Wolfgang Uhlmann war Dresdener. Dort wurde er am 29. März 1935 geboren und dort starb er am 24. August 2020. So passt es, dass der Förderverein Wolfgang Uhlmann zur Erinnerung an Uhlmann zum Schachtreff 2023 in die sächsische Landeshauptstadt einlud.
Mit dabei im Dresdener Rathaus war auch die Emanuel Lasker Gesellschaft, deren Vorsitzender Thomas Weischede zum Auftakt des Wochenendes eine "Vera" an die Schachfamilie Peglau verlieh. Mit der nach der ersten Schachweltmeisterin Vera Menchik benannten "Vera" ehrt die Emanuel Lasker Gesellschaft Schachspielerinnen für ihre besonderen Verdienste zur Förderung des Schachs als Sport.
Danach ließ Hans Bodach, der Organisator der Veranstaltung und Vorsitzender des Fördervereins Wolfgang Uhlmann, in einem mit vielen Bildern illustrierten Vortrag die Schachkarriere des Dresdner Großmeisters noch einmal Revue passieren und würdigte die vielen Erfolge Uhlmanns, der 11 Mal DDR-Meister wurde und 1971 in den Kandidatenwettkämpfen um die Weltmeisterschaft spielte.
Uhlmann wurde 1956 Internationaler Meister, drei Jahre später, 1959, folgte der Großmeistertitel. Bis ans Ende seines Lebens spielte Uhlmann begeistert Schach und 2001 und 2006 gewann er die Deutsche Seniorenmeisterschaft.
Nach dieser Einstimmung durch Hans Boach folgte eine Podiumsrunde, in der Ex-Fernschachweltmeister Dr. Fritz Baumbach, Elisabeth Pähtz, Rainer Knaak und Dr. Gerhardt Köhler, der 2014 einen Wettkampf zwischen Viktor Kortschnoi und Wolfgang Uhlmann organisiert hatte, Erinnerungen an Uhlmann teilten. Paul Werner Wagner, der Ehrenvorsitzende der Lasker Gesellschaft moderierte die Runde humorvoll, mit leichter Hand und gewohnt souverän.
Paul Werner Wagner
Elisabeth Pähtz erinnerte sich daran, wie sie als Jugendliche mit Uhlmann trainiert hatte.
"Wir trainierten in seinem Schachzimmer, in dem ein großer Schachtisch stand, der ihm von Fidel Castro bei der Schacholympiade in Havanna 1966 zum Geschenk gemacht worden war. Und bald wusste ich, dass wir immer, wenn wir zusammen trainierten, entweder eine Königs-Indisch oder eine Französisch-Partie von ihm analysieren würden. Wenn er Französisch- oder Königsindisch auf dem Brett sah, zauberte das immer ein Lächeln auf sein Gesicht. Bald war auch ich überzeugt, dass Schwarz im Franzosen ziemlich schnell ziemlich gut steht."
Wolfgang Uhlmann | Foto: Dutch National Archive
Auch Rainer Knaak erinnerte sich an seine königsindischen Duelle mit Uhlmann. Beide, Uhlmann und Knaak, spielten mit Schwarz gerne Königsindisch und so stand diese Eröffnung in vielen ihrer Partien auf dem Brett. "Er war kein Theoretiker, der viele Varianten kannte, aber er hatte ein Gespür für die Stellungen und die Struktur." Trotzdem wunderte sich Knaak im Nachhinein, wie schlecht Schwarz mit dem Königsinder in ihren Begegnungen abgeschnitten hatte. "Mich wundert, dass wir das damals nicht bemerkt haben."
Einig waren sich alle über Uhlmanns Optimismus am Brett. "Die Analyse hat er immer gewonnen", meinte Baumbach. Dieser Optimismus sorgte auch dafür, dass Uhlmann im Laufe seiner Karriere zahlreiche Schönheitspreise gewann und bei der Popularisierung des Schachs geholfen hat.
Nach den Erinnerungen an Wolfgang Uhlmann standen am Samstag eine Reihe von Turnieren auf dem Plan. Bei den drei Städtevergleichen Dresden - Hamburg waren 48 Spieler und Spielerinnen dabei und hier hatte Dresden das bessere Ende für sich. Bei den Erwachsenen gewann Dresden 12-4, bei den Jugendlichen dominierte Hamburg mit 10,5-5,5, doch bei den Grundschülern sorgte Dresden für einen zweiten 12-4 Sieg.
Bei der 3. Deutschen MINT-Meisterschaft gewann Dr. Matthias Rudolf mit 7,5 aus 9 nach Wertung vor dem punktgleichen Rüdiger Schüttig. Platz drei ging an André Eilert. Den Preis für die beste Frau ging an Britta Leib.
Doch die meisten Teilnehmer lockte der Schnellschachpokal Wolfgang Uhlmann an. 133 Teilnehmer spielten in sechs Gruppen.
Gruppe A
Souveräner Sieger der A-Gruppe wurde der Internationale Meister Maximilian Neef, der für den USV TU Dresden spielt. Neef holte 6,5 Punkte aus 7 Partien und beeindruckte mit starkem positionellem Schach.
Maximilian Neef
Platz 2 ging an IM Günter Spieß von ESV Nickelhütte Aue. Er holte 5,5 Punkte aus 7 Partien.
Günter Spieß
Auf Platz 3 landete Ferenc Langheinrich, der für SV Empor Erfurt spielt. Er kam auf 5 Punkte aus 7 Partien.
Ferenc Langheinrich
Partien der Gruppe A
Gruppe B
1. FM Thomas Gempe, SG Leipzig, 5,5/7
2. Dora Peglau, Schachzentrum Seeblick e.V., 5,0/7
3. Simon Burian, SK König Plauen, 5,0/7
Gruppe C
1. David Goldmann, Hamburger SK 1830, 5,5/7
2. Jörg Hutschenreuter, SG Grün-W. Dresden, 5,5/7
3. Felix Zenker, SV Dresden-Striesen, 5,0/7
Gruppe D
1. Paul David Peglau, Schachz. Seeblick e.V., 5,5/7
2. Daniel Weickelt, SC 1994 Oberland, 5,0/7
3. Olaf Herzog, SV Schwarz-Weiß K., 5,0/7
Gruppe E
1. Konrad Auerbach, SG Grün-Weiß Dresden, 7,0/7
2. Lina Eiacker, Hamburger SK 1830, 5,5/7
3. Jan Mudriievsky, SG Grün-Weiß Dresden, 5,0/7
Gruppe F
1. Gunnar Bonness, 6,5/7
2. Torsten Weber, SK Heidenau, 6,5/7
3. Vladyslava Starodub, Meißen, 5,0/7
Neben den Turnieren spielten Elisabeth Pähtz und ihr Vater Thomas Pähtz gemeinsam die Simultan. Sie traten gegen 20 Gegner an und einigten sich darauf, abwechselnd zu ziehen. Familie Pähtz gewann am Ende mit 16,5 - 3,5 , allerdings musste sie sich Orland Krug vom SV Dresden Striesen sowie Bernd Salewski (SG Grün-Weiß Dresden) geschlagen geben.
Elisabeth Pähtz beim Simultan
Thomas Pähtz beim Simultan
Beim Abendbuffet im Restaurant Dschingis Khan am Sonnabend waren 100 Personen dabei. Darüber hinaus gab es ein Treffen ehemaliger DDR-Jugendauswahlkader 1983 - 1990 und die Möglichkeit der Besichtigung der Semperoper mit Führung am Sonntag nutzten 35 Interessierte.