Simultanschach in der Bundesbank

von Gerd Densing
25.01.2023 – Die WIM Kateryna Dolzhykova gab zum dritten Mal in ein Simultan für Frankfurter Banker, diesmal auf dem Gelände der Bundesbank. Diesmal wurde sie von FM Samuel Weber unterstützt und außerdem war ein Brettcomputer unter den Simultanteilnehmern.

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3. Simultan in Frankfurt von WIM Kateryna Dolzhykova

Bereits im Jahr 2022 gab die seit Frühjahr letzten Jahres in Frankfurt lebende starke ukrainische Schachspielerin Kateryna Dolzhykova bei der DZ-Bank zwei Simultanevents. Hierüber wurde bei ChessBase auch bereits berichtet.

Unter dem Motto „Aller guten Dinge sind drei“ gab es am Donnerstag, dem 19.01.2023 ab 18 Uhr ein weiteres Simultanspiel. Während die ersten Events von der Schachgruppe der DZ-Bank mit Unterstützung der Bundesbank-Schachgruppe (im Rahmen des Sport und Kulturclubs der Bundesbank) war es diesmal anders herum. Das Event wurde von Spartenleiter Ernö Szivek mit Unterstützung mehrerer Helfer organisiert. Die DZ-Schachgruppe steuerte Spielmaterial bei. Austragungsort war ein großer Besprechungs- bzw. Vortragsraum im Erdgeschoss des Gebäudes „Villa“ auf dem Gelände der Hauptverwaltung Hessen der Deutschen Bundesbank, gelegen in der Taunusanlage im Herzen Frankfurts.

Um ein wenig Abwechslung hereinzubringen gab es bei diesem Simultan an 18 Bretter zwei Besonderheiten. Erste Besonderheit: Kateryna spielte nicht alleine sondern sie wurde unterstützt durch ihren Freund FM Samuel Weber. Samuel Weber ist im Raum Frankfurt und darüber hinaus als starker und ambitionierter FM bekannt und von der Spielstärke ähnlich stark einzuschätzen wie Kateryna Dolzhykova. Wobei die Spielanlage (er: eher positionell, sie: eher taktisch) eine interessante Herausforderung bei diese Doppel-Simultan war. Ob das Spiel zu zweit eher Unterstützung bzw. Hilfe war oder eher ein Hindernis und zusätzliche Challenge, können wohl nur die beiden beantworten.

Gespielt wurde an 18 Brettern. Teilnehmer/innen  kamen aus der DZ-Bank, Bundesbank, Deka, R+V Versicherung und Commerzbank. Zweite Besonderheit: Björn Sigurd Klowski, welcher in 2022 bereits bei einem Simultan dabei war, wollte nicht selbst spielen. Stattdessen  brachte er zu Testzwecken und als besondere Challenge  - nach vorheriger Rücksprache mit dem Veranstalter und den beiden Simultanspielern - ein ganz neu erworbenes Gerät (Schachcomputer Mephisto Phönix) mit. Dieses simulierte das Ende der 1980er bzw. Anfang der 90er Jahre bekannte und beliebte Modul „Mephisto Polgar“. Das Spielstärkeniveau wurde damals mit ca. ELO 1840 angegeben. Dieses Modul sollte also am Simultan teilnehmen. Das Modulset Polgar ist beim Berichterstatter bestens bekannt, denn gegen den Mephisto Exclusive Polgar absolvierte er zu Beginn seiner schachlichen Aktivitäten als 14 oder 15jähriger unzählige Blitzpartien.

Nach netter Begrüßung aller Teilnehmer durch Ernö Szivek begann der Wettkampf und es zeigte sich, dass das abwechselnde Ziehen wohl nicht so einfach einzuhalten war.

Das Tempo der beiden Simultanspieler war recht unterschiedlich. Gelegentlich wurden kurze Getränkepausen eingelegt. Manchmal wurde auch nicht im Uhrzeigersinn sondern entgegengesetzt gespielt. Oft nahmen die 18 Gegner/innen die vorab besprochene Möglichkeit wahr, zu „passen“ und manchmal ging es ein wenig durcheinander hin und  her. Dies sollte der Qualität der Partien jedoch keinen Abbruch tun. Es entstanden sehr viele interessante Stellungen und man sah die besondere Herausforderung der beiden Haupt-Akteure, die eingeschlagenen eigenen Pläne umzusetzen bzw. die Pläne des Partners zu verwerfen. Nach gut zweieinhalb Stunden waren alle Partien beendet.

Während die meisten Partien nach und nach – teils nach wechselndem Verlauf – zu Gunsten der beiden Simultanspieler kippten, konnte Sebastian Gümbel von der Dekabank in einem Schwerfigurenendspiel mit 2 gesunden Mehrbauern eine mehr oder weniger gewonnene Stellung erreichen.

Hier nutzte FM Samuel Weber die Gelegenheit, mit einem Turmopfer in ein Dauerschach zum Remis abzuwickeln. Helmut Kalepky, ein Bundesbank-Ruheständler konnte bereits im vergangenen Jahr recht erfolgreich gegen die Simultanspielerin bestehen und seine Partie gewinnen. In der aktuellen Begegnung geriet er in einer italienischen Partie bereits früh unter Druck. Nach Öffnung der G-Linie und Auftauchen von weißen Springern am Königsflügel stand er bereits mehr oder weniger klar auf Verlust. Nach einem Bauernopfer von FM Samuel Weber im Zentrum, Abtausch bzw. Rückzug der weißen Springer verflüchtigte sich der Angriff jedoch sehr schnell und die Partie kippte langsam. Das Bauernwettrennen (Schwarz mit zwei Freibauern im Zentrum und Weiß mit einem Freibauern auf der B-Linie) bot bis zum Schluss Spannung. Letztendlich gewann aber Schwarz, was die einzige Niederlage der Simultanspieler bedeutete.

Die Partie gegen den Mephisto Polgar war auch recht spannend. Die Bewertung bewegte sich zwar fast immer in Remisbreite – wobei nach Einschätzung des Bericherstatters nach Spicken auf das Display – die Maschine die eigene Stellung wohl immer ein wenig zu gut einschätzte. Zwischenzeitlich hatte Weiß zwar auf c3 eine Bauernschwäche – Schwarz ohne große positionelle Schwächen, jedoch war dies zu wenig, um einen zählbaren Vorteil herauszuholen. Mehr und mehr gewann Weiß an Raumvorteil und aktivem Spiel am Damenflügel, sodass sich die Maschine irgendwann genötigt sah, ein Qualitätsopfer anzubringen. Weiß gab die Qualität jedoch kurz darauf zurück und erreichte ein leicht besseres Damenendspiel mit jeweils einem gefährlichen Freibauern. Die beiden Simultanspieler ließen an einer Stelle jedoch den Gewinn aus, sodass eine Remis-Stellung entstand. Das Remisangebot von WIM Kateryna Dolzhykova nahm Björn Sigurd Klowski als Bediener des Schachcompputers gerne und ein wenig mit Stolz erfüllt an. Die Maschine hat keine großen Fehler gemacht und die Partie über weite Strecken im Griff gehabt.

Bereits kurz nach dem Event wurde im Computerschachforum bereits ausführlich über die Partie berichtet:

Partie: Doppelsimultan: Kateryna Dolzhykova & Samuel Weber vs. Mephisto Polgar (Meph.Phoenix) - Schachcomputer.info Community...

Nach dem Simultan ging es zum Ausklang des Schach-Abends in kleiner Gruppe noch zu einem netten Abendessen und weitere Austausch in das nahe gelegene Chicago Meatpackers Frankfurt.

Hier eine kleine Datenbank mit den zwei näher besprochenen Partien:

 

Hier die Links zu den ChessBase-Berichten zu den beiden DZ-Bank Simultanspielen des vergangenen Jahres:

Benefiz-Simultan mit Kateryna Dolzhykova | ChessBase

Simultan mit Kateryna Dolzhykova | ChessBase

 


Gerd Densing ist ein begeisterter Vereins- und Turnierspieler. Seine Eindrücke hat er in vielen Berichten auf der ChessBase-Nachrichtenseite festgehalten.