Sebastien Fellers Sperre ist beendet

von André Schulz
06.05.2015 – Kürzlich veröffentlichte die FIDE ein Schreiben an Sebastian Feller, in dem sie darauf hinwies, dass seine Sperre weiterhin Bestand haben würde, wenn er nicht sein Preisgeld und seine Goldmedaille von der Schacholympiade 2010 zurück gebe, was bis dahin offenbar nicht geschehen war. Nun meldet der Weltschachbund, dass die Sperre gegen Feller abgelaufen sei. Feller hat offenbar reagiert. Mehr...

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Einer der größten internationalen "Cheating" Skandale im Schach, war der Betrug des französischen Großmeisters Sebastien Feller bei der Schacholympiade in Khanty-Mansiysk 2010. Mit Hilfe des damaligen Trainer der französischen Nationalmannschaft Arnaud Hauchard sowie Cyrill Marzolo, der am heimischen PC saß und die Partien analysierte, ergaunerte Feller sich die Goldmedaille am "5. Brett" (Ersatzspieler) und erhielt dafür einige Tausend Euro Prämie. Durch Zufall entdeckte der Französische Verband den Betrug, machte ihn öffentlich und sperrte seinen Nationalspieler. Feller bestritt die Vorwürfe, ging gegen das Urteil zivilrechtlich vor, konnte es zwar behindern und verzögern, nicht aber revidieren und wurde schließlich von seinem Verband gesperrt.

 

Sebastian Feller, Mitte, mit seinen früheren Nationalmannschaftskollegen Fressinet und Vachier-Lagrave

Die FIDE bestätigte bei ihrer Präsidiumssitzung im Sommer 2012 in Lausanne diese Sperre. Feller wurde für zwei Jahre und neun Monate gesperrt, mit Beginn des 1. August 2012. Hauchard wurde für drei Jahre gesperrt. Marzolo wurde für ein Jahr und sechs Monate gesperrt. Seine Strafe wurde aber zur Bewährung ausgesetzt. "Gesperrt" bedeutet in diesem Fall, von der Teilnahme an offiziellen FIDE-Turnieren ausgeschlossen.

Case n. 2/2011: “French Team” (complaint submitted by the French Chess Federation against Mr. Sebastien FELLER, Mr. Arnaud HAUCHARD and Mr. Cyril MARZOLO and report submitted by the FIDE Executive Director), the EC unanimously rules that:

- all submitted objections and preliminary requests have to be dismissed;

- Mr. Sebastien FELLER, Mr. Arnaud HAUCHARD and Mr. Cyril MARZOLO are responsible for the violation of par. 2.2.5 of the FIDE Code of Ethics;

- Mr. Arnaud HAUCHARD has to be sanctioned with the exclusion from the participation in all FIDE tournaments, as a player or as a FIDE Ethics Commission member of a national delegation, for a period of 3 (three) years, starting from the 1st of August 2012;

- Mr. Sebastien FELLER has to be sanctioned with the exclusion from the participation in all FIDE tournaments, as a player or as a member of a national delegation, for a period of 2 (two) years and 9 (nine) months, starting from the 1st of August 2012;

- Mr. Cyril MARZOLO has to be sanctioned with the exclusion from the participation in all FIDE tournaments, as a player or as a member of a national delegation, for a period of 1 (one) year and 6 (six) months, with a suspension of the sanction for the last nine months, under probation, in accordance with the decision of the CNOS (Comite National Olympique et Sportif Francais); for what concerns the effects of the present decision, the validity of the already executed suspension since 27 May 2011 can be confirmed, but it has to be affirmed the competence of the FIDE EC regarding the evaluation of the period of probation, starting from 27 February 2012 till 27 November 2012, and the French Chess Federation has to be requested to send the FIDE Secretariat a report on the behaviour of Mr. Cyril MARZOLO during the above mentioned period of nine months;

- FIDE Secretariat and FIDE Presidential Board have to be informed of the present decision for all possible consequences related to the results of the games played by Mr Sebastien FELLER during the 2010 Chess Olympiad, concerning ratings, rankings and prizes;

- a written motivation will follow and will be communicated to the parties by the FIDE Secretariat

Die FIDE verfügte zugleich, dass Feller seine Goldmedaille und seine Prämie zurückgeben müsse. Die geschädigten Spieler erhielten auf Antrag ihre verlorenen Elopunkte zurück. Nicht betroffen war allerdings die Mannschaftswertung des französischen Teams. Alle Ergebnisse behielten ihre Gültigkeit.

Auch schon vor dieser Schacholympiade hatten die Franzosen mit ihren Ergebnissen bei verschiedenen anderen Turnieren für mehr als Verwunderung gesorgt. Augenzeugen, die ihr merkwürdiges Verhalten beobachtete hatten, beschrieben die Methode im Detail und konnten auf diese Weise sogar während der Runden vorhersagen, welchen Zug Feller als nächstes machen werde. Allerdings kam es hier nie zu einer Untersuchung oder gar Anklage und die vielleicht ergaunerten Preisgelder verblieben bei den Franzosen.

Mit ihrer Präsidiumssitzung in Chengdu veröffentlichte die FIDE einen Brief an Feller, in dem sie ihn darauf hinwies, dass seine Sperre verlängert werde, wenn der Franzose nicht endlich sein Preisgeld und seine Goldmedaille zurückgebe, was dieser offenbar bis Ende April 2015, da fand die Sitzung statt, noch nicht getan hatte.

 

Nun hat die FIDE eine Erklärung veröffentlicht, in der der Weltschachbund bekannt gibt, dass die Sperre nun, da Feller jetzt der Aufforderung der Rückgabe nachgekommen sei, aufgehoben ist.

Während der Betrug von Feller weitgehend an der breiten Öffentlichkeit vorbei ging, weil die Massenmedien nicht darüber berichteten, sorgte der Fall des Gaioz Nigalidze für internationale Schlagzeilen. Nigalidze wurde in Dubai auf frischer Tat ertappt, als er während seiner Partie gegen Tigran Petrosian auf der Toilette über sein Smartphone ein Schachengine zu Hilfe nahm. Nigalidze wurde vom Turnier ausgeschlossen. Im Dezember 2014 hatte er aber schon beim Open in Al-Ain weiter über seinem Niveau gespielt und wer eins und eins zusammenzählt, kann sich denken, wie dieses Ergebnis zustande kam. Dort hatte Nigalidze Petrosian mit Hilfe der Zweitwertung ausgestochen und der Armenier hatte damals schon den Verdacht, dass Nigalidze mit unsauberen Mitteln spielte. Das erste Preisgeld in Al-Ain betrug 11.000 Dollar. Und da ja kein Betrug nachgewiesen wurde, bleibt das Geld auch beim Sieger.

In einem Interview für eine georgische Internetseite, von chess-news.ru zititert, spricht sich ECU-Präsident Zurab Asmaiparashvili für eine milde Strafe aus, ein oder zwei Jahre Sperre. Die Verwenddung eines Smartphones sei wie "leichtes Doping". Zudem hätte Nigalidze seine Tat zugegeben. Außerdem befinde sich seine Familie in einer schwierigen finanziellen Situation.

 

Meldung bei FIDE..

Feller, Natsidis und die Bedrohung des Turnierschachs...

Betrug beim Open in Dubai...

Überraschungssieger in Al- Ain

Asmaiparashvili bei chess-news.ru...

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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