
Das Wissen, das Du jetzt brauchst!
Die neue Version 18 bietet völlig neue Möglichkeiten für Schachtraining und Analyse: Stilanalyse von Spielern, Suche nach strategischen Themen, Zugriff auf 6 Mrd. LiChess-Partien, Download von chess.com mit eingebauter API, Spielervorbereitung durch Abgleich mit LiChess-Partien, eingebaute Cloud-Engine u.v.m..
In dieser Zeit politischer und wirtschaftlicher Ungewissheit und vielfach vergifteter öffentlicher Diskussion auf digitalen Plattformen ist ein absolut positives, unstrittiges Erfolgserlebnis an sich schon eine wahre Wohltat und Freude: Genau das war das diesjährige Weißenhaus-Freestyle-Chess-Event und alles Lob dafür hat verdient der Initiator Jan Henric Buettner!
Der letzte und überwiegend entscheidende Tag des Events an der deutschen Ostseeküste wurde so perfekt zelebriert wie das ganze Event und vor allem auch schon die Gründungsveranstaltung 2024, mit der Millenniums-Internet-Millionär Buettner Schach als gediegene Luxus-Veranstaltung auf ein weltweit einmaliges neues Niveau gehoben hatte.
Auch diesmal war in seinem Weißenhaus-Premium-Spa-Hotel, in dem selbst das Restaurant nur Übernachtungs-Gästen vorbehalten ist, für die Spieler die angenehmst möglich Umgebung geschaffen worden. Das galt auch für die verdienten Kommentatoren, wie auf den schönen Instagram-Fotos von Fiona Steil-Antoni zu sehen.
Die gegenüber vorigem Jahr ganz massiv erhöhte Zahl von Kamerateams, die je den ganzen Spieltag begleiteten, sollte die Spieler auch angesichts ihrer respektvollen absolut lautlosen Arbeitsweise nicht gestört haben, sind sie doch auch Zeichen des wirklich unglaublichen Interesses and Erfolgs von dieser neuen Veranstaltungsreihe.
Der ein oder andere Spieler schirmte sich mit den Händen diesmal vielleicht einmal mehr ab von dieser medialen Welt, die bis auf Zentimeter an die Bretter herankam, doch Zuschauer gab es erneut nicht im Spiel-Raum, das kann aber auch an der Anspannung des letzten Tages gelegen haben.
Magnus Carlsen in der für ihn typischen “Ich-blende-die-Welt-um-mich-herum-aus"-Pose. Die war am letzten Tag recht häufig zu sehen, ein Selbstgänger war sein Abschlussspiel nicht. Dieses Jahr erstmals mit Ehering am Finger und top gestylten Haaren (ist das seiner Frau zu verdanken?)
Auffällig oft sahen sich einige Spieler die Spielverläufe der Konkurrenten an – vielleicht auch um sich Anregungen zu holen auf dem unbekannten Territorium der Schach-960-Weiten?
Firouzja hatte glücklicherweise seine im vorigen Jahr bei jedem Schritt laut quietschenden Sneaker-Schuhsohlen upgegradet auf “Valentino”-Modell (getragen aber wie im vorigen Jahr im relaxten Offene-Schnürsenkel-Look). Allgemein dominierten Sneaker, auch Carlsen setzte auf das bequeme Schuhwerk, er ist aber auch viel damit gegangen
Vincent Keymer ging schon früh im Spiel in die “Geständnis-Zelle”. Wenige Zentimeter vor der Tür war von außen zu hören was er sagte, aber Fabiano Caruana hätte schon sein Ohr an das Glas halten müssen um das mitzubekommen, was ein herrliches Bild gewesen wäre
Vincent Keymer dachte oft abseits des Brettes über sein Spiel gegen Caruana nach. Dieser wirkte die gesamte Partie über recht angestrengt
Wie verblüffend es Buettner geschafft hat diesem Sport Glanz zu verleihen sah man nicht nur erneut an den eleganten farblich abgestimmten Jacken der Spieler, die der Farbchoreographie des Raumes und damit der Internetübertragungen entsprach, sondern auch an den roter-teppich-würdigen-Abendgarderoben unter anderem seiner Frau Holly und der für die Auslosung der Chess-960-Position verpflichteten Sylvie Meis.
Silvie Meis ließ sich vor der Eröffnung des Schlusstages den Wert der Figuren erklären. Darauf hingewiesen, dass die Dame eine sehr große Rolle im Schach spielt, sagte sie “wie im richtigen Leben!”
TV-Moderatorin Sylvie Meis (links) mit Holly Buettner, der Frau des Weißenhaus-Freestyle-Chess Gründers Jan Henric Buettner. Meis zog die Chess-960-Stellung Nr. 909
Es ist schon ein faszinierendes Konzept: 960 mögliche Stellungen eröffnen dem Spiel völlig neue Dimensionen; die zufälligen Ziehungen für dieses Match spiegeln die Bandbreite der Zahlen wieder
Kommentatorin Tania Sachdev hatte ihren schwarzen übergroßen Daunenmantel vom vorigen Jahr gegen eine elegante taillierte goldgraue Jacke verbessert.
Obwohl alle – Veranstalter, Spieler, Kommentatoren – am letzten Spieltag sichtlich erschöpft waren und die Mitkommentatoren David Howell und James Dash hier
verwundert zu ihr rübersehen: Nein, Tanja Sachdev war während des Kommentars nicht eingeschlafen
Moderatorin Steil-Antoni war als einziger Person die Lärmerzeugung im Spielerraum mit ihren eleganten silbernen hohen klappernden Schuhen verziehen und die Botez-Schwesten waren stets kamerafertig elegant geschminkt (und unterhielten sich beim Mittagessen im eleganten Nebengebäude wie zur eigenen Ent-Schach-Entspannung über Katzen…)
Auf der nächsten Stufe der Weiterentwicklung gegenüber dem Vorjahr waren auch die vor dem Spieler-Haus aufgestellten gläsernen Studios verschiedene Schach-Streamer, und die Ernsthaftigkeit der Organisation, die Anti-Cheat-Maßnahmen durchsetzte – selbst Journalisten mussten für Zutritt zum Spieler-Raum Handys abgeben und alle wurden durch eine elektronische Schleuse und zusätzlich manuell kontrolliert.
Anders als im vorigen Jahr waren diesmal für etliche Schach-Streamer professionelle kleine Studios aufgebaut worden, so für Chessbase India, die Botez-Schwestern und die Schwedin Anna Cramling
Welche Aufmerksamkeit Buettner mit seiner Initiative auf sich gezogen hat zeigte auch die Anwesenheit selbst norwegischer und kalifornischer Journalisten, vor allem aber auch der Ausblick auf das von ihm schon vor einem Jahr gegebene Versprechen, aus dem Initial-Event eine weltweite Tour zu machen, und die für den Schachsport absolut bemerkenswerte Akquise von Sponsoren. Und bei der Siegerehrung von Büttner gefragt, ob sie denn bei den weiteren Stationen der Tour (Paris, Indien, New York, Südafrika) bereit wären dabei zu sein war die einhellige Antwort der gefragten Spieler “auf jeden Fall!”
Doch der größte Coup Buettners geriet angesichts der spannenden Spiele fast etwas aus dem Fokus: Sein Verhandlungserfolg zur Verbindung seiner Schach-Tour mit dem riesigen und respektierten jährlichen Grenke-Chess-Event in Karlsruhe, dort wird es einen großen Chess-960-(Buettner nennt es “Freestyle Chess” und die Bezeichnung ist dabei sich breit zu etablieren) Veranstaltungsteil geben.
Mit einem Preisfonds von 225.000 Euro ist das Open zudem bemerkenswert hochwertig ausgestattet.
Keymers Trainer Peter Leko war nach dem Sieg seines Schützlings natürlich überglücklich und beglückwünschte ihn unytpisch überschwänglich
Innerhalb von nur einem Jahr ist dem völligen Schach-Neuling – aber genialen Deal-Maker – Buettner gelungen, was FIDE, nationale Verbände und die Schachwelt allgemein völlig unterschätzt hatten: Schach-960 aus der Versenkung in eine mediale Top-Aufmerksamkeit zu katapultieren.
Zwar gab es schon FIDE-Chess-960-Weltmeisterschaften, aber erst jetzt, über ein Vierteljahrhundert nachdem Bobby Fischer diese Form vorgeschlagen hatte, steht das Konzept an der Schwelle zum großen Durchbruch. Und das wäre ein Verdienst des Schach-Outsiders Buettners, der mit Magnus Carlsen natürlich die optimale Unterstützung dafür hatte, aber letztlich durch Verhandlungs- und Organisationsgeschick und vielleicht auch die Wahl des richtigen Zeitpunktes, zu dem Schach-Streaming auf einem neuen Höhepunkt angekommen war, diesen Vorstoß gewagt hatte.
9866:
Während der Videoeinspieler auf der Bühne tauchte die Lichttechnik den Veranstaltungsraum in eine surreale Welt, was zum Event, das aus dem Nichts an der Schwelle steht, eine Schach-Revolution auszulösen, passte
Das Gefühl, dass mit Weißenhaus die Tür für 960 endgültig aufgestoßen worden sein könnte, breitete sich diesmal auf beeindruckende Weise aus: Die Spieler waren nach den Tagen erschöpft aber nutzten untypisch freiwillig die Gelegenheit, nach der Siegerehrung noch im Spielerraum zu bleiben, sich zu unterhalten und mit Journalisten, Veranstaltern und Kommentatoren zu feiern. Allein diese gelöste Stimmung ist Welten entfernt von den noch vor Jahren üblichen Quasi-Verhören der Spieler nach beendeter Partie auf einem neonbeleuchteten Podium voller missmutig schauender Schachfunktionäre und unangenehmen Laien-Moderatoren.
Dass Buettner sich mit Unterstützung von Magnus Carlsen nur Tage vor der Veranstaltung noch einen offenen Streit mit der FIDE leistete, verschaffte dem Event zusätzliche Aufmerksamkeit, und ganz klar kämpft die FIDE hier ein Rückzugsgefecht, klar auf dem Vormarsch ist eine neue, undogmatische und wie hier in Weißenhaus blendend gelaunte Riege von Top-Spielern, die sich nicht zu schade für die neue Variante ist.
Logisch, dass schachstreammediale Superstars wie Gotham Chess‘ Levy Rozman mit unglaublichen über 1 Million Followern auf Twitch und fast 6 Millionen (!) auf Youtube ebenso gute Laune hatten und selbst für Fans, die ihn vor Ort baten für ein Selfie mit ihm zu posieren, freundliche Worte hatten. Und obwohl es nichts zur Sache tut ist interessant, dass mediale Größe manchmal von Menschen kleiner körperlicher Statur ausgeht: Nakamura, Caruana, Sylvie Meis, Menschen mit fast medialer Über-Exposition sind in Wirklichkeit relativ klein und zierlich.
Comicartig gestylte Tassen und Autogrammkarten der Streamer (zu denen in Doppelfunktion mit Hikaru Nakamura ja auch der nach FIDE-ELO drittbeste Spieler der Welt gehört) zeigen, dass in Weißenhaus Schach im unterhaltsamen Mainstream angekommen und nicht mehr nerdiger Elfenbeinturmsport ist
Natürlich ließ Buettner es sich nicht nehmen, die Laudatio am Schluss selbst zu halten, was er sich natürlich verdient hatte.
Veranstalter Jan Henric Buettner gewann den Sneaker-Contest unter den Teilnehmern mit seinen coolen Louboutins
Aber nicht als Kritik sondern als Zeichen, auf welches Niveau er diese Veranstaltung mit dem erst zweiten Event in Weißenhaus gebracht hatte, dachte man vor Ort unwillkürlich, dass in anderen Bereichen, die auf diesem Aufmerksamkeits- und Professionalitäts- und Relevanz-Level angekommen sind, schon bald breit bekannte Moderatoren zu sehen sein könnten: Kai Pflaume, der Freestyle Chess moderiert? Warum nicht, denn noch vor aller Begeisterung für Organisation und Etablierung der Reihe muss man nochmal einen Schritt zurückgehen und wirklich daran denken, dass von den FIDE-Ranking-Top-7-Spielern der Welt sechs hier waren, und das ohne Aussicht, daraus einen Titel in der Sache ableiten zu können; klar, das Preisgeld war üppig, aber dennoch.
Und die zahlreichen entspannten und unkonventionellen Streamer und Journalisten zeigen in dieser so schach-untypischen gediegenen Umgebung, dass Weißenhaus Freestyle Chess das Potenzial hat, Schachinteresse noch bei viel mehr Menschen zu wecken, indem es diesen Sport befreit hat von verbandstypischen steifen Verwaltern und Turnierlistenausfüllern. Und so war der letzter Tag von Weißenhaus 2025 vor allem auch der erste Tag der Vorfreude nicht nur auf die internationale Tour sondern auf die nächsten Schritte, zu dem diese Top-Spieler, Veranstalter und alle drumherum dem Schach verhelfen werden...