Partie sechs: Ideen und Widerlegungen
Nach fünf Partien war der Wettkampf ausgeglichen, es stand 2½-2½. Aber es war Fischer, der die Initiative an sich gerissen hatte und psychologisch im Vorteil war, sowohl am als auch neben dem Brett. Seine unaufhörlichen Forderungen vor der Weltmeisterschaft hatten bei Spassky für enorme Anspannung gesorgt. Dazu kam noch die Unsicherheit, ob das Match überhaupt stattfinden würde. Wie bereitet man sich auf einen Wettkampf vor, wenn der Gegner es nicht einmal für nötig hält, zur Eröffnungsfeier zu erscheinen? Ja, Fischer hatte sich bei Spassky entschuldigt, aber schon bald war er wieder der Alte, das enfant terrible! Sein Spiel mit dem Feuer, der kampflose Verlust der zweiten Partie und seine Wutanfälle während der dritten Partie hatten Spasskys Gleichgewicht vollkommen durcheinander gebracht.
Zusätzliche Sorgen bereitete ihm die sowjetische Führung. Spassky stand von sowjetischer Seite unter enormem Druck, den Wettkampf besser scheitern zu lassen, anstatt sich den immer neuen Forderungen Fischers zu unterwerfen. Spassky: “Ein paar Tage vor der dritten Partie telefonierte ich eine halbe Stunde mit Pavlov [Sergei Pavlov, Minister für Sport in der UdSSR], der verlangte, dass ich ein Ultimatum stellen sollte, dass weder Fischer, noch die Organisatoren oder auch FIDE-Präsident Max Euwe akzeptieren konnten. Das wäre das Ende des Wettkampfs gewesen. Unsere gesamte Unterhaltung bestand aus dem nicht-enden-wollenden Austausch zweier Sätze: 'Boris Vasileyvich, Sie müssen das Ultimatum stellen!' - 'Sergey Pavlovich, ich werde den Wettkampf spielen!' Nach diesem Telefongespräch lag ich drei Stunden im Bett. Ich zitterte. Ich habe die dritte Partie gespielt und Fischer damit gerettet. Im Prinzip habe ich damit meine Kapitulation des Wettkampfs unterschrieben."
Jahrzehnte später brachte er sein Dilemma noch einmal auf den Punkt: "Es gab nur eine Möglichkeit, wie ich den Wettkampf gewinnen konnte: vor der dritten Partie, als Bobby anfing, sich zu beklagen, hätte ich mich weigern können, zur Partie anzutreten und sie stattdessen kampflos verlieren können. Ich habe das überlegt, aber ich war der König des Schachs und konnte mein Wort, das ich gegeben hatte, nicht brechen. Ich hatte versprochen, diese Partie zu spielen. Am Ende habe ich meinen Kampfgeist ruiniert…"

Die vierte Partie, ein spannendes Remis, trug auch nicht zu einer besseren Stimmung bei. Efim Geller [oben links und im Titelbild] war Spasskys Freund und treuer Sekundant. Er hatte eine Variante vorbereitet, um den Sozin-Angriff, den Fischer sein ganzes Leben lang gespielt hatte, platzen zu lassen. Als die Stellung aufs Brett kam, überlegte Spassky 45 Minuten lang, wich dann aber von der Variante ab, die sie vorbereitet hatten und ließ Fischer ins Remis entwischen. Für Geller war das besonders bitter. Seine Rivalität mit Fischer ging bis in die 60er Jahre zurück und ihre letzte Partie, die beim Interzonenturnier 1970 gespielt wurde, hatte Fischer gewonnen. Dann kam die vernichtende fünfte Partie. Spassky hätte ein scharfes taktisches Duell haben können, aber stattdessen wurde er in einer langen Manövrierpartie überspielt und am Ende durch ein Versehen von seinem Elend erlöst.
Schattenkriege
In der sechsten Partie war der Weltmeister immer noch groggy und angeschlagen. Die Treffer, die er einstecken musste, zeigten Wirkung. Aber was war mit Fischer? Er konnte wohl kaum noch einmal 1.e4 spielen, ohne in ein Sizilianisches Minenfeld zu geraten, das Geller & Co. vorbereitet hatten. Also griff er zu Plan B und eröffnete mit 1.c4. Das hätte eigentlich keine Überraschung für Spassky und Geller sein sollen. Im Interzonenturnier 1970 hatte Fischer gegen Polugayaevsky bereits Englisch gespielt, und in dieser Partie konnte sich sein Gegner nach ein paar bangen Momenten ins Remis retten. In der letzten Runde des Interzonenturniers hatte Fischer dann gegen Oscar Panno gespielt und mit 1.c4 eröffnet, aber sein Gegner trat aus Protest gegen die geänderten Spielzeiten nicht zur Partie an und verlor kampflos.
All das hätte die Sowjets aufhorchen lassen sollen. Aber das geschah nicht. In den Kandidatenwettkämpfen mit Taimanov, Larsen und Petrosian hatte Fischer stets mit 1.e4 eröffnet. Deshalb wurde die Möglichkeit, dass Fischer im ersten Zug nicht seinen e-Bauern ziehen würde, nicht so stark in Betracht gezogen, wie es hätte geschehen sollen. Allein Geller machte sich Sorgen, denn er wollte, dass Spassky auf alle Eventualitäten vorbereitet war. Aber Spassky blieb gelassen. Wenn seine Sekundaten ihn fragten: "Und wenn Bobby 1.d4 spielt?", dann gab er stets die gleiche faule Antwort: "Dann spiele ich einfach das Makogonov-Bondarevsky-System. Was soll da schon passieren?" Geller wusste jedoch, wie sehr sich Spassky hier irrte, und zeigte ihm die folgende Partie:
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1.d4 d5 2.c4 e6 3.Nc3 Be7 4.Nf3 Nf6 5.Bg5 h6 6.Bh4 0-0 7.e3 b6 8.cxd5 Nxd5 9.Bxe7 Qxe7 10.Nxd5 exd5 11.Rc1 Be6 12.Qa4 c5 13.Qa3 Rc8 14.Bb5!?N 14.Be2 14...a6? 15.dxc5 bxc5 15...Rxc5?! 16.0-0 16.0-0 Ra7 16...Qb7 17.Ba4! Qb6 18.Ne5 17.Be2 a5 17...Nd7 18.Rc3 Nd7 19.Rfc1 Re8? 19...Bg4 20.h3 20.Bb5!± Bg4 21.Nd2? 21.Rxc5! Nxc5 22.Bxe8 Bxf3 23.Qxc5 Qg5 24.g3 Ra8 25.Bb5± 21...d4! 22.exd4 cxd4 23.Qxe7 Rxe7 24.Rc8+ Kh7 25.Nb3 Ne5 26.Rd8 Rac7? 26...d3! 27.Bxd3+ 27.Rcc8 a4 28.Nd4 Reb7 27...Nxd3 28.Rxd3 Be6= 27.Rxc7 Rxc7 28.f4 Bd7 28...Nc6? 29.Rd6 Ne7 30.Nxd4 29.fxe5? 29.Bxd7! Nxd7 30.Nxa5± 29...Bxb5 30.Nxd4 30.Rxd4? a4! 31.Nd2 Rc1+ 32.Kf2 Rc2 33.Ke3 Rxb2 30...Rc1+? 30...Rc5! 31.Kf2 Rd1 32.Rd6 1–0
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Furman,S | - | Geller,E | - | 1–0 | 1970 | D59 | Moscow | |
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Eine seltsame Partie, die am Ende von beidseitigen Fehlern geprägt war! Aber Geller machte sich Sorgen, weil seine Lieblingseröffnung gegen 1.d4 einen schweren Schlag erlitten hatte. Als Eröffnungskenner kommentierte er diese Partie im Schachinformator und schlug eine Verbesserung für Schwarz vor, die sich allerdings am Ende als ungenügend erweisen sollte.

Geller (links) und Furman (rechts), mit dem jungen Anatoly Karpov in der Mitte. Furman war lange Jahre der Mentor und Trainer von Karpov.
Auf der anderen Seite des Ozeans, Tausende von Meilen entfernt, schaute sich ein amerikanischer Großmeister die gleiche Partie mit leuchtenden Augen auf seinem Taschenschach an. Das war Fischer. Er hatte einen Weg gefunden, Spassky zu schlagen! Aber wie wusste er, dass Spassky diese Variante spielen würde? Die Antwort darauf stand im "Roten Buch", die Spassky-Bibel, die er Tag und Nacht verschlungen hatte.
In den 1950ern verkündete Dr. Edward Wildhagen ein ehrgeiziges Projekt namens Weltgeschichte des Schachs. Er hatte die Idee, alle Partien der großen Schachspieler zu veröffentlichen und alle fünf Züge ein Diagramm einzufügen, damit man die Partien ohne Brett und Figuren nachspielen konnte. 16 Bände der Reihe wurden veröffentlicht, jeder Band war einem anderen bedeutenden Spieler gewidmet. In dem Band, der Spassky gewidmet war, hatte Fischer zwölf Partien entdeckt, die Spassky mit dieser Variante des Damengambits gespielt hatte. Spassky hatte keine dieser Partien verloren, aber auch keine gewonnen: die Variante war Teil seines Remis-Arsenals. Die Partie Furman-Geller inspirierte Fischer zu einer Idee, wie er Spassky aus seinem schützenden Panzer locken konnte.

Was dann in der sechsten Partie des Wettkampfs geschah, hat GM Robert Byrne in Chess Life & Review, Oktober 1972, Seiten 607-609 (die Seiten von CL&R wurden pro Jahrgang das gesamte Jahr hindurch durchgehend nummeriert) lebhaft geschildert:
Wie die zweite Wettkampfwoche hat Bobby auch die dritte Wettkampfwoche dominiert und 2½ Punkte aus 3 Partien geholt, und sich so eine Zwei-Punkte-Führung im Wettkampf gesichert. Manche sagen, Boris spielt schlecht. Aber das stimmt nicht—er bekommt überhaupt gar keine Chance, zu spielen. Fischer schlägt so hart zu, meistens in der Eröffnung, dass Spassky gar nicht zeigen kann, wie gut er ist. Wie kann ein phantastischer Angriffsspieler seine Kunststücke vorführen, wenn er keine Stellung bekommt, in der auch nur eine Salve abfeuern darf?
Der größte Schlag für Spasskys Selbstvertrauen war die sechste Partie. Zum ersten Mal in seinem Leben spielte Fischer das Damengambit, das er immer als "langweilig und remis" abgetan hatte. Und er schlug Spassky, der noch nie eine Partie mit seiner geliebten Tartakower-Variante verloren hatte! Die nackten Fakten sind so verblüffend, dass man sie nicht ausschmücken muss. Schauen Sie sich einfach die Partie an.

Fischer und Spassky in Reykjavik [Foto Skáksamband Íslands – Isländischer Schachverband]
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1.c4 e6 2.Nf3 d5 3.d4 Nf6 4.Nc3 Be7 5.Bg5 0-0 6.e3 h6 7.Bh4 b6 8.cxd5 Nxd5 9.Bxe7 Qxe7 10.Nxd5 exd5 11.Rc1 Be6 12.Qa4 c5 13.Qa3 Rc8 14.Bb5! a6 15.dxc5 bxc5 16.0-0 Ra7 16...Qb7 17.Be2 Nd7 18.Nd4 Qf8 18...Nf8 19.Nxe6 fxe6 20.e4! d4 20...dxe4 21.Bc4 Qe7 22.Rfe1 Nf6 23.f3 Kh8 24.fxe4 e5 25.Rcd1 21.f4 Qe7 21...e5 22.fxe5 Qe7 23.e6 22.e5 Rb8 23.Bc4 Kh8 23...Nb6? 24.Qb3 24.Qh3 Nf8 24...Rxb2 25.Bxe6 25.b3 a5 26.f5 exf5 27.Rxf5 Nh7 28.Rcf1 28.Rf7 Ng5 28...Qd8 29.Qg3 Re7 30.h4 Rbb7 31.e6 Rbc7 31...Qc7 32.Rf8+ 32.Qe5 Qe8 33.a4 Qd8 34.R1f2 Qe8 35.R2f3 Qd8 36.Bd3 Qe8 37.Qe4 Nf6 37...Rxe6? 38.Rf8+ Nxf8 39.Rxf8+ Qxf8 40.Qh7# 38.Rxf6! gxf6 39.Rxf6 Kg8 40.Bc4 Kh8 41.Qf4 41.Qf4 Rc8 41...Kg8 42.Qxh6 -- 43.Rg6+ 42.Rxh6+ Kg8 43.Qg4+ Rg7 44.e7+ Qf7 45.Qxc8# 1–0
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Fischer,R | 2785 | Spassky,B | 2660 | 1–0 | 1972 | D59 | Reykjavik World Championship Game 6 | 6 |
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Die sechste Partie war ein Klassiker, den Miguel Najdorf, oben in der Mitte des Bildes zu sehen, während des Wettkampfs in Reykjavik mit einer Mozart-Symphonie verglich! Die sechste Partie wurde von einer Reihe von Zeitgenossen wie Samuel Reshevsky, Reuben Fine, Svetozar Gligoric, C.H.O’D Alexander und anderen kommentiert.

Ungefähr zur gleichen Zeit unterzog ein junger Jan Timman [oben in einem 1968 aufgenommenen Bild von Chess Diagonals zu sehen] die Partie einer eigenständigen Untersuchung, und daran nahmen sich Yasser Seirawan und Graham Burgess ein Beispiel und lieferten nützliche Korrekturen und Ergänzungen vorheriger Analysen. Das letzte Wort sprach dann Garry Kasparov. ChessBase bietet ein Update:
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1.c4 e6 2.Nf3 d5 3.d4 Nf6 4.Nc3 Be7 5.Bg5 0-0 6.e3 h6 7.Bh4 b6 8.cxd5 Nxd5 9.Bxe7 Qxe7 10.Nxd5 exd5 11.Rc1 Be6 12.Qa4 c5 13.Qa3 Rc8 14.Bb5!? 14.Be2 14...a6? 14...Nd7 15.Bxd7 Bxd7 16.dxc5 bxc5 17.0-0 14...Qb7! 15.dxc5 bxc5 16.Rxc5 Rxc5 17.Qxc5 Na6! 15.dxc5 bxc5 15...Rxc5 16.0-0 16.0-0 Ra7? 16...Qb7 17.Ba4 c4 18.Nd4 Qb6 19.Rfd1 Nd7 20.Nxe6 Qxe6 21.e4± 16...Nc6 17.Bxc6 Rxc6 18.Ne5 Rc7 19.Rfd1 16...Qa7 17.Be2 17.Ba4? a5! 17...Nd7 18.Rfd1 17.Be2 Nd7 17...a5 18.Rc3 Nd7 19.Rfc1 Re8 20.Bb5 18.Nd4! Qf8? 18...Nf6! 19.Nb3 Rac7!∞ 19...c4 20.Qxe7 Rxe7 21.Nd4 a5= 19.Nxe6 fxe6 20.e4! 20...d4? 20...c4 21.Qh3 Rc6! 21...Nc5?! 22.b4 cxb3 23.axb3 22.b3 Nb6 23.Rfd1 21.f4 Qe7 22.e5 Rb8?! 22...Nb6 23.Qd3! 23.f5 c4 23...Nd5 24.Qe4 Qf7 25.f5 Ne3 26.fxe6 Qxe6 27.Bd3 Rf7 28.Qh7+ Kf8 29.Rxf7+ Qxf7 30.Bc4! Nxc4 31.Rf1+- 23.Bc4 Kh8 23...Nb6? 24.Qb3! 24.Qh3 Nf8 24...Rxb2 25.Bxe6 Rab7 26.Rce1± 25.b3 a5 26.f5 exf5 27.Rxf5 Nh7 27...Ng6? 28.Qg3! 28.Rf7? Qg5! 28...Qe8 29.Rcf1 27...Ne6? 28.Bxe6 Qxe6 29.Rf8++- 28.Rcf1 28.Rf7? Ng5 29.Rxe7 Nxh3+ 30.gxh3 Rxe7-+ 28...Qd8 28...Rf8? 29.Rxf8+ Nxf8 30.Qc8+- 29.Qg3 Re7 30.h4! 30.Rf7? Rxf7 31.Rxf7 Qg5 30...Rbb7 31.e6 Rbc7 32.Qe5 Qe8 33.a4 Qd8 34.R1f2 Qe8 34...d3? 35.Rd2+- 35.R2f3 Qd8 36.Bd3 Qe8 36...Qg8 37.Rf7 Rxf7 38.exf7 Rxf7 39.Bc4+- 37.Qe4! Nf6 37...Rxe6?? 38.Rf8+! Nxf8 39.Rxf8+ Qxf8 40.Qh7# 38.Rxf6!+- gxf6 39.Rxf6 Kg8 40.Bc4 Kh8 41.Qf4 1–0 - Start an analysis engine:
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Fischer,R | 2785 | Spassky,B | 2660 | 1–0 | 1972 | D59 | Reykjavik World Championship Game 6 | |
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Bedenkzeiten
Hier sind die Bedenkzeiten beider Spieler für die sechste Partie. Aufgezeichnet wurden sie von Lawrence Stevens, der beim Wettkampf in Reykjavik als Zuschauer dabei war und die Bedenkzeit mit Hilfe der Übertragung vor Ort notiert hat:
Game 6, July 23rd, 1972
Fischer Spassky White Black 1. c4 (0:08) e6 (0:02) 2. Nf3 (0:11) d5 (0:03) 3. d4 (0:11) Nf6 (0:03) 4. Nc3 (0:11) Be7 (0:03) 5. Bg5 (0:11) 0-0 (0:04) 6. e3 (0:12) h6 (0:04) 7. Bh4 (0:13) b6 (0:08) 8. cxd5 (0:13) Nxd5 (0:08) 9. Bxe7 (0:14) Qxe7 (0:08) 10. Nxd5 (0:14) exd5 (0:08) 11. Rc1 (0:14) Be6 (0:09) |
12. Qa4 (0:14) c5 (0:12) 13. Qa3 (0:14) Rc8 (0:16) 14. Bb5 (0:15) a6 (0:19) 15. dxc5 (0:19) bxc5 (0:23) 16. 0-0 (0:20) Ra7 (0:36) 17. Be2 (0:23) Nd7 (0:52) 18. Nd4 (0:28) Qf8 (1:11) 19. Nxe6 (0:39) fxe6 (1:11) 20. e4 (0:42) d4 (1:13) 21. f4 (0:47) Qe7 (1:19) 22. e5 (0:51) Rb8 (1:23) 23. Bc4 (1:02) Kh8 (1:33) 24. Qh3 (1:03) Nf8 (1:36) 25. b3 (1:08) a5 (1:36) 26. f5 (1:12) exf5 (1:38) 27. Rxf5 (1:12) Nh7 (1:42) |
28. Rcf1 (1:15) Qd8 (1:48) 29. Qg3 (1:20) Re7 (1:54) 30. h4 (1:28) Rbb7 (1:57) 31. e6 (1:38) Rbc7 (1:59) 32. Qe5 (1:47) Qe8 (2:05) 33. a4 (1:48) Qd8 (2:12) 34. R1f2 (1:53) Qe8 (2:12) 35. R2f3 (1:53) Qd8 (2:12) 36. Bd3 (1:57) Qe8 (2:16) 37. Qe4 (1:58) Nf6 (2:18) 38. Rxf6 (1:58) gxf6 (2:18) 39. Rxf6 (1:58) Kg8 (2:25) 40. Bc4 (1:59) Kh8 (2:28) 41. Qf4 (2:04) 1-0 |
"Minen explodieren immer" – Efim Geller
Diese Partie hatte ein unbeabsichtigtes Nachspiel. Als Spassky nach der Partie niedergeschlagen zu seinen Sekundaten zurückkam, fragte ihn Geller, warum er nicht 14…Db7 gespielt hatte, was das gesamte weiße Konzept nach 14.Lb5!? widerlegt hätte. Schließlich hätte er die ganze Variante mit Boris während der Vorbereitung auf den Wettkampf analysiert. Der Weltmeister konnte oder wollte sich nicht während der Partie nicht an diese Analysen erinnern und ohnehin war das die letzte Variante, mit der er an diesem verhängnisvollen Tag gerechnet hatte. Ein Jahr später probierte Jan Timman das gleiche Abspiel gegen Geller, und die Mine, die für Fischer gedacht war, explodierte. Hier ist die Partie:
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1.d4 d5 2.c4 e6 3.Nc3 Be7 4.Nf3 Nf6 5.Bg5 0-0 6.e3 h6 7.Bh4 b6 8.cxd5 Nxd5 9.Bxe7 Qxe7 10.Nxd5 exd5 11.Rc1 Be6 12.Qa4 c5 13.Qa3 Rc8 14.Bb5!? 14.Be2 14...Qb7!N 14...a6? 15.dxc5 bxc5 16.0-0 Ra7 17.Be2 15.dxc5 bxc5 16.Rxc5 Rxc5 17.Qxc5 17...Na6! 18.Bxa6 18.Qc6? Qxc6 19.Bxc6 Rb8! 20.b3 20.0-0 Rxb2 20...Rc8 18...Qxa6 19.Qa3 Qc4 20.Kd2? 20.Qc3 Rb8! 20...Qxa2? 21.0-0 21.Qxc4 dxc4 22.b3 cxb3 23.axb3 Rxb3 24.0-0 Rb2 20...Qg4 21.Rg1 d4! 22.Nxd4 22.exd4 Rb8 22...Qh4 23.Re1 Qxf2+ 24.Re2 Qf1 25.Nxe6 fxe6 26.Qd6 Kh8 27.e4 Rc8 28.Ke3 Rf8 29.Rd2 29.Kd2 e5! 29...e5!-+ 30.Qxe5 Qe1+ 31.Re2 Qg1+ 32.Kd3 Rd8+ 33.Kc3 Qd1 34.Qb5 Qd4+ 35.Kc2 a6 36.Qxa6 Qc5+ 0–1 - Start an analysis engine:
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Timman,J | 2480 | Geller,E | 2590 | 0–1 | 1973 | D59 | Hilversum | |
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Leider hat Spassky nicht von Gellers Entdeckung profitiert. Was Fischer betrifft, so war er klug genug, Furmans Neuerung im weiteren Verlauf des Wettkampfs nicht zu wiederholen.
Die Eröffnungstheorie hat seit 1972 große Fortschritte gemacht, aber wenn Sie wissen wollen, wie man Damengambit spielt, dann bietet einer der größten Schachspieler aller Zeiten seine Hilfe an: Garry Kasparov:
Eröffnungstraining mit Garry Kasparov! Kasparovs Eröffnungsvorbereitung war und ist legendär und auf dieser DVD zeigt er die Geheimnisse des Damengambits.
Partie sieben
Robert Byrne schrieb in Reykjavik:
"Es sah vielleicht so aus, als hätte Boris in der 7. Partie Möglichkeiten gehabt, aber all das war immer nur eine raffinierte Provokation von Fischer. Er manövrierte zuversichtlich durch das verschlungene Labyrinth seiner vorbereiteten Analysen, was Boris allerlei Möglichkeiten gab, Schwarz an der Rochade zu hindern, aber nichts von dauerhaftem Wert. Schon bald befand sich Boris mit einem Bauern weniger und in Verluststellung auf dem Rückzug. Wäre Fischer nicht allzu siegessicher gewesen, dann hätte er leicht gewonnen und Spassky eine Zu-Null-Woche beschert, anstatt einen halben Punkt liegen zu lassen."
Hier ist Partie 7, mit den Anmerkungen von Robert Byrne in Chess Life and Review, Oktober 1972, S. 608-609.
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1.e4 c5 2.Nf3 d6 3.d4 cxd4 4.Nxd4 Nf6 5.Nc3 a6 6.Bg5 e6 7.f4 Qb6 8.Qd2 Qxb2 9.Nb3 Qa3 10.Bd3 10.Bxf6 gxf6 11.Be2 10...Be7 11.0-0 h6! 12.Bh4 Nxe4! 13.Nxe4 Bxh4 14.f5 14.Nxd6+? Qxd6 15.Bb5+ Ke7 14...exf5 15.Bb5+ axb5 16.Nxd6+ 16...Kf8 16...Ke7 17.Qe3+ Kxd6 17...Kf6 18.Nxf5! Bxf5 19.Rxf5+ Kxf5 20.Rf1+ Kg6 21.Qe4+ Kh5 22.g4+ Kg5 23.Qf5# 18.Rad1+ Kc7 19.Qe5+ Kb6 20.Qd4+ 17.Nxc8 Nc6 18.Nd6 18.Qd7 g6 19.Nd6 19.Qxb7 Qa6 19...Be7 20.Nxb5 20.Nxf5 Qa7+ 21.Nfd4 21.Kh1 Rd8 22.Qc7 gxf5 21...Nxd4 22.Qxd4 Qxd4+ 23.Nxd4 Bc5 20...Qa6 21.Qd3 18...Rd8 19.Nxb5 Qe7 19...Rxd2 20.Nxa3 Rd5 21.Nc4 g6 22.Rad1 Rxd1 23.Rxd1 Ke7 24.Nc5 20.Qf4 g6 21.a4 Bg5 22.Qc4 Be3+ 23.Kh1 f4 24.g3 g5 25.Rae1 Qb4 26.Qxb4+ Nxb4 27.Re2 Kg7 27...Nc6 28.Na5 b6 29.Nc4 Nd5 30.Ncd6 Bc5? 30...Kg6 31.Nxf7? Kxf7 32.c4 Kg6 33.cxd5 Rxd5 31.Nb7 Rc8 32.c4 Ne3 33.Rf3 Nxc4 34.gxf4 g4 35.Rd3 h5 36.h3 Na5 37.N7d6 Bxd6 38.Nxd6 Rc1+ 39.Kg2 Nc4 40.Ne8+ Kg6 41.h4! 41...f6 42.Re6 Rc2+ 43.Kg1 Kf5 43...Kf7 44.f5 Rxe8 45.Rd7+ Kf8 46.Rxf6+ 44.Ng7+ Kxf4 45.Rd4+ Kg3 46.Nf5+ Kf3 47.Ree4 Rc1+ 48.Kh2 Rc2+ 49.Kg1 ½–½ - Start an analysis engine:
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Spassky,B | 2660 | Fischer,R | 2785 | ½–½ | 1972 | B97 | Reykjavik World Championship (7) | 7 |
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Damit stand es nach sieben Partien 4-3 für Fischer.

– Fortsetzung folgt –
Vorherige Artikel
Vor 45 Jahren – Bobby Fischer in Island (1)
In der letzen Juniwoche 1972 war die Schachwelt im Aufruhr. Der Weltmeisterschaftskampf zwischen Titelverteidiger Boris Spassky und Herausforderer Bobby Fischer sollte am 1. Juli in Reykjavik beginnen. Aber von Fischer war in der isländischen Hauptstadt nichts zu sehen. Die Eröffnungsfeier fand ohne ihn statt und die 1. Partie, die am 2. Juli gespielt werden sollte, wurde verschoben. Doch in den frühen Morgenstunden des 4. Juli traf Fischer schließlich in Reykjavik ein. Frederic Friedel berichtet.
Vor 45 Jahren – Bobby Fischer in Island (2)
Das legendäre "Match des Jahrhunderts" zwischen Boris Spassky und Bobby Fischer wurde in der Laugardalshöllin in Reykjavik gespielt. Dies ist Islands größte Sportarena, 5.500 Zuschauer haben hier Platz. Auch Konzerte finden hier statt - Led Zeppelin, Leonard Cohen und David Bowie haben hier schon gespielt. 45 Jahre nach dem Spassky-Fischer Spektakel besuchte Frederic Friedel die Laugardalshöllin und hat ein paar Schätze entdeckt.
Vor 45 Jahren - Bobby Fischer in Island (3)
Am 11. Juli 1972 begann das legendäre "Match des Jahrhunderts" zwischen Boris Spassky und Bobby Fischer endlich. Doch Fischer kam zu spät zur ersten Partie, der Straßenverkehr hatte ihn aufgehalten. Fischer hatte in der ersten Partie Schwarz und spielte zur allgemeinen Überraschung nicht wie meist Grünfeld oder Königsindisch, sondern Nimzo-Indisch. Die Partie verlief in ruhigen Bahnen und die meisten Experten rechneten mit einem Remis. Doch dann, im 29. Zug, nahm Fischer einen vergifteten Bauern. "Ein Zug und wir machen in der ganzen Welt Schlagzeilen!", kommentierte einer der Organisatoren glücklich.
Vor 45 Jahren – Bobby Fischer in Island (4)
Bobby Fischer, Herausforderer und Favorit im WM-Kampf gegen Boris Spassky in Reykjavik 1972, verlor die erste Wettkampfpartie auf dramatische Weise. Fischer erklärte, ihn hätten die Kameras gestört. Zur zweiten Partie trat der Amerikaner aus Protest nicht an und verlor kampflos. Damit lag er im Wettkampf 0-2 zurück. Fischer hatte schon einen Rückflug nach New York gebucht, aber spielte die dritte Partie dann doch – in einem Raum hinter der Bühne!
Vor 45 Jahren - Bobby Fischer in Island (5)
Nach drei Partien stand es im Match des Jahrhunderts 2:1 für den amtierenden Weltmeister. In Partie vier spielte Spassky eine gut vorbereitete Variante des Sizilianers und erhielt starken Angriff. Fischer verteidigte sich zäh und die Partie endete mit Remis. Dann folgte eine Schlüsselpartie, über die GM Robert Byrne, US-Meister 1972 und Korrespondent der New York Times und Chess Life, berichtet hat. In Reykjavik verfolgte Schachenthusiast Lawrence Stevens aus Kalifornien die Partien besonders aufmerksam: er schrieb per Hand auf, wie viel Bedenkzeit die Spieler für jeden Zug verbraucht hatten.