Das erste Durchatmen begann bei Frederik Svane sicherlich als er an Tag 2 des World Cups seinen Gegner am Brett sah. An Tag 1 war Orlando Husbands zu spät am Flughafen angekommen und schaffte es so nicht mehr rechtzeitig zur Partie. Aber Tag 2 startete besser. Husbands saß am Brett, Frederik Svane durfte zeigen, was er konnte.
Husbands war vorbereitet und blitzte die Eröffnung raus | Foto: Michal Walusza, Fide
Im Livestream der Fide witzelten Jan Gustafsson und Evgenij Miroshnichenko darüber, ob Husbands vielleicht den Extratag gerne genutzt haben könnte, um sich besser für die Weißpartie gegen Frederik Svane vorzubereiten. Dies war sicherlich nicht der Fall, aber der Zufall, dass die verbliebende Partie für Orlando Husbands eine Partie mit Weiß war, mag ihn vielleicht wenigstens etwas Trost gebracht haben.
Auf das Brett der beiden kam das Schottische Gambit:
Der erste Zug, bei dem Frederik Svane nicht den absolut meistgespielten Zug spielte, Zug 15...Lf5, war auch der erste Zug bei dem sein Gegner begann nachzudenken. Bis dahin konnte Husbands seine Züge so rausblitzen, dass er nach Zug 15 mehr Bedenkzeit auf der Uhr hatte als zu Partiebeginn (Restbedenkzeit: 1h 35min 31sec), während bei Frederik Svane schon etwas mehr von der Zeit zum Nachdenken verbraucht wurde (Restbedenkzeit: 47min 47sec).
Die Eröffnungsvorbereitung schien Husbands geholfen zu haben, in eine spielbare Position gegen Frederik Svane zu kommen und dabei einen komfortablen Zeitvorsprung zu haben. Aber dies hielt ihn nicht von positionellen Fehlern ab.
Das Problem zeigte sich deutlich ein paar Züge später nach 32...Ta1+.
In dieser Stellung gab Weiß auf. Nach z.B. 33.Tf1 Dg3+ 34. Dg2 würde gezwungenermaßen Material verloren gehen, selbst wenn Schwarz nicht die besten Züge ziehen würde. Mit diesem Sieg qualifizierte sich Frederik Svane eindeutig mit 2:0 Punkten für die zweite Runde.
In Runde 2 wird Frederik Svane gegen Ediz Gurel spielen | Foto: Michal Walusza, Fide
Gegen wen Gukesh in Runde 2 spielen wird, wird sich noch an Tag 3 bei den Playoffs entscheiden. Der Turnierbaum von Sektion 1 zeigt, dass Gukesh und Frederik Svane eher früher als später aufeinandertreffen könnten.

Sektion 1: In Runde 2 trifft Frederik Svane auf Ediz Gurel | Grafik: Turnierseite, Fide
In Spiel 1 der ersten Runde nahm Niclas Huschenbeth ein schnelles Remis mit den schwarzen Figuren dankend entgegen. Sein Plan: Auf Nummer sicher gehen, nichts riskieren und mit Weiß die Qualifikation für Runde 2 sichern. Gesagt, getan. Mit 1,5 Punkten aus den beiden Partien qualifizierte sich auch Huschenbeth für die zweite Runde.
Nach dieser Stellung hatte Weiß das einfachere Spiel, konnte Druck auf die Königsstellung von Schwarz aufbauen und gewann letztendlich.
Sektion 5: Niclas Huschenbeth muss in Runde 2 gegen Nodirbek Yakubboev ans Brett. Darauf war Huschenbeth bereits gefasst, da sein Gegner erst zu Runde 2 ins Turnier einsteigt. Gegner für Wesley So wird in Playoffs erst entschieden | Grafik: Fide, Turnierseite
Eine der längsten Partien des Tages spielten Rasmus Svane und sein Gegner Facundo Vazquez. Sie spielten 81 Züge. Unterm Strich war es eine Partie auf zwei Ergebnisse, entweder ein Sieg für Rasmus Svane oder ein Remis. Für Runde 2 hätte beides gereicht, aber ein zweiter Sieg wäre sicherlich angenehmer für Rasmus Svane gewesen, wenn sich die Chancen schon boten.
Mussten an Tag 2 beide Überstunden machen: Rasmus Svane und Divya Deshmukh spielten noch als der Fide-Livestream schon beendet wurde | Foto: Michal Walusza, Fide
Der mögliche Sieg schien Rasmus Svane im Springerendspiel aus den Fingern geglitten zu sein.
Nach Zug 81 hatten beide Seiten nur noch jeweils einen Springer, ganz ohne Bauern, und die Partie ging remis aus. Das komplizierte Springerendspiel sollte aber nicht allzu viel Kopfzerbrechen bereiten, mit 1,5 Punkten kann auch Rasmus Svane die Playoffs überspringen und sich auf seinen nächsten Gegner vorbereiten.
Der nächste Gegner heißt: Rauf Mamedov.

Sektion 6: Ian Nepomniachtchi und Awonder Liang müssen die Playoffs noch abwarten, um herauszufinden, gegen wen sie am Dienstag spielen | Grafik: Fide, Turnierseite
Alexander Donchenko zauberte mit seinem Gegner Bomo Lovet Kigigha das abgelehnte Damengambit in der Abtauschvariante auf das Brett.

Donchenko könnte in Runde 3 auf Anish Giri treffen | Foto: Michal Walusza, Fide
Bis Zug 10 spielten sie Züge, die schon öfter auf den höheren Schachebenen gespielt wurden, z.B. in Partien von Caruana, Keymer und Praggnanandhaa.
Für diese Partie der entscheidende Fehler kam auch erst später. Zum Aufgeben brachte Schwarz die folgende Situation:
Nach dem Zug 24.Sxd4 gab Schwarz auf, damit hat sich Alexander Donchenko mit zwei Siegen gegen Bomo Lovet Kigigha ohne Playoffs für die zweite Runde qualifiziert.
Für Blübaum ist noch abwarten angesagt. Vielleicht schaut er sich auch Partien für beide Spieler an, auf die er möglicherweise in der nächsten Runde trifft. Vielleicht wird man ihn auch im Zuschauerbereich der Playoffs antreffen?

Sektion 8: Alexander Donchenko spielt in Runde 2 gegen den Spanier David Anton Guijarro. Der Gegner für Matthias Blübaum wird erst noch ausgespielt. Auch Anish Giri muss abwarten um herauszufinden, gegen wen er am Dienstag spielt | Grafik: Fide, Turnierseite
Über die Partie zwischen Dmitrij Kollars und Akar Ali Salih Salih lässt sich vor allem sagen, dass Kollars gut aus der Eröffnung rausgekommen war und danach stetig besser und besser stand. Die Endstellung ist als Mattaufgabe teilenswert.
Über die Partie zwischen Dmitrij Kollars und Akar Ali Salih Salih lässt sich vor allem sagen, dass Kollars gut aus der Eröffnung rausgekommen war und danach stetig besser und besser stand. Die Endstellung ist als Mattaufgabe teilenswert.
Die Idee: nach einem Springerschach folgen Ke2 und danach Da1#, ohne Springerschach geht direkt Dxc2# oder Da1#.
Sollten Kollars und Keymer beide weiterkommen, würden sie schon in Runde 3 gegeneinander antreten müssen.
Sektion 12: Dmitrij Kollars spielt in Runde 2 gegen Pranesh M. und Vincent Keymer spielt gegen Vladislav Kovalev | Grafik: Fide, Turnierseite
Ivanchuk spielt so viel, dass er 2025 nur im Februar keine Elo-Auswertungen hatte | Foto: Michal Walusza, Fide
Vasyl Ivanchuk - eine lebende Schachlegende - hatte seine Elo mittlerweile so tief runtergespielt, dass er unterhalb der Gruppe war, die die erste Runde überspringen konnte. Als ehemalige Nummer 2 der Welt kann man tief fallen und ist weiterhin ein extrem starker Spieler, der auf dem internationalen Parkett ordentlich mitspielen kann. In Spiel 1 hatte er gewonnen, so dass ihm das Remis, welches er in Spiel 2 erspielte, reicht.
Faustino Oro bekam zum zweiten Mal in diesem Turnier ein Remis auf das Brett. Daher muss er an Tag drei der ersten Runde nochmal an das Brett. Langeweile wird auch an Tag 3 des World Cups nicht aufkommen!

Noch kann Vidit entspannt zuschauen. An Tag 3 entscheidet sich, ob er gegen Faustino Oro oder Ante Brkic in den World Cup startet | Foto: Michal Walusza, Fide
Divya Deshmukh spielte ähnlich lang wie Rasmus Svane. Im Gegensatz zu Svanes Partie ging es bei ihr eher darum, ob ihr Gegner noch einen Fehler macht.
In dieser Stellung spielte Schwarz 55.Kd6. Danach setzte Weiß die gedeckten Freibauern in Gang. Später konnte Weiß den Turm für den letzten schwarzen Bauern opfern, während Schwarz nichts mehr gegen die beiden Freibauern tun konnte. Da gab Deshmukh nach Zug 73 auf.
Die Partie von Tag 2 zwischen Xiong und Li am zweiten Brett ging remis aus. Entscheidend wurde für das Duell daher die Partie vom ersten Tag, die GM Karsten Müller noch einmal genauer betrachtet hat.
Highlights Runde 1 Partie 2 auf dem offiziellen Fide-Kanal | Video: Fide
Interview mit Ediz Gurel nach Spiel 2 - nächster Gegner von Frederik Svane | Video: Fide
Einblicke in die Eröffnungszeremonie des World Cups in Goa | Video: Fide
Bei den Playoffs der ersten Runde, am 3.11., wird es darum gehen, wer die Gegner für Blübaum und Gukesh werden, ob Faustino Oro im Turnier bleibt und wer am Dienstag gegen Ian Nepomniachtchi ans Brett muss. Es wird viele Entscheidungen geben, es wird Schnellschach gespielt und geblitzt - bis es eindeutige Sieger gibt.
| Datum | Runde | Modus |
| 1.11.25 | 1. Runde | Spiel 1 |
| 2.11.25 | 1. Runde | Spiel 2 |
| 3.11.25 | 1. Runde | Tiebreak |
| 4.11.25 | 2. Runde | Spiel 1 |
| 5.11.25 | 2. Runde | Spiel 2 |
| 6.11.25 | 2. Runde | Tiebreak |
| 7.11.25 | 3. Runde | Spiel 1 |
| 8.11.25 | 3. Runde | Spiel 2 |
| 9.11.25 | 3. Runde | Tiebreak |
| 11.11.25 | 4. Runde | Spiel 1 |
| 12.11.25 | 4. Runde | Spiel 2 |
| 13.11.25 | 4. Runde | Tiebreak |
| 14.11.25 | 5. Runde | Spiel 1 |
| 15.11.25 | 5. Runde | Spiel 2 |
| 16.11.25 | 5. Runde | Tiebreak |
| 17.11.25 | 6. Runde | Spiel 1 |
| 18.11.25 | 6. Runde | Spiel 2 |
| 19.11.25 | 6. Runde | Tiebreak |
| 21.11.25 | 7. Runde | Spiel 1 |
| 22.11.25 | 7. Runde | Spiel 2 |
| 23.11.25 | 7. Runde | Tiebreak |
| 24.11.25 | 8. Runde | Spiel 1 |
| 25.11.25 | 8. Runde | Spiel 2 |
| 26.11.25 | 8. Runde | Tiebreak |
Das Turnier, was im K.O.-System ausgetragen wird, verzeiht nichts. Spätestens am 26.11. wird feststehen, wer es geschafft hat und das Turnier gewinnt und auch, welche drei Spieler die Tickets zum Kandidatenturnier bekommen und dort dann 2026 um den einen offenen Platz in der Weltmeisterschaft kämpfen können.