In fast 4 Stunden Videospielzeit führt Karsten Müller Ihnen Sensationen aus der Endspielwelt vor, die teilweise weit über das Verständnis von Standardtechniken und Faustregeln hinausgehen.
Karsten Müller und CD Meyer haben es geschafft mit diesem Buch eine "Pflichtlektüre" zu erstellen, welche unglaublich interessante Endspiele in neun Kapiteln vorstellt. Von Matt zu Patt, und von Festungen zu Zugzwang, gibt es etliche nachspielbare Beispiele.
Nachspielbar? Allerdings! Dank des im Buch integrierten QR-Code Systems, kann man mit seinem Smartphone einfach den Code einscannen und sofort die Partie analysieren.
Da CD Meyer leider dieses Jahr verstorben ist (1946-2020) war dies die letzte Zusammenarbeit der beiden Autoren. Sie haben es geschafft, die sonst so zähen Endspiele zu Geniesserhäppchen umzugestalten, so wie der Titel es verspricht.
Im Interview erzählt Karsten Müller von den Besonderheiten des Buches.
Arne Kaehler: Hallo Karsten, als einer der größten Endspielexperten, hast Du bereits etliche Fritztrainer, Endspielshows und Bücher produziert, die weltweit geliebt werden. Nun ist das Buch "Magische Endspiele" Ende August erschienen und hat bereits tolle Bewertungen bekommen. Wie kam es zu der Buchidee?
Karsten Müller: C.D.Meyer wollte zum Abschluss noch ein Endspielprojekt machen. Dem habe ich natürlich sofort zugestimmt und ihm eine Auswahl meiner Analysen zugesandt.
AK: Leider ist CD Meyer dieses Jahr verstorben. Wie war Euer Verhältnis zueinander?
KM: C.D. war lange Jahre als Nachfolger von Gisbert Jacoby Hamburger Stützpunkttrainer und ich bin ungefähr zehn Jahre lang zu seinem Training gekommen. Er hat mich auch auf Turniere begleitet. Später haben wir dann in verschiedenen Projekten zusammengearbeitet, unter anderem gibt es dazu drei Fritztrainer DVDs demnächst auch als ein einziges Bundle.
AK: Was macht dieses Buch so besonders, und worin unterscheidet es sich zum Fritztrainer?
KM: C.D. hat ja aus meinem Material ausgewählt und ich habe dann wiederum aus seinem gewählt und weitere Beispiele ergänzt. Ich hoffe, dass auf diese Weise vor allem die guten Beispiele übrig geblieben sind. Für das Buch habe ich neben der Auswahl und den neuen Beispielen von Luis Engel vor allem noch einen persönlichen Nachruf mit unseren spannendsten Analyseduellen ergänzt.
AK: Bernd Vökler ist im November zum Schachtrainer des Jahres 2019 gewählt worden und reiht sich damit in die gleiche Liste der Leute ein, in der Du auch seit 2007 vertreten bist. Vökler schrieb das Vorwort zum Buch in dem es heißt:
Claus Dieter Meyer und Dr. Karsten Müller nehmen den Leser mit auf eine fantastische Reise. Nicht zum Mittelpunkt der Erde und auch zu den Sternen soll es nicht gehen. Das Ziel der Expedition sind magische Momente in Schachendspielen...Bewundern Sie die Eleganz eines Magnus Carlsen mit ungleichfarbigen Läufern...Für alle Spieler, Lernenden und Trainer sei das Buch als wertvolle Materialsammlung und als unterhaltsame Lektüre empfohlen
Abgesehen von der tollen Empfehlung, kannst Du vielleicht auf Magnus Carlsen und die ungleichfarbigen Läufer eingehen?
KM: Magnus Endspiele sind natürlich fast immer besonders beeindruckend. So auch das gegen Karjakin, welches C.D.Meyer schon ursprünglich mit dabei hatte:
AK: Die QR-Codes im Buch, lassen einen die Spiele auf dem Smartphone rekonstruieren, analysieren und nachspielen. Wer kam auf die Idee, dieses Feature einzubauen und wie kann ich mir diese Funktion überhaupt vorstellen, wenn ich noch nie vorher diese Technik ausprobiert habe?
KM: Das war eine tolle neue Idee von ChessBase. Ich finde, dass sie bei diesem Projekt auf spannende Weise die Vergangenheit mit der Zukunft verbindet. Mehr Infos gibt es dazu unter den folgenden Links, auf die ich verweisen möchte:
The future of chess books 1
The future of chess books 2
AK: Luis Engel wurde vor Kurzem Deutscher Meister und gilt als eines der stärksten deutschen Schachtalente. Welche besondere Rolle spielt er im Buch?
KM: Luis hat viele eigene Beispiele beigesteuert und auch aus C.D.s Material von der DVD eine Auswahl vorgeschlagen, aus der ich wiederum ausgewählt habe. In gewissem Sinne kann das auch als Teil unseres Trainings angesehen werden.
Endspielshow 13 mit Luis Engel
AK: Nochmal zurück zu CD Meyer und Dir. Ihr hattet, wie Du ja bereits erwähnt hattest, einige anschauliche Analyseduelle. Welche Ergebnisse konnten aus diesen Duellen geschlossen werden?
KM: In der Tat haben mich die Analyseduelle stets besonders gefesselt. Jeder hat eine These aufgestellt und manchmal wurde dann jahrelang darum gerungen. Heutzutage ist das wegen der extremen Verbesserung der Computer schwer denkbar, aber damals war das ein Reizpunkt. Zumal sowohl C.D. als auch ich nicht leicht dazu zu bringen waren nachzugeben. C.D. hat erst dann geruht, wenn alles in sehr großer Tiefe ausgeleuchtet war.
AK: Zwei Kapitel finde ich besonders interessant. Zum einen die Turmendspiele, zum anderen die immer häufiger auftretenden Festungen. Kannst Du auf beide Themen etwas eingehen?
KM: Turmendspiele sind natürlich deswegen wichtig, weil sie so oft vorkommen, viele wichtige theoretische Stellungen beinhalten und weil sie eine relativ große Remistendenz aufweisen.
Festungen sind eine Art modernes Reizthema geworden, nachdem Weltmeister Magnus Carlsen sagte, dass er nicht an Festungen glaubt. Hier ist ein wichtig das Auge dafür zu schulen wann Festungen halten können. Oft sollten sie eine aktive Komponente haben.
AK: Kannst Du uns zum Abschluss des Interviews vielleicht Zwei Beispiele aus dem Buch zum Nachspielen auf dem ChessBase Replayer als Appetithäppchen zeigen?
KM: Na klar:
AK: Vielen Dank für das Interview und Deine großartige Arbeit zu Schachendspielen in den letzten Jahrzehnten, und wir hoffen alle, dass es noch ein paar Jahrzehnte so weitergehen wird!
Eine Videorezension des Buches von Georgios Souleidis