen Tabellenführer: Al-Ain aus den Vereinigten Arabischen Emiraten liegt nach acht Runden mit 14 Mannschaftspunkten vorne. Das ist ein Punkt mehr als Decade China auf dem zweiten Platz bislang verbuchen kann. Dahinter folgen die Tabellenführer des ersten Tages, Chessy, und das indische Team MGD1, beide mit 12 Punkten.

Amateur sorgt für Aufsehen

Obwohl die besten GM der Welt an dem Turnier teilnehmen, hat ein Amateurspieler viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Der mit 1400 Elo eingestufte Pang Bo, der für das Team Decade China spielt, hat alle acht Partien des Turniers gewonnen und hat damit bisher eine perfekte Bilanz.

Avancierte zum Star der ersten beiden Turniertage: Mister 100 Prozent - Pang Bo.

Ein genauerer Blick auf den zweiten Tag der Rapid-Mannschaftsweltmeisterschaft 2024:

Runde 5

Der alleinige Tabellenführer vom ersten Tag, Chessy, der sich nach einem spektakulären 5:1-Sieg in Runde vier gegen Titelverteidiger WR Chess den ersten Platz sicherte, traf auf den Neuling Decade China. Die rein chinesische Mannschaft, angeführt von Weltmeister Ding Liren, beendete den ersten Tag nur einen Punkt hinter Chessy.

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Obwohl Ding Liren als Schwarzer in der Eröffnung einen Bauern verlor, gelang es ihm, Richard Rapport am ersten Brett ein Remis abzuringen. Frauenweltmeisterin Ju Wenjun verlor gegen Anna Muzychuk und Alexey Sarana schlug Xu Xiangyu in Zeitnot. Am zweiten Brett unterlief Haik Martirosyan im Endspiel gegen Wei Yi jedoch ein entscheidender Fehler, der es ihm ermöglichte, einen Bauern zu fördern und sich den Sieg zu sichern. Hinzu kamen zwei Unentschieden und so endete der Kampf mit einem 3:3-Unentschieden.

Remis: Ding gegen Rapport.

Titelverteidiger WR Chess hatte einen schweren Start in Tag 2. Obwohl sie Magnus Carlsen in ihrem Team hatten, verlor WR Chess 2:4 gegen Al-Ain. Carlsen gelang nach seiner schlimmen Niederlage gestern gegen Rapport ein starkes Comeback als Weißer gegen Daniil Dubov, der in einem komplizierten Endspiel einen Sieg erzwang. Ian Nepomniachtchi verlor jedoch am zweiten Brett gegen den iranischen Star Parham Maghsoodloo. Zudem ging das Frauen und das Amateurbrett für WR verloren. Al-Ain schloss damit zum führenden Team Chessy auf.

Ein überraschendes Ergebnis der Runde war die Niederlage des usbekischen Olympiasiegers Nodirbek Yakubboev mit einer Wertungszahl von fast 2600 gegen FM Erzhan Zhakshylykov mit einer Wertungszahl von 2125.

Runde 6

In der nächsten Runde standen sich die beiden Teams gegenüber, die zuvor den amtierenden Schnellschachweltmeister WR Chess besiegt hatten, um zu entscheiden, wer nach der Hälfte des Turniers die Führung übernehmen würde. Die Partie zwischen Richard Rapport und Daniil Dubov endete schnell, mit einem Remis nach nur zehn Zügen. Kurz darauf gaben auch Andreikin und Sarana ihre Partie remis. Das Match endete 3:3, mit zwei weiteren Remis und dem Sieg von Al-Ains Parham Maghsoodloo, der gegen Jorden van Foreest an Brett zwei gewann. Chessy siegte an Brett sechs.

Parham Maghsoodloo schlug Jorden van Foreest an Brett zwei und sicherte das 3:3.

Nach zwei Niederlagen in Folge feierte Titelverteidiger WR Chess ein starkes Comeback und besiegte Hunnu Air aus der Mongolei mit 5:1.

Runde 7

Nun war der Ashdod Chess Club an der Reihe und musste gegen den Tabellenführer Decade China antreten. Ding Liren setzte seine Remisserie gegen Nihal Sarin fort. Yu Yangyi gab ebenfalls ein Remis gegen Volokitin ab. Ju Wenjun besiegte Bella Khotenashvili, und Pang Bo bezwang Isabek Tanikin. Schließlich spielte Eljanov in einem ausgeglichenen Endspiel mit Weiß gegen Wei Yi falsch und ermöglichte es Decade China, einen wichtigen und komfortablen 4,5:1,5-Sieg zu erringen und den ersten Platz zu behalten.

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Al-Ain spielte gegen das kämpferische Team von Royal Chess, das nach knappen Siegen in den Runden fünf und sechs an die Spitzenbretter geklettert war. Während Dubov weiterhin remis spielte, hatte Maghsoodloo eine etwas bessere Stellung gegen Yakubboev, konnte aber nur ein Remis erreichen. An Brett drei sicherte sich Andreikin mit Schwarz gegen Vakhidov früh eine deutlich bessere Stellung, gewann schließlich und drehte die Partie zu Gunsten von Al-Ain. Al-Ain gewann dann an den Brettern vier und sechs und sicherte sich damit einen 4,5:1,5-Sieg und bleibt mit 12 Punkten in der Spitzengruppe.

Der dritte Tabellenführer der siebten Runde, Chessy, setzte seine starke Leistung fort und gewann seine Partie gegen Kazchess mit 4:2. Bei dem Versuch, zur Spitze aufzuschließen, besiegte WR Chess die kasachische Mannschaft der Weltmeister Higher School mit 4:2. Nodirbek Abdusattorov (Rating 2732) verlor dabei gegen IM Kirill Shubin (Rating 2430), nachdem er als Weißer in einem ausgeglichenen Endspiel einen Fehler gemacht hatte.

Runde 8

In der letzten Runde des Tages traf der Titelverteidiger WR Chess auf den Tabellenführer Decade China. Diese Partie war für WR Chess eine entscheidende Gelegenheit, die Position an der Spitze zurückzuerobern. Das Rampenlicht des Matches lag auf Brett eins, wo die am meisten erwartete Partie der Veranstaltung stattfand: das Duell zwischen dem bestbewerteten Spieler und ehemaligen Weltmeister Magnus Carlsen und dem aktuellen Weltmeister Ding Liren.

Mit Spannung erwartet: Das Match Carlsen gegen Ding.

Die Partie begann mit einem überraschend schnellen Remis von Ian Nepomniachtchi gegen Wei Yi an Brett zwei nach nur neun Zügen. Es folgten weitere Remis an allen Brettern außer an den Brettern eins und sechs. Am Brett der Nichtprofis unterlag Wadim Rosenstein dem chinesischen Spieler Pang Bo, der als Weißer schon früh in der Partie eine beherrschende Stellung erreichte. Pang Bo ist bis hierher eine der größten Überraschungen des Turniers: Er gewann alle seine acht Partien und erweist sich als großer Gewinn für sein Team. Der WR-Chef und Erfinder dieses Turniers Wadim Rosenstein hingegen musste bereits seine siebte Niederlage im Turnier hinnehmen. Daher war es an Magnus Carlsen dafür zu sorgen, dass seine Mannschaft nicht als Verlierer dasteht. Er erlangte einen deutlichen Vorteil und gewann zwei Bauern. In einem Endspiel, in dem beide Spieler eine Dame und einen Läufer mit exponierten Königen hatten, musste Carlsen trotz des Zeitdrucks präzise spielen. Wie so oft gelang ihm dies und er fuhr den wichtigen Sieg ein. Trotz dieses Mannschaftsremis schwinden die Chancen von WR Chess, den Weltmeistertitel im Schnellschach 2023 zu verteidigen.

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Ein weiteres Spitzenspiel der Runde fand zwischen Chessy und der indischen Mannschaft Team MGD1 statt. Shah Mihir von MGD1 gelang es, eine bessere Stellung in einen Sieg umzuwandeln und damit den Kampf zu Gunsten seines Teams zu entscheiden und somit den Spitzenreiter des ersten Tages von der Spitze zu stoßen. Die Tabellenführung aber sicherte sich Al-Ain mit einem knappen Sieg gegen Kings of Chess aus Krakau (3,5:2,5).

Für die Tabelle nach dem zweiten Tag hier klicken

Tag drei der Rapid-Mannschaftsweltmeisterschaft

Der dritte und letzte Tag der Rapid-Mannschaftsweltmeisterschaft findet am Sonntag, den 4. August, ab 11.30 Uhr MESZ in Astana, Kasachstan, statt.

Offizielle Turnierseite...

Ergebnisse bei Chess-results...

Fotos: Ruslan Mazunin, Maria Emelianova und Stev Bonhage


Stefan Liebig, geboren 1974, ist Journalist und Mitinhaber einer Marketingagentur. Er lebt heute in Barterode bei Göttingen. Im Alter von fünf Jahren machten ihn seltsame Figuren im Regal der Nachbarn neugierig. Seitdem hat in das Schachspiel fest in seinen Bann gezogen. Höhenflüge in die NRW-Jugendliga mit seinem Heimatverein SV Bad Laasphe und einige Einsätze in der Zweitligamannschaft von Tempo Göttingen waren Highlights für den ehemaligen Jugendsüdwestfalenmeister.
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