Im dritten Teil des Tutorials über die Arbeit am Eröffnungsrepertoire mit Fritz 18 hatte ich gezeigt, wie man sein individuelles Repertoire mit Hilfe des Features "Meine Züge" und des Prinzips "Zug-um-Zug" bei Null anfangend aufbauen kann. Tatsächlich ist es aber nicht immer notwendig, und häufig gar nicht gewünscht, "Amerika neu zu entdecken", da bereits erstelltes Material vorhanden ist und in das Eröffnungsrepertoire eingegliedert werden soll.
0.
Ausgangspunkt
Ich starte Fritz 18 über den Menüpunkt "Eingeben und Analysieren". Sodann gehe ich auf "Meine Züge" und lade mein schwarzes Eröffnungsrepertoire. Das Eröffnungsrepertoire in seiner bisherigen Form erscheint auf dem Bildschirm und sobald ich auf den Zug 1.d4 klicke,
wird deutlich, dass an dieser Stelle mein Eröffnungsrepertoire eher rudimentär ist. Es ist an der Zeit, hier Lücken zu schließen.
1.
Zusammenarbeit mit dem ChessBase-Eröffnungslexikon
Eine gute Quelle von Ideen oder grundlegenden Artikeln für das eigene Eröffnungsrepertoire ist das Eröffnungslexikon 2022 (chessbase.com) Da ich das Eröffnungslexikon auf dem Rechner habe, kann ich es über Datei ⇒ Öffnen ⇒ Datenbank ansteuern:
Im Eröffnungslexikon selbst habe ich dann zunächst "Ideen für Ihr Repertoire" gewählt. Von dort aus ging es weiter über Halbgeschlossene Eröffnungen ⇒ Grünfeldindische Verteidigung ⇒ Abtauschvariante zu einem konkreten Artikel von Großmeister Krasenkow, der mich trotz einiger leidvoller Erfahrungen in der letzten Zeit (in Blitzpartien) optimistisch für die Zukunft stimmte.
2.
Artikel in das Repertoire einpflegen
Das "Zug-um-Zug"- Feature gibt dem Anwender tatsächlich die Möglichkeit, neue Ideen, neue Varianten, neue Züge in sein Repertoire einzupflegen (mit der Betonung auf "pflegen"). Ich bin den Artikel durchgegangen und habe die Beispielspartien, die im Artikel genannt sind, durch einen Klick auf diese auf den Bildschirm gerufen und mir angeschaut.
Partien können durch einen Klick auf den Link geöffnet und am Bildschirm nachgespielt werden.
Entschließe ich mich, eine Variante in das Repertoire aufzunehmen, so habe ich an der passenden Stelle eines der weißen Sternchen – unterhalb der Notation, in der Tool-Leiste –
betätigt. Schauen wir uns hierzu ein Beispiel an:
Diese Partie ist eine der ersten, die in dem Artikel erörtert wird. Nachdem ich mir die Partie, die Varianten und die Anmerkungen dazu angeguckt habe, habe ich mich entschlossen, den Zug 14. - Sc5 als "Mein Zug" zu markieren, indem ich auf das weiße Sternchen klickte.
Dies ist zwar relativ früh in der Variante (und in der Partie). Aber ich habe mir gesagt, dass es nicht die beliebteste aller Varianten ist, und dass ich als Schwarzer in der Lage sein sollte, die Stellung zu spielen, auch wenn ich die "Theorie" nur bis 14. - Sc5 auswendig kenne. Ich setze hier lieber auf mein Selbstvertrauen als auf mein Gedächtnis. Erstellt man sein eigenes Repertoire, so sollte man auch berücksichtigen, dass es zu den eigenen Fähigkeiten passt.
Ein weiterer Vorteil des "Zug-um-Zug "-Features wird hier deutlich: Jeder Anwender kann den Grad an Tiefe verwenden, der den persönlichen Wünschen und Fähigkeiten entspricht.
Auf die beschriebene Art und Weise arbeite ich den ganzen Artikel von Krasenkow durch. Nicht in jeder Partie finde ich eine Variante, die mich überzeugt, aber am Ende des Tages habe ich ein Repertoire zusammengestellt, mit dem ich zufrieden und für die kommenden Herausforderungen gerüstet bin.
Nachdem ich den Eröffnungs-Artikel auf diese Weise bearbeitet und mir die für mich passenden Varianten ausgeprägt habe, stelle ich fest, dass ich ein bisschen etwas über Schach gelernt habe, etwas über die Grünfeld-Indische Verteidigung und mein Repertoire auf einen aktuelleren Stand bracht habe. Letzteres wird mich in die Lage versetzen, in den nächsten Tagen durch den "Drill" zu überprüfen, wie nachhaltig der Erkenntniszuwachs ist.
3.
Zusammenarbeit mit Fritz-Videotrainern
Nicht immer ist sinnvoll, die Varianten einzeln in das Repertoire zu übernehmen. Liegt zum Beispiel eine Analyse eines Variantenkomplexes vor, der in sich stimmig ist, so macht es mehr Sinn, den gesamten Variantenkomplex mit einem Arbeitsgang in das Eröffnungsrepertoire zu integrieren, als jede Variante einzeln. Insbesondere in den Fällen, in denen man die Varianten schon kennt oder gar selbst analysiert hat. In Fritz 18 wird dieser Wunsch durch das Feature "In meine Züge hochladen" unterstützt.
Das angesprochene Feature findet sich unter Eröffnung ⇒ "In meine Züge hochladen".
Nehmen wir als Beispiel einen Artikel von Markus Ragger, veröffentlicht auf seinem Kurs über Grünfeld Indisch, Kraftvoll Eröffnen, Bd. 2, hier Russische Systeme mit frühem Db3/Da4+:
Der hier durch den Autor vorgeschlagene Variantenkomplex ist ein in sich stimmiges Repertoire, das hinsichtlich der Zugfolgen auch zu den sonstigen Repertoirevorschlägen passt. Es macht also Sinn, diesen Variantenkomplex als Ganzes in das Repertoire zu integrieren, und nicht in jeder Variante einzeln. Dies ist möglich durch das Feature Eröffnung ⇒ In Mein Repertoire hochladen". Klickt man auf diesen Button, so muss man zunächst wählen, ob der geöffnete Variantenkomplex in das Weiß- oder Schwarz-Repertoire hochgeladen werden soll.
Guckt man sich jetzt das Eröffnungsrepertoire an, so wird deutlich, dass der gesamte Variantenkomplex übernommen wurde.
Die hinter den jeweiligen schwarzen Zügen angezeigten Sternchen zeigen, welche Varianten das Programm im Einzelnen aufgenommen hat.
Natürlich werden nicht immer alle Varianten, die im Rahmen einer Analyse auf den Fritztrainer-DVDs gezeigt werden, für das eigene Repertoire relevant sein. Aber auch in diesen Fällen ist es ohne weiteres möglich, nur einzelne Varianten, die in dem Kurs erläutert worden sind, einfach in das Repertoire aufzunehmen.
Bei den Fritz Trainer DVDs befinden sich die weißen Sternchen, mit denen das Repertoire gepflegt wird, in der Tool-Leiste, die unterhalb der Notation angezeigt wird. Es ist also möglich, während die DVD läuft, Varianten, die einen überzeugt haben, im eigenen Eröffnungsrepertoire zu speichern, indem man eines der beiden Sternchen anklickt. Noch etwas eleganter ist es allerdings, das Video an den passenden Stellen anzuhalten, einen Moment über die Variante nachzudenken und sich dann zu entscheiden, ob man sie in das eigene Eröffnungsrepertoire aufnehmen will oder nicht.
Entscheidet man sich dafür, eine Variante in das eigene Eröffnungsrepertoire aufzunehmen, so wechselt die Anzeige von der Notation in "Meine Züge". Nachdem man überprüft hat, dass das Programm auch die beabsichtigte Variante in das Eröffnungsrepertoire aufgenommen hat, klickt man erneut auf Notation, wechselt somit wieder zur Variantenansicht des Videobeitrages, und lässt dann das Video weiterlaufen, um auch den restlichen Inhalt daraufhin zu überprüfen, ob er für das eigene Eröffnungsrepertoire von Belang ist.
4.
Bereinigen des Eröffnungsrepertoires
Im Laufe der Zeit wird sich immer wieder die Notwendigkeit ergeben, einzelne Varianten aus dem Repertoire zu löschen. Sei es, weil sie einen nicht mehr gefallen oder sei es, weil sie objektiv schlecht geworden sind. Oder es erweist sich, dass sich die Bedeutung der Varianten zueinander verschoben hat. Daraus kann die Notwendigkeit entstehen, eine andere Variante als bisher zur Hauptvariante zu machen.
4.1
Vorbereitung des Löschens
Bevor man das Eröffnungsrepertoire durch Löschen oder Verschieben von Varianten verändert, ist es sinnvoll, zuvor eine Sicherungskopie zu erstellen. Eine Empfehlung dazu wäre, dass man eine Datenbank angelegt mit einem Titel wie "Repertoire Sicherungen". Sodann öffnet man ein Brett und betätigt die Buttons "Lade Weiß" bzw. "Lade Schwarz". Das entsprechenden Eröffnungsrepertoire wird angezeigt. Mithilfe der Funktion "Als Neue Partie Speichern"
besteht nun die Möglichkeit, den Repertoirebaum als Variante/Partie in dieser Sicherungsdatenbank zu speichern.
4.2
Einsatz der Sicherungskopie
Sollte das eigene Eröffnungsrepertoire, durch einen Bedienungsfehler oder anderen Gründen, verloren gehen oder beschädigt werden, so hat man stets die Möglichkeit, auf diese Sicherungskopie zurückzugreifen. Dazu verfährt man wie folgt:
Nachdem man zuvor das fehlerhafte Eröffnungsrepertoire gelöscht hat wird die Sicherungskopie als eigenständige Partie geöffnet. Sodann die Sicherungskopie über das Feature "In Mein Repertoire hochladen" einpflegen.
4.3
Varianten löschen
Soll eine Variante gelöscht werden, so gehen Sie an den ersten Zug der Variante und markieren diese mit der Maus. Danach klicken Sie unten in der Tool-Leiste auf den Button "Variante löschen".
Dadurch wird die gesamte markierte Variante, einschließlich eventueller Untervarianten, gelöscht. Seien Sie aber vorsichtig! Das Löschen der Varianten ist endgültig.
4.4
Varianten aufwerten
Soll eine Variante aufgewertet werden, also von einer Nebenvariante zu einer Hauptvariante werden, so markiert man mit der Maus den Zug, an dem die aufzuwertende Variante beginnt. Danach betätigt man die rechte Maustaste und erhält verschiedene Optionen. Klicken Sie auf "Variante aufwerten".
Die ausgewählte Variante wird aufgewertet und das Programm organisiert die Struktur der Varianten entsprechend dieser Aufwertung neu.
4.5
Repertoire komplett löschen
Um "Mein Repertoire" komplett zu löschen (und so Platz für ein Neues zu schaffen) gehen Sie zunächst auf einen der Startzüge der Variante, also den ersten Zug von Weiß. Danach gehen Sie mit der Cursortaste nach links in die Grundstellung.
In der Grundstellung klicken Sie in der Toolleiste auf den Button für "Rest löschen". Gegebenenfalls müssen Sie, sollte es mehrere weiße Anfangszüge geben, den Vorgang wiederholen.
5.
Ausblick
Soweit der 4. Teil dieser Serie von Tutorials über Eröffnungstraining mit Fritz 18.5 den letzten Teil werde ich mich insbesondere mit den fertigen Repertoires, die das Programm mitgeliefert, beschäftigen. Des Weiteren swerde ich noch einige praktische Fragen ansprechen, die die Arbeit mit dem Feature "Meine Züge" erleichtern. Freuen würde ich mich auch über Rückfragen der Leser, zu Punkten, die sie noch erörtert haben wollen. Schreiben Sie dazu einfach eine E-Mail an martin.fischer@chessbase.com.
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