Norway Chess: Carlsen dominiert!

von Johannes Fischer
30.05.2018 – Magnus Carlsen präsentiert sich beim diesjährigen Norway Chess Turnier konzentriert und formstark. In Runde 3 besiegte er Levon Aronian in einer kleinen Glanzpartie im typischen Carlsen-Stil. Damit liegt der Weltmeister nach drei Runden mit 2½ aus 3 alleine in Führung. Die vier anderen Partien endeten Remis und damit bleibt Carlsen der einzige Spieler, der beim Norway Chess Turnier bislang gewinnen konnte. |Fotos: Lennart Ootes / Norway Chess

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Carlsen glänzt

In den bisherigen Norway Chess Turnieren schien Magnus Carlsen mehr als einmal mit seinem "Heimvorteil" zu hadern. Aber dieses Jahr scheint der Weltmeister in Norwegen vor heimischem Publikum in glänzender Form zu sein. In Runde eins gelang ihm mit Weiß eine starke strategische Leistung gegen Fabiano Caruana, seinen Herausforderer im kommenden WM-Kampf 2018, in Runde zwei kam er mit Schwarz problemlos zu einem Remis gegen Sergey Karjakin, seinen Herausforderer beim WM-Kampf 2016 in New York. In seiner zweiten Weißpartie beim Norway Chess Turnier gelang Carlsen dann wieder ein Sieg: er gewann scheinbar mühelos gegen Levon Aronian.

M. Carlsen 1-0 L. Aronian

Gegen Levon Aronian hatte Magnus Carlsen schon in vielen Partien Probleme. Aber in Runde 3 des Altibox Norway Chess Tournaments gelang ihm ein kleines Glanzstück. Nach einer ruhigen Eröffnung setzte er Aronian in einer theoretischen ausgeglichenen Stellung mit scheinbar einfachen Zügen immer stärker unter Druck. Aronian fand kein Konzept, verbrauchte viel Zeit und machte in schwieriger Stellung im 28. Zug einen Fehler, der Carlsen eine kleine Kombination erlaubte, nach der die Partie sofort vorbei war.

 

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S. Mamedyarov ½ - ½ S. Karjakin

Shakhriyar Mamedyarov und Sergey Karjakin spielten die kürzeste Partie der Runde. Nach etwas über einer Stunde stand ein Dauerschach auf dem Brett und die beiden trennten sich Remis. Die Partie war inhaltsreich, theoretisch interessant, taktisch kompliziert, aber vermutlich auch das Ergebnis häuslicher Vorbereitung. Denn am Ende bescheinigte der Computer Karjakin eine Präzision von 100% und Mamedyarov immerhin eine Präzision von 92% .

 

Shakhriyar Mamedyarov

V. Anand ½ - ½ Ding Liren

Das zweite Remis der Runde gab es zwischen Vishy Anand und Ding Liren. In einem Spanier, den Ding bereits beim Kandidatenturnier 2018 in Berlin gegen Sergey Karjakin auf dem Brett gehabt hatte, versuchte es Anand mit einem interessanten positionellen Bauernopfer. Aber Ding blieb unbeeindruckt und kam mit aktiver Verteidigung ohne große Probleme zu einem halben Punkt.

 

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M. Vachier-Lagrave ½ - ½ F. Caruana

Ein unspektakuläres Remis gab es in der Partie zwischen Maxime Vachier-Lagrave und Fabiano Caruana. In der Russischen Verteidigung mit 6...Ld6 kam es nach einem kurzen taktischen Scharmützel in der Eröffnung zu einer Stellung, in der Weiß das Läuferpaar, aber auch erhebliche Bauernschwächen hatte. Das führte schließlich zu vielfachem Abtausch und einem Remis in vierzig Zügen.

W. So - H. Nakamura

Das amerikanische Duell zwischen Wesley So und Hikaru Nakamura war hart umkämpft, aber endete am Ende ebenfalls mit Remis. In der Modernen Lasker-Verteidigung des Damengambits opferte Nakamura früh einen Bauern, um Weiß unter Druck zu setzen und das Spiel zu verschärfen. Aber bevor Nakamura zu viel Kompensation bekommen konnte, zog So die Notbremse und gab den Mehrbauern zurück. Das führte zu einem komplizierten, aber ausgeglichenen Endspiel, das jedoch bald verflachte und nach 47 Zügen mit Remis endete.

Ergebnisse der 3. Runde

Br. Titel Name Land ELO Erg. Titel Name Land ELO
1 GM Magnus Carlsen
 
2843 1 - 0 GM Levon Aronian
 
2764
2 GM Maxime Vachier Lagrave
 
2789 ½ - ½ GM Fabiano Caruana
 
2822
3 GM Shakhriyar Mamedyarov
 
2808 ½ - ½ GM Sergey Karjakin
 
2782
4 GM Viswanathan Anand
 
2760 ½ - ½ GM Liren Ding
 
2791
5 GM Wesley So
 
2778 ½ - ½ GM Hikaru Nakamura
 
2769

Partien der Runden 1 bis 3

 

Tabelle

 

Links


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".

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