Vor 50 Jahren: Petrosjan wird Weltmeister

von ChessBase
19.04.2013 – Im WM-Turnier von 1948 gewann Michail Botwinnik den Weltmeistertitel. In den folgenden Jahren verlor er den Titel gegen Wassili Smyslow und gegen Michail Tal, holte ihn sich jedoch in den Revanche-Wettkämpfen stets zurück. 1963 war Schluss mit dem Recht auf Revanche. Vom 23. 3. bis 20. 5. 1963 spielte Botwinnik gegen Tigran Petrosjan und verlor den Titel endgültig. Zweiter Teil des Rückblicks...

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Vor 50 Jahren:
Schach-WM-Kampf Michail Botwinnik – Tigran Petrosjan

Teil 2:

Michail Botwinnik ging mit der 1. Partie im WM-Kampf gegen Tigran Petrosjan auf der Moskauer Schachbühne im Jahr 1963 in Führung. Der Herausforderer lag also sofort im Rückstand. Doch der Schachspieler mit dem überragenden positionellen Verständnis für die Bauern in der Verteidigung verfiel nicht in Aktionismus. In den Partien 2,3 und 4 gab es ein Remis. Die Sekundanten Isaak Boleslawski und Alexei Suetin standen dem 33-Jährigen als Sekundanten zur Verfügung. Die Arbeit des Teams trug erstmalig in Partie 5 Früchte. Tigran Petrosjan gewann und glich im WM-Match aus. Nach einem erneuten Remis musste sich Michail Botwinnik erneut dem Herausforderer geschlagen geben. Der Weltmeister lag mit 3:4 hinten.

Michail Botwinnik versuchte dann in 6 Partien hintereinander den Widerstand von Tigran Petrosjan zu brechen. Vergeblich. Das Abwehrbollwerk hielt. Der defensivstarke Petrosjan trug den Spitznamen "Bester Torwart Armeniens" im Hinblick auf seine engmaschige Verteidigung auf dem Schachbrett. Erinnert sei auch an seine unglaubliche Bilanz bei der Schacholympiade. (Siehe Teil 1). So stand es nach 13 Partien im Duell Botwinnik - Petrosjan 6:7. Doch der Weltmeister war auch ein Kämpfer mit unglaublicher Willensstärke und guten Nerven. Der Legende nach soll Botwinnik bereits nach dem Turnier in Hastings 1934 begonnen haben, sein Nervenkostüm zu stärken, indem er Trainingspartien spielte, bei denen das Radio eingeschaltet war und der Schachpartner Botwinnik Zigarettenqualm ins Gesicht blasen musste. Schach ist auch immer wieder Psychologie. 9 Jahre später sollte die Schachwelt beim Schachmatch des Jahrhunderts zwischen Boris Spasskij und Bobby Fischer Zeuge einer besonderen Art von Nervenschlacht werden. Doch dies ist eine andere Geschichte.

Die sachkundigen Kiebitze in Moskau fragten sich: Kommt Michail Botwinnik zurück? In Runde 14 glich der Weltmeister aus. Jetzt stand es 7:7 zwischen den beiden Schachgiganten. Die Schiedsrichter Gideon Ståhlberg, schwedischer Schachgroßmeister, und der englische Schachmeister Harry Golombek baten zur 15. Partie. Vielleicht der Wendepunkt des WM-Kampfes in Moskau. Tigran Petrosjan gewann und ging mit 8:7 in Führung. Das muss man sich psychologisch vor Augen führen: Da kämpft sich Botwinnik nach seinem Rückstand in der 7. Partie und den folgenden 6 Remis mit einem Sieg in der 14. Partie wieder ran und gleicht aus, um dann umgehend wieder in Rückstand zu geraten. Die 16. und 17. Begegnung endeten Remis, doch dann schlug die Stunde des Herausforderers. Petrosjan gewann zwei Mal hintereinander und führte nach 19. Partien mit 11 : 8. Der Widerstand von Botwinnik war gebrochen. Nach drei Remis gab es nach 22 Schachduellen zwischen dem 23. März und 22. Mai 1963 einen neuen Schachweltmeister. Der 9. in der Geschichte des königlichen Spiels. Endstand: Michail Botwinnik - Tigran Petrosjan 9,5 : 12,5.

Es gibt kaum ein schöneres Geburtstagsgeschenk für Schachspieler. Der neue Weltmeister feierte knapp einen Monat nach dem WM-Sieg am 17. Juni 1963 seinen 34. Geburtstag . Er sollte seinen Titel auch 3 Jahre später gegen Boris Spasskij verteidigen. Für Michail Botwinnik hingegen war das Duell gegen Tigran Petrosjan der letzte WM-Kampf. Er spielte noch in einigen starken Turnieren bis 1970 und widmete sich intensiv der Bowinnik Schachschule. Zu den namhaften Schülern gehörten Anatoli Karpow, Garri Kasparow und Wladimir Kramnik.

 

Alle Partien des Wettkampfes

 

 

 

 

Von Michael Wiemer

Zum ersten Teil des Rückblicks...


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